By Published On: 14. August 2020Categories: Gesundheit, Meine Hochschule und mein Studium, Pädagogik, Psychologie

Hochsensibilität beschreibt ein Persönlichkeitsmerkmal, bei welchem betroffene Personen außergewöhnlich stark auf äußere Reize und Umwelteinflüsse reagieren.

Die Psychologin Elaine Aron brachte das Konstrukt der Hochsensibilität in den 1990er Jahren erstmals in der Forschung auf. Sie schätzt, dass ca. 20% der Gesamtbevölkerung dieses Persönlichkeitsmerkmal aufweisen. Diese Zahl ist jedoch stark umstritten. Andere Forscher gehen eher von 3% der Gesamtbevölkerung aus.[1]

Im alltäglichen wird unter Hochsensibel häufig etwas missverstanden, da die meisten Menschen unter sensibel eine sozial erlernte Fähigkeit wie Empathie verstehen. So wird jemand, der sich als hochsensibel bezeichnet häufig belächelt. Ferner ist hiermit jedoch nicht die Empathiefähigkeit eines Menschen gemeint, sondern eine angeborene und genetisch bedingte erhöhte Aufnahmebereitschaft und Hypersensibilität des neuronalen Nervensystems.[2]

Die Verarbeitung der äußeren Reize wird bei hochsensiblen Menschen komplexer verarbeitet, als bei Menschen die nicht hochsensibel sind. Das heißt sie nehmen einen Reiz intensiver wahr und können viele Dinge in anderen Nuancen wahrnehmen. Menschen die als hochsensibel gelten weisen eine höhere Erregbarkeit in ihrem cerebralen Kortex auf. Dies kann zum einen in vielen Situationen ein Vorteil sein, es kann jedoch auch zu einer Reizüberflutung kommen. Zu den Triggern solcher Reizüberflutungen zählen beispielsweise große Menschenmengen, laute Geräusche wie Musik oder grelles Licht. [3] In der folgenden Tabelle sind einige Eigenschaften aufgelistet, an denen sich Hochsensibilität erkennen lässt.[4]

 

Eigenschaft
1. Schnelle Überregung
2. Spannungen zwischen Personen werden schneller wahrgenommen
3. Handeln intuitiv
4. Sehr licht- und lärmempfindlich
5. Große Fantasie
6. Einfühlsamer und gefühlsintensiver Umgang mit Mitmenschen insbesondere Partnern

Eigenschaften Hochsensibilität (Quelle: Herdwart (2019), S. 16-18)

Hochsensible Menschen werden häufig für extrem introvertiert gehalten, da sie sich in sozialen Situationen häufig zurückziehen. Für viele Hochsensible sind soziale Events wie das Feiern in einem Club oder eine Party mit Freunden von körperlicher Anstrengung, da sie aufgrund ihrer meist stark ausgeprägten Lärm- und Lichtempfindlichkeit starken Reizen ausgesetzt sind. Dies kann in sozialen Beziehungen häufig zu Konflikten führen, da die Hochsensibilität einer Person häufig nicht richtig kommuniziert wird. Dies liegt unter anderem daran, dass Menschen, die von diesem Phänomen betroffen sind, sich häufig nicht ausführlich genug erklären, da sie Angst haben nicht verstanden oder belächelt zu werden. Wie bereits erwähnt fehlt den meisten Personen das Verständnis für diese Art der Wahrnehmung, da Sensibilität häufig falsch verstanden wird.[5]

Fazit

Hochsensible Menschen sind durchaus eingeschränkt in ihrem Alltag und haben mit Problemen zu kämpfen, die „Normalsensible“ in der Regel nicht haben. Sie müssen sich in ihrem sozialen Umfeld häufig für Dinge erklären, die andere nicht verstehen oder belächeln. Hat man sich jedoch erst einmal intensiv mit seiner Hochsensibilität auseinandergesetzt, so kann man diese durchaus als einen Bonus ansehen und im Alltag zum eigenen Vorteil nutzen, da man viele Dinge schneller wahrnimmt als seine Mitmenschen. Da dieser Begriff dem Großteil der Bevölkerung und den Betroffenen unbekannt ist, ist es für die Betroffenen häufig schwer einen normalen Alltag zu führen.

 

[1] Vgl. Marletta-Hart (2009), S. 1

[2] Vgl. Roemer (2017), S. 4

[3] Vgl. Herdwart (2019), S. 7; S. 18

[4] Vgl. Herdwart (2019), S. 16-18

[5] Vgl. Sellin (2020), S. 143-145

 

Literaturverzeichnis

Herdwart, J. (2019). Hochsensible Menschen: Hochsensibilität erkennen, Stärken nutzen & Ursachen der Kindheit verstehen – Alltag und Beruf ohne Reizüberflutung meistern – inkl. Übungen für mehr Gelassenheit & Selbstliebe. Independently published.

Marletta-Hart, S. (2009). Leben mit Hochsensiblität. Aurum Verlag. Bielefeld

Roemer, C. (2017). Hurra, ich bin hochsensibel! Und nun?. Springer. Berlin

Sellin, J. (2020). Wenn die Haut zu dünn ist: Hochsensibilität vom Manko zum Puls. Erweiterte Neuausgabe. Kösel Verlag. München

 

Bildquelle

Pixabay: https://pixabay.com/photos/girl-sitting-jetty-docks-sad-1822702/

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