„Tobacco companies, like any corporations, see their workers and factories only as means to profits […]” (tobaccoatlas). Dieser Slogan verdeutlicht die Herausforderung in klaren Worten: “Tabakkonzerne sehen, wie jedes Unternehmen, ihre Arbeiter und Fabriken nur als Mittel zum Profit […]“.
Nachdem die Zahlen der Raucher in Europa und Nordamerika zurückgingen und der Druck auf die Tabakkonzerne zunahm, verlegten die Firmen ihren Sitz nach Afrika, Asien oder Lateinamerika, denn dort können sie soz. machen was sie wollen. In den vergangenen zehn Jahren haben die US-amerikanischen Tabakmultis quer durch den afrikanischen Kontinent Fabriken gebaut. Die bedeutsamsten Tabakkonzerne im südlichen Afrika sind heute Tansania, Malawi, Simbabwe und Kenia. Zudem haben sich die Konzerne in Nord- und Westafrika ausgebreitet. Der Anbau von Tabakpflanzen ist sehr arbeitsintensiv und benötigt hundertmal so viele Arbeitskräfte wie zum Beispiel der Weizenanbau. Vor vierzig Jahren wurde noch die Hälfte des Tabaks in den Industrieländern erzeugt. Heute wird mehr als dreiviertel des Tabaks in der sog. Dritten Welt hergestellt. In Ostafrika arbeiten dafür hunderttausend billigster Saisonarbeiter, die auch für einen Tageslohn von einem Euro dankbar schuften (Thiele, 2008, S. 10).
In den letzten 50 Jahren wurde Tansanias Waldbestand mächtig reduziert. Auch wenn die Konzerne erklären, dass sie aufforsten würden. Das Land, das für seine herrlichen Wald- und Naturparks weltberühmt ist, wird kahl. Wo früher noch hundert Jahre alte Bäume waren, sind jetzt leere Flächen. Die Tabakbauern haben sie gefällt, um Tabakpflanzen anzubauen und einzuheizen, um ihren Tabak damit zu trocknen. In nur fünf Jahren wurde ein Waldbestand von 180 000 Hektar verqualmt. Das Land voller Wälder verwandelt sich in eine Wüste. Tabakanbau bedeutet einen massiven Beitrag für die Entwaldung von Gruppenwälder. Obwohl die Tabakbauern seit 30 Jahren arbeiten, haben sich ihre Lebensverhältnisse nicht geändert und jetzt ist auch noch ihre Umwelt kaputt. Eine Umwelt, die durch Miombowälder das Wetter beeinflusst und das Trinkwasser regelt. Zudem Menschen und Tiere ernährt (Stichel, 2020, S. 95).
Tabak gehört jedoch zu den wichtigsten Exportgüter Tansanias. Für das verschuldete Land, eines der ärmsten der Welt, ist der Verkauf von Rohstoffen eine Frage des Überlebens. „Wenn in Tansania weiterhin Tabak wachsen soll, dann müssen Waldflächen wieder aufgeforstet werden, damit weiter Tabak produziert werden kann. Die Großunternehmen beuten die natürlichen Quellen unseres Landes aus und sie geben ihm nichts zurück“, so ein tansanischer Saisonarbeiter (wocomoDOCS, 2017). Um 1900 hat es in Uganda ca. 31 000 Quadratkilometer Wald gegeben und heute sind nur noch 20 Prozent übrig. In Simbabwe nur noch 15 Prozent. Das meiste wurde für Tabak aufgebraucht. Für ein Kilogramm Tabak werden 20 Kilogramm Holz zum Trocknen gebraucht (Englert, 2001, S. 25 – 26).
Beim Tabakanbau verbrauchen die Bauern sehr viel Chemie, welche sie von den Tabakkonzernen kaufen. Dadurch haben die Bauern durch ihren niedrigen Verdienst und der teuren Chemie wiederum Schulden bei den Tabakfirmen und so kommt ein Teufelskreis zustande. Die Tabakbauern werden soz. Sklaven des Tabakanbaus (Pötschke-Langer et al., 2009, S. 68).
Doch wie kam das überhaupt zustande?
Der stellvertretende Finanzminister von Tansania: „Die kleinen Bauern sind nicht stark genug, um mit den großen Tabakfirmen Preise auszuhandeln. Als Verhandlungspartner sitzen sie Manager mit viel Macht und großem Kapital gegenüber, sie haben die Bauern von Anfang an mit Verträgen geknebelt. Wenn der Markt nicht organisiert ist, machen die Konzerne, was sie wollen, sie haben das Monopol. Die Regierung muss den Firmen Grenzen setzen“ (wocomoDOCS, 2017). Die Bauerngenossenschaft musste so harte Verträge unterzeichnen, sodass die Bauern die Darlehen nicht zurückzahlen konnten. Mittlerweile wird der Betrag der Schulden auf 16 Millionen Euro geschätzt (wocomoDOCS, 2017).
Der Tabakanbau ist nicht nur ein Problem für die Umwelt und die Finanzierung der Bauern, sondern auch für die körperliche Gesundheit. Zur Saisonarbeit arbeiten Hunderte von Frauen, welche bereits unter starkem Reizhusten leiden und zwölf Stunden im Akkord Tempo und nur für knapp zwei Euro täglich schuften. Durch die Rodung der Wälder gibt es nichts Essbaren mehr und keine Flächen für den Anbau von Essen, weshalb die Menschen sich jetzt von Abfällen ernähren. Das Land importiert deswegen Mais, aber exportiert Tabak (Reichhardt, 2012, S. 15). Macht das Sinn?
In einem Interview mit den General Manager John Beghi ging hervor, dass er stolz auf den Konzern in den USA ist. Zudem will er die Tabakproduktion weiterhin vorantreiben und immer mehr Umsatz erzielen. Die Namen seiner Kunden durfte er jedoch nicht nennen, weil diese es ihm verboten hatten (wocomoDOCS, 2017).
Von der Gegenseite, Prof. Judith Longstaff, die Direktorin der Asian Tobacco Controll: „Zweifelsohne wollen die Tabakfirmen ihre Märkte ausweiten. Sie behindern autonome Gesetze fremder Länder, sie greifen mit aggressiver Werbung an. Sie sind eine mächtige, gefährliche Kraft auf den nationalen Märkten geworden. Unter dem Vorwand einer freien Weltordnung erzwingen sie die Eröffnung neuer Absatzmärkte und drohen mit einem Handelsembargo der Vereinigten Staaten“ (wocomoDOCS, 2017). Diese Form der Erpressung wenden die Konzerne in immer wieder neuen Varianten an.
Fazit:
Man muss sich mal das Ungleichgewicht zwischen den Firmen und den Ländern klar machen. Phillip Morris zum Beispiel hat im Jahr 2020 einen Nettoumsatz von fast 30 Milliarden Dollar erzielt (Statista, 2021). Das ist mehr als das gesamte Bruttoinlandsprodukt der Länder Simbabwe und Malawi zusammen. So gigantische Konzerne sind schwer zu besiegen und nur kaum angreifbar, weil sie ihre Machtposition zu dem Sponsoring und den Spendengeldern durchsetzen und weiter festigen. Selbst dass die Tabakbauern Schulden bei den Tabakfirmen haben, welche jedoch den Großteil der Arbeit erledigen, ist unvorstellbar.
Die Tabakkonzerne hätten nicht so viel Macht, wenn wir Menschen/Konsumenten keine Tabakprodukte kaufen würden, sowie jedoch in allen Bereichen des Marktes. Meiner Meinung nach fehlt vielen einfach das Hintergrundwissen darüber, wo der Tabak herkommt und zu welchen Bedingungen er produziert wird. Zudem sollte immer mehr Bewusstsein herrschen, welche Konsequenzen der Kauf von Tabakprodukten auslöst. Meiner Meinung nach ist die Tabakindustrie eine klassische Symbolisierung eines Egoisten. Der Fakt, dass John Beghi den Namen seiner Kunden nicht öffentlich preisgeben darf, bekräftigt mein Denken darüber. Geld reagiert also die Welt. Anstatt dem Tabak sollte lieber der Anbau anderer landwirtschaftlicher Produkte gefördert und nach Alternativen gesucht werden, um politisches Interesse durch Besteuerung von Anbau, Erzeugung und Konsum und hohe Staatseinnahmen zu erzielen.
Literatur
Englert, B. (2001). Die Geschichte der Enteignung: Landpolitik und Landreform in Zimbabwe. Münster: Lit.
Pötschke-Langer, M., Mons, U., Stein, S., Schaller, K., Schneider, N. K. (2009). Tabakindustrie. In Deutsches Krebsforschungszentrum (esd) (Hrsg.), Tabakatlas Deutschland. Heidelberg Steinkopff. doi 10.1007/978-3-7985-1883-4_5
Reichhardt, B. (2012). Die Wertschöpfungskette der Tabakindustrie. Eine konzeptionelle Analyse aus entwicklungsgeographischer Perspektive, Bachelorarbeit der Freien Universität, Berlin.
Statista (2021). Umsatz von Phillip Morris International weltweit bis 2020. Zugriff am 20.05.2021. Verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/303583/umfrage/umsatz-von-philip-morris-international-weltweit/.
Stichel, B. (2020). Argentinien. Der Tabakanbau und die Tabakindustrie. Berlin: De Guyter.
Thiele, C. (2003). Die zivilrechtliche Haftung der Tabakindustrie. Tübingen: Mohr.
Tobaccoatlas (2021). Issue. Marketing. Zugriff am 05.05.2021. Verfügbar unter https://tobaccoatlas.org/topic/marketing/.
WocomoDOCS (2017). Die tödliche Strategie der Tabakindustrie – Rauchen schadet Mensch und Natur. Zugriff am 20.05.2021. Verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=–zcCYiRzrI.
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