Einleitung:
Mit diesem kleinen Exkurs in die Emotionspsychologie möchte ich aufzeigen, wie Komplex, aber auch wie wichtig die Erkennung und das verstehen von Emotionen für die Arbeit mit Menschen ist.
Die Einteilung von Emotionen kann und wird in der Praxis oft unterschiedlich dargestellt. In der Psychologie aber wird meist nach positiven und negativen Emotionen unterteilt. Nach Paul Ekman gibt es 7 Basisemotionen. Zu diesen Basisemotionen zählen: Angst, Überraschung, Ärger, Ekel, Verachtung, Trauer und Freude (Eilert 2013), S 36).
Praktisches Beispiel mit Freude
Mit Freude oder auch anders ausgedrückt fröhlich, euphorisch, heiter oder auch vergnügt will ich ein kleines praktisches Beispiel durchführen.
a) Sehen:
Wie kann ich denn nun erkennen, ob jemand Freude zeigt oder nicht? Um dieses zu erkennen und zu verstehen, muss man wissen, dass Freude eine rein mimische Primäremotion ist. Also zeigen sich die Bewegungen zu Erkennung von Freude im Gesicht (Stellar et al. 2017).
Nach dem Deutschsprachigen Körpersprache Experte Dirk W. Eilert erkennt man ein „echtes“ Lächeln an folgenden Punkten:
- Die Augen „lachen“ (F2.7)
- Lächeln (F3.1/2)
(Eilert 2018), III.3.3.9.b)
Bild 1: Freude © Hans Scherhaufer (Quelle: Eilert-Akademie)
b) Spüren:
Freude oder in Englisch Surprice ist in Bild 2, also das zweite Bild von rechts oben abgebildet. Eine finnische Forschergruppe konnte 2014 aufzeigen, dass sich gefühlte Emotionen wirklich in einer bestimmten Körperregionen sich wiederspiegeln. Es wurden 700 Probanden untersucht. Eine rot-gelbe Farbe zeigt eine Zunahme der empfundenen Energie dar. Eine blaue Farbe zeigt dagegen eine Abnahme der Energie dar. Somit kann gesagt werden wo wir in unserem Beispiel Freude im Körper spüren können (Nummenmaa et al. 2014).
Bild 2 „Bodily maps of emotions“ (Quelle Nummenmaa et al. 2014)
Exkurs in die Biopsychologie und Neuroanatomie
Emotionen und deren Verarbeitung ist ein komplexer Vorgang im menschlichen Körper. Eine genaue Einteilung dieser Gehirnareale wird oft in die sogenannten Bodmann-Areale vorgenommen.
Die folgende Aufzählung der an der Emotionsregulation beteiligten Gehirnbereiche erfolgt nach keiner bestimmten Reihenfolge, sondern dient einfach dem Verständnis der Komplexität.
Hirnstamm, periaquäduktale graue Substanz (PAG), Formatio reticularis, Mediales Vorderhirnbündel (MVB), Ventrales tegmentales Areal (VTA), Raphne-Kerne, Hypothalamus, Cortex, Präfrontaler Cortex (PFC), sympathisches Nervensystem, posteriorer Neocortex, Corticotropin Releasing-Hormon (CRH), Adrenocorticotrpes Hormon (ACTH), Cortisol, Nuc. Accumbens, Amygdala, Kampf-Flucht-Freezing-System, Frontalhirn, limbische Regionen (Schmidt-Atzert et al. 2014) S. 186 – 187.
Persönliches Fazit:
Ich finde die Erkenntnis das man Emotionen in der Mimik erkennen kann und auch das ein Klient oder man selber diese an einem bestimmten Ort im Körper wahrnimmt eine Bereicherung im Leben. Sei es bei meiner eigenen Wahrnehmung von Emotionen in bestimmten Situationen. Diese Situationen können sein beim Autofahren, in Gesprächen mit Klienten, aber auch in jeder anderen Lage wo es um zwischenmenschliche Kommunikation geht. Besonders in der Arbeit mit Klienten hat mir dieses Wissen bereits mehrfach geholfen, die Leute besser in gewisse Entspannungszustände zu bekommen oder auch sich gewissen Emotionen bewusst werden zu lassen.
Literaturverzeichnis:
Eilert, Dirk (2013): Mimikresonanz. Gefühle sehen, Menschen verstehen. Paderborn: Junfermann (Reihe Fachbuch Kommunikation & Mimik)
Eilert, Dirk (2018): Körpersprache entschlüsseln & verstehen. Die Mimikresonanz-Profibox. Paderborn: Junfermann Verlag.
Nummenmaa, Lauri; Glerean, Enrico; Hari, Riitta; Hietanen, Jari K. (2014): Bodily maps of emotions. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 111 (2), S. 646–651. DOI: 10.1073/pnas.1321664111
Schmidt-Atzert, Lothar; Peper, Martin; Stemmler, Gerhard (2014): Emotionspsychologie. Ein Lehrbuch. 2., vollst. überarb. und erw. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer (Kohlhammer Standards Psychologie
Stellar, Jennifer E.; Gordon, Amie M.; Piff, Paul K.; Cordaro, Daniel; Anderson, Craig L.; Bai, Yang et al. (2017): Self-Transcendent Emotions and Their Social Functions: Compassion, Gratitude, and Awe Bind Us to Others Through Prosociality. In: Emotion Review 9 (3), S. 200–207. DOI: 10.1177/1754073916684557
Bildnachweis:
Bild 1: © Hans Scherhaufer; Mit freundlicher Genehmigung der Eilert-Akademie (www.Eilert-Akademie.de)
Bild 2: https://www.pnas.org/content/111/2/646letzter Zugriff am 23.11.2021 um 17:20 Uhr