By Published On: 27. März 2023Categories: Psychologie, Wiki

Die Menschheit befindet sich in einem Zeitalter, in dem sie ihre eigenen Lebensräume in erheblichem Maße zerstört und ausbeutet. Die Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt, zählen zu den größten Herausforderungen und Bedrohungen. Klimaveränderungen sind vor allem menschgemacht, sie bedrohen Menschen in allen Teilen der Erde, etwa durch Starkregen, Überschwemmungen, zunehmende Dürren, den Anstieg des Meeresspiegels oder Waldbrände (Frindte, 2022, S. 403-404). Die Begleiterscheinungen des Klimawandels können sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken (Umweltbundesamt, 2017). Eine Subdisziplin der Psychologie ist die Umweltpsychologie. Sie beschäftigt sich mit den Zusammenhängen des Klimawandels und der menschlichen Psyche. Dieses Fachgebiet wird im Folgenden dargestellt und ihre Relevanz für den Klimaschutz erläutert.

Was ist Umweltpsychologie?

Die Umweltpsychologie analysiert die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt. Das Verhalten von Menschen verursacht direkt wahrnehmbare Umweltprobleme, beispielsweise Lärm oder Umweltverschmutzung durch Müll. Langfristig betrachtet verursacht menschliches Verhalten globale Veränderungen in der Umwelt, die nicht direkt wahrnehmbar sind, etwa den Klimawandel oder den Verlust der Biodiversität (Hunecke, 2022, S. 1). „Umwelt“ beschreibt, was einen Menschen umgibt und für ihn von Bedeutung ist. Die Umweltpsychologie fokussiert daher auf „das äußere, oft komplexe Bedingungsgefüge, unter dem die Menschen leben und handeln und dessen Ausgestaltung sie zu einem großen Teil auch selbst in der Hand haben“ (Hellbrück & Kals, 2012, S. 13-14). Dazu zählen klimatische Bedingungen ebenso wie Wohn- und Lebensbedingungen, Produktionsstätten, Verkehrsmittel und deren Begleiterscheinungen wie Lärm und Luftverschmutzung. Ebenso die menschlich beeinflussten und hervorgerufenen Umweltbedingungen, z. B. klimaschädliche Emissionen durch fossile Energie (ebd., S. 14). Umwelteinflüsse können sich auf menschliches Verhalten und die psychische Gesundheit auswirken. Gleichermaßen können psychische Vorgänge menschliches Verhalten im Kontext der Umwelt beeinflussen und dieses erklären. Psychologische Mechanismen sind daher von großer Bedeutung beim Bewerten von und im Umgang mit umweltrelevanten Themen (Umweltbundesamt, 2017).

Themen und Inhalte der Umweltpsychologie

Es gibt neun planetare Grenzen, wenn diese dauerhaft überschritten werden, gefährdet dies die vorhandenen Lebensbedingungen für die Menschheit auf der Erde. Hierfür bestehen quantifizierte Grenzwerte, die naturwissenschaftlich bestimmbar sind, wie die CO2 Konzentration oder der Waldanteil auf der Erdoberfläche (Hunecke, 2022, S. 1). Die Umweltpsychologie beschreibt drei Strategien zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung: erstens die Steigerung der Effizienz bei der Nutzung natürlicher Ressourcen, zweites die Konsistenzstrategie, d. h., dass Stoffströme so ausgerichtet werden, dass natürliche Systeme ihr Gleichgewicht erhalten und drittens Suffizienz, also nachhaltiges Konsumverhalten. Dies meint, dass die planetaren Grenzen nicht überschritten werden. Insbesondere durch reduzierten bzw. veränderten Konsum, wie etwa das gemeinsame Nutzen von Gütern oder eine verlängerte Nutzung durch Reparieren. Die letzte Strategie zielt damit auf eine Veränderung im individuellen Verhalten ab (ebd., 2022, S. 2), sie ist häufig Untersuchungsgegenstand der Umweltpsychologie, beispielsweise werden Einflussfaktoren und Veränderungsmöglichkeiten individuellen Verhaltens analysiert (Hunecke, 2022, S.2).

Ein zentraler Aspekt der umweltpsychologischen Forschung ist die Erklärung umweltfreundlichen Verhaltens und wie dieses gezielt gefördert werden kann. Dies impliziert sowohl Investitionen in erneuerbare Energien und politische Proteste, etwa gegen Umweltverschmutzung, als auch alltägliches Verhalten, das in Kontext mit der Umwelt steht, z. B. die Wahl des Verkehrsmittels oder Mülltrennung (Matthies & Wallis, 2018, S. 38). Die häufigste Frage der Umweltpsychologie ist, wie die Kluft zwischen umweltbewusstem Wissen oder Einstellungen und klima- bzw. umweltschädlichem Verhalten erklärt werden kann (Hunecke, 2022, S. 11). Denn selbst wenn Nachhaltigkeit als gemeinsames Ziel anerkannt ist, kann es aufgrund unterschiedlicher Bewertungen geeigneter Mittel und Wege zur Erreichung sehr unterschiedlich ausfallen, was zu Handlungs- und Entscheidungskonflikten auf individueller und kollektiver Ebene führen kann. Fragen zur Verwirklichung und Betrachtung nachhaltiger Entwicklung sind komplex. Die Psychologie als Wissenschaft des menschlichen Erlebens und Verhaltens kann mit ihren umfassenden Theorien und Befunden daher einen wichtigen Beitrag leisten (Schmitt & Bamberg, 2018, S. 8-10).  

Welche Rolle spielt die Umweltpsychologie bei der Klimakrise?

Die Umweltpsychologie stellt empirische Erkenntnisse bereit, anhand derer sich relevante psychologische Konstrukte zur Erklärung und zur Veränderung umweltrelevanten Verhaltens benennen lassen (Hunecke, 2022, S. 13). Die Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und der menschlichen Psyche ist ein sehr aktueller und neuer Bereich der Umweltpsychologie. An folgendem Beispiel lässt sich die Wechselwirkung gut darstellen: Auf der einen Seite trägt menschliches Verhalten zur Erderwärmung bei, daher ist es relevant, Handlungsmotivationen zu verstehen. Andererseits können sich die Folgen des Klimawandels auf viele Bereiche des Alltags auswirken und sich sowohl direkt als auch indirekt auf die psychische Gesundheit auswirken, je nach persönlicher Disposition. Extreme Wetterereignisse können das Auftreten von Ängsten, depressive Symptome oder Posttraumatische Belastungsstörungen begünstigen. Daher spielen Kenntnisse, wie sich der Klimawandel auf die menschliche Psyche auswirkt für eine Anpassung eine große Rolle (Umweltbundesamt, 2017). Denn eine Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit ist gesellschaftlich nur möglich, wenn diese nicht mit einer Bedrohung des Lebensstils und subjektiven Wohlbefinden einhergeht, sondern mit der Hoffnung auf Steigerung und Sicherung dieser (Hunecke, 2022, S. 2).

Zusammenfassung

Der Klimawandel ist ein Thema, das die gesamte Menschheit betrifft. Eine psychologische Subdisziplin, die sich damit auseinandersetzt ist die Umweltpsychologie. Diese analysiert Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt. Umwelteinflüsse können sich auf das menschliche Verhalten und die psychische Gesundheit auswirken. Genauso können psychische Prozesse das menschliche Verhalten im Kontext der Umwelt beeinflussen. Um diese Vorgängen besser zu verstehen und nachhaltige Verhaltensweisen zu fördern, sind die Erkenntnisse der Umweltpsychologie von großer Bedeutung.

Literatur

Frindte, W. (2022). Quo Vadis, Humanismus? Wie wir unsere Menschlichkeit erhalten können – Historische Kontexte, Psychologische Reflexionen, Judenfeindliche Angriffe. Wiesbaden: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36638-4

Hellbrück, J. & Kals, E. (2012). Umweltpsychologie. Wiesbaden: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93246-0

Hunecke, M. (2022). Psychologie und Klimakrise. Psychologische Erkenntnisse zum klimabezogenen Verhalten und Erleben. Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66260-1

Matthies, E. & Wallis, H. (2018). Was kann die Umweltpsychologie zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen? In C. T. Schmitt & E. Bamberg (Hrsg.), Psychologie und Nachhaltigkeit. Konzeptionelle Grundlagen, Anwendungsbeispiele und Zukunftsperspektiven (S. 37-46). Wiesbaden: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19965-4

Schmitt, C. T. & Bamberg, T. (2018). Einführung in den aktuellen Nachhaltigkeitsdiskurs. In C. T. Schmitt & E. Bamberg (Hrsg.), Psychologie und Nachhaltigkeit. Konzeptionelle Grundlagen, Anwendungsbeispiele und Zukunftsperspektiven (S. 3-16). Wiesbaden: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19965-4

Umweltbundesamt (2017). Umweltpsychologie. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/umweltpsychologie#umweltpsychologie

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