By Published On: 5. Juni 2023Categories: Gesundheit, Psychologie, Soziales

Zahlen, Daten, Fakten

Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts vom 22. Juni 2022 leben rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland. Als schwerbehindert gelten Personen, welche nach Prüfung durch das Versorgungsamt, einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt bekommen und einen gültigen Ausweis erhalten haben (Statistisches Bundesamt 2023a). Die Anzahl der betroffenen Männer ist unwesentlich höher und die Art der Behinderung ist in rund 2,6 Millionen Fällen eine körperliche, gefolgt von zerebralen Störungen – geistige- und / oder seelische sowie sonstiger und ungenügend bezeichneter Störungen (Statistisches Bundesamt 2023b). In vielen Fällen gehen Menschen mit einer Schwerbehinderung keiner Arbeit mehr nach. So waren im Jahr 2021 insgesamt 172.484 Menschen mit einer Schwerbehinderung arbeitslos (Statista 2023a). Oft wissen Menschen nicht, wie sie mit behinderten Mitmenschen umgehen sollen, oder dürfen. Sie fühlen sich oft unsicher, oder glauben, dass es diesen Menschen „schlechter“ geht. Sport hat auf alle Menschen einen positiven Effekt. Wie dieser sich auf Menschen mit Behinderung auswirkt, wird im Folgenden beschrieben.

Sportangebote

Menschen lieben Sport seit sie gedenken. Auch für behinderte Menschen existiert ein reichhaltiges Angebot an den verschiedensten Sportarten. Deutschland blickt auf eine lange Geschichte zurück, so wurde der erste Gehörlosensportverein bereits im Jahr 1888 gegründet (Bundeszentrale für politische Bildung 2023. Neben traditionellen Sportarten gibt es Angebote für Fun- und Trendsportarten, sowie die Möglichkeit Sportabzeichen zu erhalten. Dabei stehen in den Vereinen neben den gesundheitsfördernden Aspekten auch Spaß, Spiel, Sport, und das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund, um so die psychosozialen Wirkungen des Sports voll entfalten zu können (Deutscher Behindertensportverband e.V. 2023). Auf der Seite https://parasport.de/ können Interessierte sich Informationen zu den verschiedensten Sportarten ansehen und gleich online nach Ansprechpartner:innen vor Ort suchen. Nach einer Statistik des Deutschen Behindertensportverbands waren im Jahr 2022 490.000 Mitglieder aktiv in einem Sportverein. Womit der Verband zu einem der mitgliedsstärksten Sportverbänden in ganz Deutschland zählt (Statista 2023b). Trotz dass folglich mehr als jede:r Zweite laut dem Teilhabebericht der Bundesregierung keinen Sport ausübt, gibt es je nach der individuellen Fähigkeiten von Menschen viele Möglichkeiten auch mit der eigenen Behinderung einen Sport finden zu können. Folgende Beispiele geben einen Überblick (AOK 2023):

Teamsportarten:

  • Blindenfußball
  • Basketball
  • (Eis)Hockey
  • Rudern
  • Sitzvolleyball

Einzelsportarten:

  • Badminton
  • Judo
  • Rollstuhl-Tennis
  • Schwimmen

Auswirkungen durch Sport

Es heißt, dass Sport das Wohlbefinden und die Lebensqualität steigert. Dies bestätigen neben Wissenschaftler:innen, Sportler:innen und weitere Gesundheits- und Sporteinrichtungen. Dennoch sind die meisten Menschen wenig bis gar nicht sportlich aktiv (Sudeck und Tiel 2020, S. 552). Die körperliche Inaktivität ist zu einem Problem von epidemischem Ausmaß geworden, durch welche, Schätzungen zufolge, zwischen 0,3 und 4,6% der nationalen Gesundheitsausgaben generiert werden (Reimers 2018, S. 4). Das gilt auch für Menschen mit einer Behinderung. Diese sind körperlich wenig aktiv, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Übergewicht führen kann. Die Folge, vorhandene Probleme in den Bereichen Mobilität und Koordination verstärken und die Körperwahrnehmung und das Selbstvertrauen verschlechtert sich. Durch Sport ist der Körper in der Lage Stresshormone abzubauen und hält Gelenke und Muskeln stabil. Durch die Stärkung der körperlichen Ressourcen wird die Mobilität gesteigert und die Selbstständigkeit gefördert. Neben den physischen Auswirkungen lassen sich, vor allem im Gruppensport auch psychosoziale Auswirkungen erkennen. So kommt es zu einer Steigerung der Selbstwahrnehmung sowie der Konzentrations- und Motivationsfähigkeit (AOK 2023). Des Weiteren wurde nachgewiesen, dass das gemeinsame Sporttreiben von Menschen mit und ohne Behinderung bei allen zu positiven Effekten im sozial-affektiven Bereich führte. So wurden beispielsweise Vorurteile, Berührungsängste sowie die allgemeine soziale Distanz abgebaut und eine Steigerung von Akzeptanz, Toleranz und Kooperation nachgewiesen (Bundeszentrale für politische Bildung 2023).

Fazit

Sport hat auf alle Menschen einen positiven Effekt. Doch gerade bei Menschen mit einer Behinderung wirkt dieser sich nicht nur physisch, sondern auch psychisch aus. Durch die Bewegungsaktivitäten wird die motorische als auch die kognitive Leistungsfähigkeit gefördert und geschult und führt so zu einer Steigerung der Autonomie und damit der sozialen Interaktion von Menschen mit Behinderung (Bundeszentrale für politische Bildung 2023). Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Sportart nur im Kreise von Behinderten, oder auch mit nicht behinderten Menschen ausgeführt wird. Stattdessen kann ein gemeinschaftliches Sporterlebnis mit Menschen ohne Behinderung zu einer größeren Akzeptanz und der Abschüttlung von Vorurteilen führen. Krankenkassen, Vereine und Selbsthilfegruppen, aber auch Ärzt:innen sollten Menschen mit Behinderung mehr dazu motivieren eine für sich passende Sportart kennenzulernen und von den Vorteilen auf allen Ebenen profitieren zu können.


Literatur

AOK (2023), Zugriff am 12.03.2023, verfügbar unter Warum Sport für Menschen mit Behinderung so wichtig ist (aok.de)

Bundeszentrale für politische Bildung (2023), Zugriff am 12.03.2023, verfügbar unter Inklusion von Menschen mit Behinderung im Sport | Sport und Teilhabe | bpb.de

Deutscher Behindertensportverband e.V. (2023), Zugriff am 12.03.2023, verfügbar unter DBS | Sportentwicklung | Breitensport (dbs-npc.de)

Reimers, C.D. (2018), Hinweise zur ärztlichen Beratung. In: C. D. Reimers, A. Straube, K. Völker (Hrsg.), Patienteninformationen Sport in der Neurologie – Empfehlungen für Ärzte, 1. Aufl., Berlin, S. 3-6

Statista (2023a), Zugriff am 12.03.2023, verfügbar unter Arbeitslosenzahl schwerbehinderter Menschen 2021 | Statista

Statista (2023b), Zugriff am 12.03.2023, verfügbar unter Mitglieder Deutscher Behindertensportverband 2022 | Statista

Statistisches Bundesamt (2023a), Zugriff am 12.03.2023, verfügbar unter Behinderte Menschen – Statistisches Bundesamt (destatis.de)

Statistisches Bundesamt (2023b), Zugriff am 12.03.2023, verfügbar unter Schwerbehinderte Menschen am Jahresende – Statistisches Bundesamt (destatis.de)

Sudeck, G., Tiel, A. (2020), Sport, Wohlbefinden und psychische Gesundheit. In: Schüler, J., Wegner, M., Plessner, H. (Hrsg.), Sportpsychologie. Grundlagen und Anwendung, 1. Aufl., Berlin, S. 551 – 579


Bildquelle

Titelbild: Eigene Fotografie, Monic Albertie

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