By Published On: 21. Dezember 2023Categories: Digitalisierung, Gesundheit, Pädagogik, Psychologie

In einer Zeit, in der digitale Technologien einen immer präsenteren Platz einnehmen, sind Kinder von klein auf von einer Vielzahl digitaler Medien umgeben. Von Smartphones über Tablets bis hin zu interaktiven Lernplattformen – die Vielfalt erstreckt sich über ein breites Spektrum. Die Frage, die sich Eltern, Bildungsfachkräfte und Gesellschaft gleich­ermaßen stellen, lautet: Welchen Einfluss haben diese digitalen Medien auf die Entwick­lung und Gesundheit der Kinder?


Frühe Nutzung digitaler Medien bei Kindern über den empfohlenen Grenzwerten

Die zunehmende frühzeitige Nutzung digitaler Bildschirmmedien bei Kindern ist alarmie­rend. In den letzten zehn Jahren hat sich das Durchschnittsalter, in dem Kinder digitale Medien verwenden, auf unter ein Jahr verringert. Die durchschnittliche tägliche Bild­schirmzeit für Kinder in den USA überschreitet deutlich die von nationalen (BZgA) und internationalen (WHO) Gesundheitsbehörden empfohlenen Grenzwerte. Laut den Leitli­nien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sollte idealerweise für Kinder von 0 bis 3 Jahren keine Bildschirmzeit vorgesehen sein, während für 3- bis 6-Jährige maximal 30 Minuten und für 6- bis 10-Jährige 45–60 Minuten empfohlen werden (Spitzer, 2022, S. 797–798).

Frühkindliche Medienerziehung und -bildung

Die Zielsetzung der frühkindlichen Medienerziehung und -bildung besteht darin, Kinder dazu zu ermutigen, Medien auf reflektierte und altersgerechte Weise zu nutzen. Es soll sie dazu befähigen, sich produktiv und gestalterisch mit digitalen Medien auseinander­zusetzen. Hierbei ist eine pädagogische Begleitung wichtig, damit Kinder lernen, die po­sitiven Aspekte der Medien verantwortungsbewusst zu nutzen. Gleichzeitig sollen sie die Kompetenz entwickeln, angemessen mit negativen Medienereignissen oder -risiken um­zugehen. Zu den Risikobereichen gehören unter anderem Werbung sowie die entste­henden Konsumwünsche bei Kindern.

Durch empirische Daten wird deutlich, dass in den meisten Einrichtungen der Bereich der Medienerziehung und -bildung vernachlässigt wird (Friedrichs-Liesenkötter, 2020, S. 447–449).

Positive Potenziale digitaler Medien für Kinder

Die Nutzung digitaler Medien bietet Kindern einige Vorteile. Vorschulkinder können bei­spielsweise effektiver mit gut gestalteten E-Books lernen als mit gedruckten Büchern. Allerdings sollten ablenkende Elemente wie Spiele, Animationen oder Sounds vermie­den werden, da sie den Lernfortschritt beeinträchtigen können. Die aktive Beteiligung erwachsener Betreuungspersonen am Leseerlebnis ist von großer Wichtigkeit und för­dert das Verständnis sowie die Sprachentwicklung. Trotzdem sollte der Einsatz von E-Books auf Tablets für Säuglinge und Kleinkinder eingeschränkt werden, da diese Alters­gruppe stärker von der persönlichen Interaktion mit Betreuungspersonen profitiert als von alleiniger Bildschirminteraktion (Reich, Yau, Warschauer, 2016, S. 585).

Gesundheitsrisiken durch Bildschirmzeit bei Kindern

Im Kontext der körperlichen und seelischen Gesundheit von Kindern zeigt sich aller­dings, dass die übermäßige Bildschirmnutzung nachweislich ungünstige Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden haben kann.

Die jüngere Generation verbringt vermehrt Zeit drinnen, was zu reduzierter körperlicher Aktivität durch Medienkonsum führt und damit einhergehende gesundheitliche Probleme wie Bewegungsmangel, Haltungsschäden, Übergewicht und Adipositas begünstigt (Spitzer, 2022, S. 797–799).

Der Schlaf ist in den ersten Lebensjahren entscheidend für die kognitive Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern. Untersuchungen an 715 britischen Kindern (6–36 Monate) zeigen, dass vermehrte Touchscreen-Nutzung mit verkürztem Nachtschlaf, ver­längertem Tagesschlaf, längerer Einschlafzeit und einer geringeren Gesamtdauer des Schlafs korreliert (Cheung, Bedford, Saez De Urabain, Karmiloff-Smith, Smith, 2017, S. 1–4).

Weitere potenzielle nachteilige Folgen für die körperliche Gesundheit umfassen Blut­hochdruck, eine prädiabetische Stoffwechsellage, Kurzsichtigkeit und ein erhöhtes Risi­koverhalten.

Jenseits der physischen Beeinträchtigungen zeigen sich im psychischen Bereich unter anderem Aufmerksamkeitsstörungen, Ängste, Depressionen, Stress und diverse Abhän­gigkeiten (Spielsucht, Smartphone-Sucht und dergleichen) (Spitzer, 2022, S. 798).

Fazit und Ausblick

Die früh beginnende Bildschirmnutzung über den empfohlenen Richtlinien sorgt für Be­sorgnis, da die Nutzung bei Kleinkindern drastisch zunimmt. Die unbeachtete frühkindli­che Medienerziehung verstärkt die Problematik.

Unter Berücksichtigung spezifischer Kriterien erweist sich die prägnante Verwendung digitaler Medien als förderlich für das kindliche Lernen, wobei diese Wirkung sich aus­schließlich bei Kindern ab einem Alter von 2 Jahren manifestiert.

Dennoch zeigen sich erhebliche Gesundheitsrisiken durch übermäßige Bildschirmzeit.

Im Großen und Ganzen sollte Kindern der verantwortungsbewusste Umgang mit digita­len Medien beigebracht werden, da die Welt zunehmend digitalisiert wird und die Kom­petenz im Umgang mit Bildschirmmedien für die Zukunft zunehmend an Bedeutung ge­winnt.

Es ist allerdings zwingend erforderlich, die festgelegten Leitlinien nicht zu überschreiten, um mögliche gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Insbesondere sollte der Zugang zu digitalen Medien für Kinder unter 2 Jahren vollständig eingeschränkt werden, da die Bildschirmnutzung für diese Altersgruppe nachweislich nahezu keine Vorteile bietet.

Bildverzeichnis

Titelbild: Von Jessica Lewis auf https://www.pexels.com/de-de/foto/smartphone-madchen-surfen-internet-4200824/

Literaturverzeichnis

Cheung, C. H. M., Bedford, R., Saez De Urabain, I. R., Karmiloff-Smith, A., Smith, T. J. (2017). Daily touchscreen use in infants and toddlers is associated with reduced sleep and delayed sleep onset. Scientific Reports, 7(46104), 1–7.

Friedrichs-Liesenkötter, H. (2020). Digitalisierung in der frühkindlichen Bildung: Von der digitalen Platzvergabe bis zu Medienerziehung und -bildung. In Kutscher, N., Ley, T., Seelmayer, U., Siller, F., Tillmann, A., Zorn, I. (Hrsg.), Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung (S. 442–456). Weinheim: Beltz Juventa Verlag.

Reich, S. M., Yau, J. C., Warschauer, M. (2016). Tablet-Based eBooks for Young Children: What Does the Research Say? Journal of Developmental and Behavioral Pediatrics: JDBP, 37(7), 585–591.

Spitzer, M. (2022). Digitalisierung in Kindergarten und Grundschule schadet der Entwicklung, Gesundheit und Bildung von Kindern. Nervenheilkunde, 41(11), 797–812.

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