Sport in der Freizeit oder auf Wettkampf Niveau wird häufig als etwas positives betrachtet und es wird als erstrebenswert angesehen regelmäßig zum Sport zu gehen. Körperliche Aktivität hilf der Gesundheit, so hilft es als präventive Maßnahme gegen zahlreiche körperliche Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes und auch gegen psychische Erkrankungen wie bspw. Depressionen. Regelmäßiger Sport steigert das Wohlbefinden, die Schlafqualität und das eigene Selbstbild. (2)
Es gibt aber auch negative Seiten des Sports. Wann ist dieser nicht mehr gesund und kann sich eine Sportsucht ausbilden?
Merkmale einer Sportsucht
Anzeichen für die Entwicklung einer Sportsucht sind, wenn Sport nicht mehr nur aus Freude an Bewegung betrieben wird. Dazu gehören das Sporttreiben zur Aufrechterhaltung einer positiven Stimmung, das Betrachten von Nicht-Sporttreiben als Strafe, das Herabsetzen bestimmter Sportarten und das Streben nach extremen Leistungen. Veränderungen im Verhalten umfassen das frühe Aufstehen für Sport noch vor der Arbeit, Vernachlässigung sozialer Kontakte, das Geheimhalten des exzessiven Sportverhaltens und das Weitertrainieren trotz Schmerzen oder Verletzungen. (4)
Ähnlichkeiten mit anderen Suchterkrankungen sind eine Toleranzentwicklung (höhere Geschwindigkeit, mehr Gewicht, mehr Trainingseinheiten), Entzugserscheinungen mit erhöhter Reizbarkeit (Unruhe, muskuläre Erschöpfung, Schlafstörungen), Depressivität, ein Gefühl der Fremdbestimmtheit (Hilflosigkeit und subjektiver Leidensdruck), und des zwanghaften Handelns bis zum Kontrollverlust (Bewältigungsversuche scheitern. Bspw. trotz Verletzungen weiter trainieren zu müssen).(4) (1)
Primäre und Sekundäre Sportsucht
Die Forschung konnte bislang noch nicht final festlegen, ob es sich bei der Sportsucht um eine Verhaltenssucht handelt oder eher um eine Zwangsstörung. (5). Sekundäre Sportsucht entsteht als Reaktion auf externe Einflüsse, oft in Verbindung mit Abnehmzielen oder Essstörungen sowie dem Einsatz von Substanzen wie Doping, Alkohol oder Drogen zur Entspannung (2) Bei der primären Sportsucht steht die Sportausübung selbst im Mittelpunkt, gekennzeichnet durch übermäßige Leidenschaft und starkes Verlangen nach sportlicher Betätigung. Menschen, die unter primärer Sportsucht leiden, neigen dazu, den Sport in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen, was zu einem übermäßigen Trainingsverhalten führen kann. (1) Neben der Sportsucht kann es auch zum Problem des Übertrainings kommen. Dies beschreibt den Leistungsabfall trotz laufendem oder gesteigertem Training. Symptome wie chronische Müdigkeit und Schlafstörungen, führen zu Frustration und einer Verstärkung der Sportsucht. (3)
Entwicklung einer Sportsucht
Die Entwicklung einer Sportsucht ist ein komplexer Prozess und kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Persönliche Merkmale und genetische Veranlagungen können zur Entwicklung von Suchtverhalten führe. Zudem kommt es zu einer erhöhten Ausschüttung von Dopamin, das Streben danach kann zu zwanghaften Verhalten führen. Positive Konsequenzen des exzessiven Sports, wie gesteigertes Selbstwertgefühl und soziale Anerkennung, können das Bewusstsein für eine Sportsucht trüben. In einigen Fällen wird der Sport auch ein zentraler Bestandteil der Identität. Auch kann Druck von außen, durch Teamkollegen und Trainer, sowie Sport als Bewältigungsmechanismus gegen Stress kann zu einem ungesunden Sportverhalten führen. (1)
Diagnoseprobleme und Behandlung
Die Diagnose einer Sportsucht gestaltet sich schwierig, da es keine einheitlichen Kriterien gibt und die verwendeten Messinstrumente oft auf Selbstauskunft basieren. Unterscheidungen zwischen Hobby- und Profisportlern sind herausfordernd. Diagnosemethoden umfassen Fragebögen, Interviews und Verhaltensbeobachtungen, basierend auf den Kriterien für Substanzabhängigkeit des DSM-5. „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (ein Klassifikationssystem für psychische Störungen, dass von der American Psychiatric Association herausgegebben wird). (5)
Bei festgestellter Sportsucht wird eine Behandlung durch einen Sportpsychologen oder Psychotherapeuten empfohlen. Verschiedene Therapieansätze, wie kognitive Therapie und Entspannungsübungen, sollen eine gesunde Balance zwischen Training, Ruhephasen und sozialen Aktivitäten wiederherstellen. Strukturierte Übungspläne, ausreichende Pausen und vielseitige Übungen können helfen, die Kontrolle über das Training zurückzugewinnen. (6)
Fazit
Sport ist grundsätzlich etwas Gutes und bringt viele psychische und physische Vorteile für den Sporttreibenden. Eine regelmäßige und gesunde Sportliche Bewegung hat fast nur Vorteile. Kommt es jedoch zu einem exzessiven Sportverhalten kann sich eine Sportsucht entwickeln, die mit vielen negativen Aspekten einhergeht. Dies reicht von körperlichen Beschwerden zu mentalen Problemen bis zur völligen Einnahme des Lebens, worunter das soziale Umfeld und der Beruf leiden. Die Herausforderung liegt in der Diagnose von Sportsucht, da es keine einheitlichen Kriterien gibt. Trotzdem ist eine frühzeitige Intervention notwendig um die Schäden möglichst gering zu halten und eine geeignete Behandlungsmethode auszuwählen, die möglicherweise auch Begleiterscheinungen wie Essstörungen behandeln muss.
Literaturverzeichnis
1- Breuer, S. & Kleinert, J. (2009). Rausch ohne Drogen. Substanzungebundene Süchte. Wien [u.a.]: Springer.
2- Kopp, M. & Niedermeier, M. (2020). Sport, Krankheit und Verletzungen. In J. Schüler, M. Wegner & H. Plessner (Hrsg.), Sportpsychologie (S. 607–635). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56802-6_26
3- Marquardt, M.. Übertraining – Der Sportler-Burn-out, Dr. Marquadt Sport und Check-Up. Verfügbar unter: https://www.doktor-marquardt.de/uebertraining/#:~:text=%E2%80%9E%C3%9Cbertraining%20ist%20die%20Verschlechterung%20oder,ohne%20zugrunde%20liegende%20organische%20Erkrankung.%E2%80%9D
4- Müller, T. (2015). Sportsucht: Trainieren bis zur Arrhythmie. InFo Neurologie & Psychiatrie, 17(12), 55–56. https://doi.org/10.1007/s15005-015-1580-9
5- Oberhofer, E. (2019). Kann Sport süchtig machen? DNP – Der Neurologe & Psychiater, 20(5), 14. https://doi.org/10.1007/s15202-019-2269-6
6- Walter, N. & Heinen, T. (Sportärterzeitung, Hrsg.). (2024). Sportsucht. Verfügbar unter: https://sportaerztezeitung.com/rubriken/psychologie/2554/sportsucht/#:~:text=Mithilfe%20einer%20kognitiven%20Therapie%2C%20einer,kann%20dem%20Sportler%20geholfen%20werden.
Bildquellen
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