Mittlerweile gibt es die verschiedensten Arten sich zu entspannen, von Meditationen zu Progressiver Muskelrelaxans oder auch Sport wie Pilates oder Yoga. Entspannungsverfahren sind ein guter Ausgleich zum stressigen Alltag und können sich positiv auf den Körper und Geist auswirken. Allerdings sollten Traumapatienten aufpassen, denn tiefgreifende Entspannungen können Schutzmechanismen ausschalten und dies auch bei alltäglichen Situationen. Menschen die traumatische Erfahrungen hinter sich haben sollten solche Anwendung immer begleitet durch Fachpersonal durchführen, um Probleme im Alltag zu vermeiden.
Ich bin sehr offen für neue Arten der Entspannung, dennoch war ich beim Klangschalenbad etwas skeptisch, wollte es aber dennoch ausprobieren. So habe ich mit drei Freunden einen Termin für ein Klangschalenbad, oder auch Klangmassage genannt, gemacht. Angekommen war es ein kleiner sehr schön dekorierter Raum, in welchem vier Matten mit Kissen und Decken am Boden bereit lagen. Die Matten lagen in einem Kreis um die im Raum aufgestellten Schalen und einem Gong. Der Kopf lag zur Mitte und so den Schalen am nächsten. Die Decke ist nötig bei einer Entspannung, da der Körper bei einem solchen Vorgang runterfährt und einem dann sehr schnell kühl werden kann, was der Entspannung entgegenwirkt.
Begonnen hat die Stunde zunächst im Sitzen mit Atemübungen und Singsängen, die Leiterin hat es mit einem Instrument ähnlich einem kleinen Klavier begleitet. Der Singsang wird Chanten genannt und besteht aus Gesängen und Mantras, die dem Meditativen Zustand fördern sollen. Die Vibrationen meiner Stimmbänder habe ich sehr stark gespürt, sie haben sich bis in meinem ganzen Körper ausgebreitet. Ich hatte auch das Gefühl, dass sich Verklebungen meiner Stimmbänder lösen, die ich vorher nie wahrgenommen hatte. Und alles zusammen, die Vibrationen im Körper zu spüren war ein sehr schönes und entspannendes Gefühl. Beim Chanten wird auch die Atmung stark beeinflusst und bewusst wahrgenommen.
Anschließend haben wir uns hingelegt und zugedeckt, sowie nach Wunsch die Augen bedeckt, um in völliger Dunkelheit zu liegen. Dann hat die Leiterin eine Einführung gemacht, sodass wir noch mehr zur Ruhe kommen und den Körper und dessen Liegefläche bewusst wahrnehmen. Dies sind Grundvoraussetzungen, um später die volle Entspannung und Klangreise wahrzunehmen.
Die Leiterin hat dann immer im Wechsel die unterschiedlichen Klangschalen angestoßen und weitere im Raum zwischen uns verteilt. Die Klänge hatten durch die Größe der Schalen unterschiedliche Töne und Lautstärken, manche waren hoch und laut, andere tief und leiser. Und auch die Klangdauer war unterschiedlich, sodass sich die Töne überschnitten haben. Ich habe die Wellen der Klangschalen in meinem ganzen Körper gespürt, obwohl die Schalen hauptsächlich hinter meinem Kopf waren. Dies ist möglich durch die Knochenleitung, was mithilfe einer Stimmgabel nachgewiesen werden kann. Wenn diese am Kopf aufgesetzt und angestoßen wird, werden die Schwingungen auch in anderen Teilen des Körpers bemerkt. [1] Schallwellen sind mechanische Schwingungen von Molekülen und Atomen, vor allem in festen Körpern wie Knochen werden diese sehr schnell weitergeleitet.[2]
Zunächst haben meine Gedanken keine Ruhe gegeben und ich dachte bedauernd, dass ich mich nicht entspannen und fallen lassen kann. Aber ich habe versucht die Gedanken zu ignorieren und einfach abzuschalten. Ich habe mich dafür bewusst auf die Töne fokussiert. Es war interessant die unterschiedlichen Schwingungen zu spüren, welche auch der Entfernung der Schalen geschuldet war. Irgendwann hat die Leiterin angefangen die Schalen nacheinander um eine Teilnehmerin zu verteilen, um einen besonders entspannenden und intensiven Effekt zu erzielen. Ich war schon sehr gespannt, wie es sich anfühlt, und ob ein Unterschied zu den anderen Wellen zu spüren ist. Aus der Entfernung konnte ich wahrnehmen, dass sich die Wellen der Schalen intensiv anfühlten. Als ich an der Reihe war, hat die Leiterin eine Schale zwischen meinen Füßen platziert und eine auf meinem Bauch. Das Gefühl, als sie die Schalen angestoßen hat, war intensiv und schwer zu beschreiben, ich konnte spüren, wie die Wellen sich in meinem Körper verteilten. Es hat sich angefühlt, als würde sich alles bewegen, obwohl mein Körper schwer auf meiner Matte lag. Ich fühlte mich in der gesamten Stunde so schwerelos, und vollständig entspannt. Irgendwann muss ich auch eingeschlafen sein, das wurde mir erst wieder bewusst, als die Stunde sich dem Ende zuneigte und der große Gong geschlagen wurde. Dieser war mir persönlich etwas unangenehm, da er so einen langen und tiefen Ton und Wellen verbreitete. Ich erwachte also aus meinem Schlummerschlaf und fand mich im Raum wieder.
Anschließend führte die Leiterin uns wieder aus der Entspannung ins bewusste Wahrnehmen. Ich brauchte etwas bis ich bereit war die Augenbinde wegzumachen und wieder in der Gegenwart anzukommen. Ich fühlte mich tiefenentspannt und beruhigt und hatte wenig Bedürfnisse mich an der Konversation der anderen zu beteiligen.
Jeder Mensch sollte sich auch solche Auszeiten und Entspannungsmomente gönnen, um zur Ruhe zu kommen. Dabei haben die verschiedenen Techniken unterschiedliche Wirkungen und jeder muss für sich schauen welche Methode am besten funktioniert. Es lohnt sich auch immer wieder andere Methoden auszuprobieren und dabei aber immer für alles offen zu sein. Für mich war die Stunde überraschenderweise gut und ich kann mir gut vorstellen die Anwendung zu wiederholen.
[1] Vgl. Schmidt & Thews (1983) S.304
[2] Vgl. Emminger (2005) S. 436
Literaturverzeichnis
Emminger, H. (2005) Physikum Exakt- Das gesamte Prüfungswissen für die 1.ÄP, 4. Auflage. Stuttgart: Thieme Verlag KG.
Gebert, J., Walter, J-C. & Classen, C. (2015) Musiktherapie in der Kinderonkologie- Ein Erfahrungsbericht aus Rostock. In: Im Fokus Onkologie Rostock: 2012; 15. S.42-49. Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin in der Deutschen Krebsgesellschaft ASORS.
Hess, P. (2009) Die heilende Kraft der Klangmassage- Entspannen, Stress abbauen, Schmerz lösen mit Klangschalen. Südwest Verlag.
Schmidt, R. & Thews, G. (Hrsg.) (1983) Physiologie des Menschen, 23. Auflage. Berlin: Springer Verlag.
Bilderquellen
Foto: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-paar-menschen-entspannung-6252181/
Foto Schale: https://www.pexels.com/de-de/foto/heilende-musik-3544322/