By Published On: 27. November 2024Categories: Kommunikation, Pädagogik

„Oma, ich brauch deine Hilfe!“ – Mit dieser oder ähnlichen Maschen versuchen Trickbetrüger in Deutschland immer häufiger das Vertrauen, vor allem älterer Menschen zu gewinnen, um so an ihr Erspartes zu gelangen. Die Betrüger werden dabei immer raffinierter und nutzen verschiedene Methoden, um ihre Opfer in eine finanzielle Falle zu locken. Die Bedrohung durch Trickbetrüger nimmt stetig zu und birgt so eine ernstzunehmende Gefahr für viele Menschen. Dieser Beitrag beleuchtet eine der gängigsten Betrugsmaschen und soll Tipps geben, wie man sich effektiv gegen den Trickdiebstahl schützen kann.

Betrugsmaschen im Überblick

Für Gruppen Krimineller gibt es Verbrechensmuster, die geradezu perfekt für ältere Generationen sind. Und obwohl jeder von sich behaupten würde, niemals selbst auf ihn hereinzufallen, ist der sogenannte Enkeltrick in der Gruppe der Älteren besonders erfolgreich. Nicht selten, weil den Geschädigten nicht bewusst wird, betrogen worden zu sein (SeMA, 2015, S. 4).

Die Betrüger wählen gezielt ältere Menschen als ihre Opfer aus. Sie durchsuchen Telefonbücher oder alte Telefonauskunfts-CDs nach älteren Vornamen wie beispielsweise Wolfgang, Eugen oder Margarete sowie deren zugehörige Anschriften. So können die Täter feststellen, ob das potenzielle Opfer in einer sozial starken oder eher sozial schwachen Gegend wohnt. Vor Ort sind sie dann in der Lage die Wohnungen und Häuser der Senioren, anhand altmodischer Dekoration wie Gardinen oder Pflanzen auf dem Balkon, in den Straßen ausfindig zu machen (Köhler, 2023, S. 15).

Haben sie ein potenzielles Opfer ausgemacht, sprechen sie dieses direkt per Du an und nennen dabei bewusst ihren Namen nicht. Mit Sätzen wie „Hallo – weißt Du, wer hier ist?“ beginnen fast alle Kontaktaufnahmen, um Hinweise über eventuelle echte Enkelkinder zu bekommen. Lässt sich der oder die Angerufene auf das Ratespiel ein und antwortet beispielsweise mit „Bist du Thomas?“, wissen die Betrüger, dass es tatsächlich Enkelkinder gibt und können so in die Rolle der genannten Person schlüpfen. Sollte das Opfer am anderen Enden der Leitung misstrauisch werden und fragen, warum die gewohnte Stimme plötzlich anders klingt, klären die Täter gleich auf und geben an erkältet zu sein, oder von Handy aus zu telefonieren. Mit teilweise weinerlicher und zitternder Stimme täuschen sie vor, sich aufgrund von Schulden oder einem Unfall in einer Notlage zu befinden (Köhler, 2023, S. 15).

Sie nutzen dabei die Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft ihrer Opfer aus. „Bitte hilf mir, aber verrate es niemandem“ heißt es oft, wodurch sie Oma und Opa zu Verbündeten machen, die dass Geheimnis vor dem Rest der Familie sowie den bösen Banken bewahren sollen. Das zählt und zahlt sich gut für die Betrüger aus. Denn geschickt geführt, landet das Gespräch irgendwann da, wo dem vermeintlichen Enkelkind der Schuh drückt. Es braucht ganz kurzfristig eine große Summe an Geld. Am Besten muss dieses in bar und sofort verfügbar sein, denn die langen Überweisungszeiten und überhaupt die Banken, sollen möglichst nichts von der akuten Notlage mitbekommen (SeMA, 2015, S. 5).

Da die Summe, meist über mehrere tausend Euro, häufig erst von der Bank abgehoben werden muss, bestellen die Betrüger sogar ein Taxi an die Haustüre des Opfers, damit es die Bank schneller erreicht. Auf dem Weg dorthin sowie während der Bargeldabhebung werden die Senioren von Mittätern aus der Ferne beobachtet, um sicherzustellen, dass sie das Opfer nicht hintergeht. Die eigentliche Geldübergabe geschieht dann, Zuhause angekommen, ebenfalls meistens direkt an der Haustüre (Köhler, 2023, S. 15).

Das vermeintliche Enkelkind gibt vor, das Geld nicht selbst abholen zu können. Gut für Oma und Opa, dass ein „enger Freund“ gerade direkt in der Nähe ist. So sind es Abholer oder Boten, die in engem Kontakt zum Enkel stehen, die unter einem zuvor vereinbarten Kennwort das Geld beim Opfer abholen. Nicht selten erkundigt sich der Anrufer später dann, ob die Geldübergabe zu Stande gekommen ist, bevor Sie letztlich Zusammen die Flucht ergreifen und das Anrufehandy vernichten, um so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen (Polizei NRW).

Auswirkungen für Betroffene

Die Folgen der Betrugsmasche sind deutlich weitreichend als man zu Vermuten meint.

Einerseits ist es natürlich der erhebliche finanzielle Einbruch den die Opfer erleiden. Betroffene können hohe Geldbeträge verlieren oder sogar um ihre Lebensersparnisse gebracht werden, was oft existenzielle Folgen haben kann, da sie möglicherweise keine Möglichkeit haben, das verlorene Geld zurückzugewinnen.

Auf der anderen Seite sehen sich viele Opfer einer großen emotionalen Belastung gegenüber, denn der Enkeltrick hinterlässt oft ein tiefes Gefühl des Verrats und des Misstrauens. Es sind Gefühle des Schams und der Enttäuschung, auf die Betrugsmasche hereingefallen zu sein, die es für die Opfern schwer macht, (fremden) Menschen gegenüber überhaupt wieder Vertrauen aufzubauen. Sie ziehen sich vor Angst vor weiteren Betrugsversuchen aus ihrem sozialen Umfeld zurück, was langfristig zu Vereinsamung und sozialer Isolation führen kann.

Letztlich kann der emotionale Schock bei einigen Betroffenen zu Depressionen führen, insbesondere wenn sie das bereits angesprochene Vertrauen in ihre Mitmenschen verlieren. Betroffene klagen über Angstzustände, Schlaflosigkeit oder fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher (Köhler, 2023, S. 38).

Wie schützt man sich am Besten?

Um sich effektiv gegen den Trickbetrug zu Schützen wird zunächst geraten, misstrauisch gegenüber Anrufern zu sein, die sich nicht selber mit Namen melden. Betroffene sollten daher nicht auf das Ratespiel eingehen, sondern Anrufer dazu auffordern, selbst ihren Namen zu nennen. Des Weiteren sollten beim Anrufer Dinge erfragt werden, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte wissen kann.

Auch auf den hohen Druck sollte nicht eingegangen werden, denn meistens kann keine Notlage so schlimm sein, dass Sie in Stundenfrist mit Bargeld behoben werden muss. Es sollte sich daher Zeit genommen werden, die Angaben des Anrufers zu überprüfen und die jeweilige Person beispielsweise unter der langjährig bekannten Nummer anzurufen, um so den bestehenden Sachverhalt zu bestätigen. Hierzu gehört es auch, weitere Familienmitglieder oder andere nahe stehenden Personen zu kontaktieren, um die Situation mit diesen zu besprechen.

Geld oder zum Teil auch Wertgegenstände wie Schmuck oder Uhren sollten niemals an fremde Personen übergeben werden, auch wenn sie in einem vermeintlich engen Verhältnis zum Enkelkind stehen. Dies gilt auch für Details zu familiären und finanziellen Verhältnissen, die die Anrufer geschickt am Telefon erfragen zu versuchen (Bundesministerium des Inneren und für Heimat).

Literaturverzeichnis

SeMa (2015). Vorsicht: Trickdiebe!. Senioren Magazin Hamburg, Ausgabe Dezember 2015/Januar 2016.

Köhler, M (2023). Untersuchung der moralischen und ethischen Auswirkungen von Social Engineering Angriffen am Beispiel des Enkeltricks – analog und digital.

Polizei NRW. Enkeltrick. Zugriff am 10.08.2024. Verfügbar unter https://polizei.nrw/sites/default/files/2018-07/093_IB_Enkeltrick_2015-06.pdf

Bundesministerium des Inneren und für Heimat. Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Zugriff am 26.08.2024. Verfügbar unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/schwerpunkte/DE/enkeltrick/artikel-enkeltrick.html

Bildquelle

https://pixabay.com/de/photos/hand-mensch-frau-aufgewachsen-3666974

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