By Published On: 23. Dezember 2024Categories: Kommunikation

Im globalisierten Zeitalter gewinnt interkulturelle Kommunikation immer mehr an Bedeutung. Durch internationale Zusammenarbeit und multikulturelle Gesellschaften interagieren so täglich Menschen mit unterschiedlichen Werten, Normen und Kommunikationsstilen – sei es im Berufsleben, im Studium oder privat. Diese Diskrepanzen können zu Missverständnissen führen, die jedoch durch Verständnis und gezielte Kommunikation mit dem jeweiligen Gegenüber umgangen werden können. Diese Arbeit untersucht daher, welche kulturellen Unterschiede frühzeitig erkannt werden können sowie welche Strategien dabei helfen können, Missverständnisse zu vermeiden.

Verschiedene Begriffsdefinitionen

Um Unterschiede in verschiedenen Kulturen erkennen zu können, ist es entscheidend, den Begriff der interkulturellen Kommunikation zu definieren. Der Begriff wird, je nach Fachdisziplin und Kulturraum unterschiedlich weit gefasst.

Eine nähere, vor allem von Linguisten vertretene Definition grenzt interkulturelle Kommunikation auf den Bereich der Face-to-Face Kommunikation zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen ein. Nach Hinnenkamp bezieht sie sich so, auf Kommunikationsformen, die Menschen im interpersonalen Kontakt miteinander zum Ausdruck bringen. Diese umfassen zunächst einmal den gesamten Bereich der verbalen, vokalen, non-verbalen, paraverbalen sowie ausdrucksmäßigen Kommunikation (Lüsebrink, 2016, S. 7).

Ein Ansatz, der den Begriff „interkulturell“ weiter ins Zentrum rückt geht auf den Kommunikationswissenschaftler Peter Bruck zurück. Dieser versteht als „interkulturell“ alle Beziehungen, in denen die Beteiligten nicht ausschließlich auf ihre eigenen Kodes, Konventionen, Einstellungen und Verhaltensformen zurückgreifen, sondern in denen andere Kodes, Konventionen, Einstellungen und Alltagsverhaltensweisen erfahren werden. Dabei werden sie als fremd wahrgenommen und/oder beschrieben (Lüsebrink, 2016, S. 7).

Dies ist daher wichtig, da Menschen immer in eine Kultur hineingeboren werden und diese direkt aufnehmen. Die „Kultivierung“ fängt dabei bereits im Säuglingsalter an, während im Alter von sieben Jahren dann schon der größte Teil der Kultur verinnerlicht ist. Der monokulturelle Mensch verhält sich also weitgehend entsprechend seiner kulturellen Abstammung und interpretiert alle Vorkommnisse gemäß seiner kulturellen Programmierung. Allerdings ist uns die Kultur als geistiges und unbewusstes Steuerelement zur Interaktion oftmals nicht direkt bewusst (Dahl, 2000, S. 4-5).

Nicht selten entstehen so kulturelle Unterschiede, die es zu erkennen gilt, um eine reibungslose Interaktion mit dem Gegenüber zu gewährleisten.

Kulturelle Unterschiede erkennen

Kommunikationsstörungen können beispielsweise dadurch zustande kommen, dass jemand Begrüßungsrituale, kulturspezifische Ausdrucksformen für Respekt, Dankbarkeit oder Leid, aber auch Formen der Gesprächsorganisation nicht kennt oder falsch interpretiert. So lassen unterschiedliche Begrüßungsrituale das Gefühl von Missachtung aufkommen, wenn jemand nicht den Grund für die vermeintliche Unhöflichkeit kennt oder ahnt (Auernheimer, 2005, S. 6).

Zudem kommen bei einer zwischenkulturellen Begegnung nicht nur einige alleine Verhaltensweisen zum Ausdruck, sondern eine Vielzahl von oftmals verwirrenden Eindrücken, Reaktionen und Verhaltensweisen. In der Gesamtheit können diese zu einem wahren Wirrwarr an Gefühlen und emotionalen Reaktionen für beide Gesprächspartner führen (Dahl, 2000, S. 2).

Per se kann sogar eine gleiche Sprache die interkulturelle Kommunikation erschweren, da sich die Gesprächspartner nicht notwendigerweise beim Sprechen ihrer Muttersprache über die kulturellen Abweichungen Gedanken machen und sie daher missachten. Dies kann beispielsweise zwischen spanisch sprechenden Mexikanern und Spaniern zu erheblichen Schwierigkeiten führen

Auch der sogenannte Kontext in der Sprache kann ja nach Kultur variieren. Dabei haben Länder wie etwa Deutschland und die USA relativ wenig Kontext in ihrer Sprache, was bedeutet, dass sie „direkt“ sprechen. China, sowie eine Reihe weiterer asiatischer Länder liegen auf der gegenüberliegenden Seite: Sie sprechen weitestgehend indirekt, das heißt etwa, dass es selten oder gar nicht vorkommt, seinem Gegenüber „Nein“ zu sagen (Dahl, 2000, S. 4-5).

Darüber hinaus sind die Körpersprache und insbesondere nichtverbalen Kommunikation besonders an die Sprache angebunden und werden in verschiedenen Kulturen unterschiedlich interpretiert. Es gibt kaum eine Möglichkeit auch nur annähernd eine Aussage über die Bedeutung von nichtverbalen Zeichen zu treffen. So kann das typisch britische V-Zeichen für „Victory“ auch als Beleidigung in einem anderen englischsprachigen Land missdeutet werden. Ebenfalls kann man grundsätzlich davon ausgehen, dass in Nordeuropa und insbesondere Asien die Körpersprache eher gedämpft ist, wohingegen in Südeuropa die Körpersprache eine tragende Rolle spielt (Dahl, 2000, S. 11).

Wie Missverständnisse vermieden werden können

Um kommunikative Missverständnisse vermeiden zu können, kann es hilfreich sein, sich exemplarisch auf fremde Kulturen einzulassen, um so für mögliche Kulturdifferenzen sensibel und offen zu werden, sowie sich der eigenen Kulturgebundenheit bzw. Kultivierung bewusst zu werden. Neben der Achtsamkeit für fremde Kulturmuster, ist aber besonders Sensibilität für die Beziehungsseite der Kommunikation, konkret bei Asymmetrie der Beziehungen gefordert. Dadurch sollten sich im Austausch Empathie für negative Kollektiverfahrungen wie auch die Reflexion der eigenen Fremdbilder verbinden (Auernheimer, 2005, S. 11).

Sollen Dialoge daher nicht bereits im Vorhinein scheitern, ist es wichtig, jene gesellschaftlich bedingte Asymmetrien durch das eigene Auftreten, soweit möglich, zu relativieren, indem dem Gesprächspartner Anerkennung seiner Person und seinen Kodes geschenkt wird, was allerdings Unnachgiebigkeit im eigenen Standpunkt nicht ausschließt.

Neben dem Bewusstsein der eigenen Kulturgebundenheit und dem Wissen über kulturfremde Werte und Normen sind letztlich auch Einblicke in die gesellschaftliche Situation von Ländern gefordert, um die Disparitäten in der Kommunikation und die davon beeinflussten Attitüden der Kommunikationspartner in Rechnung zu stellen, um so die entsprechende Sensibilität zu entwickeln (Auernheimer, 2005, S. 12-13).

Denn nur so, lässt sich schließlich ein unproblematischer interkultureller Austausch zwischen unterschiedlichen Kommunikationspartnern gewährleisten.

Literaturverzeichnis

Lüsebrink, H-J. (2016). Interkulturelle Kommunikation. (4. Aufl.). Stuttgart: Springer.

Dahl, S. (2000). Introduction to Intercultural Communication. London.

Auernheimer, G. (2005). Interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Migration und soziale Arbeit27(1).

Bildquelle

https://pixabay.com/de/photos/playmobil-figuren-sitzung-gespräch-451203

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