By Published On: 27. Januar 2025Categories: Gesundheit, Management, Psychologie, Soziales

Immer mehr Menschen erkranken an Burnout. Doch woran liegt das? Wird der Druck in der Arbeitswelt immer größer oder ist die Diagnose Mode geworden?

Vor allem Menschen, die in sozialen Kontexten arbeiten, erkranken immer öfter an einem Burnout. Dazu zählen beispielsweise Lehrende, medizinisches Personal und Mitarbeitende bei der Polizei oder Menschen in pädagogischen und sozialen Berufen. Doch was haben diese Berufe gemeinsam? Viele Menschen innerhalb dieser Berufsgruppen opfern sich nahezu auf für ihre Mitmenschen und arbeiten dabei zeitgleich häufig unter weniger guten Arbeitsbedingungen. Sie sind häufig unzufrieden mit ihrem Gehalt und arbeiten beispielsweise im Schichtdienst und sind oft immer abrufbereit. Außerdem unterscheiden sich die verschiedenen Ausprägungen eines Burnout Syndroms zwischen Männern und Frauen. Während Frauen eher unter einer stärkeren emotionalen Erschöpfung leiden, haben Männer eher die Tendenz zur stärkeren Depersonalisation. Dabei wird vermutet, dass diese unterschiedlichen Ausprägungen auch mit der Sozialisierung zusammenhängen, da es bei Frauen eher anerkannt wird, wenn diese unter emotionaler Erschöpfung leiden, was bei Männern immer noch gesellschaftlich weniger akzeptiert wird (Fittkau und Reinhardt 2023, S.3-11).

Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz

Immer mehr Menschen scheinen unter ihren Arbeitsbedingungen zu leiden, denn die Fehltage, welche psychische Ursachen haben, steigen immer weiter an. Im Jahr 2022 verzeichnete die AOK Krankenkasse bei Frauen deutlich mehr Fehltage durch ein Burnout als bei Männern. Bei beiden Geschlechtern erkrankten am meisten Menschen im Alter von 60 bis 64 Jahren an Burnout. Im Jahr 2022 fielen je 1000 Mitglieder bei der AOK durchschnittlich 159,8 Tage lang am Arbeitsplatz aus aufgrund von Burnout (Axel Springer. (13. November, 2023). Durchschnittliche Anzahl Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Burn-out¹ nach Alter und Geschlecht im Jahr 2022 (je 1.000 AOK-Mitglieder) [Graph]. In Statista. Zugriff am 17. Januar 2025, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/239675/umfrage/arbeitsunfaehigkeitstage-aufgrund-von-burn-out-nach-alter-und-geschlecht/).

Die Frage der Ursache für ein Burnout kann aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden und damit auch unterschiedlich beantwortet werden. Einige Sozialpsychologen entnehmen die Ursachen eher äußeren Umständen wie dem Arbeitsplatz und den Arbeitsbedingungen. Häufig wird aber auch nach Persönlichkeitsmerkmalen geforscht, welche ein Burnout begünstigen könnten. Grundsätzlich kann auf jeden Fall festgehalten werden, dass ein Burnout immer multikausal entsteht. Es wird vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen Neurotizismus, Selbstwertgefühl, Belastbarkeit, Schuldanfälligkeit und dem Störungsbild Burnout gibt. Es wird auch vermutet, dass Glaubenssätze, welche bereits in der Kindheit entstehen, einen Einfluss auf die Anfälligkeit für ein Burnout haben könnten. Diese Glaubenssätze könnten sich beispielsweise auf das Streben nach Perfektion oder Anpassung in Gruppen beziehen (Scherrmann 2015, S.32-35).

„Quiet Quitting“ als Social Media Trend

Die Symptome beim Burnout beginnen meist mit ersten Warnzeichen. Eines dieser Warnzeichen wird durch den neuen Begriff „Quiet Quitting“ beschrieben. Dabei verabschieden sich die Mitarbeitenden still von ihrem Beruf und bauen sich dabei häufig eine bessere Freizeit mit neuen Hobbys auf, um die Befriedigung zu erlangen, welche der Job ihnen nicht mehr geben kann. Innerhalb des Jobs bringen Menschen in der Anfangsphase häufig weniger Engagement mit und distanzieren sich eher von ihrer Arbeit. Neben den Leistungsabfällen kann es auch zu psychosomatischen Reaktionen kommen und ein Gefühl der Verzweiflung kann entstehen. In dieser Phase kommt es teilweise auch zu Problemen innerhalb der Partnerschaft, Sexualität und der Familie (Gauer 2024, S.113-114).

Diagnosestellung und Störungsbild

Die Diagnose Burnout wird dann mit Hilfe von Fragebögen und Gesprächen gestellt. Hierbei wird beispielsweise das Hamburger Burnout Inventar (HBI) genutzt, welches erfasst, wie erschöpft eine Person ist und auch die (Un-)Zufriedenheit, sowie die Dimension „Depersonalisation/Zynismus“ wird erfasst. In dem Fragebogen kann außerdem erfasst werden, ob die Person unter einer inneren Leere leidet (Burisch 2020, S.3-8).

Prävention am Arbeitsplatz

Aufgrund der steigenden Fallzahlen ist es wichtig, dass sich die Unternehmen präventive Maßnahmen überlegen, welche die Resilienz der Mitarbeitenden stärken.

Sind mehrere Mitarbeitende innerhalb eines Unternehmens betroffen, ist es vorrangig das Ziel herauszufinden, ob die Fälle in einer Weise kategorisiert werden können. Gibt es beispielsweise eine Abteilung oder ein Team, in dem mehrere Mitarbeitende an Burnout erkrankt sind oder angeben unter Erschöpfung zu leiden. Dann ist es möglich auf Ursachenforschung zu gehen, um herauszufinden, inwiefern es innerhalb dieses Teils des Unternehmens zu mehr Erschöpfung kommt. Beispiele hierfür sind unsichere Zukunftsperspektiven, ein negatives Betriebsklima, zu hoher Zeitdruck, zu wenig Anerkennung, mangelhafte Führung, unzureichende Kommunikation, viele und regelmäßige Konflikte, fehlende Autonomie und so weiter. Wichtig ist es, die Mitarbeitenden als Symptomträger des Unternehmens zu betrachten und hierbei keinerlei persönliche Schuldzuweisungen zu machen. Während der Ursachenforschung können allerdings nicht nur negative Aspekte zum Vorschein kommen, sondern es ist auch wichtig nach den Ressourcen zu forschen, um diese im späteren Verlauf gezielt und lösungsorientiert einsetzen zu können (Scherrmann 2015, S.190-192).

Neben der betrieblichen Gesundheitsförderung ist es unerlässlich in den Unternehmen auch mit Psychoedukation durch geschulte Fachkräfte zu arbeiten, welche die Arbeitnehmer über Warnzeichen von Stress und Erschöpfung und das Krankheitsbild des Burnouts aufklären. Außerdem ist es wichtig, auch die Führungskräfte zu schulen, sodass diese lernen, wie sie ihre Mitarbeitenden am besten führen und ihnen immer signalisieren, dass sie ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Probleme haben. Innerhalb des Unternehmens geht es bei einer guten betrieblichen Gesundheitsförderung darum, beste Rahmenbedingungen im Unternehmen zu schaffen, um die Mitarbeitenden nicht zu überlasten (Home-Office Möglichkeiten, flexible Arbeitszeiten, gute Kommunikation durch Abteilungsleiter etc.). Neben den Rahmenbedingungen ist es dann noch ideal zusätzliche Projekte zu evaluieren, um die Gesundheit der Mitarbeitenden gezielt zu verbessern (Mittagspausen in Bewegung, sonstige Sportangebote, gesunde Ernährung in den Kantinen, Massage-Angebote, Kurse für Entspannungstechniken in den Mittagspausen, Psychoedukation durch Coaches über Stress, Resilienz und Burnout usw.) (Scherrmann 2015, S.140-146).

Zusammenfassend kann man also sagen, dass Burnout kein kurzlebiger Trend, sondern eine ernst zu nehmende Entwicklung der Arbeitswelt ist. Es ist die Antwort auf systemische und individuelle Probleme. Die Lösung erfordert ein Umdenken in Unternehmen und weitere Entstigmatisierung psychischer Krankheiten. Unternehmen müssen neue Wege finden, um ihre Mitarbeitenden zu unterstützen und einen klaren Fokus auf betriebliches Gesundheitsmanagement und Prävention legen. Hiervon werden auch die Unternehmen letztendlich profitieren.

Literaturverzeichnis

Burisch, Matthias (2020): HBI – Hamburger Burnout-Inventar. Manual. 1st ed. 2020. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; Imprint Springer (SpringerTests)

Fittkau, Karl-Heinz; Reinhardt, Hagen (2023): Burnout und Commitment. Die Stärkung des organisationalen Commitments als Möglichkeit der Burnout-Prävention. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden; Imprint Springer Gabler (essentials)

Gauer, Sandra (2024): Führen im Zeitalter neuer Arbeitswelten. Potenziale realisieren und Erfolgsfaktoren umsetzen. 1st ed. 2024. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg, Imprint: Springer

Scherrmann, Ulrich (2015): Stress und Burnout in Organisationen. Ein Praxisbuch für Führungskräfte, Personalentwickler und Berater. Berlin, Heidelberg: Springer

Statista (2024): Burn-out – Arbeitsunfähigkeitstage nach Alter | Statista. Online verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/239675/umfrage/arbeitsunfaehigkeitstage-aufgrund-von-burn-out-nach-alter-und-geschlecht/, zuletzt aktualisiert am 17.07.2024, zuletzt geprüft am 17.07.2024

Titelbildquelle

Titelbild von geralt (Gerd Altmann) veröffentlicht am 03.10.2017 über https://pixabay.com/de/photos/burnout-streichholz-abgebrannt-2811677/, abgerufen am 26.01.2025

Nutzungsbedingungen unter https://pixabay.com/de/service/terms/, abgerufen am 26.01.2025

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