Spätestens seit T. Ferriss’ „The 4-Hour Work Week“ (2011)[1] sind sie, mit Laptop und Smartphone bewaffnet auf Reisen, designen für Weltunternehmen, programmieren, schreiben, verkaufen und beraten aus der Ferne. Sie beamen ihre Schöpfungen vom einen Ende der Welt zum anderen und erschaffen Existenzen aus dem Nichts: Digitale Nomaden.
Definition
Der Begriff geht auf das 1997 erschienene Buch Digital Nomad zurück, in dem die Autoren T. Makimoto and D. Manners eine Welt beschreiben, in der zunehmend mobil gearbeitet wird. Sie sehen die neuen technischen Möglichkeiten als Chance, einer veranlagten Reiselust zu folgen,[2] gleichzeitig ortsunabhängig zu arbeiten und eine sinnvolle Existenz aufzubauen.[3] Der Digitale Nomade (DN) ist demnach Vertreter und Symbol eines neuen Lebensstils, der seine Wurzeln in der Zeit der Jäger und Sammler hat.
Arbeitende auf Wanderschaft gab es schon immer. Vom bekannten Zimmermann, dem Hirten, Saisonarbeiter, Handelsvertreter, Zirkusartisten bis zum Kapitän. Sie alle reisen berufsbedingt oder ziehen temporär lohnender Arbeit hinterher. Digitale Nomaden, hingegen, wählen das Arbeiten von unterwegs freiwillig, mit Nachdruck und aus unterschiedlichsten Überzeugungen.[4]
Wer sie sind
Der kleinste gemeinsame Nenner aller Digitalen Nomaden ist, dass sie in irgendeiner Form digital vernetzt und dadurch nicht an einen festen Arbeitsplatz gebunden sind. Sie müssen als moderne Wanderarbeiter nicht physisch anwesend sein wie Fließbandarbeiter, Krankenschwestern oder Kioskbesitzer und unterliegen keinen festen Öffnungs- oder Betriebszeiten. Ein DN muss nicht immer auf Achse sein und kann genauso gut vom anderen Ende der Welt wie von Omas Schrebergarten aus arbeiten. Hauptsache ist, er verfügt über eine funktionierende Internetverbindung.
Denn das Entscheidende an diesen „Technik-Beduinen“ ist nicht die zurückgelegte Distanz sondern die dauerhafte Vernetzung.[5]
Viele DN sind zwischen 18 und 35 Jahre jung und gehören zu den sogenannten Wissensarbeitern.[6] War der typische DN vor einigen Jahren noch vorwiegend Single, weiß und männlich, ist die Gemeinschaft mittlerweile bunt gemischt.[7]
Es gibt immer mehr allein reisende Frauen, DN-Paare, ältere Generationen und ganze Familien,[8] die ortsunabhängig beschäftigt sind.
Manche DNs arbeiten schon seit 10 Jahren nonstop mobil, andere sind zwischendurch regelmäßig stationär beschäftigt, tageweise vom Home-Office aus tätig oder monatelang an länderübergreifenden Projekten beteiligt.
Viele DNs sind Freiberufler oder Unternehmer, die ihre Aufgaben und Mitstreiter so organisieren, dass die Wertschöpfung ortsunabhängig erbracht, geleitet und überwacht werden kann. Entsprechend finden sich DNs überall auf der Welt, wo der virtuelle Austausch zuverlässig funktioniert. Sie definieren ihre Unabhängigkeit nicht nur in geographischer und kultureller, sondern auch in materieller, institutioneller, ideologischer und normativer Hinsicht.
Wie und womit sie arbeiten
Wer ortsunabhängig arbeiten möchte, versucht möglichst wenig Gepäck mitzunehmen, egal ob das tägliche Reiseziel das Café um die Ecke oder das Resort im Dschungel ist. Die wichtigsten Tools sind meist ein leistungsstarker Laptop und ein Smartphone. Dazu Reisedokumente, eine Kreditkarte und ein strapazierfähiges, wasserdichtes Gepäckstück. Viele DN veräußern alles, was nicht von hohem ideellem Wert ist, vermieten, verkaufen oder kündigen ihren festen Wohnsitz und lagern einige wenige Sachen irgendwo ein.
Sie nehmen nur ein paar Klamotten mit, werden mehr oder weniger freiwillig zu Minimalisten und Überlebenskünstlern, kaufen oder mieten sich das Nötigste unterwegs. Das Ziel ist größtmögliche Flexibilität und Bewegungsfreiheit bei minimaler Belastung. Gearbeitet wird, wo das Internet rund um die Uhr am günstigsten, schnellsten und zuverlässigsten ist.[9]
Das Reisen und die Umgebung können dabei Inhalt der Arbeit sein, dienen aber auch als Anregung, zum Ausgleich oder zur Selbstfindung.
Dank Cloud-Speicherung und diverser Tools ist zeitgleiches, relativ stabiles Zusammenarbeiten über Kontinente hinweg möglich.
Etliche Apps erlauben kostenfreie Video- und Telefonkonferenzen, falls Gespräche oder Identifikationen von Angesicht zu Angesicht nötig sind. Wissen und Daten werden mittels Apps oder Programmen gesammelt, geordnet, geteilt und ausgewertet. Alles geschieht virtuell und ist idealerweise von überall und jederzeit zugänglich, ohne physischen Lagerplatz zu beanspruchen.
Beschäftigungsfelder
DN kann jeder werden, der ortsunabhängig ein Problem lösen, Nutzen stiften oder eine Dienstleistung erbringen kann. Naheliegend sind technische Fähigkeiten wie Grafik- und Webdesign, Fotografie, Film und Softwareentwicklung. Auch Blogger, Autoren, Texter, Übersetzer, Musiker, Podcast-Produzenten,[10] Betreiber von Online-Portalen, Foren und Informationsplattformen gehören zu den gängigen Beschäftigungen. Beratung gibt es für alle Lebenslagen, sogar Berater für die Beratung von Beratern.
Es gibt Spezialisten für Rechtsbeistand, Finanzen, Steuerfragen und vieles mehr.[11] Auch Fernunterricht aller Art und Ratgeber für ausgefallenste Situationen finden weltweit Abnehmer, oft in Kombination mit Konferenzen und Vorträgen. Online-Vermarktung und -Vertrieb von materiellen und immateriellen Produkten lassen sich von unterwegs gut managen und entwickeln sich manchmal zu lukrativen Selbstläufern („passives Einkommen“).[12]
Elternteile nutzen diese Form der Fernarbeit gerne, um genügend Zeit für die Kindererziehung zu haben und trotzdem Geld zu verdienen.
In etlichen DN-Aktivitäten spielen zudem Werbeeinnahmen eine wichtige Rolle bei der Existenzsicherung, während die DN-Bewegung selbst längst zu einem eigenen Markt geworden ist, mit speziellen Reiseutensilien, Technik, Unterkünften und virtuellen Angeboten.
Ohne Kreativität und Durchhaltevermögen jedoch, ist es für Fernarbeiter schwierig, die passende Marktnische zu finden und auf sich aufmerksam zu machen.
Deshalb bevorzugen viele Einsteiger eine Kombination aus stationärer und mobiler Arbeit oder ergänzen ihre festen Teilarbeitsverträge als Freischaffende.
Motivation aus Arbeitnehmersicht
Egal ob temporär oder 100 Prozent DN, Menschen entscheiden sich für Fernarbeit, weil sie eine Veränderung wollen. Sei es, dass sie ihren festen Arbeitsplatz verlieren, aufgeben müssen, nicht mehr ertragen (Stichwort „cubicle“, „9-to-5“, Hamsterrad) oder einfach etwas Neues wagen wollen: Sie sehen die Fernarbeit als notwendige Alternative und sinnvolle Abwechslung.
Viele Menschen glauben nicht mehr an lebenslang sichere Arbeitsplätze. Sie fühlen sich von Kürzungen bedroht und wollen ihr Schicksal lieber selbst in die Hand nehmen,[13] als Freischaffende, Selbständige, im Alleingang oder mit Mitunternehmern.
Sie sehen die ganze Welt als potenziellen Arbeitsplatz und erkennen sie gleichzeitig als bereitstehende Konkurrenz an.[14]
DNs wollen wahrgenommen werden, etwas bewegen und ihre Spur hinterlassen können, bevor es zu spät ist und sich ihre Wege festfahren oder ihre Verpflichtungen zu bindend werden.[15]
Motivation aus Arbeitgebersicht
Ein stationärer Arbeitsplatz kann in vielerlei Hinsicht teuer sein. Wohn- und Arbeitsraum sind begrenzt, die Mieten erreichen in Großstädten Rekordhöhen, ebenso die Lebenshaltungskosten und Abgaben. Wer von außerhalb kommt, nimmt täglich lange Arbeitswege in Kauf, die Geld, Zeit und Nerven kosten.
Für eine Vielzahl von Beschäftigungen ist Fernarbeit oder Homeoffice in Voll- und Teilzeit zwar nicht umsetzbar, aber etliche Aufgabenbereiche könnten mit Umstrukturierung und guter Vorbereitung „nach draußen“ verlegt werden.
Besonders Startup-Unternehmen und Großunternehmen, die spezielle Fachkräfte suchen, können von Fernarbeitsmodellen profitieren. Einerseits haben sie Topleute aus der ganzen Welt zur Auswahl und müssen niemanden davon überzeugen mit Kind und Kegel auszuwandern, andererseits können sie ihren Wunschkandidaten je nach Standort höhere Gehälter und attraktivere Steuersituationen bieten.
Unternehmer können außerdem ihre stationären Büros bei geschickter Koordination besser auslasten. Sie können Co-Working Abteilungen rund um den Globus einrichten oder mitnutzen und den Mitarbeitern, die darin einen Mehrwert für sich erkennen, mehr Flexibilität gewähren.[16]
Die Digitalisierung der Wirtschaft und die Vernetzung der Welt lassen sich nicht mehr aufhalten, da scheint im Vorteil, wer die Transformationswelle am besten reiten lernt.
DN-Typen
Allein beim Wort „Nomade“, entstehen Assoziationen mit Begriffen wie Mietnomaden, Zigeuner, Wohnungslose und anderen negativ behafteten Bezeichnungen.
Jemand, der nicht sesshaft ist, weckt zumindest Misstrauen.
Es gibt denn auch die verschiedensten Ausführungen von DNs. Vom Aussteiger, der alles in der Heimat kleinkariert und das Establishment verwerflich findet, über Backpacker und Jungunternehmer, die ihre Reisen kreativ finanzieren wollen bis zur Führungsperson, die einfach mal Abstand braucht, ist alles vertreten.
Zwischen Wunschbild und Realität
Gibt man bei Google das Wort „Digitaler Nomade“ ein, erscheinen lauter Bilder von jungen, sportlichen Menschen, an Traumstränden, mit tropischen Drinks in der Hand und dem Laptop auf dem Schoss. Von „Urlaub machen und reich werden“, „Leben im Paradies“ und „jede Woche ein neues Land entdecken“ ist da die Rede. Es werden Erwartungen geschürt. Und manches erweckt den Eindruck, als seien alle, die ein normales Leben führen, feige oder rückständig.
In DN-Hochburgen wie Thailand oder Bali ist es -sehr zum Missfallen vieler ernsthafter Fernarbeiter- schwierig, eine klare Linie zu ziehen zwischen Leuten, die möglichst billig leben, Sex haben, feiern und die Sonne genießen wollen und Leuten, die für eine neue, wertschöpfende und globale Arbeitsform einstehen.
Tatsache ist, dass sich das Arbeiten am Computer nicht gut mit Sandkörnern, Wasserspritzern, tropischer Hitze, Moskitos und unbequemer Sitzhaltung verträgt. Kaum jemand führt wichtige Skype-Kundengespräche, während er in einer Strand-Bar Drinks schlürft und wenige schließen elektronisch Verträge ab, während rundherum die Party tobt. Es gibt zwar Autoren, die ganze Bücher auf dem i-Phone schreiben, aber aufwändige Designs, Banktransaktionen oder Marktanalysen lassen sich immer noch am Besten in Ruhe und an einem Schreibtisch erledigen.
DNs, die nur die Sonnenseiten propagieren, Traumfotos posten und das schnelle Geld versprechen, finanzieren sich nicht selten über genau diese Posts. Sie spezialisieren sich auf diverse Reise- und Ratgeber-Blogs, bieten E-Bücher und Online-Kurse für jene an, die sich nach einem anderen Leben in Weit-weit-weg sehnen.
Die Kehrseite der Freiheit im Internet ist, dass sich jeder darin bewegen darf und Produkte, die echten Inhalt und Mehrwert bieten, in einem rasant wachsenden Markt schwer zu unterscheiden sind.
Co-Working und Co-Creation
Andererseits gibt es Startup-Unternehmer, die sich bewusst nach Südostasien, Südamerika oder Osteuropa aufmachen, weil es dort Co-Working-Spaces mit schnellem Internet, bezahlbaren Mieten und Monatsbeiträgen, funktionierender Infrastruktur und lebendiger Gemeinschaft gibt. Sie reisen in Gruppen, suchen die Inspiration der fremden Umgebung und den Austausch mit kreativen Gleichgesinnten.
Für diesen Typ DN gilt:
Arbeit ist etwas, was man erschafft und nicht ein Ort, an den man hingeht.[17]
Sie arbeiten hart und wissen nur zu gut, wie sich Scheitern und Existenzangst anfühlen.[18] Bewusst suchen sie den Erfahrungsaustausch in Thinktanks (Denkfabriken) und Hackathons, weil Einzelkämpfer es in schnelllebigen Zeiten schwer haben mit der Umsetzung eigener Ideen.
Viele Studenten und Hochschulabsolventen verbinden ihre Reisen mit ersten mobilen Joberfahrungen und nutzen die DN-Gemeinschaft, um innovative Ideen auszutesten, ohne gleich ein Büro mieten oder Schulden machen zu müssen. DN-Gemeinschaften praktizieren häufig einen Geben-und-Nehmen-Stil, in dem jeder seine Talente kostenfrei zur Verfügung stellt und entsprechend Unterstützung bei der eigenen Problemlösung bekommt.
Manche Akademiker ziehen bewusst ins Ausland, um ihre Dissertationen oder wissenschaftlichen Arbeiten fernab vom Alltag, in einer co-kreativen Umgebung zu schreiben und der Prokrastination entgegenzuwirken.
In Zeiten von mobilen Universitäten, YouTube-Tutorials, MOOC, digitalen Büchern und mit unbegrenztem Zugriff auf Online-Bibliotheken, Statistikportale oder Archive, sind die Möglichkeiten schier unendlich.
Schwierigkeiten und Hindernisse
Wer großen Wert darauf legt, möglichst viele Länder zu bereisen, kennt das Visa-Problem. Selbst mit einem europäischen Pass gibt es z.B. in Asien noch genügend Auflagen und auch ein Touristenvisum muss regelmäßig erneuert werden. Behörden und Versicherung fragen nach festen Adressen und das Finanzamt möchte auch wissen, wo das Geld verdient wird. Hinzu kommen Sicherheitsfragen und die politische Instabilität vieler Regionen.
Auch wenn von unterwegs Geld verdient wird, gibt es oft Verzögerungen bei der Überweisung oder das Geld kommt gar nicht an. Geschäftspartner ziehen Freelancer über den Tisch, Projekte platzen, irgendjemand in der Wertschöpfungskette liefert nicht pünktlich oder die Daten werden gehackt.[19]
Da das Meiste über virtuelle Kanäle läuft, bringt die Flexibilität des DN gleichzeitig eine gefährliche Abhängigkeit vom Netz mit sich.
DNs sind auf Feedbacks, zeitnahe Antworten und unmissverständliche Briefings angewiesen. Kommuniziert die Person (ohne Gesicht und hörbare Stimme) am anderen Ende des Kanals plötzlich nicht mehr, kann der DN nicht einfach an eine Bürotür klopfen, anrufen oder Druck machen. Er ist sinnloser Warterei ausgeliefert.
Dazu kommen Zeitzonen-Probleme: Telefonate und Konferenzen mitten in der Nacht, weil das Headquarter an Bürozeiten gebunden ist. Da ist die latente Erwartung an den DN, jederzeit erreichbar und flexibel zu sein. Unverschuldete Verzögerungen, hingegen, weil er irgendwo ohne Netz steckenbleibt, können Deals und Reputationen ruinieren und so ist die Liste der Überraschungen, die auch bei bester Vorbereitung nicht vorausgesehen werden können, lang.
Kommunikationsprobleme gibt es nicht nur wegen Sprachbarrieren, sondern weil jede Kultur ihre Eigenheiten hat.
Oft ist der DN mit banalen Problemen wie Dreckwäsche, Reparaturen, fehlenden Kabeln oder Trinkwasser beschäftigt, anstatt die vielversprechende Geschäftsidee zum Fliegen zu bringen.
Dann stellt sich zwar das Gefühl von Abenteuer ein, aber Arbeiten ist nicht möglich.
Freiheit ist relativ
Der Rucksack kann noch so minimal und ausgeklügelt gepackt sein, ungelöste Probleme finden immer Platz und reisen überall mit. Dem schlechten Wetter und der Eintönigkeit zu entkommen ist eine Sache. Aber Abgabetermine muss der DN auch im ewigen Sommer Südostasiens einhalten.[20]
Auch Nein sagen zu können und off-line zu gehen, wenn die Anfragen zu viel oder Projekte zu kräfteraubend werden, fällt schwer, gerade wenn das Geld knapp wird.[21]
Dann sitzt der DN schnell wieder im Hamsterrad, welchem er zu Hause entfliehen wollte.
DNs, die sehr viel reisen, warnen vor Einsamkeit, gesellschaftlichen Vorurteilen und Heimweh.[22] Sie empfehlen daher regelmäßig mit einem Coach oder Psychologen aus der Heimat zu telefonieren, Tagebuch zu führen und gezielt Gemeinschaft zu suchen.
Das Leben ohne geregelte Arbeits- und Freizeiten oder in wechselnden Zeitzonen, kann belastend für Körper und Psyche werden. Deshalb schwören viele DNs auf feste Rituale, Frühsport, Meditation und Routinen. Z.B. die Erledigung wichtiger Aufgaben (Texte, Buchhaltung, Steuererklärungen) vor 10 Uhr morgens und ohne einen einzigen Blick auf Mails oder Soziale Medien zu werfen.[23]
Gesund zu bleiben ist unterwegs noch viel wichtiger als im gewohnten Umfeld, wodurch Themen wie Ernährung und Fitness in den Vordergrund rücken. Das erfordert viel Selbstdisziplin und Eigenmotivation, besonders, wenn unvorhersehbare Ereignisse die mühsam aufgebauten Routinen durcheinanderwerfen.
Hinzu kommt, dass der Mensch sich an alles gewöhnt und selbst der schönste Strand irgendwann selbstverständlich wird.[24]
Der Paradies-Effekt nutzt sich schnell ab, wenn die gewählte Aufgabe nicht als sinnstiftend und erfüllend erlebt wird.
Da hilft es auch nicht, ständig neue Länder zu besuchen.
Freiheit fordert Entscheidungskraft und Selbstmanagement. Immer und immer wieder.
Modelle auf Zeit
Viele DNs suchen nach einem Stück Stabilität und Heimat während ihrer ganzen Mobilität. Sie bewahren sich eine Home-Base, die sie regelmäßig aufsuchen, sozusagen Sesshaftigkeit auf Zeit. Mit fester Einrichtung, echten Freunden und einer vertrauten Nachbarschaft.
Für sie ist der DN-Lebensstil Einstellungssache:
Zu wissen, dass sie ortsunabhängig sind und jederzeit den Rucksack packen könnten, genügt ihnen.
Sie reisen nur, wenn es wirklich nötig ist.
Für andere eignet sich der DN-Lebensstil auf Zeit. Sie probieren ihn aus: Erst in der eigenen Stadt,[25] dann weiter weg, im Rahmen einer Auszeit oder eines Firmen-Retreats. Die Angebote von Hubud auf Bali, das globale Hacker Paradise, Projekte wie Remote-Year oder die DNX-Konferenzen aus Berlin sind bewährte Einstiegsmöglichkeiten in motivierender Gemeinschaft.
Auch ein Blick auf die Nomadlist lohnt sich, um eine Übersicht zu bekommen, wie Städte weltweit hinsichtlich Kosten, Internet, Unterhaltung, Klima und Sicherheit abschneiden.
Ein besonderes Projekt ist Mia Engiadina, hoch in den Schweizer Bergen: der erste „Third Place“, zusätzlich zum Arbeits- und Wohnstandort. Einzigartig und entlegen, aber trotzdem breitband-vernetzt mit der ganzen Welt.[26]
Fazit
Das digitale Nomadentum ist eine riesige Chance und bietet die Möglichkeit, das eigene Leben aktiv zu gestalten. Im Idealfall schafft die Bewegung eine „win-win“-Situation für alle Beteiligten eines Arbeitsprozesses oder Projekts.[27] DNs können die sogenannte „liquid workforce“[28] generieren helfen, um den Herausforderungen moderner Unternehmen zu begegnen, ohne das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben aufs Spiel zu setzen.
Wer seine Erwartungen mit den Vor- und Nachteilen der digitalen Freiheit in Einklang bringt und auf irgendeine Form von Rückhalt zählen kann, sollte es unbedingt wagen.
Beitragsbild: Eigene Abbildung