Aus humanitärer Sicht ist es selbstverständlich, dass der Staat Flüchtlinge aufnimmt. Doch wie ist es aus ökonomischer und wirtschaftlicher Sicht aus?
Die Flüchtlinge fliehen aufgrund politischer Verfolgung, Angst und Not. Die meisten von ihnen kommen aus den Krisenregionen in Afrika und dem Nahen Osten. Sie werden gezwungen ihre Heimat in kurzer Zeit zu verlassen und sollen sich in einem fremden Land ein neues zu Hause aufbauen.
Viele von uns kennen das Gefühl, wenn man in eine neue Stadt zieht und zu Beginn kaum soziale Kontakte hat, man fühlt sich alleine und ist auf der Suche nach neuen Bekanntschaften. Am besten geschieht das natürlich über die Ausbildung, Studium oder Arbeitsstelle.
Die Flüchtlinge kommen in der Regel alleine und kennen in der neuen Stadt noch Niemanden und sehnen sich nach einer neuen „Heimat“. Sie möchten endlich Ankommen, sich wohlfühlen und ein „normales“ Leben führen. Um das zu tun, benötigen sie natürlich einen Ausbildung- bzw. Studienplatz oder einen Arbeitsplatz.
Viele Unternehmen befürworten die Aufnahme von Flüchtlingen in ihren Firmen und geben folgende Vorteile für den Einsatz von Flüchtlingen an:
- Bandbreite an Bildungsabschlüssen und deren Grad
- Arbeitserfahrung
- Bewerberqualitäten, wie beispielsweise Mehrsprachigkeit, Flexibilität und interkulturelle Erfahrungen.
Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberver-bände äußert sich dazu wie folgt:
„Die deutsche Wirtschaft wird alle Anstrengungen unternehmen, damit wir die bestmögliche Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Beschäftigung gemeinsam meistern.“
Aber wie kann das sein, dass Voraussetzungen für die Beschäftigung von Flüchtlingen geschaffen werden sollen, wenn dennoch die Arbeitslosigkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt enorm hoch ist? Sollte nicht erstmal jeder Einzelne der deutschen Bevölkerung einen Arbeitsplatz haben?
Laut der Bundesagentur für Arbeit beträgt die aktuelle Arbeitslosenzahl in Deutschland 2,89 Millionen und beschäftigt sind rund 40 Millionen. Im vergangenen Jahr sind ca. eine Million Flüchtlinge, mit Tendenz nach oben, ins Land gekommen. Berechnungen ergaben, dass sich in den nächsten Jahren das Angebot auf dem Arbeitsmarkt um rund 7,5 Prozent erweitern wird. Jedoch sind nicht alle Neuankömmlinge für die Stellen auf dem Arbeitsmarkt qualifiziert und arbeiten somit in Bereichen mit Niedriglohnsektor. Dadurch kommt es zur Senkung der Löhne, einige geraten dadurch vielleicht auch in illegale Beschäftigungsverhältnisse. Für die deutschen Arbeitnehmer ist das natürlich ein großer Kritikpunkt, wenn die Löhne gesenkt werden, denn eigentlich soll die heimische Nachfrage aufrecht erhalten bleiben.
Der Staat gibt monatlich pro Flüchtling, der keine Arbeitsstelle hat, rund 1000 Euro aus, inbegriffen sind Unterkunft, Versorgung und Betreuung. Hoch gerechnet sind das für alle Flüchtlinge 14 Milliarden Euro, einschließlich Kurse zur Sprachförderung, Integration und Qualifizierung.
Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Deutsche Industrie, weist auf die Gefahr hin, dass das Augenmerkt nicht nur auf der Finanzierung der Flüchtlinge gelegt werden darf, sondern auch weiterhin an die deutsche Bevölkerung gedacht werden muss.
Damit der Staat weniger Kosten hat und die Neuankömmlinge nicht abhängig vom Sozialstaat bleiben, müssen Arbeitsplätze und entsprechende Voraussetzungen für die Flüchtlinge geschaffen:
- Flüchtlinge, die aufgrund von Ethnie, Religion, Nationalität oder humanitärer Hilfsaktionen anerkannt sind, dürfen erwerbstätig sein
- Asylsuchende mit Aufenthaltsgestattung und Personen mit Duldung haben die Erlaubnis nach dem vierten Aufenthaltsmonat in Deutschland eine Beschäftigung für eine bestimmte Zeit zu beantragen
- Die Bundesagentur für Arbeit stimmt der Beschäftigung zu, wenn die Arbeitsbedingungen nicht ungünstiger als für die heimischen Arbeitnehmer sind
- Die Bundesagentur prüft, ob die Stelle durch einen Deutschen, EU-Staatsbürger, anerkannten Flüchtling oder geduldeten ausländischen Staatsbürger mit einem dauerhaften Aufenthaltsstatus besetzt werden kann.
Die Bundesregierung hat Maßnahmen entwickelt, wodurch die Integration von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt erleichtert und verbessert werden soll:
- Zur schnelleren Eingewöhnung in Deutschland wurden die Mittel für Integrations- und Sprachkurse erhöht
- Leiharbeit für Asylbewerber und Geduldete bei Hochqualifizierte, bei beruflich Qualifizierten in Engpassberufen und nach einem Aufenthalt von 15 Monaten ist seit Oktober 2015 zulässig.
- Jobcenter stellen mehr Personal ein, damit die Erfassung von Flüchtlingen und entsprechenden Jobangeboten zügiger geht
- Wenn Flüchtlinge aus den Balkanstaaten einen Arbeits- oder Ausbildungsvertrag vorweisen können, erhalten sie die Chance zur „legalen Integration“.
Natürlich ist das nicht alles, was zurzeit in den Köpfen der deutschen Bevölkerung zu diesem Thema ist. Es gibt noch bedeutend mehr Gesprächsstoff bezüglich dieses Themas.
Festzuhalten bleibt, dass Flüchtlinge, die nicht erwerbstätig sind, eine finanzielle Last für Deutschland darstellen. Um das zu vermeiden, sind viele Unternehmen bereit, den Neuankömmlingen eine Arbeitsstelle zu geben. An sich ist dies eine Chance für die Flüchtlinge, sich ein neues „zu Hause“ aufzubauen. Jedoch darf die Politik und Wirtschaft die eigene Bevölkerung nicht vernachlässigen. Die deutschen Unternehmen, wie z. B. Siemens, Daimler, Continental sowie die Deutsche Telekom bieten verschiedene Praktika an, um in einen normalen Alltag zu gelangen.
Literaturverzeichnis
Burgmayer, Andreas. (Bildquelle) „Hamburger Abendblatt.“ Arbeitsalltag im Flüchltingsheim. 19. 10 15.
Exner, Thomas. Die Welt. 24. 01 2016. http://www.welt.de/wirtschaft/article151361305/Warum-Fluechtlinge-eine-Last-fuer-die-Wirtschaft-sind.html (Zugriff am 14. 04 2016).
Gesundheitskasse, AOK Nordost – die. „Heute Füchtling, morgen Kollege.“ Gesundes Unternehmen – Keine Pause für Gesundheit, 01 2016: 24.
Münchau, Wolfgang. Spiegel. 22. 01 2016. http://www.spiegel.de/wirtschaft/fluechtlinge-was-drei-millionen-neue-arbeitnehmer-bedeuten-koennen-a-1073321.html (Zugriff am 14. 04 2016).