Seit vielen Jahren ist bekannt, wie wichtig Tiere für die Heilung von Menschen sein können.[1]
Wenn Menschen auf konventionelle Fördermethoden nicht mehr reagieren oder sich therapie-müde bzw. therapie-resistent zeigen, liegt in der tiergestützten Therapie eine große Chance.
Denn: Was Therapeuten oft nicht gelingt, schaffen Tiere in Sekundenschnelle. Tiere bringen Menschen zum Lachen, geben neuen Lebensmut oder regen längst verloren geglaubte Fähigkeiten an.
Tiergestützte Therapie
Unter diesem Begriff werden alle Maßnahmen zusammenfasst, bei denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen zu erreichen versucht wird. Die Tiergestützte Therapie kann sowohl bei körperliche als auch für seelische Erkrankungen eingesetzt werden.[2] Jede therapeutische Handlung sollte einen erkennbaren Sinn für den jeweiligen Patienten haben. Fortschritte und Erreichen von Zielen sollten dokumentiert werden.[3]
Wichtig ist, dass das eingesetzte Tier speziell für dessen Einsatz ausgebildet und professionell trainiert ist. Nur ein ausgebildeter Therapeut kann in Verbindung mit einem trainierten Tier eine Tiergestützte Therapie zweckmäßig durchführen. Therapeut und Therapietier agieren im Gespann.
Es muss unter dem Aspekt des Tierschutzes immer darauf geachtet werden, dass die Bedürfnisse des Tieres berücksichtigt und befriedigt werden. Eine Therapie darf nie auf Kosten des Tieres gehen.[4]
Der Begriff Tiergestützte Therapie ist bislang nicht geschützt bzw. an gewisse Standards oder Gütekriterien geknüpft.
Abgrenzung Therapietier zu Assistenztier
Assistenztiere (z. B. Blindenhund) erhalten vor ihrem Einsatz eine spezielle Ausbildung um im Anschluss an einen konkreten hilfsbedürftigen Menschen (z. B. blinder Mensch) auf Dauer abgegeben zu werden. Assistenztiere werden ausgebildet um „seinem“ Menschen aktiv zu helfen. Somit hat das Assistenztier klar umrissene Aufgaben, welche er auf Kommando ausführt.
Tiere, die für die tiergestützte Therapie ausgebildete werden verbleiben hingegen bei ihren Haltern (Therapeuten) und agieren mit ihnen im Team an wechselnden Einsatzorten und wechselnden Patienten. Therapietiere helfen passiv durch „anwesend sein“ und den Kontakt mit ihm.[5]
Anwendungsbereiche und Wirkweise der Tiergestützten Therapie
Vielen Menschen tut der Kontakt und die Bindung zu einem Tier körperlich sowie seelisch gut. Darum kommt die Tiergestützte Therapie in vielen Bereichen zum Einsatz, beispielsweise in der Ergotherapie, der Psychotherapie, der Physiotherapie und der Logopädie aber auch in der Therapie älterer und behinderter Menschen.
Besonders die Wirkung der Tiere auf die Psyche der Menschen kann erstaunlich intensiv sein. Ein Grund hierfür ist, dass Tiere den Menschen unvoreingenommen gegenübertreten und ihre Zuwendung unabhängig von äußeren Faktoren schenken. Durch die Unvoreingenommenheit des Tieres kann es auch schwer zugänglichen Menschen gelingen, sich auf eine Beziehung einzulassen und sich zu öffnen.
Aus diesem Grund wird insbesondere in der Psychotherapie die tiergestützte Therapie eingesetzt um die Zugänglichkeit zum Patienten zu fördern. Die Hinwendung des Patienten zum Tier dient als Ausgangspunkt um zwischenmenschliche Beziehungen (wieder) aufzubauen. Vor allem Patienten mit einer sozialen Phobie, Autismus, ADHS und Traumapatienten können von einer Tiergestützten Therapie profitieren.[6] [7]
Tiere können auch körperliche Leiden und Defizite lindern. Als Beispiel kann die bewährte krankengymnastische Behandlung „Hippo-Therapie“ genannt werden, bei der Patienten langsam in der Gangart Schritt reiten, wodurch die Patienten Schwingungen aufnehmen, die vom Rücken des Pferdes ausgehen und welche u. a. Koordination, Motorik und Muskulatur des Patienten stärken.[8]
Eingesetzte Therapietiere
Besonders häufig sind Hunde zu Therapiezwecken eingesetzt. Diese sind sehr menschenbezogen, gelehrig und somit gut geeignet zur entsprechenden Ausbildung.[9] Neben Hunden kommen oft Pferde therapeutisch zu Einsatz.
Etwas „exotischer“ sind Therapietiere wie Kaninchen[10], Lamas und Alpakas[11] oder Schweine[12].
Kritik
Die Tiergestützten Therapie kann in vielen Fällen Beschwerden lindern oder heilen helfen. Auch eine entsprechende Nachfrage nach dieser Art der Behandlungsformen ist vorhanden. Auf dem Markt existieren daher entsprechend zahlreich therapeutische Angebote mit Tieren.
Ein klarer Kritikpunkt hierbei ist, dass der Begriff „Tiergestützte Therapie“ nicht geschützt ist. Es gibt bislang keine allgemeingültigen Qualitätskriterien, so dass im Prinzip jeder Tierbesitzer eine Therapie mit seinem Tier anbieten kann.
Dies kann für hilfesuchende Menschen dann zum Problem werden, sollten sie an einen nicht sach- und fachkundig agierenden „Therapeuten“ gelangen, der im schlimmsten Fall den Menschen nur das Geld aus den Taschen ziehen möchte.
Wenngleich also eine Tiergestützte Therapie in vielen Fällen sinnvoll sein kann, darf bei der Suche nach dem passenden „Mensch-Tier-Therapeuten-Gespann“ eine gewisse Vorsicht durchaus empfohlen werden.
[1] Vgl. (o. V.): www.gesundheitsseiten24.de (31.03.16).
[2] Vgl. Röger-Lakenbrink, I: 2010, S. 10 (Vorwort v. J. Leibetseder).
[3] Vgl. Röger-Lakenbring, I: 2010, S. 27.
[4] Vgl. Bransch, S.: 2014, S. 19 f.
[5] Vgl. (o. V.): www.assistenzhunde-zentrum.de (29.03.16).
[6] Vgl. (o. V.): www.gesundheitsseiten24.de (31.03.16).
[7] Vgl. Voos, D, Dr. med.: www.medizin-im-text.de (31.03.16).
[8] Vgl. Künzle, U.: 2000, S. 11 ff.
[9] Vgl. Akademie für tiergestützte Therapie: www.dht-academy.de (29.03.16).
[10] Vgl. Oberth, D.-I.: www.psychologische-praxis-rostock.de (29.03.16).
[11] Vgl.( o. V.): http://lamatherapie.de (29.03.16).
[12] Vgl. Vermeulen, D.: www.vermeulen-therapie.de (29.03.16).
Abkürzungen:
ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
AOK Allgemeine Ortskrankenkasse
Bildnachweis:
Abbildung 1, Beitragsbild: Quelle: https://pixabay.com/de/haustier-tiere-hund-freund-schwarz-1162072/
Abbildung 2: Quelle Eigene Darstellung
Quellen:
Akademie für tiergestützte Therapie: Eignungstest für die Ausbildung zum Therapiebegleithund. http://www.dht-academy.de/index.php/therapiehundeausbildung-eignungstest.html (29.03.16)
Bransch, S.: Der Erfolg durch Therapiehunde bei Kindern mit ADHS-Syndrom. Hundegestützte Pädagogik als mögliche Intervention, 1. Auflage. Diplomica Verlag GmbH. Hamburg 2014
Künzle, U.: Hippotherapie auf der Grundlage der funktionellen Bewegungslehre. 1. Auflage. Springer Verlag GmbH, Heidelberg 2000
Oberth, D.-I.: Tiergestützte Therapie mit Kaninchen. http://www.psychologische-praxis-rostock.de/pages/tiergestuetzte-therapie-mit-kaninchen/ (29.03.16)
(o. V.): Tiergestützte Therapie und Pädagogik. http://lamatherapie.de/content/view/13/27/ (29.03.16)
(o. V.): Assistenzhunde. http://www.assistenzhunde-zentrum.de/index.php/assistenzhunde (29.03.16)
(o. V.): http://www.gesundheitsseiten24.de/kur/reha-kuren/tiergestuetzte-therapie.html (31.03.16)
Röger-Lakenbrink, I.: Das Therapiehunde-Team. Ein praktischer Wegweiser. 4. Auflage. Kynos Verlag. Nerdlen/ Daun 2010
Vermeulen, D.: Therapie-Begleitschwein Felix. http://www.vermeulen-therapie.de/cetest-firstpage0/cetest-firstpage00/ (29.03.16)
Voos, D. Dr. med.: Tiergestützte Therapie ist oft ein Segen. http://www.medizin-im-text.de/blog/2016/9889/tiergestutzte-psychotherapie-oft-ein-segen-eine-stiftung-will-sie-fordern/ (31.03.16)