Sie haben es satt. 7,8 Millionen Deutsche machen nach Aussage des Vegetarierbund Deutschland e. V. nicht mehr mit bei Wurst, Schnitzel und Hack.[1] Seit 1990 lässt sich ein klarer Trend hin zum Vegetarismus feststellen.[2] Die Zahl der vegetarisch lebenden Menschen ist in den letzten Jahren bereits deutlich angewachsen. Und es werden immer mehr.
Was ist Vegetarismus?
Der Begriff leitet sich vom lateinischen „vegetare“ ab, was so viel bedeutet wie „wachsen, leben“.
Nach Pythagoras (um ca. 570 -490 v. Chr.) – dem Begründer des europäischen Vegetarismus – ist der Verzehr von „lebender“ Kost gestattet. Der Verzehr von getöteten Tieren wird abgelehnt.
Die verschiedenen Formen des Vegetarismus zeigen sich bei der Frage nach der Einbeziehung von Lebensmitteln, die von lebenden Tieren stammen wie z. B. Milch, Eier und Honig.[3] [4]
Aus welchen Gründen leben Menschen vegetarisch?
Vegetarismus beschränkt sich nicht auf die spezielle Küche.[5] Vegetarismus ist Weltanschauung und alternative Lebensweise. Dabei geht es den meisten Vegetariern um ein gesteigertes Gesundheitsstreben und um ethnische Ideale. Im Folgenden finden sich einige Gründe, warum Menschen sich für ein Leben als Vegetarier entscheiden.
* Ethische bzw. moralische Gründe
Ethisch motivierte Vegetarier lehnen es ab, dass Tieren Leid und Tod zugefügt wird. Dem Menschen wird körperliche und seelische Unversehrtheit gebotenwährend diese Rechte für andere Lebewesen nicht gelten.
Ethisch motivierte Vegetarier fragen sich vor diesem Hintergrund, ob es überhaupt vertretbar ist, Geschöpfe zu züchten um sie anschließend zu töten und zu verspeisen. Hierbei zentral ist die Erkenntnis, dass Tiere ebenso wie Menschen fühlende und leidende Wesen sind. Mensch und Tier haben gleichermaßen Bedürfnisse und können Schmerz, Angst und Traurigkeit empfinden.
Hier können insbesondere die Methoden der Massentierhaltung (kein artgerechtes Leben für die Tiere) oder die Art des Schlachtens zur Ablehnung von Fleischkonsum führen.[6]
* Religiöse und spirituelle Gründe
Etliche Religionen „verbieten“ den Konsum von Fleisch oder schränken den Fleischkonsum ein.
So schreiben manche Religionen vor, dass bestimmte Tiere nicht gegessen werden dürfen (z.B. Islam – kein Schweinefleisch). Andere Religionen fordern den generellen Verzicht auf das Verletzen und Töten anderer Lebewesen (z. B. Hinduismus, Jainismus). Wenngleich weniger bekannt, spielt Vegetarismus auch im Christentum eine Rolle. Vor allem orthodoxe Christen verzichten während der Fastenzeit auf tierische Produkte. Einige christliche Glaubensgemeinschaften sehen die vegetarische Ernährung als Ausdruck von Mitgefühl, Liebe und Gnade gegenüber der göttlichen Schöpfung und beziehen das Gebot „Du sollst nicht töten“ auch auf alle Tiere.[7]
Eine vegetarische Grundhaltung kann auch spirituell motiviert sein, ohne dass der Mensch einer offiziellen Glaubensgemeinschaft angehört. Hier sind die Gründe meist sehr individuell, können jedoch oft die bereits genannten ethischen Gründe zurückgeführt werden. Auch die Meinung, dass Tiere eine Seele haben und daher spirituelle Wesen sind, kann Motiv für die vegetarische Ernährung sein.[8]
* Gesundheitliche Gründe
Viele Menschen ernähren sich vegetarisch um sich gesund zu halten. Die meis-ten klassischen Zivilisationserkrankungen wie Übergewicht und Adipositas, Diabetes mellitus, Hypertonie, Atherosklerose und Herz-Kreislauferkrankungen, Osteoporose sowie Krebs hängen erwiesenermaßen mit Fleischkonsum zusammen.[9]
Es gibt zahllose Studien, die diese Zusammenhänge untersuchen und zum Schluss kommen, dass eine (gut geplante) vegetarische Ernährung der Gesunderhaltung von Körper, Geist und Seele zuträglich ist.[10]
* Umweltbezogene Gründe
Bereits im Jahre 2006 eröffnete ein Bericht der UN-Welternährungsorganisation, dass die Tierwirtschaft Hauptverursacher der schlimmsten Umweltprobleme unserer Zeit ist. Durch die Tierwirtschaft werden beispielsweise die drei klimarelevantesten Treibhausgase in unvorstellbar großen Mengen erzeugt. Dies kann direkt geschehen beispielweise durch den Verdauungsprozess von Milliarden an Schlachttieren. Aber auch die indirekte Erzeugung von Treibhausgasen durch den Produktionsprozess und die Abholzung der Wälder oder die Anpflanzung von Monokulturen zum Zweck der Futtermittelgewinnung.[11]
Auch das deutsche Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz kommt in einem Bericht aus dem Jahre 2008 zu dem Schluss, dass eine pflanzliche Ernährung über 40% der Treibhausgasemissionen einzusparen vermag.[12] [13]
Viele Vegetarier nehmen dies als Anlass, dem Fleischkonsum abzuschwören. Sie möchten hierdurch verhindern, dass (Regen)Wälder abgeholzt, Trinkwasser verschwendet und die Umwelt durch allerlei Treibhausgase nachhaltig zerstört wird.
Wird sich der Trend fortsetzen? Eine persönliche Einschätzung.
Seit 1997 ernähre ich mich vegetarisch. In dieser Zeit hat sich vieles getan aus Sicht der Vegetarier. Längst vergangen sind die Zeiten, als ich den Menschen erklären musste, was ein Vegetarier is(s)t und warum ich diesen „Schwachsinn“ denn betreibe.
Als „Betroffene“ habe ich besonders genau hingesehen, wie der gesellschaftliche Wandel stattgefunden hat. Mehr und mehr Menschen sehen ein, dass der Verzicht auf Fleisch gut ist für Mensch und Natur. Da ein Großteil der Vegetarier junge, gebildete Menschen sind, darf davon ausgegangen werden, dass diese ihre Lebensweise wiederrum in die nächsten Generationen tragen. Der Vegetarismus wird sich Schritt für Schritt weiter etablieren und wohlmöglich irgendwann zur Selbstverständlichkeit.
Zwar wird es wohl auch in Zukunft Fleischesser geben, dennoch kann man sagen, dass die Trendwende weg von der Wurst und die Hinwendung zu vegetarischen Lebensmitteln über die vergangenen Jahre deutlich zugenommen hat und bereits jetzt nicht mehr zu übersehen ist.
Die vegetarische Lebensweise ist nachhaltig und damit zukunftsfähig. Ich bin mir sicher, dass sich der Trend Vegetarismus weiter fortsetzen wird.
Die Umwelt dankt’s und ich darf mich quasi als Trendsetterin fühlen. ;-)
[1] Vgl. (o. V.) https://vebu.de (12.03.16).
[2] Vgl. Leitzmann, C./ Keller, M. Dr.: 2013, S. 17.
[3] Vgl. Leitzmann, C./ Keller, M. Dr.: 2013, S. 17 f.
[4] Vgl. Leitzmann, C.: 2007, S. 10 f.
[5] Vgl. Biesalski, K. H./ Bischoff S. C./ Puchstein C.: 2004, S. 1080.
[6] Vgl. Gruber, M: 2013, S. 34 f.
[7] Vgl. Leitzmann, C./ Keller, M. Dr.: 2013, S. 44 ff.
[8] Vgl. Gruber, M.: 2013, S. 33 ff.
[9] Vgl. Leitzmann, C./ Keller, M. Dr.: 2013, S. 90 ff.
[10] Keller, M. Dr.: https://vebu.de/ (17.03.16).
[11] Vgl. Steinfeld, H. u. a.: 2006 (FOA – Bericht).
[12] Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2008).
[13] Vgl. Leitzmann, C./ Keller, M. Dr.: 2013, S. 15.
Bildnachweis:
Beitragsbild: Quelle: https://pixabay.com/de/essen-karotten-erbsen-gesund-547511/
Abbildung 1 : Quelle: eigene Darstellung
Quellen:
Biesalski, K. H./ Bischoff S. C./ Puchstein C.: Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer und der DGE. 3. Auflage. Thieme Verlage AG. Stuttgart 2004
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV): Bericht des BMELV für einen aktiven Klimaschutz der Agrar-, Forst- und Ernährungswirtschaft und zur Anpassung der Agrar- und Forstwirtschaft an den Klimawandel (2008)
Keller, M. Dr.: Studien zur vegan-vegetarischen Lebensweise. https://vebu.de/fitness-gesundheit/studien/ (17.03.16)
Gruber, M.: Die Zukunft is(s)t vegetarisch. Der Wandel von einer fleischdominierten Esskultur zu einer vegetarischen Ernährungsweise. 1. Auflage. Diplomica Verlag GmbH. Hamburg 2013
Leitzmann, C.: Vegetarismus. Grundlagen, Vorteile, Risiken. 2. Auflage. Beck Verlag. München 2007
Leitzmann, C./ Keller, M. Dr.: Vegetarische Ernährung. 3. Auflage. Verlag Eugen Ulmer KG. Stuttgart 2013
(o. V.): https://vebu.de/themen/lifestyle/anzahl-der-vegetarierinnen (12.03.16)
Steinfeld, H. u. a.: livestock’s long shadow. Environmental issues and options. Food and Agriculture Organisation (FAO) 2006