By Published On: 9. Februar 2017Categories: Gesundheit, Psychologie

Multiple Sklerose – eine der vielen Krankheiten, an deren Ursachen man bis heute forscht. Durch die medizinischen Fortschritte sind viele Krankheiten heutzutage nicht mehr tödlich und man kann mit spezieller Vorsorge durch das Leben gehen. Doch wäre es nicht erstrebenswerter, endlich die Ursachen herauszufinden?
Burnout sieht man heute als mögliche Ursache vieler (chronischer) Krankheiten, da diese Krankheit mit emotionalen, psychischen und physischen Krisen einhergeht, welche den ganzen Organismus betreffen. In diesem Artikel möchte ich daher den beiden Krankheiten Multiple Sklerose und Burnout nachgehen und eine mögliche Verbindung dieser erläutern.

Was genau ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose, auch MS genannt, ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems – also allen Nerven, welche an der Weiterleitung von Informationen aus Gehirn oder Rückenmark an alle Körperteile oder Organe beteiligt sind.

Das Immunsystem spielt bei der Krankheit eine zentrale Rolle: Durch eine Störung dieses richtet sich der natürliche Abwehrprozess – normalerweise als Schutz vor Krankheitserregern – gegen den eigenen, gesunden Körper[1]. Infolge dessen werden viele Prozesse ausgelöst, mit welchen der Körper sich selbst schädigt, so zum Beispiel die Körpersubstanzen angreifende und abbauende Vorgänge. So werden entweder die Nervenfasern beschädigt, wodurch „Störungen in der Signalweiterleitung“[2] auftreten, oder die Schutzschicht der Nervenfasern („Myelinschicht“) durch Entzündungsherde zerstört, wodurch die Signalweiterleitung zeitlich verzögert wird.

MS ist die „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ – dies bedeutet, dass sie sich in vielen verschiedenen Symptomen äußert. Darunter zählen zum Beispiel Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Sprech- und Schluckstörungen, Sensibilitätsstörungen, spastische Lähmungen und Muskelschwächen an Beinen, Armen und Händen, kognitive Störungen, Blasen- und Darmstörungen sowie Schmerzen. Zudem können Depressionen, große Müdigkeit und Konzentrationsschwächen auftreten. [3]

Der Verlauf von MS ist sehr individuell und unvorhersehbar. Grundsätzlich wird jedoch zwischen drei Verlaufsformen unterschieden[4]:

  • die primär chronisch progrediente MS, bei welcher die Symptome von Anfang an dauernd zunehmen
  • die schubförmig remittierende MS, welche aus akuten Phasen und auch symptomfreien Phasen besteht
  • die sekundär chronisch progrediente MS, bei welche dir Symptome zu einem späteren Zeitpunkt der Krankheit zunehmen.

In den meisten Fällen, mit bis zu 90%, tritt zu Krankheitsbeginn die schubförmig remittierende MS auf, welche sich dann im Laufe der Zeit meist zu einer sekundär chronisch progredienten MS weiterentwickelt[5].

Von der Krankheit sind im Jahr 2009 rund 113.120 Personen in Deutschland betroffen und in Behandlung. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegt Deutschland damit an der Spitze – und das mit einem weiten Abstand zum zweitplatzierten Land, dem Vereinigten Königreich mit 76.851 Patienten.

MS tritt dabei meist im frühen Erwachsenenalter von 20-40 Jahren auf – in Deutschland wurde im Jahr 2009 festgestellt, dass dieses Alter durchschnittlich bei 32 Jahren liegt. Die Diagnose der MS findet dahingegen jedoch erst einige Jahre später statt, im Durchschnitt mit 35 Jahren. Seltener, jedoch auch manchmal der Fall, ist ein Auftreten der Krankheit im jungen oder hohen Alter.

Die Ursache von Multipler Sklerose wurde bisher noch nicht komplett erforscht. Jedoch wird vermutet, dass das Zusammenspiel vieler Faktoren für das Ausbrechen von MS verantwortlich ist. So kommen zum Beispiel genetische Veranlagungen, Umwelteinflüsse, Infektionen, Viren oder sogar ein Vitamin-D-Mangel ins Gespräch[6]. Zudem können jegliche Prozesse relevant sein, welche sich negativ und schädigend auf das Immunsystem auswirken.

So kann über die genetischen Veranlagungen möglicherweise eine Neigung für die Erkrankung vererbt werden[7] – also eine Prädisposition, welche von oben genannten Faktoren beeinflusst wird und somit die Entstehung der Krankheit verhindert oder verstärkt.

Was genau ist Burnout?

Burnout, oder auch Ausgebrannt-sein, wird nach dem Klassifizierungssystem ICD 10 dem Unterpunkt Z73: „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“[8] zugeordnet. Eine andere Definition könnte darüber hinaus beinhalten, dass Burnout der „Oberbegriff für bestimmte Typen psychischer [und persönlicher] Krisen“[9] ist. Diese (beruflichen oder privaten) Krisen müssen dafür mindestens 6 Monate andauern und deutliche Funktionseinbußen, resultierend aus subjektiven Belastungen, mit sich bringen[10].

Im Kern des Burnout steht eine dauerhafte emotionale, geistige und körperliche Erschöpfung, welche mit einer verminderten Leistungsfähigkeit und Gefühlen wie Gleichgültigkeit und Reizbarkeit einhergeht.[11] Zudem weisen betroffene Personen meist eine Unfähigkeit zur Erholung und eine geringe Belastbarkeit auf.[12]

Burnout äußert sich meist in den gleichen, typischen Symptomen. Diese sind zum Beispiel “Verdauungsbeschwerden, Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen, Schwindel, übermäßiges Schwitzen [,] Geräuscheüberempfindlichkeit [oder] Schlafstörungen”[13]. Zudem werden diese Symptome von Demotivation, Überforderung, Hilflosigkeit, Depressionen und sozialem Rückzug begleitet.

Als Ursachen für Burnout werden viele Faktoren in Augenschein genommen. So wird von einem Zusammenspiel von „chronische[r] Fehlbeanspruchung in Dauerstress-Situationen“[14], Arbeits- und Umweltfaktoren und belastenden Persönlichkeitsmerkmalen (wie zum Beispiel Perfektionismus) ausgegangen.

Wird eine Tätigkeit zum Beispiel mit zu hohen Selbsterwartungen, starken Zweifeln an der Zielerreichung oder gegen innere Widerstände ausgeführt, so müssen von der Person zusätzliche Anstrengungen geleistet werden, um die stressauslösende Situation zu meistern. Diese Anstrengungen umfassen meist das Auslassen von Schlaf, Erholung, Sport, Ernährung, Hobbies oder sozialen Aktivitäten – also gesundheitsförderlichen Aktivitäten – welche in diesem Falle mehr als notwendig wären, um die stressbelastete Situation in ein Gleichgewicht zu bringen. Bei dauerhaften Stress-Situationen würde der Körper dann nach einiger Zeit erste Burnout-Symptome aufzeigen.[15]

Wie hängt jetzt Burnout mit Multipler Sklerose zusammen?

Es wird davon ausgegangen, dass Multiple Sklerose mittels Neigungen vererbt wird. So entscheidet im Endeffekt das Einwirken vieler Faktoren, ob die Krankheit bei einer vorliegenden Neigung ausbricht oder nicht. Besonders Faktoren, welche das Immunsystem beeinflussen, sind bei diesem Krankheitsbild von essentieller Bedeutung (, da sich das Immunsystem bei Multipler Sklerose selbst angreift und das Nervenleitsystem zerstört).

So könnten Faktoren, wie man sie zum Beispiel beim Burnout wiederfindet (Stress, extreme Belastung, Zeitdruck, Depressionen sowie eine ungesunde Lebensweise) eine Schüsselrolle spielen! Besonders Stress aktiviert „verschiedene Hormon-und Transmittersysteme, die nachhaltige Schädigungen des Organismus ([…] durch ein geschwächtes Immunsystem) nach sich ziehen können“[16]. Beim Burnout wird der Körper also durch die extreme, dauerhafte Belastung stark angegriffen. Der Körper ist dauerhaft erschöpft und ausgebrannt – das Immunsystem daher auch nicht mehr voll funktionsfähig. Ein Zustand, welcher für eine Person mit einer vererbten Neigung für Multiple Sklerose von entscheidender Bedeutung sein könnte! Das Immunsystem wäre durch das Burnout schon stark angegriffen und somit körpereigenen, selbstzerstörerischen Prozessen wie bei Multipler Sklerose schutzlos ausgeliefert.

Wie kann man Burnout verhindern und somit die Möglichkeit auf MS verringern?

Die Verhinderung des Burnouts wird in der heutigen Zeit immer mehr ins Auge gefasst, da es in der modernen Zeit immer häufiger auftritt. Sollte Burnout, wie oben angeführt, zudem ein Grund für das Ausbrechen von Multipler Sklerose sein, wäre es umso wichtiger, Burnout zu verhindern!

Gründe für Burnout können in einer Kombination aus beruflichem und privaten Umfeld gefunden werden. Ein erster Ansatzpunkt wäre es, eine Work-Life-Balance zu schaffen. Hier geht es um ein Gleichgewicht verschiedener relevanter Lebensbereiche wie zum Beispiel Arbeit, Familie, Hobbies, soziale Kontakte und viele mehr. Auch kann soziale Unterstützung in manchen Fällen Wunder bewirken – diese wirkt sich nämlich besonders auf das Immunsystem positiv aus[17] und lässt Personen neuen Mut schöpfen.

Zudem gibt es viele Präventionsmaßnahmen, welche ergriffen werden und flexibel in den Alltag eingebunden werden können. Dazu gehören unter anderem Trainings zur Stressbewältigung und zum Erlernen von Coping-Strategien. Da viele Personen den Großteil ihres Tages auf der Arbeit verbringen und dort in vielen Bereichen eingebunden sind, gibt es besonders viele gesundheitsfördernde, stressabbauende Maßnahmen, welche während der Arbeitszeit umgesetzt werden können. Einige dieser Maßnahmen wären zum Beispiel Kurse zu gesunder Ernährung, Entspannung, Suchtberatung oder Stressmanagement.[18] Zudem können vom Arbeitgeber gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen (Arbeitsplatz, Mitarbeiterführung, transparente Kommunikation) zur Verfügung gestellt werden. Des Weiteren kann mittels Aktionen, wie zum Beispiel gleitenden Arbeitszeiten oder Betriebsausflügen mehr Flexibilität geschaffen und das Betriebsklima verbessert werden.[19]

Fazit

Die Ursachen von Multipler Sklerose sind nach wie vor unbekannt – doch sollten sich die bisherigen Vermutungen, wie oben aufgeführt, bestätigen, gibt es viele Ansatzpunkte, um die Krankheit in ihren Ursachen zu bekämpfen. Dazu gehört zum Beispiel das Krankheitsbild Burnout, welches den Körper in vielen Bereichen schädigt und Regeneration verhindert. Es gibt bereits einige Ansätze, wie sich Burnout durch Präventionsmaßnahmen vermeiden lässt – hier muss jedoch noch weiter an der personalisierten und berufsspezifischen Umsetzung und der Rollenverteilung, also der Übernahme von Verantwortung, gearbeitet werden.

Es gibt jedoch auch andere Möglichkeiten, um das Ausbrechen von Multipler Sklerose zu vermeiden, an denen seit mehreren Jahren intensiv geforscht wird. Neueste Erkenntnisse bringen jetzt zum Beispiel überraschende Forschungsergebnisse zu dem gentechnisch hergestellten Antikörper „Ocrelizumab“ ans Licht[20].

Zum Schluss soll hier noch erwähnt werden, dass Burnout sich nicht nur negativ auf die Entwicklung von Multipler Sklerose auswirken kann – hier gibt es zahlreiche andere Krankheitsbilder wie „Krebs, Depression, Nervenleiden […], Bluthochdruck, Herzinfarkt und Hirnschlag, chronische Schmerzen sowie Substanzverluste […] und Verschleiß“[21], welche ebenfalls negativ durch Burnout beeinflusst werden können.

 

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