Diversity Management – noch so ein Phänomen, dass sich seit Neuestem in die Gesellschaft und besonders in die Arbeitswelt eingeschlichen hat. Neben Begriffen wie „Arbeit 4.0“, „Work-Life-Balance“ oder „Open-Space-Offices“, kann sich das Diversity Management problemlos in die Liga der neuen Trends der Arbeitswelten einreihen. Neu? Nein! Denn das Diversity Management ist bereits seit einigen Jahren fest in vielen Unternehmen verankert und wichtiger Bestandteil der Personalplanung. Doch besonders in den letzten Jahren der Globalisierung, Digitalisierung oder des demographischen Wandels wurde der Fokus stärker auf die Thematik gelegt. Aber was genau steckt hinter dem Begriff und ist es überhaupt notwendig die Personalplanung nach einem bestimmten Vielfältigkeitsprofil zu bestimmen?
Ein Begriff mit großem Inhalt
Diversity Management heißt frei übersetzt Management der Vielfalt und beschreibt „die Annerkennung und Nutzbarmachung von Vielfalt in Unternehmen.“ [1] Grundsätzlich beschreibt der Begriff „Diversity“ das Vorhandensein einer menschlichen Vielfalt und die Einzigartigkeit jedes Individuum (z.B. in der Persönlichkeit), ohne bestimmte Merkmale wie zum Beispiel das Geschlecht, das Alter oder die Religion als „Handicap“ oder Nachteil zu sehen. Das Diversity Management befasst sich mit diesen individuellen Merkmalen des Menschen und dient als Konzept zum Umgang der menschlichen Vielfalt und der optimalen Einbindung in Organisationen. [2]
Das Modell der vier Ebenen der Diversität von Gradenswartz und Rowe (1995) umfasst dabei die folgenden Dimensionen:
- Ebene: bildet die individuelle Persönlichkeit des Menschen ab.
- Ebene: interne Dimensionen, die nicht/fast nicht änderbar sind. Dazu gehören Merkmale wie Alter, Geschlecht, Nationalität etc..
- Ebene: externe Dimensionen, die jederzeit änderbar sind. Dazu gehören z.B. der Beruf, Wohnort, Einkommen, Hobbys.
- Ebene: organisationale Dimensionen, werden durch die Organisationszugehörigkeit determiniert, z.B. Funktion, Abteilung, Dauer der Tätigkeit etc.. [3]
Von „Diversity“ zum „Diversity Management“
Durch Faktoren wie ein verstärkter Wettbewerb, Fachkräftemangel, zunehmende Individualisierung oder zunehmende Migration wurde die Thematik „Diversity“ auch für Unternehmen immer wichtiger. [4] Es wurde erkannt, das eine heterogene und vielfältige Belegschaft Vorteile für das Unternehmen bedeuten und dem wirtschaftlichen Erfolg dienen kann. [5] Durch diese Entwicklung entstand das Diversity Management.
Unternehmen leben und entwickeln sich durch die Mitarbeiter. Dabei geht es nicht nur um die tägliche Arbeit, sondern auch um neue Denkanstöße, Ideen oder Innovationsprozesse. Durch eine heterogene Belegschaft können diese neuen Prozesse durchaus aktiver und effektiver gestaltet werden, als bei homogenen Gruppen von Mitarbeitern. Der Vorteil der heterogenen Gruppe ist, dass die Mitarbeiter über unterschiedliche Merkmale in unterschiedlichen Ausprägungen (wie z.B. Wissen, soziale Kompetenzen oder Geschlecht) verfügen und somit unterschiedliche Erfahrungen oder Ansätze in das Team einbringen können. Eine passende Auswahl der Teamzusammensetzung bzw. Personalplanung ist aus diesem Grund unerlässlich und bietet dem Unternehmen zudem die Chance, Diskriminierungen oder Ablehnung bestimmter Gruppen entgegenzuwirken – ein positiver Nebeneffekt für das Unternehmensimage.
Für eine gelungene Etablierung einer offenen und toleranten Organisationskultur sind folgende Schritte [6] anwendbar: Im Rahmen des Diversity Management, werden erste Berührungspunkte zum Thema Diversität geschaffen. Es werden Vorteile und Nutzen dargelegt, um die Führungskräfte zum Thema zu sensibilisieren. Im nächsten Schritt werden die Mitarbeiter hinzugezogen, um Kompetenzen zu entwickeln, die Vorteile der Diversität effektiv zu nutzen und diese wertzuschätzen. Dabei sollten die Führungskräfte als Vorbilder, die das Thema stets vorantreiben, fungieren. Für die Mitarbeiter gilt es Veränderungen zuzulassen und tolerant gegenüber einer vielfältigen Belegschaft zu sein.
Bei der Personalbeschaffung geht es vorallem darum, geeignete Mitarbeiter zu finden, die sich in der Teamarbeit gut ergänzen und effektiv miteinander arbeiten können. Für die Rekrutierung von Mitarbeitern im Rahmen von Diversity stehen diverse Methoden [7] zur Verfügung. Dazu gehören Messeauftritte (z.B. Berufsmessen), Besuch von Schulen oder Werbung über ausgewählte Medien, um bestimmte Zielgruppen anzusprechen. Bei dem Auswahlverfahren der künftigen Mitarbeiter nutzen viele Unternehmen umfangreiche Tests, Interviews oder Rollenspiele, um den Bewerber besser kennenzulernen und einordnen zu können (z.B. Assessment-Center).
Kritik
Neben den positive Effekten, werden auch kritische Stimmen laut, die das Konzept Diversity Management in Frage stellen. Die Heterogenität von Gruppen hat viele Vorteile. Allerdings gibt es insbesondere auch bei homogenen Gruppen Vorteile, die mit der strikten Umsetzung der Diversitätsmerkmale verloren gehen können. Dazu gehört beispielsweise die Kommunikation oder auch die Lösung einfacher Aufgaben, die in homogenen Gruppenkonstrukten einwandfreier funktionieren. [8] Hinzu kommt, dass es derzeit keine Messmethoden für den Erfolg des Diversity Management gibt. [9] So lässt sich nur schwer ermitteln, ob die Unternehmenserfolge tatsächlich in Zusammenhang mit dem Ansatz der Diversität stehen. Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf den öffentlichen Druck auf Organisationen. Viele Unternehmen nutzen das Diversity Management aufgrund der positiven Außenwirkung und schöpfen die Maßnahmen nicht umfassend aus. Es besteht die Gefahr, dass das Konzept scheitert oder sich Unternehmen innerhalb der Belegschaft zu sehr gleichen und die Vielfalt somit verloren geht. [10]
Fazit
Ob der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens vom Diversity Management positiv beeinflusst wird oder nicht kann nicht gemessen werden. Wenn man die Vergangenheit betrachtet war es jedoch meist immer so, dass Menschen unterschiedlichster Arten, Eigenschaften oder Verhaltensweisen in Unternehmen zusammengearbeitet haben. Allerdings ist es hinsichtlich der Betrachtung der sich immer schneller verändernden Gesellschaft und den hinzukommenden Faktoren wie Migration, demographischer Wandel oder Digitalisierung notwendig, auf die Wichtigkeit der Thematik der Vielfalt hinzuweisen und Menschen zu sensibilisieren. Gegen Intoleranz und Ausgrenzung und für mehr Offenheit und Zusammengehörigkeit. Genau das schafft das Konzept Diversity Management und integriert dies in die Unternehmen, indem die Belegschaft nach den Gesichtspunkten der Diversität zusammengesetzt wird. Dies schafft auch einen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft.
Quellenverzeichnis:
[1] Gabler Wirtschaftslexikon (Online): http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1097117092/diversity-management-v1.html (13.04.2017)
[2] Charta der Vielfalt (Online): http://www.charta-der-vielfalt.de/diversity/diversity-management.html (13.04.2017)
[3] Franken, S.: 2015, S.23
[4] Kutzner, E.: 2011, S.11
[5] Charta der Vielfalt (Online): http://www.charta-der-vielfalt.de/diversity/diversity-management.html (22.04.2017)
[6] Charta der Vielfalt (Online): http://www.charta-der-vielfalt.de/diversity/diversity-management.html (22.04.2017)
[7] Charta der Vielfalt (Online): http://www.charta-der-vielfalt.de/diversity/diversity-management.html (22.04.2017)
[8] Simon, W.: 2006, S.227ff.
[9] Kutzner, E.: 2011, S.12
[10] Kutzner, E.: 2011, S.12f.
Literaturverzeichnis:
Franken, S.: Personal. Diversity Mangement. Springer Gabler Verlag. Wiesbaden. 2015
Kutzner, E.: Vielfalt im Innovationsprozess. Konzepte, Instrumente und Empfehlungen für ein innovationsförderndes Diversity Management. IFF-Forschungsreihe. Bielefeld. 2011
Simon, W.: Persönlichkeitsmodelle und Persönlichkeitstests. Gabal Verlag. Offenbach. 2006
Internetquellenverzeichnis:
Charta der Vielfalt e.V. (Online): Stichwort Diversity Management. URL: http://www.charta-der-vielfalt.de/diversity/diversity-management.html (13.04.2017
Springer Gabler Verlag (Hrsg.): Gabler Wirtschatslexikon (Online). Stichwort Diversity Management. URL: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1097117092/diversity-management-v1.html (13.04.2017)