„Endlich ist sie da – die Gehaltserhöhung, endlich habe ich einen Erfolg für meine intensive Arbeit erlangt.“ So in etwa könnte eine mögliche Reaktion aussehen, wenn ein Arbeitnehmer den besagten Erfolg erlebt. Erfolge oder auch Misserfolge kommen in allen Lebensbereich vor. Dies kann im Privatleben, in der Schule, bei Sportlern aber vor allem auch im Beruf stattfinden. Doch abgesehen von einer direkt greifbaren Folge des Erfolgs, z.B. die Gehaltserhöhung, gibt es weitere nicht sichtbare Einflüsse von Erfolg oder Misserfolg. Aus diesem Grund möchte ich mich in diesem Beitrag auf die Folgen von Erfolg oder Misserfolg auf unsere Motivation aufmerksam machen.
Der Begriff der Motivation:
Motivation bedeutet eine bestimmte Handlung auszuführen um bestimmte Ziele oder Ergebnisse zu erzielen und dieses Verhalten beizubehalten bis das gewünschte Resultat eintrifft.[1] Dabei hat jedes Ziel das erreicht werden soll einen individuellen Anreiz für eine Person, man spricht hier auch von Motiven. Diese Anreize können in der Tätigkeit selbst liegen (z.B. Eine Person schießt mit dem Ball gegen eine Wand, weil es ihr Spaß macht) oder erst durch das Erreichen eines Ziels ausgelöst werden (z.B. Durch den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft erlangt ein Spieler ansehen und das macht ihn Stolz). In der Motivationspsychologie werden Anreize, drei Klassen zugeordnet: Leistungsmotivation, Anschlussmotivation und Machtmotivation.[2] In den Mittelpunkt dieses Beitrags möchte ich die Leistungsmotivation rücken.
Leistungsmotiviertes Verhalten kommt dort zum Vorschein wo es Herausforderungen oder auch Wettbewerbe gibt die gemeistert werden können oder bei denen versagt werden kann.[3] Dies kann im Sport sein, aber genauso in beruflicher Hinsicht (z.B. Wenn ein Autoverkäufer mehr Autos verkauft wie der Kollege ist es wahrscheinlicher eine Beförderung zu bekommen.).
Eine Leistungsmotivierte Person kennzeichnet sich durch einen eigenständigen Antrieb zum Handeln aus dem Leistungsziele aus eigener Initiative verfolgt werden[4] (z.B. Autoverkäufer Tobi will Mitarbeiter des Monats werden um Anerkennung für sich selbst, auf seine Leistung zu erhalten).
Wie wirken sich nun Erfolge oder Misserfolge auf die Leistungsmotivation aus? Durch das Modell der Kausalattribution lässt sich erklären welche Auswirkungen, die Umstände für einen Erfolg oder Misserfolg, auf die Motivation haben.
Das Modell der Kausalattribution
Die Kausalattribution nach Bernd Weiner geht von einer Ursachenzuschreibung, oder auch Attribution genannt, für bestimmte Ereignisse aus. Das heißt wir suchen nach einer möglichen Ursache für das erzielte Ergebnis. Durch das Wissen warum ein bestimmtes Ereignis eingetreten ist, kann eine Person sein Verhalten entsprechend dem Ereignis anpassen.[5] Zum Beispiel verkauft Verkäufer Tobi in einem Monat weniger Autos als sein Kollege, kann er dem Problem mangelnde Aufmerksamkeit zu schreiben, weil er oft müde gewesen ist. Für den nächsten Monat könnte er die Konsequenz daraus ziehen früher schlafen zu gehen.
Weiterhin hängt die affektive Selbstbewertung und die Erwartungen für die Zukunft von der Art der Ursachenzuschreibung ab.[6] Das heißt eine positive Ursachenzuschreibung hat positive Folgen auf unsere Selbstbewertung und unsere Erwartungen. Tobi bleibt bei seinem Problem zuversichtlich, da er die Aufmerksamkeit steigern kann, wenn er früher schlafen geht. Wenn er sich allerdings den Misserfolg mit einer Unfähigkeit zum Autoverkaufen erklärt, bleibt seine Motivation im Keller und die Autoverkäufe bleiben gering.
Die vier gängigsten Ursachenarten lauten: Fähigkeit, Anstrengung, Schwierigkeit und Zufall.[7] Diese werden in einem Schema folgendermaßen klassifiziert:
Die Motivation durch eine Ursachenzuschreibung erfolgt, in dem durch einen zuvor erlebten Erfolg oder Misserfolg, erfahren werden konnte was für einen Wert dieser für eine Person hat. Weiterhin beeinflusst die Erwartung für die Zukunft, also wie Wahrscheinlich der erneute Eintritt des Erfolgs oder Misserfolgs ist, unsere Motivation.[8] Ob unsere Motivation dabei positiv oder negativ beeinflusst wird hängt von dem individuellen Erklärungsstil ab.
Dieser wird von unterschiedlichen Variablen wie dem Selbstwert[9] und auch Emotionen beeinflusst[10]. Darauf soll in diesem Beitrag aber nicht näher eingegangen werden, da nur die Grundfunktion der Ursachenzuschreibung dargestellt werden soll.
Wird jetzt ein Erfolg mit internal/stabilen oder variablen Ursachen erklärt, so hat dies Positive folgen für zukünftige Ereignisse. Beispielsweise verkauft Tobi zurzeit viele Elektroautos und schreibt dies seiner intensiven Auseinandersetzung mit Umweltfreundlichen Energien zu (Anstrengung), so steigt seine Motivation weiterhin zusätzliche Informationen zu beschaffen um Autos zu verkaufen. Hohe Verkaufszahlen könnten für Tobi eine Gehaltserhöhung bedeuten (Wert) und wenn er sich weiterhin mit Informationen über die Technik der Autos beschäftigt kann er die Verkaufszahlen noch höher gestalten (Wahrscheinlichkeit).
Verkauft Tobi weniger Elektroautos als alle seine anderen Kollegen wird eine Gehaltserhöhung (Wert für Tobi) unrealistisch. Dies könnte er sich mit mangelnden Nachforschungen über Elektroautos erklären, seine Motivation könnte also steigen sich Informationen zu beschaffen um wieder mehr Elektroautos zu verkaufen (Wahrscheinlichkeit den Misserfolg zu vermeiden). Er ordnet somit seinen Misserfolg internal variablen Umständen zu.
Er könnte sich den mangelnden Verkauf von Elektroautos auch mit negativen internal/stabilen Ursachen erklären, wie etwa er sei zu dumm um die Technik zu verstehen (Fähigkeiten) und diese den Kunden zu erklären. Dann wäre seine Motivation für den Wissenserwerb über Elektroautos gering, da er denkt er wird es sowieso nichts verstehen, weil er dumm sei. Seine Motivation wird nicht steigen da er keine Chance sieht die Verkaufszahlen zu erhöhen (Wahrscheinlichkeit), da er meint von Grund auf die Technik der Autos nicht zu verstehen.
Zusammenfassung:
Aus den oben genannten Kombinationsbeispielen der Ursachenzuschreibung wird deutlich, dass der Erklärungsstil von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Fakt ist aber, dass jedes Ereignis wie z.B. Erfolge oder Misserfolge Auswirkungen auf unsere Motivation haben. Durch das Modell der Kausalattribution haben wir die Möglichkeit den eigenen Attributionsstil oder auch den von Mitarbeitern herauszufinden. Dadurch bietet sich uns die Gelegenheit die eigene Motivation oder die der Mitarbeiter zu verbessern, in dem Attributionsstile bewusst gemacht und in eine positive Richtung gelenkt werden. Es gibt verschiedene Attributionstherapien mit denen ein Erklärungsstil verändert werden kann. Gerade Unternehmen sollten darauf achten, dass beispielsweise in Feedbackgesprächen, geeignete Ursachenzuschreibungen für Erfolge oder Misserfolge der Mitarbeiter verwendet werden.
Denn auch eine externe Ursachenzuschreibung nimmt Einfluss auf die Motivation einer Person.[11] Ebenfalls sollte das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter beachtet werden, denn dieses fließt ebenfalls in den Attributionsstil mit ein.[12] Schlussendlich ist das Gebiet der Ursachenzuschreibung sehr umfassend, um genaue Handlungsempfehlungen zu geben reicht ein kleiner Blogbeitrag nicht aus. Dennoch kann es hilfreich sein, die Kernaussage der Ursachzuschreibung zu kennen um bei sich selbst festzustellen wie man seine Erfolge oder Misserfolge attributioniert um seine Motivation oder sein Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten bzw. zu verbessern.
Fußnoten:
[1] Vgl. Kirchgeorg, M./Maier, G. W.: 2018. URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/motivation-38456/version-261879 (24.07.2018)
[2] Vgl. Brandstätter, V./Schüler, J./Puca, R. M./Lozo, L.: 2013, S. 4-5.
[3] Vgl. Brandstätter, V./Schüler, J./Puca, R. M./Lozo, L.: 2013, S. 26.
[4] Vgl. Brunstein, J. C./Heckhausen, H.: 2018, S. 164.
[5] Vgl. Brandstätter, V./Schüler, J./Puca, R. M./Lozo, L.: 2013, S. 34.
[6] Vgl. Brandstätter, V./Schüler, J./Puca, R. M./Lozo, L.: 2013, S. 34.
[7] Vgl. Stiensmeier-Pelster, J./Heckhausen, H.: 2010, S. 392.
[8] Vgl. Weiner, B.: 1985, S. 559.
[9] Vgl. Orth, H./Koch, A.: 2017, S. 85.
[10] Vgl. Weiner, B.: 1985, S. 560.
[11] Vgl. Brandstätter, V./Schüler, J./Puca, R. M./Lozo, L.: 2013, S. 37.
[12] Vgl. Orth, H./Koch, A.: 2017, S. 85.
Literatur- und Quellenverzeichnis:
Brandstätter, V./Schüler, J./Puca, R. M./Lozo, L.: Motivation und Emotion. 2013.
Berlin – Heidelberg.
Brunstein, J. C./Heckhausen, H.: Leistungsmotivation. In: Heckhausen, J./
Heckhausen, H. (Hrsg): Motivation und Handeln. 5. Auflage. 2018. Berlin.
- 163-222.
Heckhausen, J./Heckhausen, H.: Motivation und Handeln. 5. Auflage. 2018. Berlin.
Heckhausen, J./Heckhausen, H.: Motivation und Handeln. 4. Auflage. 2010.
Berlin – Heidelberg.
Stiensmeier-Pelster, J./Heckhausen, H.: Kausalattribution von Verhalten und Leistung.
In: Heckhausen, J./Heckhausen, H.: Motivation und Handeln. 4. Auflage. 2010. Berlin – Heidelberg. S. 389–426.
Kirchgeorg, M./Maier, G. W.: Motivation. 2018. URL:
https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/motivation-38456/version-261879 (24.07.2018)
Orth, H./Koch, A.: Studienbrief Sozialpsychologie. 3. Auflage. 2017. Riedlingen.
Weiner, B.: An Attributional Theory of Achievement Motivation and Emotion.
Psychological Review, 92(4), S. 548-573. 1985.
Weiner, B./Frieze, I./Kukla, A./Reed, L./Rest, S./Rosenbaum, R. M.: Perceiving the
causes of success and failure. 1971. New York.
Bildnachweis:
Beitragsbild.: Pixabay. URL: https://pixabay.com/de/mechanische-gehirn-mann-
maschine-2033446/ (11.08.2018)