By Published On: 4. November 2019Categories: Pädagogik, Psychologie

Intelligenz – was ist das überhaupt? Und wozu ist sie gut? Ist es wichtig, wie intelligent jemand ist?

Der Begriff Intellekt kommt aus dem Lateinischen (intellectus) und steht für Erkenntnis, Einsicht oder Sinn.[1] In den vergangenen hundert Jahren gab es zahlreiche Forschungen zu dem Begriff Intelligenz. Die Auffassungen darüber, was darunter zu verstehen ist, gehen allerdings weit auseinander. Anders als bei anderen körperlichen Merkmalen, wie zum Beispiel der Größe oder dem Geschlecht, sind bei der Intelligenz mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Typisch für den Begriff ist es, dass man ihn anwendet, ohne groß darüber nachzudenken. Der Laie verbindet mit einem intelligenten Menschen jemanden, der Selbstsicherheit, Redegewandtheit und Erfolg ausstrahlt. [2]Intelligenz steht für die Fähigkeit, Probleme zu lösen, aus Erfahrungen zu lernen und Wissen anzuwenden. Sie ist kultur- und zeitabhängig. Im Amazonas gilt vielleicht jemand als intelligent, der Kräuter unterscheiden kann und damit sein Überleben sichert. Dahingegen bedeutet die hohe Intelligenz eines Schülers am heimischen Gymnasium, dass er dazu in der Lage ist, mit schwierigen Aufgabenstellungen des Unterrichtes umgehen zu können. Mittels Intelligenztests kann die Fähigkeit einer Person, Probleme zu lösen, erfasst werden. Anhand der Ergebnisse, dem Intelligenz-Quotienten (IQ) kann die Fähigkeit dieser Person mit denen anderer Menschen verglichen werden.[3]Ein hoher IQ steht für die hohe Intelligenz der Testperson. Unter Experten gibt es unterschiedliche Definitionen und Interpretationen von Intelligenz.

Der allererste Intelligenztest geht auf den Franzosen Alfred Binet (1857-1911) zurück. Ursprünglich war Binet Mediziner, zählte später jedoch zu den führenden Psychologen seiner Zeit. Entgegen den Annahmen seiner Kollegen, ging Binet davon aus, dass die Leistung von Kindern durch besonderes Training und durch Unterstützung gesteigert werden könnte und nicht angeboren sei. Seiner Meinung nach ist Intelligenz eine ganzheitliche und homogene Fähigkeit. Die Leistungsfähigkeit, die in den durch Binet entwickelten Tests festgestellt wurde, galt als das Intelligenzalter des jeweiligen Kindes. Das Kind galt als normal intelligent, wenn das Intelligenzalter seinem tatsächlichen Alter entsprach. Unabhängig davon entwickelte auch der deutsche Psychologe William Stern Intelligenztests und definierte erstmalig den Begriff IQ für den Intelligenzquotienten. Er teilte dazu das von Binet entwickelte Intelligenzalter durch das tatsächliche Lebensalter und multiplizierte das Ergebnis mit 100, um eine ganze Zahl zu erhalten. Der ursprüngliche Binet-Test wurde in vielen Ländern begeistert aufgenommen, angepasst und weiterentwickelt. Am populärsten galt der Stanford-Binet-Test, welcher 2003 zuletzt überarbeitet wurde.[4]

In seinem Generalfaktormodell ging Spearmann 1905 davon aus, dass es eine generelle Intelligenz gibt, die als Basis für unser gesamtes intelligentes Verhalten fungiert. Er bezeichnet diese einheitliche Fähigkeit als Generalfaktor (g-Faktor). Spearmann musste allerdings einräumen, dass zum Lösen mancher Aufgaben auch Fähigkeiten aus anderen Bereichen nötig sind. Diese bezeichnete er als s-Faktoren.

Dem entgegen steht das Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren des Ehepaares Thurstone (1931). Die beiden definierten Intelligenz nicht als einheitliches, homogenes Merkmal, sondern als eine Zusammensetzung mehrerer gleichberechtigter Primärfaktoren. Das Ehepaar identifizierte sieben gemeinsame Intelligenzfaktoren:

v = Wortschatz, Kenntnis von Wortbedeutung

w = rasches und flexibles Umgehen mit verbalem Material

n = Tempo und Genauigkeit einfacher Zahlenoperationen

m = Merkfähigkeit

p = Geschwindigkeit beim Vergleich graphischer Muster

r = schlussfolgerndes Denken [5]

Darauf aufbauend setzt sich die Intelligenz nach dem aktuellsten Modell, Gardners 8 Intelligenzen, eben aus acht Fähigkeiten zusammen. Nach Gardners Meinung ist Intelligenz mehr als nur verbale und mathematische Fähigkeiten. Andere Fähigkeiten seien genauso wichtig für die Anpassungsfähigkeit des Menschen.[6] Doch sollten diese anderen Fähigkeiten auch als Intelligenzen bezeichnet werden, so wie die emotionale Intelligenz?

Emotionale Intelligenz basiert hauptsächlich darauf, Gefühle wahrzunehmen, sie zu verstehen und damit umzugehen. Dementsprechend beinhaltet die emotionale Intelligenz folgende menschliche Fähigkeiten:

  • Situationen einschätzen können
  • sich in der Welt zurechtfinden
  • Beziehungen knüpfen und aufrechterhalten
  • Selbstständigkeit
  • eigene und fremde Gefühle richtig wahrnehmen

Die emotionale Intelligenz unterscheidet sich von der sozialen Intelligenz, die wiederum die Grundlage für jede zwischenmenschliche Beziehung bildet und damit auch verantwortlich für das persönliche Wohlbefinden ist.[7] Von John Mayer, Peter Salovey und David Caruso wurde 2002 ein Test entwickelt, mit dem auch die emotionale Intelligenz getestet werden kann. Dabei werden die vier wichtigen Komponenten bewertet: Emotionen wahrnehmen, verstehen, damit umgehen und sie nutzen.[8] Daraus ergibt sich der sogenannte EQ. Doch was ist nun wichtiger? Ein hoher IQ oder ein hoher EQ?Die emotionale Intelligenz ist noch ein recht junges Forschungsgebiet. Zwar gibt es schon viele Untersuchungen, dass emotional intelligente Unternehmen deutlich erfolgreicher sind. Allerdings gibt es noch keine klaren Aussagen dazu, wie man die emotionale Intelligenz des Teams oder des Betriebs fördern kann. Faktisch gehört die emotionale Intelligenz mittlerweile zu den erwünschten „Soft Skills“, die einen hohen Stellenwert in der beruflichen oder persönlichen Beurteilung eines Menschen einnehmen.[9]

Fazit

Was nützt ein hoher IQ, wenn man ein emotionaler Trottel ist? Menschen mit einem hohen IQ kommen in ihrem Leben oft schlechter zurecht, als man annimmt. Der IQ trägt nur mit höchstens 20 Prozent zu den Faktoren bei, die den Lebenserfolg ausmachen.[10]Die akademische Intelligenz sollte also nie als der einzige Faktor angesehen werden, der verantwortlich für den Erfolg und die Zufriedenheit ist. Es gibt Millionäre mit einem geringen IQ und Hochbegabte, die am Leben scheitern. Auch in der Wirtschaft gewinnt die emotionale Intelligenz immer mehr an Bedeutung. Vielen Managern fällt der Einbezug in den Alltag allerdings noch schwer. Also sollten Führungskräfte lernen, ihre Mitarbeiter auf dem Weg zu einer höheren Intelligenz zu unterstützen.[11] Emotional intelligente Menschen haben ihre Gefühle besser im Griff und verfügen somit über eine bessere Impulskontrolle. Menschen, die hohe Werte emotionaler Intelligenz aufweisen, können Erlebnisse besser verarbeiten und weisen ein höheres Wohlbefinden auf. Menschen, die hohe Werte emotionaler Intelligenz aufweisen, können Erlebnisse besser verarbeiten und weisen ein höheres Wohlbefinden auf.[12] Zudem können sie soziale Situationen besser einschätzen und ihre akademische Intelligenz effektiv einsetzen.

Fußnoten

[1] José 2016, S. 39
[2] Funke und Vaterrodt 2009, S. 9.
[3] Myers et al. 2014, S. 400–401.
[4] Funke und Vaterrodt 2009, S. 18–23.
[5] Bosley und Kasten 2016, S. 10–11.
[6] Myers et al. 2014, S. 402–405.
[7] Bosley und Kasten 2018, S. 148–149.
[8] Myers et al. 2014, S. 407.
[9] Pletzer 2017, S. 14.
[10] Goleman und Griese 2015, S. 54.
[11] Pletzer 2017, S. 14.
[12] José 2016, S. 45.

Literaturverzeichnis
Bosley, Irina; Kasten, Erich (2016): Intelligenz testen und fördern. Ein Elternratgeber mit Übungsaufgaben für Kinder und Jugendliche ab 6 Jahren. Berlin, Heidelberg: Springer. Online verfügbar unter http://dx.doi.org/10.1007/978-3-662-48954-3.
Bosley, Irina; Kasten, Erich (2018): Emotionale Intelligenz. Ein Ratgeber mit Übungsaufgaben für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Berlin, Germany: Springer.
Funke, Joachim; Vaterrodt, Bianca (2009): Was ist Intelligenz? Orig.-Ausg., 3., aktualisierte Aufl. München: Beck (Beck’sche Reihe C.-H.-Beck-Wissen, 2088). Online verfügbar unter http://d-nb.info/99592726X/04.
Goleman, Daniel; Griese, Friedrich (2015): Emotionale Intelligenz. Ungekürzte Ausg., 24. Aufl. München: Dt. Taschenbuch-Verl. (dtv, 36020).
José, Marco (2016): Positive Psychologie und Achtsamkeit im Schulalltag. Förderung der Empathie. Wiesbaden: Springer. Online verfügbar unter http://www.springer.com/.
Myers, David G.; Hoppe-Graff, Siegfried; Keller, Barbara (2014): Psychologie. 3., vollst. überarb. und erw. Aufl. Berlin: Springer (Springer-Lehrbuch). Online verfügbar unter http://dx.doi.org/10.1007/978-3-642-40782-6.
Pletzer, Marc A. (2017): Emotionale Intelligenz. Einführung und Trainingsbuch. München: Haufe Lexware Verlag (Haufe Sachbuch Wirtschaft, v.87). Online verfügbar unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/gbv/detail.action?docID=4851194.

Beitragsbilder:

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