von Karsten Dusse (Beitragsbild: eigene Fotografie)
Das Buch Achtsam Morden dreht sich um einen Anwalt namens Björn Diemel, welcher verheiratet ist und eine kleine Tochter hat. Er arbeitet in einer Anwaltskanzlei und hat vor allem den Boss eines bekannten Verbrechersyndikats als grössten Mandaten. Die Ehe des Anwalts steht schon länger unter keinem guten Stern, weil er zu viel Zeit im Büro und zu wenig Zeit daheim verbringt, weshalb seine Frau ihn zu einem Achtsamkeitstraining angemeldet hat. Ziel sollte es sein, seine Ehe zu retten, ein guter Vater zu sein und wieder eine vernünftige Work-Life-Balance herzustellen. Da Björn Diemel seinen kriminellen Klienten verachtet, sein Leben hasst und dauerhaft das Gefühl hat, immer an drei Orten gleichzeitig sein zu müssen, willigt er zum Achtsamkeitstraining ein.
Achtsamkeit beschreibt, die bewusste, neutrale Wahrnehmung des Augenblicks, wobei die vorliegende Situation nicht bewertet oder beurteilt wird (Lohmann/Annies, 2016, S. 10). Als einer der bekanntesten Vorreiter ist Sigmund Feniger zu nennen, welcher einen bedeutenden Beitrag zum Umgang mit buddhistischen Ansätzen im früheren Westen geleistet hat. Er definiert Achtsamkeit als vorbehaltlose Beobachtung (Harrer/Weiss, 2016, S. 31). Im Rahmen der Psychotherapie v. a. der Verhaltenstherapie kommt das Achtsamkeitstraining bereits seit 30 Jahren zur Anwendung. Grundsätzlich wird die Achtsamkeit in zwei Bereiche geteilt, in State und Trait. State definiert die Wahrnehmung eines bewussten und achtsamen Moments, während Trait die Weiterentwicklung, und somit eine langfristige, achtsame Persönlichkeitseigenschaft beschreibt (Geisler/Muttenhammer, 2016, S. 45). Die achtsame Persönlichkeitseigenschaft wird erst durch die Verinnerlichung und längerfristige Anwendung der Achtsamkeit entwickelt (Roeser/Eccles, 2015, S. 1-6).
Der Achtsamkeitscoach Joschka Breitner lädt seinen Klienten Björn Diemel ein, die Grundzüge der Achtsamkeit kennenzulernen. Nach anfänglicher Skepsis über die ersten Entspannungs- und Entschleunigungsübungen, findet Björn Gefallen an der Theorie im Hier und Jetzt zu leben. Er beginnt eine achtsame Lebensweise aufzubauen und lernt Situationen im jeweiligen Moment zu bearbeiten, ohne über eventuell auftretende Probleme bereits nachzudenken, obwohl sie effektiv noch nicht vorhanden sind. Sogar die Integration in sein Geschäftsleben findet statt, allerdings nicht so wie von den Lesern erwartet. Sein Mandant, ein brutaler Grosskrimineller, fängt an Björn Diemel ernsthaft Probleme zu bereiten und sogar seine Familie zu bedrohen, weshalb Björn Diemel ihn achtsam und wertfrei umbringt.
Fazit:
Das wichtige Thema des achtsamen Lebens kommt in diesem Buch nicht zu kurz und auch anfängliche Skeptiker erlernen zwangsläufig gewisse Grundkenntnisse. Das Buch Achtsam morden ist die Geschichte eines Mannes, welcher mit Achtsamkeit sein Leben neu ordnet und Störfaktoren wie seine gescheiterte Ehe und seinen gierigen Mandaten beseitigt. Letzteres aufgrund eines Mordes nach allen Regeln der Achtsamkeit. Das Buch präsentiert sich bewusst als eleganter Mittelweg zwischen Krimi und Ratgeber und informiert auf eine leichte Art und Weise und mit viel Humor über die grundlegenden Achtsamkeitsregeln. Die Lektüre ist sehr lesenswert und die beschriebenen Achtsamkeitsregeln in der heutigen Zeit wichtiger denn je.
Denn auch wenn die Forschung im Bereich der Achtsamkeit noch jung ist, konnte das Duke Medical Center eine Auswahl von 52 empirischen Arbeiten untersuchen und kam zum Ergebnis, dass eine höhere Lebensqualität mit einem achtsamen Lebensstil einhergeht (Vgl. Greeson, 2009, S. 10-18). Weitere Studien konnten zudem nachweisen, dass der längerfristige Einsatz von Achtsamkeit die Stimmungslage und die Schlafqualität verbessern (Vgl. Crain/Schonert-Reichl/Roeser, 2017, S. 138-152).
Für wen ist das Buch geeignet?
Der Stern beurteilt das Buch Achtsam morden als einen lebensverändernden Achtsamkeits-Ratgeber im Kriminalgewand. Leser die grundlegendes Interesse am Thema Achtsamkeit haben und Psychologie-Ratgeber nie zur Hand nehmen würden, finden in diesem Buch den perfekten Zugang zu einem achtsamen Leben. Der Autor Karsten Dusse verpackt die grundlegenden Achtsamkeitsregeln mit reichlich schwarzem Humor in einen spannenden Krimi (Vgl. Lübberstedt, 2020, Absatz 5).
Literaturverzeichnis
Crain, T. L./Schonert-Reichl, K. A./Roeser, R. W. (2017), Cultivating teacher mindfulness: Effects of a randomized controlled trial on work, home, and sleep outcomes, Journal of Occupational Health Psychology, 22. Jg., Nr. 2, S. 138-152.
Geisler, U./Muttenhammer, J. (2016), Achtsamkeitsübungen mit Kindern und Jugendlichen in der Psychotherapie, 1. Aufl., Wiesbaden.
Greeson, J. M. (2009). Mindfulness research update: 2008, Complementary Health Practice Review, 14. Jg., Nr. 1, S. 10–18.
Harrer, M. E./Weiss, H (2016), Wirkfaktoren der Achtsamkeit – wie sie die Psychotherapie verändern und bereichern, 1. Aufl., Stuttgart.
Lohmann, B./Annies, S. (2016), Achtsamkeit in der Verhaltenstherapie Untertitel: Störungsspezifische Interventionen und praktische Übungen, 2. Aufl., Stuttgart.
Lübberstedt, H. (2020) In: https://www.stern.de/kultur/hoerbuchtipps /achtsamkeit–achtsam-morden–ist-der-beste-roman-ueber-die-achtsamkeit-9280594.html, abgerufen am 08. März 2022
Roeser, R. W./Eccles, J. S. (2015), Mindfulness and Compassion in Human Development: Introduction to the Special Section. Development Psychology, 51. Jg., Nr. 1, S. 1-6.