Ein agiles Vorgehen, bei dem Spezifikation, Implementierung, Test und Bereitstellung mehrfach durchlaufen werden, ist das Fundament für agiles Projektmanagement. Am Ende jeder Iteration steht ein funktionierendes, wachsendes Release, also eine Lösungsversion. Diese flexible Herangehensweise erlaubt es, Änderungen und Korrekturen jederzeit einzufügen. In kurzen Zyklen werden anstelle einer langen Arbeit auf ein endgültiges Produkt greifbare (Teil-)Ergebnisse geliefert. Zeit ist hierbei entscheidend: Teams legen fest, was in einem kurzen Zeitraum realisierbar ist, um fortlaufend einen Mehrwert zu generieren. Damit bleibt das Projekt dynamisch, anpassungsfähig und immer eng an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert (Reichert, 2024, S.184).
Methoden
Bei Scrum handelt es sich um eine agile Methode, die auf Teams setzt, die sich selbst organisieren und in kurzen Zyklen arbeiten, den sogenannten Sprints. In der Regel beträgt die Dauer eines Sprints zwei bis vier Wochen. Der Scrum-Prozess weist eine klare Struktur auf und gründet sich auf definierte Rollen und Meetings. Zu Beginn jedes Sprints findet das Sprint Planning statt, bei dem die wesentlichen Kundenanforderungen aus dem Product Backlog priorisiert und in das Sprint Backlog übertragen werden. Das Sprint-Backlog bleibt während des Sprints unverändert; Aufgaben, die neu sind, werden erst im Rahmen der Planung des nächsten Sprints hinzugefügt. Jeden Tag versammelt sich das Team zum kurzen Stand-up-Meeting (Daily Scrum), um über Fortschritte und Hindernisse zu sprechen. Das Sprint Review, in dem die Ergebnisse mit dem Kundenvertreter reflektiert werden, folgt nach jedem Sprint. Darüber hinaus wird eine Sprint-Retrospektive durchgeführt, in der das Team die Zusammenarbeit evaluiert und Verbesserungsmaßnahmen für den kommenden Sprint festlegt. Der Scrum Master leitet die Meetings, unterstützt das Team und entfernt Prozesshindernisse. Der Product Owner kümmert sich um den Product Backlog und vertritt die Kundeninteressen im Team (Meissner et al., 2023, S. 81-83).
Bei Kanban handelt es sich um eine Methode, die auf Visualisierung setzt, um Arbeitsprozesse zu verbessern. Das Kanban-Board steht im Zentrum, auf dem Tasks in unterschiedliche Spalten verteilt werden, um den Fortschritt transparent zu zeigen – typischerweise von „zu erledigen“ über „in Arbeit“ bis „erledigt“. Diese Visualisierung erleichtert es Teams, Engpässe frühzeitig zu erkennen. Während Scrum auf feste Iterationen setzt, beruht Kanban auf einem kontinuierlichen Aufgabenfluss. Dadurch können Prioritäten flexibel gesetzt und auf Veränderungen zügig reagiert werden. Kanban ist besonders geeignet für Teams, die an verschiedenen Projekten zeitgleich arbeiten (Graser, 2024).
Auswirkungen
Agile Arbeitsweisen haben Auswirkungen auf Prozesse und die Unternehmenskultur. Ein zentrales Element ist die offene Kommunikation und Transparenz. Teams tauschen sich regelmäßig über Fortschritte, Herausforderungen und Prioritäten aus, indem sie täglich Meetings abhalten. Dies führt zu einer Kultur des offenen Austauschs, in der jedes Teammitglied über die aktuellen Entwicklungen informiert ist und aktiv zur Lösungsfindung beitragen kann. Ein weiterer Punkt ist die Ausrichtung auf Zusammenarbeit im Team. Agile Unternehmen legen mehr Wert auf den gemeinsamen Erfolg als auf individuelle Leistungen. Erfolge und Misserfolge werden gemeinsam als Team gemeistert, was den Zusammenhalt stärkt und das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen für das Gesamtergebnis erhöht. Zusätzlich ist eine agile Kultur durch rasches Lernen und große Anpassungsfähigkeit gekennzeichnet. Anstatt langfristiger Planungen setzen agile Teams auf einen iterativen Arbeitsansatz, bei dem Lösungen fortlaufend entwickelt und verbessert werden. Fehler werden nicht als Rückschläge angesehen, sondern als Lernchancen, was Innovation und Problemlösungen aktiv fördert (Bender, 2024).
Unternehmen haben durch agiles Projektmanagement die Chance, rasch auf Veränderungen einzugreifen. Unternehmen können nicht nur auf aktuelle Marktbedingungen reagieren, sondern sich auch an neue Herausforderungen anpassen, indem sie ihre Produkte fortlaufend aktualisieren. Durch diese Flexibilität wird die Wettbewerbsfähigkeit erhöht und es wird ein langfristiger Erfolg unterstützt. Agilität erlaubt ein schnelleres Reagieren auf Kundenbedürfnisse und das Vorantreiben von Innovationen – dies ist in einem dynamischen Marktumfeld ein eindeutiger Vorteil. Regelmäßige Kontrollen und Änderungen der Projektvoraussetzungen und -ziele, die agiles Projektmanagement ermöglicht, tragen zur effizienten Ressourcennutzung bei. Dank dieser ständigen Anpassungsfähigkeit werden Ressourcen gezielt verwendet und Verschwendung wird vermieden. Das Unternehmen kann die Kundenzufriedenheit erheblich erhöhen, indem es immer wieder Kundenfeedback einbezieht. Das Einbeziehen der Kundenrückmeldungen in jede Phase der Produktentwicklung sorgt dafür, dass das Endergebnis effektiver auf ihre Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt ist. Dies steigert die Akzeptanz und Zufriedenheit (Zenkit).
Eigene Erfahrungen im agilen Projektmanagement
Die Erfahrungen mit agilem Arbeiten waren durchweg positiv. Am Anfang war es schwierig, sich an das neue Prinzip zu gewöhnen, da es von traditionellen Arbeitsmethoden abwich. Im Laufe der Zeit wurde jedoch deutlich, wie vorteilhaft der agile Ansatz ist. Die kreative Ausgestaltung der Retrospektiven war besonders wertvoll. Das Team durfte mit unterschiedlichen Formaten experimentieren, wodurch die Reflexionen abwechslungsreich und effektiv wurden. Nicht nur die fortwährende Verbesserung wurde durch diesen kreativen Ansatz gefördert, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Darüber hinaus sorgte die klare Aufgabenunterteilung für einen besseren Überblick über den Projektfortschritt. Dank der transparenten Darstellung der einzelnen Teamaufgaben war es möglich, den Arbeitsaufwand und die Prioritäten jederzeit zu erkennen und anzupassen. Dadurch wurde nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern es wurde auch möglich, potenzielle Engpässe oder Schwierigkeiten frühzeitig zu erkennen und rasch zu beheben. Die Ziele wurden schneller erreicht und die Arbeitsqualität kontinuierlich verbessert, dank enger Zusammenarbeit und regelmäßigem Austausch.
Literaturverzeichnis
Bender, M. (2024): Wie Agilität Ihre Unternehmenskultur verändert. Bender Consulting. Online verfügbar unter https://www.bender-consulting.at/post/wie-agilit%C3%A4t-ihre-unternehmenskultur-ver%C3%A4ndert, abgerufen am 13.02.2025.
Graser, L. (2024): Agiles Projektmanagement: Flexibilität und Effizienz für moderne Unternehmen. Bulut Consulting. Online verfügbar unter https://www.bulutconsulting.com/agiles-projektmanagement-flexibilitaet-und-effizienz-fuer-moderne-unternehmen/, abgerufen am 13.02.2025.
Meissner, J. O.; Heike, M.; Sigrist, D. (2023): Organisationsdesign in einer komplexen und instabilen Welt. Einführung in Modelle und Konzepte sowie deren Anwendung. Wiesbaden: Springer Gabler.
Reichert, T. (2024): Projektmanagement. Projekte zum Erfolg führen. 5. Aufl. Freiburg: Haufe.
Zenkit: Agiles Projektmanagement: Lohnt es sich für Ihr Unternehmen? Online verfügbar unter https://zenkit.com/de/blog/agiles-projektmanagement/, abgerufen am 13.02.2025.
Bildquelle
Bild von Lala Azizli, veröffentlicht am 21.09.2019 über https://unsplash.com/de/fotos/personen-die-einen-laptop-verwenden-tfNyTfJpKvc, abgerufen am 13.02.2025.
Nutzungsbedingungen unter https://unsplash.com/de/lizenz, abgerufen am 13.02.2025.