Einführung
Wenn ich jemanden erzählte, dass ich ein Fernstudium absolviere, dann bekam ich meistens zwei verschiedene Antworten. Die einen waren überrascht und die anderen nahmen es als logische Fortsetzung meines bisherigen Lebens, unaufgeregt zur Kenntnis.
Aber zuerst einmal der Reihe nach: Ich bin dreifacher Akademiker, fünffacher Familienvater, arbeite Vollzeit in einem anspruchsvollen Job, bin durch und durch Sportler und gehe auf die 50 zu. Und seit drei Jahren Student an der SRH. So war mein persönlicher Weg zum Psychologiestudium.
Akademiker über Umwege
Als ich Ende des vorigen Jahrtausends das Realgymnasium abschloss, wusste ich ehrlich nicht, was ich mit meinem Abitur anfangen sollte. Da meine Schwester mitten im Medizinstudium war, entschloss ich mich, es ihr gleichzutun. Ich muss zugeben, dass der große Seziersaal mit den dort aufgebahrten dutzenden Leichen und dem penetranten Formaldehydgestank, meinen Nerven und meiner Angstüberwindung einiges abverlangte. Das chemischen Mittel, welche die Leichen nicht nur braun färbte, sondern sie auch haltbar machte, nahm ich später nicht einmal mehr wahr. Dabei stank das gesamte Anatomische Institut, begonnen vom Foyer über das Buffet bis hin zum Vorlesungssaal. An die Leichen und das andauernde seitenweise Auswendiglernen konnte ich mich jedoch nicht gewöhnen. Daher beschloss ich, mir eine Auszeit zu nehmen und diese beim Militär zu verbringen. Allerdings kehrte ich danach nie mehr zum Medizinstudium zurück. Kurz vor meiner Auszeit hatte ich mich noch mit dem Gedanken gespielt, ins Psychologiestudium zu wechseln. Aber die bestandene Aufnahme zur Bundespolizei trieb mich in eine andere Richtung. Ich hätte mir denken können, dass ich auch dort Leichen nicht aus dem Weg werde gehen können.
Nach einigen Jahren der Polizeiarbeit mit etlichen fordernden Einsätzen, wollte ich meine kognitiven Fähigkeiten erweitern. Deshalb inskribierte ich zuerst Rechtswissenschaften. Wie zu erwarten, ging das Studium nur sehr schleppend weiter. Die zwischenzeitlich geborenen Kinder, die vielen Nachtdienste und Auslandseinsätze, die Wochenend- und Feiertagsdienste, Renovierung und Ausbau der Wohnung, taten ihr übriges: ich legte Jura für mich ad acta.
Neues Studium, neues Glück?
Als sich die Wogen etwas geglättet hatten, wählte ich ein neues Studium in Präsenz an der Universität Wien, um mir meinen Traum vom Studieren zu erfüllen. Diesmal sollte alles anders sein. Ich hatte zwar nicht plötzlich mehr Freizeit, aber dafür wählte ich einen Studiengang, der mir persönlich sehr zusagte: Sprach- und Literaturwissenschaften. Und tatsächlich absolvierte ich ohne Schwierigkeiten das Bakkalaureat, danach das Magister- und schließlich das Doktoratsstudium mit Auszeichnung. Die Gründe für diesen leicht von der Hand gehenden Erfolg, kann ich nur erahnen. Einerseits waren die Universitätsbesuche eine willkommene Abwechslung. Andererseits hatte ich endlich Studien gefunden, die mich tatsächlich sehr interessierten. Ganz nebenbei, schloss ich noch eine Journalismusausbildung ab- man merkt meinen Faible für geschriebene Worte und die Sprache. Mein mittlerweile verstorbener Vater, der sein Studium im Alter von 62 Jahren begann und kurz vor seinem 70-er mit dem Doktor abschloss, motivierte ich im Sinne eines erfolgreichen Role Models, zusätzlich. Im Zuge meiner beruflichen Tätigkeit absolvierte ich mehrere Aus- und Fortbildungen. Hier erreichte mich auch der Ruf der Psychologie.
Psychologie: Studium Nummer vier
Ich saß im Lehrsaal und hörte einen Vortrag über Psychologie im Polizeiberuf. Schlagartig wurde mein Interesse an der Psychologie und dem menschlichen Verhalten erneut geweckt. Noch in der selben Stunde machte ich mir einen Termin für eine Studienberatung in einem Lerncenter der SRH aus. Ich hatte das Fernstudium der SRH in Psychologie, aus einem mittlerweile breiten Angebot an möglichen Psychologiestudien ausgewählt. Die Gründe lagen hauptsächlich darin, dass mir die Kombination des Fernstudiums gepaart mit den Möglichkeiten eines Lerncenters gefiel. Das Curriculum erschien mir wissenschaftlich sehr fundiert, die Spezialisierungen als eine sinnvolle Ergänzung, die frei zu wählenden Module als spannend. Außerdem -und das war mir sehr wichtig- war das Studium vollwertig staatlich akkreditiert und durch die Deutsche Vereinigung der Psycholog*innen auch beruflich einschlägig anerkannt. Im Lerncenter wurde ich freundlich beraten, aber ich verließ mit eher mehr Fragezeichen das Gebäude, als ich vorher angekommen war. Würde ich genügend Zeit für das doch nicht einfach erscheinende Studium haben? Würde ich ausreichend Motivation und Fleiß neben den mittlerweile fünf Kindern aufbringen können? Welchen Sinn machte es für mich, als beruflich hinlänglich etablierter Beamter der mittleren Führungsebene und im operativen Kriminaldienst, noch ein Studium aufzunehmen? Bald hatte ich die Antworten auf meine Fragen, ich inskribierte nämlich drei Jahre nach dem Erlangen des Doktorgrades in Philosophie, im Fernstudium der Psychologie an der SRH.
An einer Fachhochschule: Studieren einmal anders
Ich merkte gleich, dass die SRH als Fachhochschule andere Prioritäten setzte als beispielsweise die Universität. Natürlich war das auch den Lehrgegenständen geschuldet. An der Uni waren Entstehung und geschichtlicher Hintergrund oft wichtig, das Eintauchen in Theorien und eigenen Hypothesen. An der SRH war von Anfang an ein sehr starker Praxisbezug da. Obwohl ich bereits mehrere akademische Grade hatte, wurde das Zitieren in Psychologie anders gehandhabt und sogar die Verwendung der Bibliografie. Den spezifischen Aufbau einer schriftlichen psychologischen Arbeit musste ich ebenso erlernen, wie das Anwenden von Theoretischem in der Praxis und dem Erstellen von eigenen Fallbeispielen, Konzepten und Empfehlungen welche auf diversen psychologischen Modellen, Studien und Theorien aufbaute.
Was mir aber wirklich fehlte, war der direkte Kontakt zu Mitstudierenden. Die wenigen Emails und Whats App- Chats konnten ein freundschaftliches, wissenschaftliches Gespräch bei Kaffee und Kuchen nicht einmal ansatzweise ersetzen. Der Zugang zu relevanten Informationen klappte nicht immer gut, gegenseitige Motivation war auf Grund mangelnder Kontakte nicht gegeben. Die Arbeit, die Problemchen und Probleme mit den Kindern sowie Schicksalsschläge des Lebens, ließen mich langsam aber sicher in die Prokrastination abrutschen.
Fazit
In Teil I des Beitrages beschrieb ich meinen Weg zur Psychologie- der auf Grund der Rahmenbedingungen gar nicht einfach war. Die flexible Möglichkeiten der SRH für das Studieren, waren für mich persönlich in schwierigen Lebenssituationen von immensem Vorteil.
In Teil II des Beitrages erfahren Sie über meine selbstgewählten Strategien, um in meinem Studium doch noch erfolgreich zu sein und zügig die Module zu absolvieren. Die Tipps sind individuell und persönlich auf mich selbst zugeschnitten. Sie könnten aber gegebenenfalls durchaus für viele Mitstudierende hilfreich sein.
Bildnachweis:
Lernen erfordert Zeitmanagement (eigenes Bild) (2024)