By Published On: 15. Dezember 2024Categories: Meine Hochschule und mein Studium

Carl Gustav Jung

Wünschst du dir etwas mehr Lebendigkeit oder Wunder im Leben? Wie überrascht du doch wärst, welch unheimliche Tiefen dich berühren könnten, wenn du eine simple Technik ausprobierst, von der fast niemand redet. Sie war eines der wichtigsten Werkzeuge für einen der herausragendsten Psychiater aller Zeiten: Carl Gustav Jung.

Wer war C. G. Jung?

Bereits vor über einhundert Jahren sind Pioniere der Psychologie auf das Unbewusste gestoßen. Neben Sigmund Freud gilt auch dessen einstiger Schüler, C. G. Jung (1875 – 1961), als einer der Vorreiter der Erforschung von den tieferen Tiefen des Geistes. Er entwickelte die Idee des persönlichen und des kollektiven Unbewussten weiter und ist durch seine zahlreichen Bücher über die Psychologie bekannt geworden. Besonders sticht eine seiner Niederschriften heraus: „Das Rote Buch“ (Jung, 2009). In diesem Tagebuch-artigen Manuskript beschreibt Jung, wie er sich durch innere Reisen selbst begegnet. Seine Erkenntnisse aus diesen Erlebnissen bilden die Grundlage für große Teile seines umfangreichen, literarischen Werks. Seine Methode, die ich hier vorstellen möchte, wurde glücklicherweise dokumentiert. Auch nach seinem Ableben wurde sie immer weiterentwickelt, ist dabei jedoch im Kern simpel und wirksam. Weiter unten beschreibe ich die Methode, damit du sie auch einmal versuchen kannst. Aber was erwartet dich dabei eigentlich?

Vorbereitende Informationen zur Methode

Wenn du dich entscheidest, aktive Imagination auszuprobieren, kannst du zunächst innerer Bilder entstehen lassen. Es können unerwartete Dinge passieren, oder Figuren aller Art auftauchen. Es ist ausdrücklich erwünscht, mit den Gegebenheiten oder Figuren zu interagieren, da die Geschehnisse und Aussagen auch Teil des Unbewussten darstellen. Auch die eigene Reaktion ist zu beobachten. Um es mit Jung‘s Worten auszudrücken, 

„Betrachten Sie das [innere Bild] und beobachten Sie genau, wie es sich entfaltet oder zu verändern beginnt. Vermeiden Sie jeden Versuch, es in eine bestimmte Form zu bringen“. 

(Jung, 1989, S. 76)

Es bietet sich an, nach der Erfahrung alles aufzuschreiben oder gar zu malen.

Abbildung 1: Eine Schlange, die aus einem Speer entsprang, welcher mich in der aktiven Imagination aufspießte. Die Schlange konnte mit mir sprechen und mich mit Erkenntnissen überraschen. Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 2: Ein Kristall, der in einer Höhle schwebte. Er schien unter anderem Erinnerungen zu enthalten, die ich mir anschauen konnte. Quelle: eigene Darstellung.

Das Material kann später wieder gelesen oder betrachtet werden, um Einblicke in Veränderungen zu erlangen. C. G. Jung hat selbst viele Bilder gemalt und in seinem „Roten Buch“ festgehalten. Es lohnt sich, seine zahlreichen, faszinierenden Bilder über Online-Suchmaschinen zu recherchieren (aus Urheberrechtlichen Gründen können sie hier nicht dargestellt werden). Die hier dargestellten Bilder sind bei meinen eigenen Versuchen entstanden. Die Bedeutung ist dabei natürlich sehr individuell, da das persönliche unbewusste jedes Menschen unterschiedlich ist. Wenn du jetzt Lust bekommen hast, dein eigenes Unbewusstes zu erleben, lade ich dich herzlich dazu ein, der Anleitung zu folgen.

Anleitung; Die „Buddel-Methode“

Die folgende Methode ist eine Abwandlung aus einer Beschreibung von M. J. Dorian (2020) in seinem Podcast „Creative Codex“. Diese lehnt sich wiederum an die Methoden von Jung an:

„sometimes he [Jung] imagined climbing down a steep descent; other times he imagined digging a hole, one shovel-full of dirt at a time. With each descent, he explored the landscape and got better acquainted with the inner figures.“

Jung & CHODOROW, 1997, S. 2

Vorab soll darauf hingewiesen werden, dass die Übung nicht empfohlen wird, wenn du selbst oder nahe Verwandte eine Neigung zu Psychosen haben. Zur Durchführung solltest du dir knapp zwanzig bis dreißig Minuten Zeit nehmen. Zunächst kannst du mit einer Entspannungs-Übung starten, wie z. B. dem „Box Breathing“:

Abbildung 3: Anleitung zur Übung „Box Breathing“. Quelle: eigene Darstellung.
  1. Einatmen: atme langsam ein und zähle bis vier. Spüre, wie die Luft in deine Lungen strömt.
  2. Halten: halte den Atem für vier Sekunden an. 
  3. Ausatmen: atme langsam durch deinen Mund für vier Sekunden aus.
  4. Halten: halte die Lunge vier Sekunden lang leer.

Wiederhole den Zyklus viermal. Achte bei der Durchführung dieser Übung auf dein Körpergefühl.

Nach der Entspannung geht es zur eigentlichen Buddel-Methode.

Abbildung 4: Illustration der „Buddel-Methode“. Quelle: eigene Darstellung, erstellt mit ChatGPT
  1. Stelle einen Timer auf 30 Minuten.
  2. Schließe deine Augen.
  3. Stelle dir irgendeinen Ort vor, den du kennst, gerne von früher. Zum Beispiel einen Garten, einen Keller, eine Schule oder so ähnlich.
  4. Stelle dir vor, du bist an diesem Ort und du hast eine Schaufel. Stelle dir alles mit so viel Klarheit vor wie du kannst. Nutze dabei all deine Sinne: mögliche Geräusche, das Gefühl der Schaufel in der Hand, die Luft, Gerüche und natürlich das, was du siehst. 
  5. Beginne zu buddeln. Stelle dir auch den Spatenstich, die Erde, das Werfen der Erde, usw. mit allen Sinnen vor. Buddle immer weiter. Irgendwann wird wahrscheinlich irgendetwas geschehen, aber forciere es nicht. 
    • Möglicherweise stößt du auf ein Objekt, mit dem du interagieren kannst und das du untersuchen kannst. Vielleicht kennst du es, vielleicht ist es dir neu. 
    • Oder du stößt auf eine Tür oder Leiter, die dich an einen anderen Ort bringt.
  6. Interagiere mit den gefundenen Dingen. Denke aber daran, dass du bis zur unteren Grenze oder bis zum Tiefpunkt gelangen möchtest. Wenn du einen neuen Ort erreichst, schaue dich ruhig um aber buddle dann auch weiter, bis es nicht mehr geht.
  7. Unten angekommen, interagiere mit den Gegebenheiten, Szenen, Wesen, sprich mit möglicherweise erscheinenden Figuren und handle dabei intuitiv.
  8. Mache was du willst für die Zeit, die du da bist. Wenn dein Wecker ertönt, stelle dir vor du hast ein Seil oder eine Leiter neben dir, die dich den gesamten Weg wieder zurück an die Oberfläche zieht. Erst, wenn du wieder an der Oberfläche bist, solltest du deine Augen öffnen.

Wenn du fertig bist, kannst du deine Eindrücke aufschreiben, am besten mit hohem Detaillierungsgrad. Lasse komplexe Analysen weg, bis alles notiert ist, was du wahrgenommen hast. Nutze die Eindrücke im Nachhinein zur Deutung deines Innenlebens. Es versteht sich von selbst, dass dies keinen Ersatz für Therapie darstellt, auch wenn interessante Aspekte über dein Selbst, deine Projektionen oder über die Welt entdeckt werden können.

Viel Spaß!

Abbildungsverzeichnis

Beitragsbild: Illustration des Beitrags. Quelle: eigene Darstellung, erstellt mit ChatGPT

Titelbild: C. G. Jung, 1935. Quelle: Wikipedia (Gemeinfrei), URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gustav_Jung

Abbildung 1: Schlange. Quelle: eigene Darstellung.

Abbildung 2: Kristall. Quelle: eigene Darstellung

Abbildung 3: Anleitung zum Box Breathing. Quelle: eigene Darstellung

Abbildung 4: Illustration der Buddel-Methode. Quelle: eigene Darstellung, erstellt mit ChatGPT

Literaturverzeichnis

Dorian, M. J. (13. Februar 2020). Guided Meditation – Jung’s Digging Method. Abgerufen am 17. Juli 2024 von Spotify.com: https://open.spotify.com/episode/5YP7aSVT52uFll1r3911KJ?si=ChkQ4OjfSE-5Zd09mWz_og

Jung, C. G. (1989). Briefe. Zweiter Band 1946-1955 . (3. Auflage). Olten: Walter Verlag AG.

Jung, C. G. (2009). Das Rote Buch – Liber Novus. Ostfildern: Patmos Verlag.

Jung, C. G., & Chodorow, J. (1997). Jung on Active Imagination. Princeton: Princeton University Press.

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