Zuletzt lesen wir oft in den Medien und Zeitungen „Arbeit macht krank“, „Burnout durch Stress und Erschöpfung am Arbeitsplatz“. Diese Schlagzeilen sind teils berechtigt, denn unsere „neue“ Arbeitswelt trägt einen erheblichen Beitrag dazu bei. Staat und Arbeitgeber können den Menschen aufgrund von Globalisierung und Deregulierung immer weniger Sicherheit bieten. So sind wir für unsere berufliche und private Laufbahn heutzutage selbst verantwortlich. Das Tempo, die geforderte Flexibilität sowie die wachsende Arbeitsdichte – sind Punkte, die dem arbeitenden Volk viel abverlangen.
Jedoch ist dieses Thema ein zweischneidiges Schwert und es wäre falsch pauschal zu sagen, dass allein die Arbeit Burnout und psychische Krankheiten verursacht. In den seltensten Fällen verursacht die Arbeit alleine ein Bornoutsyndrom. Der Gesundheitsprozess umfasst mehrere Faktoren – nicht nur die Last der Arbeit, die Entlohnung oder die Anerkennung im Job sondern auch aktuelle Lebensereignisse oder die soziale Einbindung von Menschen spielen eine Rolle.
Schwarz oder weiß? Nein!
Vielmehr sollte man neben den berechtigten Diskussionen über Burnout und körperliche Erschöpfung auch die gesundheitsfördernde Wirkung von Arbeit nicht außen vor lassen. Arbeit und unsere berufliche Tätigkeit ist ein zentraler Bestandteil unseres Lebens und bringt darüber hinaus wichtige Ressourcen wie positive Erfahrungen, sozialen Austausch, Struktur und Anerkennung mit sich. Diese Faktoren sind zentral und wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.
Nichtdestotrotz kann man das Phänomen – Arbeit als gesundheitsförderndes Mittel – auch nicht pauschalisieren, denn hierbei muss weiter die individuelle Passung zwischen Individuum und der Tätigkeit betrachtet werden. So hängen die Bewältigungskompetenzen eines Menschen von seiner biologischen Disposition und seiner körperlichen Konstitution ab. Manche Arbeitsanforderungen werden von Menschen als erschöpfend empfunden – wobei sie für andere eine positive Herausforderung darstellen.
Eine Bibliothekarin die es gewohnt ist in Ruhe zu arbeiten würde sich in einem Callcenter, dass geprägt ist durch viele Telefonanrufe sehr wahrscheinlich nicht wohlfühlen. Oder auch ein Notarzt dessen Job damit zusammenhängt unterwegs zu sein und jeden Tag vor einer neuen Herausforderung zu stehen würde sich sehr wahrscheinlich gegen einen Bürojob entscheiden.
Arbeit kann gesund sein?
Im Allgemeinen wurden jedoch sechs Bereiche identifiziert, die herausstellen ob Arbeit eher gesundheitsfördernd ist oder nicht. 1. Arbeitsbelastung, 2. Handlungsspielraum, 3. Gemeinschaftsgefühl, 4. Anerkennung, 5. Werte und 6. Gerechtigkeit. Wenn somit der Großteil dieser sechs Bereiche positive Anwendung findet, entwickelt der Mensch Engagement. Dieses fördert die psychische Gesundheit, stabilisiert den Menschen und fängt dadurch Belastungen aus anderen Lebensbereichen wie beispielsweise der Partnerschaft auf.
Untermauern lassen sich diese Aussagen durch eine Vielzahl an neuesten Studien.
Das Meinungsforschungsinstitut YouGov erhob vor kurzer Zeit eine repräsentative Umfrage anhand von tausend deutschen Arbeitnehmern. Die Auswertung der Studie ergab, dass 75% der Befragten Freude an ihrer Arbeit haben. Als Schlüsselfaktoren wurden hierbei die Möglichkeit zu neuen Herausforderungen, ein abwechslungsreicher Arbeitsalltag oder gute Gehaltsaussichten genannt. Nur 7% der Befragten sind unzufrieden mit ihrem Beruf und der Tätigkeit. Auch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln kam zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der Deutschen in hohem Maße mit ihrem Leben zufrieden sind.
Diese guten Ergebnisse führen die Forscher unter anderem auf die niedrige Arbeitslosigkeit in Deutschland zurück – denn Arbeitstätige weisen eine um 20% höhere Lebenszufriedenheit als arbeitslose Menschen auf. Auch der DAK-Gesundheitsreport belegte, dass eher alleinerziehende Mütter und Arbeitslose – Menschen mit geringerem sozialem Status – stärker von Stress belastet sind als der vielbeschäftigte Topmanager. Denn unklare Zukunftsaussichten, Geldsorge und mangelnde Wertschätzung sind für den Menschen anstrengender als viel Verantwortung im Beruf.
Wenn wir nun das nächste Mal auf der Titelseite einer Zeitschrift lesen „Arbeit macht krank“ – wissen wir nun: Arbeit alleine macht nicht krank. Im Gegenteil, Arbeit kann zum Erhalt der Gesundheit beitragen, wenn man zufrieden mit seiner Arbeit ist und seinen Job positiv einschätzt.
Lasst uns, uns „glücklich schuften“!
Internet-, Literaturquellen:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/YOBV2AWVUME5BBNL2FFK6V4RYDUML7ST
https://www.dak.de/dak/download/Vollstaendiger_bundesweiter_Gesundheitsreport_2014-1374196.pdf
Angerer, P./ Glaser, J./ Gündel, H.: Arbeiten und gesund bleiben. K.O. durch den Job oder fit im Beruf. Springer Spektrum. 1. Auflage. 2014
Bildquellen:
https://pixabay.com/de/ortsschild-ortstafel-erfolg-stress-1148092/
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