In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit stellt die Inflation eine wachsende Herausforderung dar. Besonders betroffen sind Studierende, die häufig mit begrenzten finanziellen Mitteln auskommen müssen und für ihre Lebenshaltungskosten auf Nebenjobs, Stipendien oder elterliche Unterstützung angewiesen sind. Inflation kann als ein „Prozess anhaltender Preisniveausteigerungen, die über eine gewisse Marge hinausgehen,“ definiert werden (Budzinski, 2018). Die Inflation kann die Kaufkraft erheblich reduzieren und zu einer finanziellen Belastung werden. Dieser Blog untersucht, wie sich Inflation auf das Leben von Studierenden auswirkt, und zeigt auf, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um diese Herausforderungen zu bewältigen.

Inflation und ihre Auswirkungen auf das studentische Leben

Inflation führt zu höheren Kosten in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens. Haushalte und Personen, die einen Großteil ihres Einkommens für Konsum ausgeben, sind besonders betroffen, da sie einen erheblichen Anteil ihres verfügbaren Geldes für den Kauf von Waren und Dienstleistungen verwenden (Meier et al., 2023, S. 2). Der Großteil der Studierenden in Deutschland gehört zu dieser Gruppe, da die Studenten nahezu ihr vollständiges Einkommen, welches ihnen zur Verfügung steht, für Konsum ausgeben (Kroher et al., 2023, S. 102 ff.). Besonders relevant sind hier die Mieten, Lebensmittelkosten und Transportausgaben, da sie einen Großteil des Budgets der Studierenden ausmachen. Dies bestätigt Abbildung 1. In dieser wird deutlich, dass fast die Hälfte (45%) der Gesamtausgaben für Warmmiete drauf gehen. Mit einem Anteil von 22 Prozent der Gesamtausgaben geben Studierende einen weiteren Großteil ihrer zur Verfügung stehenden Mittel für Ernährung aus (Meier et al., 2023, S. 7). 


Abbildung 1: Vergleich der „Warenkörbe“ von Studierenden und der Gesamtbevölkerung
(Quelle: Meier et al. (2023), S. 7)

Eine Untersuchung von Waheed et al. (2021, S. 210 f.) zeigt, dass Studierende aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten oft ihre Ausgaben einschränken müssen. In einigen Fällen führt dies dazu, dass sie weniger Zeit und finanzielle Ressourcen für soziale und akademische Aktivitäten haben. Diese finanziellen Einschränkungen sowie die finanziellen Risiken können sich negativ auf den weiteren Verlauf des Studiums auswirken, wodurch folglich die „sozioökonomischen Ungleichheiten“ ansteigen können (Meier et al., 2023, S. 2). 

Steigende Miet- und Lebensmittelpreise

Die Mieten für studentische Wohnungen und WG-Zimmer sind in vielen Städten stark angestiegen, was für Studierende eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellt. Besonders in Großstädten und Universitätsstädten, wo die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum hoch ist, sind die Mietpreise in den letzten Jahren rasant gestiegen (Statistisches Bundesamt, 2024). Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage immer weiter steigt, das Wohnangebot allerdings deutlich weniger wird (Oberst et al., 2023, S. 9). Die steigenden Mieten stellen ein erhebliches Problem für die Studenten dar. Laut einer Befragung, an der 23.299 Befragte in Deutschland teilnahmen, leben die Studenten in Deutschland mehrheitlich von weniger als 1.000 Euro im Monat (Statista, 2022). Die Preise für studentisches Wohnen in deutschen Universitätsstädten belaufen sich hingegen im Durchschnitt auf 533 Euro pro Monat (Statista, 2024).  

Neben den Mietkosten sind auch die Preise für Lebensmittel stark angestiegen (Statistisches Bundesamt (1), 2024). Der allgemeine Preisanstieg bei Grundnahrungsmitteln wie Brot, Milch und Obst trifft Studierende besonders hart, da sie oft auf preisgünstige Alternativen angewiesen sind, um ihre Ausgaben zu minimieren (ebd.). Infolgedessen greifen einige auf weniger gesunde und kostengünstigere Nahrungsmittel zurück, was langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.

Die psychologischen und akademischen Auswirkungen der Inflation auf Studierende

Inflation beeinflusst nicht nur das Budget der Studierenden, sondern auch deren psychisches Wohlbefinden (Meier et al., 2023, S. 2). Die finanzielle Unsicherheit, die mit den steigenden Lebenshaltungskosten einhergeht, führt oft zu Stress und Angst (Robb, 2017, S. 514 ff.). Studierende stehen vor der Herausforderung, ihre Finanzen zu verwalten und gleichzeitig akademisch erfolgreich zu sein.  Bei steigenden Lebenshaltungskosten sind Studierende oft gezwungen, ihre Einnahmen anzupassen, da ihre Sparmöglichkeiten begrenzt sind. Dies kann beispielsweise durch eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit geschehen (Meier et al., 2023, S. 2). Diese Doppelbelastung durch Arbeit und Studium kann zu Schlafstörungen und Erschöpfung führen. Wenn Studierende aufgrund der Inflation mehr arbeiten müssen, haben sie weniger Zeit für Erholung sowie für das Lernen, was ihre akademischen Leistungen negativ beeinflussen kann. Eine Untersuchung von Althea Grace et al. (2021, S. 857 ff.) zeigt, dass diese zusätzliche Belastung oft dazu führt, dass Studierende ihr Studium vernachlässigen und sich stärker auf ihre finanzielle Stabilität konzentrieren müssen. Weitere Studien zeigen, dass finanzielle Engpässe und Risiken negative Auswirkungen auf den Studienverlauf und -erfolg haben können. Dies äußert sich unter anderem in schlechteren Studienleistungen, einer höheren Abbruchquote, weniger Studienanfängern sowie einer Zunahme von psychischen und physischen Belastungen (vgl. Letkiewicz et al., 2014, S. 351 ff.).

Lösungsansätze und Maßnahmen: Unterstützung für Studierende

Um die Auswirkungen der Inflation auf Studierende zu mildern, bieten einige Hochschulen finanzielle Unterstützung in Form von Stipendien, Notfonds oder subventionierten Wohnmöglichkeiten an. Folglich unterstützt der Bund in Deutschland Studierende mit dem Deutschlandstipendium. Dieses fördert leistungsstarke Studierende mit je 300 Euro im Monat. Bereits im Jahr 2023 wurden 31.424 Stipendiaten gefördert, Tendenz steigend (Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2024).   

Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Ausbau von Wohnhilfen. Einige Universitäten bieten bereits subventionierte Wohnmöglichkeiten an oder haben in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern Projekte für kostengünstige Wohnangebote gestartet. In vielen Großstädten gibt es Wohnanlagen extra für Studierende. So bietet beispielsweise die Universität Stuttgart mehr als 6800 Zimmer für Studierende an, die in der Stadtmitte und am Campus verteilt sind (Universität Stuttgart, 2024). Solche Maßnahmen tragen dazu bei, die finanzielle Last der Studierenden zu mindern und gleichzeitig eine stabile und sichere Wohnsituation zu gewährleisten.

Aber auch die finanzielle Unterstützung des Staates für Studenten steigt. So wurde die BAföG-Reform (Bundesausbildungsförderungsgesetz) im Jahr 2024 weiter verbessert, um Studierende finanziell zu entlasten und mehr Flexibilität während des Studiums zu gewährleisten (Bundesregierung, 2024). In den letzten zwei Jahren stieg der BAföG-Höchstsatz um mehr als 15 Prozent und liegt aktuell bei 992 Euro. Sozial schwache Studierende erhalten 1.000 Euro als Starthilfe. Zudem soll durch ein Flexibilitätssemester mehr Spielraum für studierende geschaffen werden (ebd.).  

Fazit und Ausblick

Die Inflation hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben von Studierenden, sowohl in finanzieller als auch in psychischer Hinsicht. Sie zwingt viele, mehr zu arbeiten, was die Zeit für akademische und soziale Aktivitäten einschränkt und das Risiko für Stress und psychische Belastungen erhöht. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Hochschulen und politische Entscheidungsträger gezielte Maßnahmen ergreifen, um Studierende zu unterstützen und den Zugang zu Bildung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu sichern.

In Zukunft sollte der Fokus auf der Entwicklung langfristiger Lösungen liegen, die Studierenden helfen, wirtschaftlich unabhängiger zu werden und sich voll auf ihre akademische Entwicklung zu konzentrieren. Dazu gehört nicht nur die finanzielle Unterstützung, sondern auch die Schaffung von flexibleren Studienbedingungen, die es Studierenden ermöglichen, ihre Arbeit und ihr Studium besser zu koordinieren.

Literaturverzeichnis

Althea Grace, D., Mae, R. V., & Lazaro, B. L. (2021). Navigating financial struggle: The ripple effect of inflation rates on working students. Multiresearch Journal. Verfügbar unter: https://www.multiresearchjournal.com/admin/uploads/archives/archive-1717745840.pdf . Abgerufen am 16.10.2024. 

Budzinski, O. (2018). Definition: Was ist „Inflation“? Gabler-Wirtschaftslexikon. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/inflation-39320  Abgerufen am 17.10.2024.  

Bundesministerium für Bildung und Forschung (2024). BMBF Deutschlands-tipendium. Verfügbar unter: https://www.deutschlandstipendium.de/deutschlandstipendium/de/home/home_node.html . Abgerufen am 18.10.2024. 

Bundesregierung (2024). FAQ zur BAföG-Reform 2024: Die wichtigsten Änderungen beim BAföG. Verfügbar unter: https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/gesetzesvorhaben/bafoeg-reform-2024-2257882 . Abgerufen am 20.10.2024.  

Kroher, M., Beuße, M., Isleib, S., Becker, K., Ehrhardt, M. C., Gerdes, F., Koopmann, J., Schommer, T., Schwabe, U., Steinkühler, J., Völk, D., Peter, F., & Buchholz, S. (2023). Die Studierendenbefragung in Deutschland: 22. Sozialerhebung. Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2021. Bundesministerium für Bildung und Forschung. Verfügbar unter: https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikationen/de/bmbf/4/31790_22_Sozialerhebung_2021.pdf?__blob=publicationFile&v=12 . Abgerufen am 19.10.2024. 

Letkiewicz, J., Lim, H., Heckman, S., Bartholomae, S., Fox, J. J., & Montalto, C. P. (2014). The path to graduation: Factors predicting on-time graduation rates. Journal of College Student Retention: Research, Theory & Practice, 16(3), 351–371. https://doi.org/10.2190/CS.16.3.c  

Meier, D. H., Thomsen, S. L., & Kroher, M. (2023).
Die Bedeutung der Inflation für die wirtschaftliche Situation von Studierenden in Deutschland im Zeitraum 2021 bis 2024: Eine Abschätzung. (DZHW Brief 01|2023). Hannover: DZHW. https://doi.org/10.34878/2023.01.dzhw_brief . 

Oberst, C., Voigtländer, M., Sagner, P. & Bona, C. (2023). MLP Studentenwohnreport 2023, Gutachten im Auftrag der MLP Finanzberatung SE, Köln.

Robb, C. A. (2017). College student financial stress: Are the kids alright? Journal of Family and Economic Issu- es, 38(4), 514–527. https://doi.org/10.1007/s10834- 017-9527-6 . 

Statista (2022). Beruf & Karriere: Studis leben mehrheitlich von weniger als 1.000€ im Monat. Verfügbar unter: https://de.statista.com/infografik/27648/studierende-in-deutschland-nach-nettoeinkommen/ . Abgerufen am 18.10.2024. 

Statista (2024). Studentische Mietpreise in deutschen Städten 2024. Verfügbar unter:  https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1419514/umfrage/studentische-mietpreise-in-deutschen-staedten/ . Abgerufen am 18.10.2024. 

Statistisches Bundesamt (2024). Bau- und Immobilienpreisindex. Verfügbar unter:  https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Baupreise-Immobilienpreisindex/_inhalt.html . Abgerufen am 17.10.2024.

Statistisches Bundesamt (1) (2024). Verbraucherpreisindex – Preisentwicklung für Nahrungsmittel – Januar 2020 bis September 2024. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/Tabellen/sonderauswertung-nahrungsmittel.html . Abgerufen am 16.10.2024.   

Universität Stuttgart (2024). Wohnungen und Zimmer für Studierende. Verfügbar unter: https://www.uni-stuttgart.de/studium/leben-in-stuttgart/wohnen/ . 

Abgerufen am 17.10.2024. 

Waheed, A., Mahmood, G. F., & Khan, N. (2021). Effects of post-COVID inflation on youth’s education: A case study of the Islamia University of Bahawalpur. Harf-o-Sukhan; Vol. 5 No. 4; Verfügbar unter: https://www.harf-o-sukhan.com/index.php/Harf-o-sukhan/article/view/222/196 . Abgerufen am 18.10.2024. 

Abbildungsverzeichnis

Titelbildquelle: Bild von Foto-RaBe (2019) auf Pixabay; Verfügbar unter: https://pixabay.com/de/photos/geld-verbrennen-dollar-4418858/ . Abgerufen am 19.10.2024.

Abbildung 1: Meier, D. H., Thomsen, S. L., & Kroher, M. (2023). Die Bedeutung der Inflation für die wirtschaftliche Situation von Studierenden in Deutschland im Zeitraum 2021 bis 2024: Eine Abschätzung. (DZHW Brief 01|2023). Hannover: DZHW. https://doi.org/10.34878/2023.01.dzhw_brief . 

Teile diesen Artikel