Das Problem um die Menschenrechte – Eine psychologische Betrachtung
In Zeiten der politischen Krisen, fragwürdigen Präsidentschaftsentscheidungen und der kontinuierlich kritisierten Menschenrechtslage in der Türkei tauchen Menschenrechte und deren Einschränkungen oder Verletzungen immer wieder in den Medien auf. Selbst die Covid-19-bedingte Maskenplicht löst Debatten über Recht und Unrecht, Schutz und Menschenrechtswidrigkeit aus. Menschenrechte werden oftmals aus einer gesellschaftspolitischen, zum Teil sozioökonomischen Perspektive beleuchtet. Dabei kann die Betrachtung aus der psychologischen Perspektive äußerst sinnvoll sein, um die Dynamiken hinter der Befürwortung oder Missachtung von Menschenrechten zu verdeutlichen. Universalität und Unteilbarkeit – Zwei unantastbare Grundsätze? In Bezug auf Menschenrechte und deren Gültigkeit gelten Universalität und Unteilbarkeit als zwei äußerst wichtige Grundsätze. [...]
Führung = Kopfsache? Über Neuroleadership im Führungskontext
Seit gut zwei Jahrzehnten findet ein fortschreitender Einzug der Neurowissenschaften in diverse Praktiken angrenzender Teildisziplinen statt. Nicht selten wird den Neurowissenschaften, insbesondere von Seiten der Medien, ein erheblicher Stellenwert bei der Lösung diverser gesellschaftlicher und existenzieller Fragen zugesprochen. Die Erforschung des Hirns, das uns in unserem gesamten Wesen ausmacht, scheint sich großer Popularität zu erfreuen und verspricht durch seine fundamentale Relevanz, Erklärungs- und Interventionsansätze für psychologische Fragestellungen in nahezu allen Lebensbereichen zu liefern.[1] In den letzten Jahren rückte eine Form von führungstheoretischen Überlegungen zunehmend in den Vordergrund: Die Rede ist von sogenanntem Neuroleadership.[2] Innerhalb kürzester Zeit wurde daraus eine eigene [...]
Und die Moral von der Geschicht’ – Kohlbergs Beitrag zur Moralpsychologie
Im Alltag stehen wir oftmals vor Entscheidungen, die sich ohne Gewissensbisse nicht bewältigen lassen. Seien es reale Situationen im beruflichen und privaten Leben oder rein hypothetische, vielleicht solche, die es in naher Zukunft zu fällen gilt. Hintergrund solcher Dilemmata ist unser moralisches Verständnis von der Welt. Als einer der wichtigsten und zugleich umstrittensten Vertreter im Bereich der Moralität gilt Lawrence Kohlberg (1927-1987). Seine Überlegungen bauen auf den entwicklungs-psychologischen Konzepten des moralischen Urteilens nach Piaget auf, jedoch betont er in seinem Stufenmodell, im Gegensatz zu Piaget, die Entwicklung des moralischen Denkens als lebenslangen Prozess. Obgleich einige seiner Annahmen empirisch nicht vollends [...]
Wenn die die Sicherungen durchbrennen – Psychologische Erklärungsansätze für Fremdenhass
Fremdenfeindlichkeit ist ein weltweit verbreitetes Phänomen. Beginnend bei aversiven unausgesprochenen Gedanken, über abfällige Bemerkungen, hin zu Hetze und Gewaltverbrechen, nehmen Feindlichkeiten und Hass gegen „das Fremde“ einen bedrohlichen Charakter an. Dabei sind alle Menschen Ausländer – fast überall. In jedem Urlaub wird der Urlauber selbst zum fremden Objekt. Dennoch persistieren Gedanken des Fremdenhasses darüber hinaus. Obgleich er in der klinischen Psychologie nicht unerheblich sein mag, sind seine Bezüge und Erklärungsansätze weitestgehend in der analytischen Psychologie verankert.[1] Gegenstand Der Begriff „Hass“ setzt sich in seinem Kern aus diversen Affekten zusammen. Wenn man ihn auf diese herunterbricht, schafft man einen Zugang [...]
Corona und die Psyche: Perspektiven im Bereich des Coachings
Ein Virus breitet sich aus. Die Menschen sind verunsichert, verängstigt, verärgert. In Folge der staatlichen Maßnahmen und der damit einhergehenden psychosozialen Auswirkungen auf den Alltag ist mit einem erhöhten Distress-Erleben der Bevölkerung zu rechnen.[1] Knapp 18 Mio. Erwachsene in Deutschland erkranken jährlich an einer psychischen Störung – mit am häufigsten an Angsterkrankungen oder Depressionen. Für diese Bevölkerungsgruppe stellt die Corona-Krise nochmal eine ganz eigene Herausforderung dar.[2] Die Versorgung ist derzeit noch mangelhaft, die Rahmenbedingungen der videobasierten Therapie unausgereift. Therapeuten befürchten daher einen Anstieg der therapiebedürftigen psychischen Erkrankungen in der kommenden Zeit.[3] Vielfach wird als Schlüsselbegriff Resilienz genannt. Die Neuorientierung in [...]
Von Gut und Böse: Unsere Sympathie mit fiktionalen Bösewichten
Seit Jahrhunderten diskutieren Philosophen und Vertreter anderer Disziplinen über die Existenz des Bösen im Menschen. Doch kann einem Menschen das „Böse“ inhärent sein? Im Bereich der Forensik taucht der Begriff womöglich am häufigsten auf, obgleich es sich bei der Frage nach dem Bösen eher um ein Anliegen der Philosophie handeln dürfte.[1] Unstrittig kommen uns bei dem Ausdruck „böse“ Namen wie Fidel Castro, Adolf Hitler, Ted Bundy oder Bonnie und Clyde in den Sinn. Was sie gemeinsam haben ist unschwer erkennbar: ihre perfiden Taten. Sie scheinen das Böse in ihnen ausmachen und doch sind wir in der Lage, mit fiktionalen Charakteren [...]