Self-Tracking – Segen oder ungesunder Gesundheitswahn?
Der Trend zum „Self-Tracking“ („Selbstkontrolle“) hat sich in den letzten Jahren sowohl im Gesundheitsbereich als auch in der Sportwelt etabliert (vgl. Abbildung 7). Self-Tracking stellt die Erhebung, Sammlung, Zusammenführung und Auswertung körperbezogener Daten mittels Fitness-Apps, Wearables oder Smartwatches dar. Die Geräte sind gekennzeichnet durch ihre „smartness“, d.h., sie sind klein, mobil, unauffällig, intuitiv zu bedienen und sie vernetzen sich meist automatisch mit dem Smartphone - und wenn gewünscht auch mit ausgewählten Freunden. Zudem fügen sie sich fast unbemerkt in alltägliche Handlungsabläufe der Nutzer ein. Mithilfe dieser ist es möglich mehr zu wissen und so die eigene Gesundheit selbst in die [...]
Dissoziative Identitätsstörung: Das „Ich“ als „Wir“
„Ich bin Viele.“ So lautet Billi’s Antwort auf die Frage, was eine multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) bzw. dissoziative Identitätsstörung (DIS) ist. „Das ist wie eine WG im Körper. Es gibt verschiedene Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Bedürfnissen.“ Billi ist 29 Jahre alt und eine von mehr als 20 Persönlichkeiten, die in Nelle wohnt. Der Name Billi bedeutet „willenstarke Beschützerin“. Billi ist wie die meisten anderen Persönlichkeiten durch ein Trauma in Nelle’s Kindheit entstanden. Die WG besteht aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich unterschiedlich oft abwechseln. Nelle selbst ist meist im Inneren und hat für die Zeit, in der eine andere Persönlichkeit „draußen“ [...]
Diabulimie: Erbrechen über die Nieren
Den Begriff Bulimie, auch Ess-Brech-Sucht genannt, haben wohl die meisten schon einmal gehört. Wie bei der Anorexia nervosa handelt es sich hier um eine Essstörung, wobei die Bulimia nervosa (BN) durch Essanfälle gekennzeichnet ist, bei denen die Betroffenen große Mengen an meist hochkalorischen Nahrungsmitteln verzehren. Anschließend werden Maßnahmen ergriffen, um einer Gewichtszunahme gegenzusteuern.¹ Diese gegenregulatorischen Maßnahmen werden unterschieden in „purging“ und „nicht-purging“. Während mit Purging (Englisch für reinigend) Maßnahmen beschrieben werden, die dazu führen, dass etwas den Körper verlässt, z.B. durch selbstinduziertes Erbrechen oder den Gebrauch von Abführmitteln, zählen zu Nicht-Purging-Verhaltensweisen exzessives Sporttreiben oder die Einnahme von Appetitzüglern.² Besonders gefährlich [...]
Social Media: vernetzt und doch allein
Die sozialen Netzwerke wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. besitzen heute einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft und verzeichnen einen großen Zuwachs, sowohl im privaten Bereich für einzelne Personen, als auch für Unternehmen, Organisationen und öffentliche bzw. staatliche Einrichtungen, welche den wirtschaftlichen Nutzen des Social-Media-Einsatzes erkennen und nutzen wollen.¹ Das Ergebnis einer Umfrage zur Nutzung von Social Media in Deutschland nach Altersgruppen im Jahr 2020/21 zeigt, dass 88% der 14- bis 19-jährigen befragten Internetnutzer die sozialen Netzwerke nutzen. Der Anteil der 20- bis 29-jährigen Befragten belief sich sogar auf 90%. Mit zunehmendem Alter nahm auch der Anteil der Social-Media-Nutzer ab.² [...]
Von Helikopter- zu Rasenmäher-Eltern
Unter dem Begriff „Helicopter Parenting“ wird ein durch Überbehütung („Overprotection“) gekennzeichneten Erziehungsstil verstanden, bei dem übervorsorgliche Eltern ständig wie ein Hubschrauber über ihren Kinder schweben, um diese zu überwachen und zu behüten. Dieser von Überbehütung und exzessiver Einmischung in die Angelegenheiten des Kindes geprägter Erziehungsstil ist in der westlichen Welt vor allem in Mittelschichtfamilien verbreitet.¹ Helikopter-Eltern versuchen jegliche Art von Hindernissen zu beseitigen und vermeintliche Bedrohungen fernzuhalten. Scheitern sie, dann wird die Schuld bei anderen gesucht. Merkmale von Helikopter-Eltern Wilhelm et al. (2014) definieren Helicopter Parenting über die vier Merkmale Überinvolviertheit, Autonomieeinschränkung, Überbehütung und externale Schuldzuweisung.² Unter Überinvolviertheit wird ein [...]
Das Broken-Heart-Syndrom. Was steckt dahinter?
Der Verlust eines geliebten Menschen oder die Trennung des Lebenspartners stellen einschneidende Lebensereignisse dar. Während zunächst ein schockähnlicher Zustand eintritt und die Realität verleugnet wird, brechen nach und nach die Gefühle heraus. Das Herz ist wie gebrochen. Ein „gebrochenes Herz“ ist aber nicht nur ein emotionales Problem, denn das sog. „Broken-Heart-Syndrom“, auch als „Takotsubo-Syndrom“ (TTS) bezeichnet, ist eine ernstzunehmende Herzmuskelerkrankung. Sie wurde erstmals 1990 von japanischen Wissenschaftlern beschrieben und fand weltweite Aufmerksamkeit als eine reversible Kardiomyopathie, die durch ein emotionales Ereignis vor allem bei älteren Frauen ausgelöst wird und aufgrund ihrer Symptomatik einem akuten Koronarsyndrom gleicht. Heute weiß man, dass [...]