Vor vielen Jahren war es noch kaum vorstellbar, dass es vielleicht eines Tages so weit sein könnte das man beim Bäcker sein Brötchen nicht mit dem Bargeld bezahlt, aber diese Annahme könnte schneller zur Realität werden als wir es uns vorgestellt haben. Denn in einigen Ländern ist das schon Alltag.
In einigen skandinavischen Ländern ist es heute schon ganz normaler Alltag auch kleinere Geldbeträge einfach mit der Geldkarte oder gar mit dem Smartphone zu bezahlen. Auch die Aussage des Deutsch- Bank- Chefs unterstreichen die Annahme wir eines Tages kein Bargeld zum Bezahlen benötigen. Er stellte die These auf, dass „In zehn Jahren wird Bargeld wahrscheinlich nicht mehr existieren,“.[1]
Aber für wie Reell ist diese Annahme zu nehmen?
Auch in Deutschland ist bargeldloses Bezahlen weit verbreitet, so kann man viele Autoreparaturen werden einfach über eine Überweisung getätigt und einen Ebay Einkauf bequem über PayPal bezahlen, auch beim alltäglichen Einkauf im Supermarkt wird automatisch von der Kasselerin gefragt, ob man den Betrag wenn er über 10€ liegt Alternativ mit der EC- Karte beglichen möchte. Geldtransaktionen tätigen ohne Bargeld in der Hand zu halten. Bei Stromkosten oder der Miete wird gar nicht mehr darüber nachgedacht solche Bezahlungen in bar zu tätigen.
Andere Länder gelten als Vorreiter für bargeldloses Bezahlen vor allem die skandinavischen. So möchte die dänische Nationalbank ab 2017 keine neuen Banknoten mehr drucken und Schweden möchte ab 2030 gänzlich auf das Bargeld verzichten. Ersetzt werden soll es durch das Smartphone oder der Karte. Viele Schweden nutzen heute schon ihr Smartphone um Bezahlungen zu tätigen, möglich gemacht wird das ganze durch eine App.[2] Ihr Name „Swish“ die seit 2014 in Schweden eingeführt wurde und heute über fünf Millionen Nutzer hat.[3]
Wie funktioniert Swish?
Swish ist das Produkt der sieben größten Banken in Schweden, sie haben sich darauf verständigt für Kunden eine Echtzeit-Überweisungen von Geldbeträgen zu generieren. Alles was dazu benötigt wird ist die Handy- oder Swishnummer des Empfängers. Swish muss mit der Bank-ID verbunden werden, um vor Missbrauch zu schützen. Der Betrag der Überweisung wird dann in Echtzeit dem Empfänger gutgeschrieben und dem Absender abgezogen. Für die Entgegennahme einer Überweisung ist es völlig unrelevant welche Art von Handy verwendet wird lediglich die Handynummer muss mit einem Internet-Banking oder Mobile Banking verbunden sein. Um Zahlungen zu machen muss die Swish App auf dem Gerät (welche iOS: Version 7.0 und höher, Android Version 4.0 und höher und Windows Phone Version 8.0.10211.204 oder höher vorweisen) installiert werden.[4]
Wie funktioniert das Ganze im Alltag?
Im Alltag braucht man eigentlich in Schweden kein Bargeld mehr. Alles lässt sich bequem mit der Karte oder mit dem Smartphone bezahlen, selbst die Obdachlosen sind entweder mit einem Kartenlesegerät oder einer Swish Nummer ausgestattet um eine Spende entgegenzunehmen.[5] Auch kleinere Einkaufe lassen sich entweder einfach mit dem Handy oder mit dem Kartenchip begleichen, nicht einmal eine in oder Unterschrift sind hierbei erforderlich.6 Leiht man sich von einem Freund Geld, lassen sich die Schulden durch sogenanntes „swishen“ (Das Verb für Swish) einfach begleichen. Es gilt als Schwedens beliebtestes Zahlungsunter Freunden ganz gleich ob es sich um Große oder Kleine Beträge handelt.[6] Auch für kleine Unternehmen, Verbände und Organisationen bietet es eine willkommene Alternative zum Bargeld. Bargeld muss nicht mehr verwaltet und nachgezählt werden, der damalige schwedische Zentralbank Direktor Lars Nyberg sagte 2008: „Bargeld ist immer noch teuer zu transportieren und zu verwalten, die Risiken von Überfällen haben es in den vergangenen Jahren auch nicht günstiger gemacht,“.[7]
In Deutschland lässt sich das Ganze noch nicht ganz so einfach durchsetzen beziehungsweise umsetzen, zum einen hängen die deutsche Befölkerung noch immer stark an „ihrem“ Bargeld und zum anderen sind die Skepsis und Unsicherheit die mit den bisherigen angebotenen alternativen in der Bevölkerung groß. Vergleichbare Zahlungssysteme gibt es auch schon in den USA, dem UK und auch in der Schweiz dort kann man mit Applepay bereits bezahlen. In Deutschland stellt es sich als schwierig dar, die Banken schieben den „schwarzen Peter“ Apple zu, andere Vermuten dass es an den Gebühren liegt auf diese sich die Parteien nicht einigen können.[8] Knapp ein Drittel aller Deutscher zahlt immer Bar und laut Bundesbank werden knapp 80% aller Zahlungsvorgänge in Bar beglichen.[9] Laut einer Umfrage von YouGov ist ein ein Großteil unserer Gesellschaft vom Bargeld Überzeugt. Drei von vier Personen würden demnach es ablehnen, wenn Bargeld ganz abgeschafft werden würde. Sie schätzen am Bargeld, das es eine bessere Kostenkontrolle über die eigenen Finanzen generiert, zudem empfinden 72% der Befragten es als die sicherste Methode als die Kartenbezahlung.[10]
Was zudem zur Skepsis in der Bevölkerung beiträgt ist die Möglichkeit die den Banken gegeben wird über die Eigene Finanzen zu bestimmen, so hätten die Banken die Möglichkeit negative Zinsen zu erheben und eine Flucht ins Bargeld wäre unmöglich, dies würde zu einer schleichenden Enteignung der Eigentümer führen.[11] Auch nimmt es dem Bürger die Freiheit sich dem Zugriff des Staates zu entziehen, wie etwa durch Schwarzarbeit. Kritiker von Bargeld nehmen genau dies dies als Argument für eine bargeldlose Zukunft.[12]
Ausblick/ Fazit
Es ist spannend zu sehen wohin sich unsere Gesellschaft in zu diesem Thema entwickelt. Bis jetzt ist kein eindeutiger Trend zu entdecken, aber was ja noch nicht ist muss ja nicht immer so bleiben. Schweden war schon für allerlei Reformen unser Vorbild. Elterngeld, Vätermonate, Ausbau der Kinderbetreuung, all diese Dinge haben wir im Nachhinein aus Schweden übernommen.[13] Es ist keinesfalls so das die Schwedische Bevölkerung Bargeld ablehnt, ihnen wird nur eine weitere Option gegeben wie sie ihre Einkäufe bezahlen können. Dieses Innovative denken das die Schweden in diesem Bereich zum Vorreiter macht, sollten wir meines Erachtens nach nicht grundsätzlich ablehne, vielmehr kann man daraus lernen. Es muss auch bedacht werden wie der Handel auf solch eine Veränderung reagieren kann und sollte, dabei kann das „Schwedische Modell“ helfen um Rückschlüsse zu schließen. Für den Einzelnen Bürger bietet es eine weitere Option seine Zahlungen vorzunehmen, ob man es möchte oder nicht bleibt somit jedem selbst überlassen.
Internetquellen
Kleber, M. (2016): Manfred Kleber, Stichwort: Bargeldlos, Link: https://www.berlinjournal.biz/deutsche-bank-chef-john-cryan-erwartet-ende-des-bargelds/, Zugriff: 02.08.2017
Müller, F. (2016): Frank Müller, Stichwort: Bargeldloses Bezahlen, Link: https://www.foerderland.de/gruendung/news-gruenderszene/artikel/bargeldloses-bezahlen/, Zugriff: 05.08.2017
Swish (2017): Stichwort: Swish, Link: https://www.getswish.se/, Zugriff: 03.08.2017
Schwedbank (2017): Stichwort: Swish, Link: https://www.swedbank.se/privat/digitala-tjanster/swish/, Zugriff: 04.08.2017
Vogt, M. (2016): Martina Vogt, Stichwort: Bargeldlos, Link: http://www.management-circle.de/blog/zahlen-sie-noch-oder-swish-en-sie-schon/, Zugriff: 10.08.2017
WiWo (2017): Stichwort: Moderne Zahlsysteme, Link: http://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/moderne-zahlsysteme-warum-schweden-beim-bargeldlosen-zahlen-vorn-liegt/9716606-5.html, Zugriff: 11.08.2017
Obertreis, R. (2015): Rolf Obertreis, Stichwort: Zukünftiges Bezahlen, Link: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bargeld-vs-kartenzahlung-wie-wir-in-zukunft-bezahlen-werden/11840488.html, Zugriff: 11.08.2017
Schmidt, M. (2015): Martin Schmidt, Stichwort: Bargeld, Link: https://yougov.de/news/2015/05/27/sicher-und-gut-fur-die-ubersicht-deutsche-gegen-ba/, Zugriff: 14.08.2017
Balzter, S. (2016): Sebastian Balzter, Stichwort: Land ohne Bargeld, Link: http://www.faz.net/aktuell/finanzen/digital-bezahlen/schweden-setzt-immer-mehr-auf-bargeldloses-zahlen-14068659-p2.html, Zugriff: 15.08.2017
[1] Vgl. Kleber, M: 2016
[2] Vgl. Müller, F: 2016
[3] Vgl. Swish: 2017
[4] Vgl. Schwedbank: 2017
[5] Vgl. Müller, F: 2016 /
[6] Vgl. Vogt, M: 2016
[7] WiWo: 2017
[8] Vgl. Vgl. Müller, F: 2016/
[9] Vgl. Obertreis, R: 2015
[10] Vgl. Schmidt, M: 2015
[11] Vgl. Vgl. Kleber, M: 2016
[12] Vgl. Obertreis, R: 2015
[13] Vgl. Balzter, S: 2016