Dass Sport und körperliche Aktivität neben dem Erhalt der körperlichen Gesundheit auch wichtig für die psychische Gesundheit sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Vor allem in Zeiten der COVID-19-Pandemie haben psychische Aspekte mehr an Bedeutung gewonnen. Zu den Auswirkungen von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zählen Einsamkeit und Depressionen sowie schädlicher Alkohol- und Substanzgebrauch, Selbstschädigung, suizidales Verhalten und/oder häusliche Gewalt. Präventive Maßnahmen sind daher wichtiger denn je. Sport kann dabei einen großen Beitrag leisten.
Die Wirkungsweise zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit beruht auf verschiedenen Hypothesen. Die Thermoregulationshypothese bspw. postuliert, dass die Durchblutung der peripheren Organe, die Stoffwechselintensität, die Sauerstoffversorgung des Zentralnervensystems, die Körpertemperatur und die Sensibilität für Sinneswahrnehmung durch körperliche Aktivität erhöht werden. Die genannten Faktoren steigern dabei das Wohlbefinden (Wagner & Brehm, 2008, S. 573). Die Katecholamin-Hypothese geht davon aus, dass biogene Amine zu einer Verbesserung negativer emotionaler Zustände führen. Es wurde beobachtet, dass depressive Stimmungszustände mit einem Mangel an Katecholaminen oder ihren metabolischen Endprodukten Noradrenalin, Dopamin und Serotonin in Verbindung gebracht werden (Schwenkmezger, 2001, S. 257). Das zentrale Nervensystem, das hauptsächlich für die Auslösung und Steuerung von Emotionen verantwortlich ist, produziert Katecholamine und biogene Amine. Die Katecholaminfreisetzung hängt dabei von der Art und Intensität der körperlichen Aktivität ab. Anhand des festgestellten Anstiegs von Noradrenalin und Serotonin bei körperlicher Aktivität kann geschlossen werden, dass der negative Gefühlszustand in Richtung Glück beeinflusst wird (Wagner & Brehm, 2008, S. 573). Die wohl bekannteste physiologische Hypothese, die sogenannte Endorphin-Hypothese, besagt, dass körpereigene Stoffe während und nach körperlichen Belastungen zunehmend aktiv werden. Opioide wie Endorphine, Enkephaline und Dynorphine sind körpereigene Neurotransmitter, die Nachrichten zwischen Nervenzellen übertragen. Opioidrezeptoren befinden sich hauptsächlich in Bereichen des Gehirns, wie dem limbischen Teil des Zentralnervensystems. An diese Stoffe binden Endorphine. Bei körperlicher Aktivität führen höhere Beta-Endorphin-Konzentrationen zu weniger Schmerzen bei körperlicher Aktivität und lösen positive gesundheitliche Veränderungen aus (Wagner & Brehm, 2008, S. 573-574).
Laut dem Sportartikelhersteller adidas hat Sport einen großen Einfluss auf die menschliche Psyche und kann sowohl das Selbstvertrauen stärken als auch Depressionen bekämpfen. Sport fördert dabei vor allem erholsamen Schlaf und Stressabbau. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass (in meinem Falle) morgendlicher Sport positive Auswirkungen auf meinen allgemeinen Gemütszustand haben und ich motivierter in den Tag starte. In Zeiten der Pandemie leidet die Eigeninitiative natürlich und es ist oft schwieriger die Motivation zu finden, um sich wirklich körperlich zu betätigen. Um dies trotzdem umzusetzen, hilft es, wenn die Ziele so gewählt werden, dass sie individuell passend, positiv besetzt und realistisch erreichbar sind. Es sollten Aktivitäten gewählt werden, mit denen man vertraut ist, deren Wirkung bekannt ist oder die gut beherrschbar sind. Die Ziele sollten vor allem in einem bestimmten Zeitraum erreichbar sein. Dabei ist es oft hilfreich sich kurz- und langfristige Ziele zu setzen und sich das Erreichen mit positiven Bildern vorzustellen (Claussen MC, Fröhlich S, Spörri J, Seifritz E, Markser VZ, Scherr J, 2020).
Beitragsbild: SHVETS production
Literatur
Claussen, M.C.; Fröhlich, S.; Spörri, J.; Seifritz, E.; Markser, V.Z.; Scherr, J. (2020). Psyche und Sport in Zeiten von COVID-19. https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/psyche-und-sport-in-zeiten-von-covid-19/.
Wagner, P.; Brehm, W. (2008). Körperlich-sportliche Aktivität und Gesundheit. In: J. Beckmann & M. Kellmann (Hrsg.). Enzyklopädie der Psychologie. Band D/V/2: Anwendungen der Sportpsychologie (pp.543 – 608). Göttingen: Verlag für Psychologie Hogrefe. https://www.researchgate.net/publication/346401501_Korperlich-sportliche_Aktivitat_und_Gesundheit.
Schwenkmezger, P. (2001). Psychologische Aspekte des Gesundheitssports. In H. Gabler, J. R. Nitsch & R. Singer (Hrsg.). Einführung in die Sportpsychologie, Teil 2: Anwendungsfelder (2. Aufl., S. 237-262). Schorndorf: Hofmann.