Schon Shakespeare machte uns im Jahre 1606 mit seiner Erzählung von Macbeth darauf aufmerksam, dass zu viel Ehrgeiz negative Konsequenzen haben kann. Doch auch ist uns bekannt, dass man ohne Ehrgeiz nichts erreicht – besonders in der heutigen Lebenszeit ist die Wichtigkeit dieses Persönlichkeitsmerkmals kaum mehr wegzudenken! So muss zum Beispiel beim Kampf um die Beförderung, gegen die Konkurrenz bei Freizeitaktivitäten oder im persönlichen Leben eine gesunde Portion Ehrgeiz vorhanden sein. Wie geht man also mit Ehrgeiz um und wann ist es zu viel des Guten?
Definition Ehrgeiz
Das Persönlichkeitsmerkmal Ehrgeiz ist ein „Motiv für menschliches Bemühen, zum Beispiel um soziale Anerkennung, Wertschätzung und Weiterqualifikation“[1]. Meistens steht dieser mit dem Wunsch in Zusammenhang, „andere Personen an Geltung, Macht und Ruhm zu übertreffen oder ihnen zumindest gleichzuziehen“[2].
Ein gesunder Ehrgeiz kann als Schlüssel zum Erfolg gesehen werden, da es mit Eigenschaften wie großer Motivation, Engagement, Umsetzungsdrang, persönlichem Antrieb und guten Leistungen verbunden ist. Wer großen Ehrgeiz zeigt ist zudem stark entschlossen, ein Ziel erfolgreich zu erreichen – ob im Beruf, in der Erziehung oder im Privatleben.
Wodurch wird die Entwicklung des Persönlichkeitsmerkmals beeinflusst?
Die Ausprägung des Ehrgeizes wird zu einem Großteil in der Entwicklungsphase geprägt. Besonders beeinflussende Faktoren finden sich dabei im sozialen Umfeld, also in der Familie und dem Freundeskreis. Die Familie ist diesbezüglich einflussreich, da sie den Ehrgeiz des Kindes entweder in gesundem Maße fördern kann oder ihn in extremer Form fordern oder untergraben kann. Zum Beispiel kann der Ehrgeiz bis ins Extrem gefordert werden, wenn die Eltern ihre Zuneigung von (schulischen/ sportlichen) Erfolgen abhängig machen. Das Kind hat dann das Gefühl, ohne Erfolg nichts wert zu sein und entwickelt einen übertriebenen Ehrgeiz[3], um diese Minderwertigkeitsgefühle wieder auszugleichen. Auf dieses eingeprägte Verhaltensmuster wird dann ein Leben lang zurückgegriffen!
Wird der Ehrgeiz in der Entwicklungsphase nur gering ausgeprägt, kann man sich diesen selbst im Nachhinein antrainieren. Hier kommen meist Strategien zur Entwicklung einer Motivation, zum Wecken von Interessen, zum Setzen von Zielen und zum Annehmen von Herausforderungen zum Einsatz. Darüber hinaus kann meist ein wenig Konkurrenz den eigenen Ehrgeiz anspornen.
Zudem kann der eigene Ehrgeiz durch verschiedene Motive angetrieben werden. Diese wären zum Beispiel das Streben nach Anerkennung und Bestätigung, nach einem höheren Ziel oder nach dem Übertrumpfen anderer, sowie das Streben aus Interesse. Die Intensität des Strebens wird zum einen von den Erfolgsaussichten und zum anderen vom subjektiven Wert eines Ziels geprägt[4].
Wenn Ehrgeiz krank macht…
Wie oben schon formuliert, kann ein gesunder Ehrgeiz viele positive Effekte zeigen. Jedoch kommt es auch vor, dass man zu wenig oder zu viel Ehrgeiz zeigt. Welche Folgen dies haben kann, werde ich im Folgenden näher erläutern.
Bei zu wenig Ehrgeiz steckt man nur wenige Bemühungen in angestrebte Ziele, man findet nur wenig Motivation und lässt sich eher Ablenken. Durch ein geringes Selbstvertrauen sowie eine geringe Ergebniserwartung werden die eigenen Fähigkeiten leichter angezweifelt und man lässt seine Vorsätze von kritischen Kommentaren untergraben – das Ergebnis: der Erfolg bleibt aus, das Ergebnis ist eher mittelmäßig. Kommen einem zudem Schwierigkeiten in den Weg, werden diese umgangen – der Ehrgeiz, diese zu lösen, bleibt aus! Im Fokus eines gering ausgeprägten Ehrgeizes stehen also geringe Selbstwirksamkeitserwartungen sowie der Motivation. Folgen können sein, dass man sich stark eingeschüchtert fühlt und sich aus Angst vor einer ungewollten Konfrontation mit belastenden Situationen mehr und mehr aus dem Arbeits- oder sozialen Leben zurückzieht.
Im Gegensatz dazu steht der übersteigerte Ehrgeiz. Diesen nennt man auch Ehrsucht, welchen man als ein „übertriebenes Streben nach Ehre und Ansehen“[5] definiert. Er zeigt überwiegend negative Effekte, jedoch auch einige positive.
Analysiert man die positiven Effekte, so zeigt sich bei einem starken Ehrgeiz meist ein hohes Selbstwertgefühl sowie ein großer Glaube in die eigenen Fähigkeiten. Bei übersteigertem Ehrgeiz setzt man sich hohe Ziele, bringt viele neue Ideen ein und probiert diese mit viel Engagement umzusetzen. Dies kann besonders auf der Arbeit als positiv angesehen werden.
Die Schattenseite des übersteigerten Ehrgeizes ist meistens jedoch noch viel größer. Durch den ständigen, selbst erzeugten Druck, der/die Beste zu sein, seine Ziele zu erreichen und andere mit den eigenen Ideen und Fähigkeiten zu übertreffen, kann man sich selbst und seine Mitmenschen schnell in die Krise treiben. Dadurch, dass man viel Zeit und Leistung in einem Lebensbereich investiert, vernachlässigt man meist die anderen, wie zum Beispiel die Familie, Freizeitaktivitäten oder die Arbeit. So kommt es zu einem Ungleichgewicht – die idealerweise anzustrebende Work-Life-Balance wird ignoriert. Durch dieses Ungleichgewicht und den meist herrschenden Zeitdruck wird meist auch der Körper vernachlässigt und daher ungesunden Verhaltensweisen, wie zum Beispiel ungesunder Nahrung, wenig Bewegung und zu wenig Schlaf, nachgegangen. Körperliche Alarmsignale werden in Folge überhört. Der Körper ist nach einiger Zeit ausgepowert, und zudem wird eine stetig herausragende Leistung vom überehrgeizigen Menschen gefordert. So steigt das Risiko für Depressionen und großen Stress; meist sind auch Burnout oder Herzkreislauferkrankungen die Folgen.
In der Psychologie wird ein stark ausgeprägter Ehrgeiz zudem dem Typ-A-Muster zugeordnet, welches sich zudem durch Merkmale wie einen „hohen Arbeitseinsatz, […] hohe Wettbewerbsorientierung [,] Feindseligkeit“[6] und ein „Streben nach Perfektionismus“[7] auszeichnet. Das Typ-A-Muster steht zudem in engem Zusammenhang mit typischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen und zeigt eine bis zu doppelt so hohe Erkrankungsrate[8].
Zudem soll an dieser Stelle noch erwähnt sein, dass ein starker Ehrgeiz im schlimmsten Fall auf eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hinweisen kann. Die wesentlichen Merkmale sind hier eine „ausgeprägte Beschäftigung mit sich selbst, starker Ehrgeiz, Grandiositätsvorstellungen und ein außerordentliches Bedürfnis der Anerkennung durch andere.“[9]
Fallbeispiel: Ehrgeiz am Arbeitsplatz
Beim Konkurrenzkampf um die erstrebenswerte Beförderung in einem Unternehmen kommt es zwischen zwei Mitarbeitern zu einer leistungsvergleichenden Situation. Mitarbeiter A und Mitarbeiterin B sollen einen Vortrag darüber halten, welche Zukunftsvisionen sie für das eigene Unternehmen haben und wie sie diese Entwicklung umsetzen wollen. Mitarbeiter A ist dabei sehr von sich selbst überzeugt und voller Tatendrang. Er setzt dem Unternehmen hohe Ziele und versucht mit seinem starken Ehrgeiz, den Chef von seinen Visionen zu überzeugen. Mitarbeiterin B hingegen ist mit einem gesunden Ehrgeiz an die Sache herangegangen und versucht mit ihren gut umsetzbaren Zielen, ihre Zukunftsvision vom Unternehmen zu verdeutlichen.
Mitarbeiter A hat in seinem starken Ehrgeiz um die Beförderung seine ganze Arbeitswoche und Freizeit damit verbracht, seine Visionen auszuarbeiten. Er ist körperlich komplett ausgelaugt und hat zudem seine privaten Pflichten vernachlässigt. Seine Zukunftsvisionen des Unternehmens jedoch enthalten viele kreative Ideen und hoch gesteckte Ziele, welche die Leitgedanken des Unternehmens aufgreifen und sie in einen neuen Zusammenhang setzen. Der Chef hört sich den gut vorbereiteten Vortrag voller Interesse an und ist komplett begeistert.
Mitarbeiterin B ist realistisch an die Sache herangegangen. Sie zeigt einen gesunden Ehrgeiz, um ihren Chef von ihren Plänen zu beeindrucken. Ihre Zukunftsvisionen sind nichts komplett Neues, doch sie zeigt dem Chef, dass sie den Leitgedanken des Unternehmens treu bleibt und ihre Ideen sich schnell und ohne Vergeudung von Zeit und Ressourcen umsetzen lässt.
Der Chef entscheidet bei der Beförderungsfrage zu Gunsten des Mitarbeiters A. Ehrgeiz auf der Arbeit, Tatendrang und das Eingehen neuer Herausforderungen sind genau das, was er sich in Zukunft von seinen Mitarbeitern wünscht! So kann er der Zukunft seines Unternehmens mit positiven Gedanken entgegenfiebern. Zudem hat er über die Jahre genügend Ressourcen angesammelt, um diese in neue, gewinnbringende Ideen zu investieren. Mitarbeiter A hat durch seinen starken Ehrgeiz in der Vorbereitungszeit zwar alle physischen und psychischen Energien aufgebraucht, ist am Ende jedoch mit der Herausforderung gewachsen[10] und hat sich erfolgreich gegen seine Mitstreiterin durchgesetzt. Er ist zufrieden und gespannt, welche Herausforderungen ihm sein neuer Posten wohl bringen mag. Mitarbeiterin B ist zwar enttäuscht über die Entscheidung des Chefs, jedoch ist sie von vorne herein realistisch an den Konkurrenzkampf herangegangen und kann nun mit einer Niederlage umgehen. Sie weiß, dass ihre Idee vom Chef geschätzt wird und kann sich sicher sein, dass ihre Bodenständigkeit in einer anderen Situation ihre Früchte tragen wird.
Fazit
Wie im aufgeführten Beispiel verdeutlicht, ist ein gewisses Maß an Ehrgeiz unerlässlich. Ohne Ehrgeiz leiden sowohl Motivation als auch Selbstwirksamkeitserwartungen, was meist auch den Erfolg in Mitleidenschaft zieht. Übersteigerter Ehrgeiz kann in manchen Lebensbereichen ganz klar seine Vorteile haben – jedoch kann es auch dazu kommen, dass der Körper durch zu viel selbst aufgebauten Druck und Leistungserwartungen ausbrennt, was auf jeden Fall zu vermeiden ist.
Zu viel Ehrgeiz oder zu wenig Ehrgeiz – ganz klar ist: Es muss ein gesundes Mittelmaß gefunden werden! Ehrgeiz sollte produktiv umgesetzt werden – oder vielmehr ein zielstrebiges Verhalten, welches auf die entsprechenden Handlungsmotive ausgerichtet ist. So bleiben die negativen Folgen aus und man bringt sich selbst und sein soziales Umfeld durch ein Übermaß an Ehrgeiz nicht an seine persönlichen Grenzen.