Einleitung
Für fast alle Menschen spielen die eigenen beruflichen Ziele eine wichtige Rolle im Leben. Neben einer sicheren Arbeitsstelle, die finanzielle Absicherung ermöglicht, möchten Arbeitnehmer zusätzlich die Möglichkeit zum persönlichen Wachstum und der beruflichen Entwicklung vorfinden. Um einen solchen beruflichen Aufstieg zu durchleben, müssen Arbeitnehmer mit einer bestimmten Persönlichkeit, Kompetenzen und persönlichen Wirkmechanismen ausgestattet sein.[1] Demnach stellt sich die Frage, inwiefern sich ein stabiles Selbstkonzept auf den beruflichen Erfolg auswirken kann.
Was ist das Selbstkonzept?
Das Selbstkonzept ist die kognitiv-deskriptive Komponente des Selbst und besteht aus vielen Selbstbeschreibungen und gibt die Gesamtheit des Wissens über die eigene Person wieder. Dieses selbstbezogene Wissen umfasst mehrere zeitliche Dimensionen. Es beschreibt das gegenwärtige, das vergangene und das zukünftige Ich.[2] Das Selbstkonzept bildet sich fortlaufend weiter und beginnt bereits im frühen Kindesalter durch die ständige Selbstbewertung in verschiedensten Lebenslagen[3]. Bereits 1890 beschäftigte sich William James, der Begründer der Psychologie des Selbst, mit dem Selbstkonzept[4]. Jedoch stammt das, in der pädagogischen-psychologischen Forschung, am häufigsten genutzt Modell des Selbstkonzepts von Shavelson et al. und vereint das akademische mit dem nicht-akademischen Selbstkonzept[5].
Das akademische Selbstkonzept spiegelt den gesamten Bereich der schulischen Leistungen wieder. Das nicht-akademische Selbstkonzept umfasst drei verschiedene Kategorien, das soziale, das emotionale und das physische Selbstkonzept. Das akademische Selbstkonzept lässt sich in weitere Unterkategorien aufteilen, welche sich aus den unterschiedlichen Fachbereichen zusammensetzen, zum Beispiel Mathe, Englisch und Naturwissenschaften. Das soziale Selbstkonzept weist die Unterkategorien „Gleichaltrige“ und „Bedeutsame andere Personen“ auf. Das emotionale Selbstkonzept besteht aus den einzelnen Gemütszuständen. Die körperlichen Fähigkeiten und die Erscheinung bilden die Grundlage des physischen Selbstkonzepts. Auf der untersten Ebene, die im oben abgebildeten Modell weggekürzt wurde, befinden sich Verhaltensweisen, die sich in spezifischen Situationen zeigen.[6]
Auswirkungen des Selbstkonzepts auf den beruflichen Erfolg
Das Selbstkonzept entwickelt sich während des Lebens stetig weiter und wirkt sich somit auch auf die Berufstätigkeit aus. Einerseits wird die Berufswahl durch das Selbstkonzept beeinflusst und andererseits wirkt sich die Profession auf das Selbstkonzept aus.[7] Die entstehende Wechselwirkung ist dafür verantwortlich, dass sich beispielsweise Misserfolgs- oder Erfolgserlebnisse sowohl auf das Selbstkonzept als auch auf das berufliche Handeln auswirken. Mit zunehmender Berufserfahrung entwickelt sich das Selbstkonzept kontinuierlich und stabilisiert sich mit der Zeit.[8] Das Selbstkonzept kann weiter differenziert werden und umfasst somit das kollektive, das retrospektive und das berufliche Selbstkonzept. Diese wirken sich auf die Arbeitseinstellung und den beruflichen Erfolg aus, da das kollektive Selbstkonzept die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen beschreibt.[9] Es lässt sich anhand des Modells darauf schließen, dass Arbeitnehmer, die sozial integriert sind, ein besseres Selbstkonzept aufweisen und somit bessere Leistungen erbringen. Das kollektive Selbstkonzept umfasst frühere Lebensphasen, beispielsweise welche Art von Schüler der jetzige Arbeitnehmer war[10]. Demnach sind Arbeitnehmer, welche schon zu Schulzeiten gute Leistungen zeigten, wahrscheinlich auch im Berufsleben erfolgreicher als jene, die keine guten Ergebnisse erzielten. Das berufliche Selbstkonzept umfasst, wie der Arbeitnehmer sich in seiner Berufsausübung wahrnimmt, und es wird somit von der berufliche Identität gesprochen. Das berufliche Selbstkonzept kann sich verändern, sobald es zu einer Neuorientierung der Weite oder zu einem Stellenwechsel kommt.[11] Der Selbstwert steht in einem engen Zusammenhang mit dem Selbstkonzept und hängt davon ab, ob die Person an sich geschätzte und erwünschte Eigenschaften feststellt. Um den Selbstwert zu verbessern, legen die Angestellten ein Verhalten an der Tag, welches sich positiv auf das Selbstkonzept auswirkt. Außerdem existieren viele Persönlichkeitsmerkmale, die mit einem ausgeprägten Selbstkonzept einhergehen. Auch eigenverantwortliches Handeln beispielsweise basiert auf einem stabilen Selbstkonzept. [12]
Allgemein lässt sich durch das Modell des Selbstkonzepts darauf schließen, dass Arbeitnehmer bessere Leistungen erbringen, wenn diese in allen Lebensbereichen ein gutes Selbstbild von sich aufweisen. Dieses geht mit einer hohen Meinung über die eigene Person einher, welcher diese auch gerecht werden möchte. Daher versucht der Arbeitnehmer stets gute Leistungen zu bringen, da negatives Feedback sowie die Unzufriedenheit des Arbeitgebers sowohl das Selbstkonzept als auch den Selbstwert der Person beeinflussen würde. Sie versuchen stets das reale dem idealen Selbstbild anzupassen, was zu Leistungssteigerung führt[13].
Fazit
Das Selbstkonzept umfasst das gesamte Wissen über die eigene Person und besteht aus Selbstbeschreibungen, die die verschiedenen Lebensbereiche umfassen. Das Selbstkonzept entwickelt sich im Laufe des Lebens kontinuierlich weiter und wirkt sich im Erwachsenenalter schließlich auch auf die Berufswahl und den Erfolg im Beruf aus. Angestellte mit einem stabilen Selbstkonzept sind erfolgreicher, denn sie haben zwangsläufig höhere Anforderungen an die eigene Person als jene, die ein ungefestigtes Selbstkonzept aufweisen. Dies ist bedingt durch die Motivation, welche entsteht, wenn Arbeitnehmer dem eigenen bestehenden Selbstbild gerecht werden wollen.
[1] Vgl. Diestel (2019), S. 48
[2] Vgl. Thomsen/Lessing/Greve/Dresbach (2018), S. 93
[3] Vgl. Woolfolk (2008), S. 108
[4] Vgl. Thomsen/Lessing/Greve/Dresbach (2018), S. 93
[5] Vgl. Langenkamp (2018), S. 19
[6] Vgl. Thomsen/Lessing/Greve/Dresbach (2018), S. 94
[7] Vgl. Malczok (2014), S. 282
[8] Vgl. Koch (2005), S. 162
[9] Vgl. Koch (2005), S. 160
[10] Vgl. Koch (2005), S. 160
[11] Vgl. Dietrich (2017), S. 104
[12] Vgl. Koch (2005), S. 160
[13] Vgl. Koch (2005), S. 160
Diestel, S. (2019): Merkmale, Strukturen und Persönlichkeitsmerkmale erfolgreicher Karrieren: Was bedeutet Erfolg?. In: Wirtz, V./Schabbing, B./Crusius, B. (Hg.), Karriere im Tourismus und in der Eventwirtschaft. Wege zum Traumberuf. 1. Auflage, Wiesbaden: Springer Verlag.
Dietrich, R. (2017): Stressbewältigung und berufliche Identität in der Bankenbranche. Eine qualitative Studie. 1. Auflage, Wiesbaden: Springer Verlag.
Koch, S. (2005): Berufliches Selbstkonzept und eigenverantwortliche Leistung. Gruppendynamik und Organisationsberatung. Nr. 36, S. 157-174.
Langenkamp, I. (2018): Stärkung des kindlichen Selbstkonzepts. Vom Patenschaftsprojekt bis zur (Grund-)Schule. 1. Auflage, Wiesbaden: Springer Verlag.
Malczok, M. (2014): Die Führungskraft als Sinnstifter?. In: Mehlich, P./Brandenburg, T./Thielsch, M. (Hg.), Praxis der Wirtschaftspsychologie III. Themen und Fallbeispiele für Studium und Anwendung. 1. Auflage, Münster: MV-Wissenschaft.
Möller, J./Trautwein, U. (2020): Selbstkonzept. In: Wild, E./Möller, J. (Hg.), Pädagogische Psychologie. 3. Auflage, Berlin: Springer Verlag.
Thomsen, T./Lessing, N./Greve, W./Dresbach, S. (2018): Selbstkonzept und Selbstwert. In: Lohaus, A. (Hg.), Entwicklungspsychologie des Jugendalters. 1. Auflage, Berlin: Springer Verlag.
Woolfolk, A. (2008): Pädagogische Psychologie. 10. Auflage, München: Pearson Studium.
Bildquelle:
https://pixabay.com/de/photos/krawatte-anpassen-anpassung-mann-690084/