By Published On: 21. Dezember 2022Categories: Literaturempfehlungen

Christoph Bördlein, Das Sockenfressende Monster in der Waschmaschine – Einführung ins skeptische Denken, Alibri Verlag 2002, 199 Seiten.

Über den Autor:

Christoph Bördlein, geboren 1967, bekleidet seit September 2015 die Stelle als Professor für Allgemeine und Klinische Psychologie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Bördlein hat nach einem Psychologie Studium und einem Germanistik Studium in Bamberg mit darauffolgender Promotion, mehrere Stellen als Psychologe bekleidet, bevor er 2015 die Professur in Würzburg übernahm (FH W-S, 2022). Er schreibt seit über 20 Jahren Artikel für den Skeptiker, die vierteljährliche Zeitschrift der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften). Im Mittelpunkt dieser Zeitschrift stehen Fragen wie: Was ist dran an Aberglaube, Esoterik und Pseudowissenschaft? Warum glauben so viele Menschen daran? Und wie schützt man sich vor wirkungslosen Therapien und teurem, oft sogar gefährlichem Unsinn? (GWUP, 2022).

Inhalt

Fast jeder kennt das Phänomen: immer wieder scheinen Socken in der Waschmaschine zu verschwinden und in der Sockenschublade stapeln sich einzelne Socken. In seinem Buch „Das sockenfressende Monster in der Waschmaschine“ geht Christoph Bördlein der Frage auf den Grund, ob dieses Socken eventuell von einem Monster gefressen wurden, dass in der Waschmaschine wohnt und gibt dabei auf unterhaltsame und doch informative Art und Weise eine Einführung in wissenschaftliches Denken, oder wie der Untertitel nahelegt: ins skeptische Denken. Dabei erklärt er viele bekannte psychologische Experimente und deren Ergebnisse und erläutert anhand dieser Beispiele psychologische Fachwörter.

Bördlein beschreibt Phänomene, denen fast jeder von uns schon im Alltag begegnet ist: z.B., dass einzelne Socken in der Waschmaschine verschwinden. Er hinterfragt auch den Glauben an den Einfluss von Mondphasen auf die Psyche, Horoskope, scheinbare Fähigkeiten von Wahrsagern oder die Beschreibungen von Entführungen durch Außerirdische. Dabei beschäftigen ihn die Fragen: Wie kommt es dazu, dass Menschen solche Dinge glauben, und was kann man tun, um skeptischer durch die Welt zu gehen?

Das Buch ist wie ein Lehrbuch aufgebaut, beleuchtet zuerst in leicht verständlichem, aber wissenschaftlichem Stil die Entwürfe von Karl Popper, als Basis der heutigen Sicht auf die Durchführung von wissenschaftlicher Forschung und erklärt den Unterschied zwischen Para,-Pseudo- und Protowissenschaften (Bördlein, 2002, S. 49–50). Dabei bietet er Vorschläge für weiterführende Literatur und beschreibt in ausführlichen Fallbeispielen historische Experimente und Forschungen in denen die Welt getäuscht wurde, oder auch Wissenschaftler sich getäuscht haben und falsche Rückschlüsse gezogen haben.

In einem Exkurs nimmt er auch Stellung zur Kritik an der Wissenschaft und beschreibt  Wissenschaft als eine immer nur vorläufig bestehende Meinung: „Was wir heute zu wissen glauben, kann sich schon morgen als gänzlich falsch erweisen“ (Bördlein, 2002, S. 35). Dabei unterscheidet der Autor zwischen der Prüfung von außergewöhnlichen Behauptungen, wie den vermeintlich übernatürlichen Fähigkeiten von Uri Geller, und den Möglichkeiten, sich zu täuschen, wie den Barnum Effekt oder die Confirmation Bias. Zusätzlich gibt Bördlein hilfreiche Tipps wie man Quellen als vertrauenswürdig bewerten kann, und gibt den wichtigen Hinweis: Bleiben Sie kritisch! (Bördlein, 2002, S. 54–55).

Bördlein stellt Regeln für Skeptiker auf, den sogenannten skeptischen Leitfaden, der  helfen soll, bei der Prüfung von außergewöhnlichen Aussagen und erklärt, wie man vorgehen kann, um sich weniger täuschen zu lassen. Im weiteren Verlauf beschreibt Bördlein verschiedene Methoden der Datengewinnung, und beleuchtet deren Fehlerquote: wie Anekdotische Evidenz und Augenzeugenberichte (Hohe Fehlerquote) Deskriptive Studien (Mittlere Fehlerquote) und das Experiment (Aufwändig, aber bei richtiger Operationalisierung eventuell niedrige Fehlerquote) (Bördlein, 2002, S. 63) und erläutert -wie nebenbei- noch Fachbegriffe wie Korrelation und Kognitive Dissonanz.

In vielen, zum Teil recht amüsanten, Fallbeispielen wie dem Einfluss von Mondphasen auf unser Leben, den Zaubertricks des Uri Geller oder den vermeintlichen übernatürlichen Fähigkeiten von Wahrsagern, wird im Folgenden dann das beschriebene Vorgehen ausführlich angewendet und erläutert.

Fazit

Gerade für Menschen, die ein wissenschaftliches Studium beginnen, kann das unterhaltsame Buch einen leichten Einstieg in viele bedeutende Themen der Wissenschaft bieten. Gerade weil die Beispiele aus unserem alltäglichen Erleben stammen, gelingt es dem Autoren, komplexe wissenschaftliche Konstrukte niedrigschwellig und unterhaltsam zu erklären. Zudem schult die Lektüre die Fähigkeit, Beobachtetes und Erlebtes kritisch zu hinterfragen und gibt mit dem „Leitfaden für Skeptiker“ eine gute Hilfestellung dafür.

Die vielen Beispiele, die der Autor nutzt, um seinen Leitfaden für Skeptiker praktisch anzuwenden wirken im Laufe des Buchs allerdings recht redundant und bieten nach einiger Zeit keine wirklich neuen Erkenntnisse. Da die Erläuterungen der einzelnen Phänomene aber in sich abgeschlossen sind, kann man das eine oder andere Kapitel überspringen, ohne zu viel zu verpassen.

Die Auflösung des Rätsels über den Verbleib der Socken, die scheinbar übernatürlich aus der Waschmaschine verschwinden, soll hier nicht verraten werden, nur soviel:

Bördlein schließt sein Buch mit dem Hinweis, dass das Leben eines Skeptikers den Zustand des Nichtwissens immer mit beinhaltet, denn der Skeptiker hat nicht immer gleich die Auflösung des Rätsels bei der Hand, er muss suchen und prüfen (Bördlein, 2002, S. 182)

Literatur:

Bördlein, C. (2002). Das sockenfressende Monster in der Waschmaschine. Eine Einführung ins skeptische Denken (1. Aufl.). Aschaffenburg: Alibri-Verlag

FH W-S (Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Hrsg.). (2022). Hauptamtlich Lehrende: Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Zugriff am 14.11.2022. Verfügbar unter: https://fas.fhws.de/fakultaet/personen/hauptamtlich-lehrende/person/prof-dr-christoph-boerdlein/

GWUP. (2022). GWUP – Die Skeptiker – Prof. Dr. Christoph Bördlein. Zugriff am 15.11.2022. Verfügbar unter: https://www.gwup.org/who-is-who/1542-christoph-boerdlein

Bildquelle: eigene Fotografie

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