Ganz ehrlich, dieses Thema beschäftigt mich nun schon seit einigen Jahren. Da es inzwischen seit geraumer Zeit auch im Mainstream wieder an Bedeutung gewinnt, mitunter deshalb,- weil die EZB Rettungspakete beschlossen hat, welche selbst bei den konservativsten Hardlinern, mulmige Gefühle auslösen und in einigen Fällen, Erinnerungen an simple historische Fakten hervorrufen. Nämlich an jene, dass die menschliche Geschichte von unzähligen Wertvernichtungs- resp. Enteignungswellen durchzogen ist. Als Beispiel nennt die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) die Zeit des schwarzen Kapitels der deutschen Geschichte (sie wissen schon welche Zeit), gemeint sind die Jahre um den Nationalsozialisten (1920- 1945). Jedoch gab es bereits in der Weimarer Republik punktuelle Enteignungen (1918- 1933), wobei besagte Zeit eben jene ist, welche einigen von uns eher wegen der, selbst unter historischen Gesichtspunkten, als fatal zu bezeichnende Hyperinflation von 1923 im Gedächtnis blieb, möchte man bitte nicht vergessen, wem es damals in die Tasche gespielt hat (sie wissen schon wer), durch eben besagtes Staatsversagen an die Macht zu gelangen und eine rassistisch geprägte Enteignungswelle loszutreten.[1]
Weniger kurzfristige Rendite und mehr langfristige Orientierung
Um den Wert von Gold zu verstehen, ist es nicht wirklich sinnvoll sich am aktuellen Börsenkurs zu orientieren, da man bei einem solchen Vergleich, schnell durch zusammenhangslos präsentierte Zahlen im Rahmen der Fundamentalanalyse, welche ab und an auf durch Bilanzfälschung zustande gekommene Kennzahlen in die Irre geführt wird. Nennenswerte Kenngrößen für eine solche sind das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Wirecard Skandal. All diese kurzfristigen Schwankungen interessiert aber bei Gold nicht, denn dessen Macht ist viel älter und somit tiefer in der menschlichen Psyche verankert.[2]
Historische Aspekte
Bereits 550 v.Chr. zurzeit als König Krösus in Kleinasien bzw. Anatolien regierte, veranlasste dieser die Prägung der wohl weltweit ersten Goldmünze. Wichtig zu verstehen ist, dass Gold damals neben Vieh und Naturalien das einzige Metall darstellte, mit welchem man seine Steuerschuld begleichen konnte (ja damals gab es auch schon Abgaben ca. 10 %).[3] In der Antike wurde Gold vor allem in Tempelanlagen und für die jeweiligen Kulte, später Religionen und deren wichtigen Gegenstände bei Riten verwendet. Denken wir doch einmal an die über 3300 Jahre alte Totenmaske des legendären ägyptischen Pharaos Tutanchamun. Vom Raub des Aztekengoldes durch die Konquistadoren im 16. Jahrhundert, über die französischen Könige, welche sich gerne dem Gold nahe zeichnen ließen, bsp. Ludwig XII, der Sonnenkönig. Sonne meint im Symbolismus auch Gold, bis hin zu Nazi-Raubgold, welches seinen Weg auf mysteriöse Weise in Schweizer Bankschließfächer gefunden hat. Gold hat etwas an sich, dass Menschen anscheinend zum unreflektierten Aktionismus bewegt.[4]
Eine wirklich gelungene Konditionierung
Dem Psychotherapeuten Robert Ivancic zufolge, wurde die Menschheit über die Zeit (Jahrhunderte) hinweg auf das Gold klassisch konditioniert. Dies geschah durch die oben bereits angeführte Verwendung von Gold in Heiligen Stätten und Reliquien. Hierdurch transformierte sich der neutrale Stimulus über die hinzugegebenen Attribute (heilig) bsp. Bundeslade und (wertvoll) bsp. Kronjuwelen, hin zum konditionierten Stimulus. Die Projektionsfläche der Konditionierung, bzw. der Imagination wurde auch durch die Krisenbeständigkeit des Goldes genährt. Denn egal was in der Geschichte auch anstand, Kriege, Revolutionen, Währungswechsel, Deflation oder Hyperinflationen, Gold hat bis heute seinen Wert nie vollständig eingebüßt. Wie erfolgreich das Metall ist, zeigt sich mitunter darin, dass es sich sogar in der Sprache verfestigte. Aussagen, wie das ist Gold richtig, oder du bist einfach Gold wert, sind nicht von heute auf morgen entstanden, sondern entstammen ebenfalls jenem tiefgreifenden Konditionierungsprozess. Denken Sie nur einmal an den Mythos der Stein der Weisen, welcher es dem Alchemisten ermöglichen soll, jedes Metall in pures Gold zu verwandeln.[5]
Bretton Woods- die Sternstunde von Gold
Als Sternstunde des Metalls galt sicherlich die Konferenz von Bretton Woods (1944), welche es zum Ziel hatte, die angeschlagenen Beziehungen zwischen den Nationalwährungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu stabilisieren resp. starke Währungsschwankungen zu verhindern. Alle IWF-Mitgliedsstaaten verpflichteten sich dazu, den Dollar als legitime Weltwährung anzuerkennen. Die Amerikaner, bzw. die amerikanische Zentralbank (FED) hingegen verpflichtete sich im Gegensatz dazu jede Unze Gold, also exakt 31,1034768 Gramm, mit 35 Dollar zu decken, ferner mussten die USA vertraglich gewährleisten, das Gold zu genanntem Wechselkur jederzeit auf Nachfrage hin einzutauschen. Anzumerken ist, dass die Abschaffung des Goldstandards (1971) nicht etwa daran lag, dass die Mitgliedsländer des IWF ihr Vertrauen ins Gold verloren, im Gegenteil, der Goldkurs ging nach Abschaffung des Goldstandards durch die Decke. Vielmehr verloren sie ihr Vertrauen in die amerikanische Regierung und ihre angeblichen Goldreserven. Erst die Abkehr von diesem Standard, ermöglichte es den Regierungen, die Druckerpressen anzuwerfen.[6] Heut zu Tage ist es kein Geheimnis mehr, dass sich die USA mit dem Korea und Vietnam Krieg finanziell übernommen hatten.[7] Die Blaumache war filmreif, als die Franzosen ihr Gold mit einem U-Boot abholten. Schon 1980 betrug der Preis für eine Feinunze Gold ca. 600 Dollar. Was den Mythos des Goldes weiter nährte.[8]
Fazit
Betrachtet man die oben getätigten Aussagen bezüglich der Tatsache, dass vor allem die Generationen vor uns Phasen der Geldentwertung und Währungswechsel zu erdulden hatten und einzig allein Gold, ein stabiler Wertefaktor darstellte, versteht man auch die Logik derjenigen Anleger, welche sich so sehr auf das Metall als krisensicheres Asset verlassen. Es geht nicht um die kurzfristige Rendite, sondern allein um die Existenzsicherung in Ausnahmesituationen, in welchen, wenn erst einmal eingetreten, der Goldpreis meist stark profitiert. Nach Breier bedient sich Gold somit einem uralten, evolutionsbiologisch notwendigem Sicherheitsbedürfnis und dem menschlichen Wunsch nach Stabilität.[9] Wer Stabilität in seinem Leben sucht, wendet sich nicht selten der Religion zu, interessanterweise gibt es in der Bibel über 400 Stellen in welchen es um Gold geht. Dies liegt daran, dass sich selbst Jesus extensiv mit der Wirkung des Goldes auseinandersetzte, der Menschensohn kam zur Erkenntnis, dass man nicht gleichzeitig Gott und dem Gold, welches damals als Geld zu bezeichnen war und er als Mammon identifizierte, dienen kann.[10] Da es beim Gold sowie Geld um Glauben geht, ist nach Breier der gedankliche Sprung zur Religion nicht weit, fundamental zu verstehen ist, dass Geld, Gold und Religion ihre Wirkkraft durch den Glauben ihrer Anhänger aus etwas beziehen, das unser Verstand nicht vollständig erfassen kann.[11]
Die Tatsache, dass sich eine Regierung für ihre Papiere Glaubwürdigkeit beschaffen musste, um diesem eine Wertigkeit zu verleihen, wobei die Wahl zur Deckung nicht zufällig, sondern genauestens gewählt war, und zwar auf Gold, sagt schon einiges über den Wert des Goldes aus. Gold kommt Glaube so nahe, dass sich manch einer auf die oben angeführten mahnenden Worte von Jesus besinnen sollte.
Jede Agenda wird vergehen, der Wert des Goldes jedoch bleibt bestehen. Denn darum geht es bei diesem Asset, Beständigkeit und Krisensicherheit.
[1] Vgl. Plumpe, W. (2020), 1. Kap. 4. Abs. bis 2. Kap. 3. Abs.; Von Delvaux de Fenffe, G. (2020), 1. Kap. 1. Abs. bis 2. Kap. 5. Abs.
[2] Vgl. Lauck, Dominik (2020), 1. Kap. 1. Abs. bis 2. Kap. 1. Abs.
[3] Vgl. Von Sitta Von Reden (2018), 1. Kap. 1. Abs. bis 3. Abs.
[4] Goldunze (2020), 1. Kap. 1. Abs.; Cicero (2020), 1. Kap. 1. Abs.
[5] Vgl. Cicero (2020), 1. Kap. 2. Abs. bis 4. Abs.
[6] Wirtschaftslexikon 24 (2020), 1. Kap. 1. Abs. bis 3. Abs.
[7] Tschäpitz, H. (2011), 1. Kap. 3. Abs.
[8] Vgl. Goldsilbershop.de (2020), 3. Jap. 2. Abs.
[9] Vgl. Breier, S. (2017), 1. Kap. 1. Abs.
[10] Vgl. Mt. 6,24
[11] Vgl. Breier, S. (2017), 2. Kap. 2.3. Abs.
Literaturverzeichnis
Cicero (2020), Märchenhaftes Gold (Hrsg.) Cicero Magazin für Kultur und Politische Kultur. https://www.cicero.de/wirtschaft/maerchenhaftes-gold-finanzmarkt-anleger-psychologie/52345 abgerufen am 6.12.2020
Goldsilbershop.de (2020), Historische Weiterentwicklung von Goldpreis& Silberpreis (Hrsg.) Goldsilbershop.de https://www.goldsilbershop.de/historische-entwicklung-goldpreis-silberpreis.html abgerufen am 6.12.2020
Goldunze (2020), Gold der Azteken (Hrsg.) Goldunze. De. https://www.goldunze.de/rohstoffe/gold/gold-der-azteken/ abgerufen am 6.12.2020
Plumpe, W. (2020), Eine kurze Geschichte der Enteignungen (Hrsg.) Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/apuz/316454/eine-kurze-geschichte-der-enteignungen abgerufen am 6.12.2020
Tschäpitz, H. (2011), Vor 40 Jahren begann die Ära des Gelddruckens. (Hrsg.) Welt. https://www.welt.de/finanzen/article13546275/Vor-40-Jahren-begann-die-Aera-des-Gelddruckens.html abgerufen am 6.12.2020
Von Delvaux de Fenffe, G. (2020), Die Hyperinflation von 1923 (Hrsg.) Planet- Wissen. https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/weimarer_republik/pwiediehyperinflationvon100.html abgerufen am 6.12.2020
von Sitta von Reden (2018), Krösus und seine Dummheiten (Hrsg.) Frankfurter allgemeine. https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/ueber-koenig-kroesus-und-dem-falschen-umgang-mit-geld-15733869.html abgerufen am 6.12.2020
Wirtschaftslexikon 24 (2020), Goldstandard (Hrsg.) Wirtschaftslexikon24. http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/goldstandard/goldstandard.htm abgerufen am 6.12.2020
1. Abb. Eines meiner ersten Grafikprojekte, entstanden in Cinema 4D. Während meiner AFK- Zeit (Akademie- für- Kommunikation) Quelle: Eigene Darstellung
2. Abb. Dieses Bild entstand 2018 während einer Exkursion in den Louvre, kennt jemand vielleicht den Namen des Deckengemäldes oder die Geschichte dazu ? Quelle: Eigene Darstellung