Das Thema Tod betrifft uns alle seit jeher. In Zeiten der Covid-19-Pandemie ist er jedoch noch präsenter geworden und für viele Menschen auch näher gerückt. Sterben und Tod sind oftmals erschreckende, angstbesetzte Themen, die gern vermieden oder verdrängt werden. Das Corona-Virus zwingt viele Menschen nun, sich mit genau diesem Szenario auseinanderzusetzen. Die Vorstellung des eigenen Sterbens ist damit am meisten mit der Angst vor Schmerzen oder schwerer Atemnot verbunden. Auch vor einem besonders langen Sterbeprozess fürchten sich die Menschen (Ahrens und Wegner 2015, S. 12). Was ist nun, wenn die Angst vor dem Tod den Alltag bestimmt und ein normales Leben somit unmöglich macht? Der Psychologe und Psychotherapeut Dr. Hans Morschitzky beschäftigt sich in seinem neuesten Buch „Die Angst vor dem Tod“ mit genau dieser Thematik. Zielgruppe seines Buches sind grundsätzlich alle Menschen, die unter großen existenziellen Ängsten leiden, insbesondere aber diejenigen, bei denen diese Angst in Verbindung mit psychischen Störungen auftritt (Morschitzky 2021a, S. 11). In diesem Blog-Beitrag erfahren Sie mehr über den Autor und die Inhalte seines Buches.
Der Autor
Dr. Hans Morschitzky (geb. 1952) schloss ein Studium der Psychologie in Salzburg ab und ist seit 1991 klinischer Psychologe und Psychotherapeut in Österreich. Von 1983 bis 2014 war er in der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz in den Abteilungen Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie sowie Psychosomatik tätig. Seit 1987 arbeitet er zudem in eigener Praxis in Linz (Morschitzky 2021b, 2021c). Auf seiner Webseite beschreibt er seine therapeutische Ausrichtung als „eine integrative Psychotherapie auf der Basis der Verhaltenstherapie unter Berücksichtigung systemischer, tiefenpsychologischer und humanistischer Konzepte sowie unter Einbeziehung relevanter klinisch-psychologischer und medizinischer Erkenntnisse“ (Morschitzky 2021c). Seit 1998 veröffentlicht Dr. Morschitzky Fachbücher und Ratgeber zu den Themen Angst, Panik, Psychotherapie und Psychosomatik. Gegenwärtig konzentriert er sich jedoch auf das Schreiben von Ratgebern mit dem Ziel, Betroffenen damit kostengünstig und schnell Zugang zu Hilfe zu verschaffen (Morschitzky 2021c).
Der Inhalt – ein Überblick
Zentrale Themen des Buches sind die Ängste vor dem Sterben, dem Tod und dem, was danach kommt. Der Autor gliedert sein Buch in zwei Teile. Im ersten Teil spricht er existenzielle Ängste als normale psychische Reaktion bei gesunden Menschen an, bevor er anschließend die Zusammenhänge mit psychischen Störungen darstellt (Morschitzky 2021a, S. 5). Dabei geht er auf jede der folgenden psychischen Störungen in einem eigenen Kapitel ein: Angststörungen, Somatoforme Störungen, Hypochondrie, Zwangsstörungen, Posttraumatische Belastungsstörung, depressive Störungen und Suchterkrankungen (Morschitzky 2021a, S. 46–58). Er differenziert außerdem zwischen Befürchtungen um das eigene Leben, Todesfurcht, Angst vor dem Tod, Angst vor dem Zustand nach dem Tod, Todesangst sowie Bedrohung von Leib und Leben durch schwere körperliche Erkrankungen (Morschitzky 2021a, S. 15–44). Der zweite Teil des Buches gliedert sich in sieben Ratschläge auf, die zur Bewältigung existenzieller Ängste dienen sollen und unter folgenden Mottos stehen: der Angst ins Auge sehen, auf Sinnsuche gehen, nach den eigenen Werten leben (zwei Ratschläge), auf das Sterben vorbereiten, auf den Tod vorbereiten sowie zur eigenen Spiritualität oder Weltanschauung finden (Morschitzky 2021a, S. 61–165).
Die Ratschläge
Im zweiten Teil des Buches gibt der Autor verschiedene Ratschläge, die bei der Bewältigung von existenziellen Ängsten helfen sollen. Zentrales Thema ist bspw. das Erkennen und Analysieren der existenziellen Ängste (Morschitzky 2021a, S. 61). Die Lesenden können hier herausfinden, wie stark ihre Ängste auf das Sterben, den Tod oder das Danach ausgerichtet sind. Ferner regt der Autor die Lesenden mithilfe verschiedener Fragen dazu an, die jeweilige Angst zu analysieren. Nicht nur für gesunde, sondern auch für psychisch oder körperlich erkrankte Menschen stellt er Leitfragen zur Verfügung (Morschitzky 2021a, S. 67–68). Ein weiterer Kernaspekt ist die Sinnsuche (Morschitzky 2021a, S. 69). Einleitend thematisiert der Autor hierzu verschiedenste Sinnfragen, mit denen sich jeder Mensch konfrontiert sieht. Es geht dabei um das Finden eines eigenen Lebenssinns, wobei sowohl vorgegebene als auch selbstbestimmte Modelle diskutiert werden. Der Autor leitet seine Leserschaft an, die eigenen Sinnaspekte und Werte zu finden (Morschitzky 2021a, S. 74–78). Im weiteren Verlauf werden die zentralen Erkenntnisse aus der Lebenssinn-Forschung dargelegt (Morschitzky 2021a, S. 79–88). Die nachfolgenden beiden Ratschläge beziehen sich schließlich darauf, dass nach den zuvor identifizierten eigenen Werten gelebt werden soll. Der Autor verdeutlicht den Lesenden in diesem Kapitel, warum sich ein aktives und erfülltes Leben positiv auf existenzielle Ängste auswirkt und wie man trotz Widrigkeiten das Leben genießen kann. Dazu führt er verschiedene Methoden an (Morschitzky 2021a, S. 89–105). Auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben und Tod wird angeraten. Hier bietet der Autor den Lesenden ebenfalls zahlreiche Leitfragen an, die ihnen bei dieser schwierigen Aufgabe helfen können. Er spricht dabei sowohl die guten Vorstellungen vom eigenen Sterben als auch die „Worst-Case“-Szenarien an und diskutiert zudem unsere Einflussmöglichkeiten auf eine möglichst langanhaltende Gesundheit (Morschitzky 2021a, S. 106–114). Anschließend zeigt er ausführlich auf, auf was wir jetzt schon Einfluss nehmen können bzw. wie wir vorsorgen können, bspw. durch ein Testament. Der letzte Ratschlag beschäftigt sich abschließend mit dem Entwickeln einer religiösen oder philosophischen Grundhaltung zum Tod. Der Autor diskutiert die Botschaften verschiedener Religionen hinsichtlich des Todes sowie verschiedene philosophische Lehren und naturwissenschaftlich-materialistische Sichtweisen (Morschitzky 2021a, S. 125–161). Bevor das Buch mit einem Schlusswort endet, regt der Autor erneut dazu an, über das eigene Glaubenssystem nachzudenken (Morschitzky 2021a, S. 161–167).
Persönliches Fazit
Der Autor Dr. Morschitzky schafft es in diesem Buch seiner Leserschaft die äußerst sensible Thematik des Sterbens und des Todes schonend, aber auch realistisch nahezubringen. Hinzuweisen ist hier darauf, dass die Inhalte des Buches in diesem Blog-Beitrag nur äußerst grob angeschnitten wurden und auch nicht jedes Teilkapitel explizit erwähnt wurde. Im Buch selbst ist es dem Autor gelungen alle relevanten Aspekte ausführlich zu beleuchten. Besonders gut gefallen mir neben der wissenschaftlichen Fundiertheit seines Ratgebers auch die praktischen Hilfestellungen, bspw. wurden immer wieder eigens entwickelte Fragebögen mit Auswertungshilfe eingebunden, die den Lesenden zu mehr Klarheit verhelfen. Dr. Morschitzky holt die Lesenden von Anfang an ab und führt sie praktisch an der Hand durch die emotional aufwühlenden Passagen des Buches. Immer wieder stellt er Leitfragen zur Verfügung, oft auch differenziert für verschiedene Gruppen von Lesenden. Resümierend kann ich das Buch „Die Angst vor dem Tod“ von Dr. Hans Morschitzky jedem mit existenziellen Ängsten ausdrücklich empfehlen. Für mich persönlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe.
Literaturverzeichnis
Ahrens, Petra-Angela; Wegner, Gerhard (2015): Die Angst vorm Sterben. Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage zur Sterbehilfe. Hannover. Online verfügbar unter https://www.si-ekd.de/download/2014127941_Sterbehilfe_layout_web.pdf.
Morschitzky, Hans (2021a): Die Angst vor dem Tod. Existenzielle Ängste wahrnehmen und als Chance nutzen. 1. Auflage. Ostfildern: Patmos Verlag.
Morschitzky, Hans (2021b): [PC-Monitor-optimierte Homepage]. Online verfügbar unter http://www.panikattacken.eu/, zuletzt aktualisiert am 22.02.2021, zuletzt geprüft am 28.04.2021.
Morschitzky, Hans (2021c): Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Psychologie – Linz, Oberösterreich. Online verfügbar unter https://www.panikattacken.at/, zuletzt aktualisiert am 14.04.2021, zuletzt geprüft am 28.04.2021.
Beitragsbild von „whoismargot“ auf Pixabay: https://pixabay.com/de/photos/depression-traurigkeit-mann-2912424/