Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März vergangenen Jahres jagt ein Lockdown den nächsten. Während in Österreich die Gastronomie Anfang November ihre Pforten schließen musste, „darf“ zumindest der Handel temporär geöffnet haben. Die Kundenfrequenz ist jedoch niedrig und die Umsätze bleiben größtenteils aus. Gerade kleinere Geschäfte kämpfen seit Monaten um ihre Existenz, denn sie können mit den Einnahmen teilweise nicht einmal ihre Fixkosten decken. Mit immer günstigeren Rabatten und Angeboten versuchen viele Unternehmer verzweifelt Kunden in ihre Geschäfte zu locken – der Wettbewerbsdruck ist größer denn je. Und dann gibt es da ja auch noch den Online-Handel, der bereits lange vor der Corona-Pandemie als größter Konkurrent für den Einzelhandel galt.
Privater Konsumrückgang zu verzeichnen
Sei es die Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus, eine unsichere Einkommenssituation aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit oder aber die auferlegten Maßnahmen wie das verpflichtende Tragen eines Mund und Nasenschutzes – die Konsumzurückhaltung der Bevölkerung ist stark spürbar. Hohe Umsatzeinbrüche hat beispielsweise der stationäre Textilhandel zu verzeichnen, denn nach zweimonatigem Lockdown von Dezember bis Februar hat im Frühling kein Kunde mehr Interesse an einem dicken Rollkragenpullover aus der Wintersaison. So bleiben viele Modehändler teilweise auf ganzen Kollektionen sitzen, die sie auch in der kommenden Saison nicht zum vollen Preis an die Konsumenten bringen können. So werden viele Kleidungsstücke zum Ladenhüter oder aber sie werden zum Spottpreis verkauft, was wiederrum die Konkurrenz dazu zwingt, ihre Preise ebenfalls stark zu senken. Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus fielen zudem das letzte Jahr sämtliche Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Bälle aus, was Ballmoden- oder Hochzeitsausstatter besonders hart trifft (Genth, S., 2020, S. 671). Wofür sollte man sich auch ein neues Ballkleid und die passenden Pumps zulegen, wenn die Veranstaltung dazu fehlt?
Der Wettbewerbsdruck steigt
Durch den hohen Nachfragerückgang und die damit einhergehenden Umsatzeinbußen ist davon auszugehen, dass sich weniger wettbewerbsfähige Unternehmen auf Dauer nicht über Wasser halten können und somit aus dem Markt ausscheiden werden. Generell ist mit zunehmender Dauer der Pandemie mit vermehrten Marktaustritten aufgrund von Insolenz zu rechnen. Während anfänglich hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen bedroht waren, stellt die Krise jedoch auch zunehmend Großunternehmen vor finanzielle Probleme. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Große Unternehmen haben zwar grundsätzlich höhere Umsätze zu verzeichnen, jedoch haben sie auch höhere Fixkosten zu begleichen. Bei ausbleibenden Umsätzen und gleichzeitig weiterlaufenden Fixkosten wie Mietzahlungen können somit bei unzureichenden Rücklagen auch Großunternehmen von Insolvenz betroffen sein (Bencek, D., Ceni-Hulek, L., Wambach, A. & Weche, J., 2020, S. 877).
Online-Handel ist klarer Gewinner in der Pandemie
Der Online-Handel stellte schon Jahre vor Ausbruch der Corona-Krise eine Bedrohung für den stationären Einzelhandel dar. Im Zeitalter der Digitalisierung ist dies auch kein Wunder: Immer mehr Menschen bestellen lieber bequem von zu Hause aus Kleidung, Elektroartikel oder Spielwaren, anstatt die Anfahrt ins nächste Geschäft auf sich zu nehmen. Tablets und Handys machen es Kunden so möglich, zu jeder Zeit und an jedem Ort per Klick auf Rechnung zu bestellen und später zu bezahlen. Günstige Preise und die riesige Auswahl machen es dem stationären Handel zunehmend schwerer wettbewerbsfähig zu bleiben, was dazu führt, dass vor allem schwachen Geschäften die Schließung droht (Heinemann, G., 2017, S. 19-22 ; Wernet, T., 2021, S. 160). Die Corona-Krise hat diesen Trend zum Online-Kauf noch verschärft. Aufgrund der weltweiten Kontaktbeschränkungen wurde die Nutzung digitaler Dienste noch alltäglicher. Homeschooling, Online-Vorlesungen, Videokonferenzen, Zoom-Meetings und eben das Online-Shopping wurden in kürzester Zeit zur Selbstverständlichkeit. Der Onlinehandel boomt nicht zuletzt aufgrund der Lockdowns, in denen er die einzige Anlaufstelle für Kunden darstellte. Der Online-Handel geht somit als klarer Gewinner in der Corona-Pandemie hervor, wodurch der stationäre Handel in Zukunft unter erhöhtem Handlungsdruck steht, um im Wettbewerb um die Kunden bestehen zu können (Bencek, D., Ceni-Hulek, L., Wambach, A. & Weche, J., 2020, S. 876 ; Genth, S., 2020, S. 671).
Fazit
Die Corona-Pandemie stellt uns alle vor große Herausforderungen. Neben psychischen Belastungen, die sich für den Einzelnen durch Eindämmungsmaßnahmen wie Kontaktbeschränkungen ergeben, leidet auch die heimische Wirtschaft enorm unter der Krise. Finanzielle und gesundheitliche Unsicherheiten in der Bevölkerung führen zu niedrigen Besucherfrequenzen in den Geschäften sowie zu starken Umsatzrückgängen im stationären Handel. Zahlreiche Unternehmer stehen von einem Tag auf den anderen vor den Trümmern ihrer Existenz, können teilweise ihre Fixkosten nicht mehr decken (Genth, S., 2020, S. 671). Allerdings sind nicht alle Unternehmen gleichermaßen von wirtschaftlichen Einbußen betroffen, denn in Zeiten, in denen jeglicher Kontakt vermieden werden soll, boomen Lieferdienste von Online-Plattformen. Besonders der Online-Riese Amazon ist hier als der Gewinner der Corona-Krise hervorzuheben (derstandart, 2020). Die Verlierer der Pandemie sind Gastronomie, Kulturbereich, Tourismus, Automobil- und Luftfahrindustrie sowie der Einzelhandel (Wintermann, O., 2020, S. 658). Insbesondere der stationäre Textilhandel klagt über Umsatzeinbußen. Eigentlich nicht verwunderlich, – denn sind wir mal ehrlich: Wozu ein schönes neues Sommerkleid kaufen, wenn man es nirgends ausführen kann? Wofür sollte man sich zur Zeit einen neuen Anzug oder ein schickes Kostüm zulegen? Für die Arbeit im Home-Office? Da tut’s die gemütliche Jogginghose auch…
Literatur
Titelbild: https://pixabay.com/de/vectors/blumen-blumenh%C3%A4ndler-blumenladen-5895334/
Bencek, D., Ceni-Hulek, L., Wambach, A. & Weche, J. (2020). Wettbewerb in Zeiten der Pandemie. Wirtschaftsdienst, 100, S. 876-884. https://doi.org/10.1007/s10273-020-2785-1
DERSTANDART (2020). Corona-Pandemie lässt Kassen von Amazon klingeln. Zugriff am 1.4.2021.Verfügbar unter: https://www.derstandard.at/story/2000121297001/corona-pandemie-laesst-kassen-von-amazon-klingeln
Genth, S. (2020). Der Einzelhandel in der Corona-Krise. Wirtschaftsdienst, 100, S. 670-673. https://doi.org/10.1007/s10273-020-2736-x
Heinemann, G. (2017). Die Neuerfindung des stationären Einzelhandels (1.Aufl.). Wiesbaden: Springer Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15862-0
Wernet, T. (2021). Disruption im Handel dank Corona – Neue Erfolgsfaktoren für On- und Offline-Kanäle. Wirtschaftsinformatik & Management, 13, S. 160-163. https://doi.org/10.1365/s35764-020-00311-w
Wintermann, O. (2020). Perspektivische Auswirkung der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft und die Art des Arbeitens. Wirtschaftsdienst, 100, S. 657-661. https://doi.org/10.1007/s10273-020-2733-0