By Published On: 28. März 2023Categories: Literaturempfehlungen

In diesem Beitrag wir das Buch „Die Kunst des klaren Denkens – 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen“ von Rolf Dobelli vorgestellt. Es erschien 2011 im Carl Hanser Verlag München und umfasst 246 Seiten.

Über den Autor

Rolf Dobelli wurde 1966 in Luzern geboren. Er studierte Betriebswirtschaft und promovierte im Fach Philosophie an der Universität St. Gallen. Bevor er mit Freunden einen Verlag für Wirtschaftsliteratur gründete, war er als CEO unterschiedlicher Tochtergesellschaften der Swissair-Gruppe tätig. Dobelli lebte in England, Australien, Honkong sowie viele Jahre in den USA. Neben dem Bestseller „Die Kunst des klaren Denkens“, das mit „Die Kunst des klugen Handelns“ und „Die Kunst des guten Lebens“ weltweit millionenfach verlegt und in über 40 Sprachen übersetzt wurden, schrieb Dobelli noch andere Romane und Sachbücher. Er lebt mit seiner Frau, der Schriftstellerin Clara Maria Bagus und seinen Kindern in Bern (PIPER, o. D.). Die in dem vorgestellten Buch veröffentlichten Texte sind von September 2010 bis August 2011 als wöchentliche Beiträge in der Schweizer Sonntagszeitung und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen (Dobelli, 2011, o. S.).

Hintergrund des Buchs

Nach einer Veranstaltung des Verlegers Hubert Burda im Herbst 2004, an welcher sich Dobelli mit einem Wall-Street-Trader über systematische Fehlers von CEOs amüsierte, einschließlich ihrer eigenen, beschäftigte er sich verstärkt mit Literatur zu Heuristiken und Biases (dt.: Voreingenommenheit). In den darauffolgenden Jahren absolvierte er, wie er selbst es beschreibt, ein „Studium der sozialen und kognitiven Psychologie“ (Dobelli, 2011, S. 2). Er begann, sich die Denkfehler samt Notizen und persönlicher Anekdoten zu notieren und konnte daraus sowohl im Bereich der Geldanlagen als auch im Privatleben profitieren. Der Autor beschreibt, wie ihm dieses Wissen half eigene Denkfehler zu erkennen und ihnen auszuweichen, um größeren Schaden zu vermeiden. Gleichzeitig konnte er diese Fehler bei anderen erkennen und ihnen mit Vorteil begegnen (ebd., S. 3).

Aufbau und Inhalte

In seinem Buch, das 2011 erschien, stellt Dobelli 52 Denkfehler vor. Hierunter versteht der Autor „systematische Abweichungen zur Rationalität, zum optimalen, logischen, vernünftigen Verhalten“ (Dobelli, 2011, S. 2). Er betont die Systematik, da Menschen oft in gleicher Art und Weise irren. Dobelli beschreibt psychologische Phänomene wie beispielsweise Reziprozität, die Confirmation Bias, den Halo Effekt oder kognitive Dissonanz. Auf wenigen Seiten stellt er das jeweilige Phänomen mit anschaulichen Anekdoten dar. Vor jedem Kapitel ist eine passende Illustration von Birgit Lang abgedruckt (ebd., S 222). Bereits die Untertitel wecken das Interesse der Lesenden, wie etwa „Die Reziprozität – Warum Sie sich keinen Drink spendieren lassen sollten“ (ebd., S. 25). Die alltagsnahe Darstellung der Anekdoten macht die Denkfehler sehr greifbar. So beschreibt er in „The Halo Effect – Warum schöne Menschen leichter Karriere machen“ wie der CEO und die Strategie eines erfolgreichen Unternehmens positiv in den Medien dargestellt wurden. Als das Unternehmen im Jahr darauf an Wert verlor, wurde auch der CEO negativer, als „blass“ beschrieben, ebenso negativ wurde die Unternehmenskultur dargestellt. Weder der CEO noch die Strategie hatte sich geändert, der Wertverlust kam aufgrund eingebrochener Nachfrage, worauf das Unternehmen keinen Einfluss hatte. Mit metaphorischen Umschreibungen erklärt Dobelli, wie hier der Halo Effekt zum Tragen kommt: Journalist*innen ließen sich durch den Erfolg der Firma blenden und schlossen darauf auf deren internen Qualitäten, ohne diese zu überprüfen (ebd., S. 157-159).

Dobelli geht in seinen Beschreibungen auf den theoretischen Hintergrund der Denkfehler ein: wie wurde dieser entdeckt, welche Studien gibt es, er nennt weitere Beispiele und formuliert ein Fazit. In seinem Nachwort bemerkt Dobelli, dass die Liste der Denkfehler nicht vollständig ist, es sich hierbei nicht um pathologische Störungen handelt und es trotzdem möglich ist, den Alltag zu bestreiten. Abschließend beschreibt der Autor, dass er trotz des Wissens und der intensiven Auseinandersetzung mit den Verzerrungen, nicht ohne sie leben kann. Sie zu umgehen, ist mit Aufwand verbunden. Daher hat er für sich folgende Regel festgelegt: sind die möglichen Konsequenzen groß, d. h. geht es um wichtige private oder berufliche Entscheidungen, zückt er zur Überprüfung seine Liste der Denkfehler. Handelt es sich um weniger relevante Entscheidungen, verzichtet er auf diese rationale Betrachtung und verlässt sich stattdessen auf seine Intuition (Dobelli, 2011, S. 219-220).

Fazit

Für Menschen, die an psychologischen Themen interessiert sind, bietet das Buch eine gute und verständliche Übersicht über gängige Phänomene, die zu Denkfehlern führen. Auf den Seiten 223-244 gibt Dobelli Quellen, Zitate sowie Leseempfehlungen an. Durch die Aufbereitung in Anekdoten auf wenigen Seiten gelingt es dem Autor, diese wissenschaftlichen Aspekte verständlich aufzubereiten. Zu betonen ist, dass es sich hierbei nicht ein Werk mit Lehrbuch-Charakter handelt. Dennoch ist es unterhaltsame Lektüre über Aspekte des menschlichen Denkens, bei der man immer wieder Schmunzeln muss, wenn man sich in beschriebenen Situationen selbst entdeckt.

Literatur

Dobelli, R. (2011). Die Kunst des klaren Denkens. 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen. München: Carl Hanser Verlag.

PIPER (o. D.). Über Rolf Dobelli. Piper Verlag GmbH. Verfügbar unter: https://www.piper.de/autoren/rolf-dobelli-10001414

Titelbild

eigenes Foto

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