Seit der weltweit rasanten Ausbreitung des Coronavirus, setzen viele Länder auf den sogenannten „Lockdown“ zur Senkung der Infektionszahlen, um das Gesundheitswesen vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die wirtschaftlichen und die psychischen Folgen sind jedoch verheerend.
Eine der am häufigsten vorkommenden psychischen Erkrankung und von den Einschränkungen am meisten betroffen ist die Depression. Die psychische Gesundheit ist schwierig zu erfassen, die Langzeitfolgen kaum abzuschätzen. Daher ist es wichtig, früh darauf aufmerksam zu machen und aufzuklären.
Allgemeines Störungsbild
Die Depression zählt zu den weltweit am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen (Prölß, Schnell, Koch, 2019, S. 29)
Im ICD-10 werden folgende Kardinalsymptomen genannt: Niedergeschlagenheit, Interessens- und Freudverlust und verminderter Antrieb. Eine depressive Episode liegt laut ICD-10 dann vor, wenn bei einer Person mindestens zwei Kardinalsymptome für mindestens zwei Wochen auftreten. Diese können wiederum als leichte, mittelgradige oder schwere Depression klassifiziert werden. (Caspar, Pjanic, Westermann, 2018, S. 56)
Neben den Kardinalsymptomen gibt es jedoch auch viele weitere Symptome. Betroffene berichten von einer unruhigen Ängstlichkeit und von irrationalen Schuldgefühlen. Gefühllosigkeit und innere Leere zählen ebenfalls dazu. Auf körperlicher Ebene sind die Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und Libidoverlust typische Symptome. Motivations- und Antriebslosigkeit führen dazu, dass Betroffene selbst ihren alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr nachgehen können. Häufig führen Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit zu Suizidgedanken. Die Depression ist eine Erkrankung, welche den gesamten Organismus angreift. So ist das Immunsystem in den depressiven Phasen geschwächter als sonst und dadurch auch anfälliger für Krankheiten. Bei der Entstehung von Depressionen geht man von einem komplexen Zusammenspiel von genetisch-biologischen Faktoren, psychologischen Faktoren sowie von Umweltbedingungen aus. Es konnte gezeigt werden, dass die Anzahl der negativen Lebensereignisse das Risiko der Erkrankung steigert. (Prölß, Schnell, Koch, 2019, S. 27ff)
Verbindung mit der Corona Krise
Aufgrund der Corona Pandemie wurde in vielen Ländern ein Lockdown ausgesprochen, welcher massive Einschränkungen der Bewegungsfreiheit beinhaltet. Diese betreffen meist die Reduzierung sozialer Kontakte, Schließen von Restaurants, Bars und anderer öffentlichen Plätzen sowie Schulen. Immer mehr Studien werden zu dem Thema Isolation und Quarantäne durchgeführt, um einen Überblick der Konsequenzen der Lockdowns zur schaffen, vor allem einzelne Personen betreffend. Anhand der Selbstbestimmungstheorie von Delci und Ryan können die Kontakteinschränkungen als ein Faktor des Corona-Lockdowns eingestuft werden, welcher die Grundbedürfnisse des Menschen nach Autonomie und Verbundenheit verringert. Diese Beeinträchtigung kann zu einem Anstieg von Unwohlsein, Angst sowie depressiven Symptomen führen. (Schwinger, Trautner, Kärchner, Otterpohl, 2020, S. 1ff)
Oben wurde bereits erwähnt, dass die Entstehung durch Umweltbedingungen gefördert wird. Durch die Quarantäne kann Menschen kaum mehr was unternehmen, da alle möglichen Räumlichkeiten geschlossen haben. Selbst Fitnesscenter, zum sportlichen Ausgleich, mussten vorübergehend ihre Türen schließen. Für viele Menschen, vor allem bereits vorbelastete, ist dies eine schwierige Situation, da sich die Motivation durch die wenigen Möglichkeiten mit der Zeit verringert. Auch die Antriebslosigkeit steigt.
Maßnahmen, um sich selbst zu schützen
Im Sinne der Verhältnisprävention wurden viele Methoden zur Prävention von Depression und Förderung von Resilienz entwickelt, welche auf verschiedene Bereiche des Menschen ausgerichtet sind: Lebensstilinterventionen, soziale Interventionen sowie psychologische Interventionen. (Koschig, Conrad, Riedel-Heller, 2019, S. 1f)
Zu den sozialen Interventionen zählen die Stärkung sozialer Aktivitäten, die Stabilisierung sozialer Beziehungen und der sozialen Unterstützung. Eine Möglichkeit, der sozialen Isolation entgegenzuwirken ist daher der Kontakt auf sozialen Medien. Viele Jugendliche greifen auf Onlinedienste für Chats, Videokonferenzen oder Sprachkonferenzen, beispielsweise Discord, Skype, Zoom, zurück, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Durch den Kontakt ergibt sich eine Stabilisierung von Freundschaften sowie eine gegenseitige Unterstützung. Gerade in der Corona-Krise ist das sehr wichtig. Aber auch Sitzungen mit Psychologen können in heutiger Zeit online stattfinden. Über seine eigenen Gefühle zu sprechen kann sehr viel helfen.
Lebensstilinterventionen beinhalten unter anderem körperliche Aktivitäten, Bewegungsförderung sowie die Schlafhygiene. Hierbei spielt die Bewegung an der frischen Luft eine besondere Rolle. Ob Radfahren, Spazieren, Walken oder andere Aktivitäten. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen, die mindestens 30 Minuten am Tag an der frischen Luft sind, deutlich weniger krank sind. Außerdem hat Sport eine erwiesene antidepressive Wirkung für alle Schweregrade (Fritzsche et. al., 2020, S.98). Auch das Sonnenlicht stärkt die menschliche Psyche. Deren Bedeutung hat sich besonders bei der Winterdepression herauskristallisiert. Ebenfalls wichtig ist ein gesunder Schlafrhythmus und ausreichend Schlaf, damit sich der Körper regenerieren kann.
Psychologische Interventionen finden auf der Ebene des Stressmanagement, der Förderung positiver Aktivitäten, der Erhöhung von Entspannungs- und Genussfähigkeiten sowie der Förderung von Resilienz statt. Es sollte unbedingt eine gute Balance zwischen Stress und Entspannung hergestellt werden. Positive Aktivitäten können Hobbys sein, denen man gerne nachgeht, wie z.B. Musizieren oder Lesen, um sich selbst von der Pandemie abzulenken. Durch die Erhöhung von Entspannungs- und Genussfähigkeiten lernen wir, stressfreier mit der Situation umzugehen. Außerdem können wird somit auch aus kleinen Momenten einen Genuss heranziehen.
Literatur
Prölß A., Schnell T., Koch L. (2019), Psychische Störungsbilder, 1. Aufl., Heidelberg
Fritzsche, K./Wirsching, M. (Hrsg.) (2020), Basiswissen Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, 2. Aufl., Berlin, Heidelberg.
Caspar F., Pjanic I., Westermann S. (2018), Klinische Psychologie, 1. Aufl., Wiesbaden
Schwinger M, Trautner M, Kärchner H., Otterpohl N. (2020), International Journal of Environmental Research and Public Health, 17 Jg., Heft-Nr. 23, S. 1-8)
Koschig, M., Conrad, I. & Riedel-Heller, S. (2019), Prävention der Depression, https://doi.org/10.1007/s00278-018-0328-7, abgerufen am 23.04.2021
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