By Published On: 14. April 2018Categories: Psychologie, Wirtschaft

Kinder werden in jungen Jahren schon mit der Frage konfrontiert, was denn ihr Traumberuf ist. Die Antworten fallen zu dieser Zeit des Lebens noch sehr banal aus. Desto weiter es jedoch in Richtung Erwachsenenalter und Selbstständigkeit geht, muss sich jeder in seinem Leben einmal Gedanken über den passenden Beruf machen. Wie sieht dieser Berufsfindungsprozess aus und welche Rolle spielt dabei die Psychologie?

 

Prozess der Berufswahl

In der Entwicklungspsychologie gibt es mehrere Phasen der Berufswahl. In der Phase der Phantasie  setzen sich Kinder in ihrer Kindheit mit verschiedenen Berufsfeldern aus ihrem Alltag mit Hilfe von Rollenspielen oder Spielsachen auseinander. Entwickeln sich die Kinder weiter, werden sie bald genauer über bestimmte Berufe nachdenken. In der Phase der Unentschlossenheit stehen die Interessen des Kindes noch im Mittelpunkt. Die Kinder beginnen im Laufe ihrer Schulzeit im Hinblick auf ihre Fähigkeiten und Kompetenzen über verschiedene Berufe nachzudenken. Es kommt zum Vergleich der beruflichen Möglichkeiten und der persönlichen Eignung. In der nächsten Phase des Realismus nehmen Jugendliche bestimmte Berufsbilder in die engere Wahl. Es werden weitere Informationen über berufliche Möglichkeiten gesammelt, die zur persönlichen Eignung passen und es wird sich auf eine allgemeine berufliche Richtung konzentriert, bevor sich für einen bestimmten Beruf entschieden wird. [1]

 

Findung des richtigen Berufs

Wie findet man aber den richtigen Beruf, der zu sich passt? Um den richtigen Beruf zu finden muss man sich darüber im Klaren sein, dass man ein Arbeitsumfeld finden muss, welches zu seinen Anforderungen und Belohnungen der Motivationsbedürfnissen passt. Damit man für eine erfolgreiche Karriere motiviert bleibt, muss ein Beruf gefunden werden, der den eigenen Interessen und Zielen dient. Man kann dazu einen Test durchführen, mit dem ein Berufsberater schlussendlich aufzeigen kann, welche Berufsfelder von Menschen besetzt werden, die ähnliche oder gleiche Interessen wie man selbst hat. [2] Man kann sich aber auch selbst mit Hilfe von Zuordnungstheorien für den passenden Beruf entscheiden, der den sozialen und psychischen Merkmalen entspricht. Dieser Prozess kann auch als individueller Wahlvorgang bezeichnet werden, bei dem man sich verschiedener Theorien bedienen kann. [3]

Beide Möglichkeiten bedienen sich zwei Ansätzen, dem passungstheoretischen Ansatz (Matching) und der Konzeption der Laufbahnentwicklungstheorie. Personen im Alter von 14 bis 24 Jahren befinden sich direkt in der Berufsfindung. Man geht davon aus, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits individuelle Fähigkeiten und Bedürfnisse entwickelt haben, die das ganze Berufslebenlang weitestgehend stabil bleiben werden. Beim Matching-Ansatz geht es darum, eine Passung zwischen dem Beruf und der Person zu finden. Der Beruf bringt gewisse Anforderungen und Befriedigungsmöglichkeiten mit, die Person dagegen Qualifikationen und Bedürfnisse. Die langfristigen Laufbahnanforderungen stehen beim Matching-Ansatz im Vordergrund. Bei der Laufbahnentwicklungstheorie ist die entscheidende Größe das Selbstkonzept einer Person. Im Mittelpunkt stehen dabei das Ausmaß, indem sich eine Person entscheidet, wie erfolgreich sie beruflich sein wird und die Selbstwirksamkeit. Hier geht es nicht darum, wie objektiv eine Person zu einem Beruf passt, sondern darum, wie die Person selbst die Passung zu einem Beruf wahrnimmt. Der Hauptgedanke ist hierbei, dass die Personen eine Position anstreben, in der sie ihr berufliches Handeln als Bestätigung ihres Selbstkonzepts wahrnehmen. [4]

Hat man einen passenden Beruf gewählt, dann muss man sich für einen Arbeitgeber entscheiden. Hier spielt die Passung von Person und Organisation eine große Rolle. Es gibt durchaus Übereinstimmungen zwischen der Unternehmenskultur und menschlichen Persönlichkeiten. Ergebnissen von Studien zufolge sollten sich Berufseinsteiger an Unternehmen halten, die eine unterstützende und teamorientierte Kultur aufweisen. Nicht nur die eigene Motivation ist entscheidend für den Berufserfolg, sondern auch wie weit die eigenen Vorlieben mit dem des Unternehmens übereinstimmen. [5]

 

Fazit

Der Berufsfindungsprozess erstreckt sich über einen längeren Zeitraum. Man könnte schon sagen über fast das ganze Leben, denn auch im fortgeschrittenen Alter orientieren sich Menschen noch beruflich um. Bevor man aber den Beruf findet, der zu einem passt, muss man sich selbst im Klaren über seine Anforderungen, Ziele, Wünsche und Bedürfnisse sein. Psychologie spielt dabei eine wichtige Rolle, denn das Verhalten des Individuums, dessen mentale Prozesse und auch dessen soziale Umwelt müssen zur Findung des richtigen Berufs betrachtet werden. [6] Nur wenn der Beruf zur Person passt und die Person zum Beruf, wird dieser einen auf Dauer erfüllen und man kann sich weiterentwickeln.

 

Fußnoten

[1] (Miriam Landes, 2013, S. 160)

[2] (Richard Gerrig, 2008, S. 7)

[3] (Martina Mörth, 2005, S. 138)

[4] (Friedmann W. Nerdinger, 2014, S. 193 ff.)

[5] (Richard Gerrig, 2008, S. 7)

[6] (Richard Gerrig, 2008, S. 2)

 

Literaturverzeichnis

Friedmann W. Nerdinger, G. B. (2014). Arbeits- und Organisationspsychologie. Berlin/ Heidelberg: Springer Verlag.

Martina Mörth, I. S. (2005). Handbuch für die Berufs- und Laufbahnberatung. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht GmbH und Co. KG.

Miriam Landes, E. S. (2013). Psychologie der Wirtschaft. Wiesbaden : Springer Fachmedien.

Richard Gerrig, P. Z. (2008). Psychologie. München: Pearson.

 

Bildnachweis

Beitragsbild: Pixabay. URL: https://pixabay.com/de/mieten-hr-job-rekrut-rekrutierung-1977914/ (23.03.2018)

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