By Published On: 9. Januar 2025Categories: Gesundheit

In den letzten Jahren hat das Bundesministerium für Gesundheit die digitale Transformation forciert, um die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu verbessern. Ziel ist es ein modernes Gesundheitswesen zu etablieren, dass es den Menschen im Alltag einfacher macht, vor allem durch eine datenbasierte Medizin dessen Strukturen einen realen und erlebbaren Nutzen für die Versicherten im Deutschland aufzeigt (Bundesministerium für Gesundheit [BMG], 2024a). Die Versicherten jedoch müssen digitale Gesundheitskompetenzen aufweisen um sich in einem digitalisierten Gesundheitswesen zurecht zu finden. Doch was ist digitale Gesundheitskompetenz und vor allem welche Vorteile und Barrieren gibt es?

Was ist digitale Gesundheitskompetenz?

Als Gesundheitskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet sich für die Gesundheit wichtige Informationen zu suchen, zu finden, zu beurteilen und auf die eigenen Bedürfnisse anwenden zu können. Bürger*innen sollen dabei selbst beurteilen können, ob ihr Lebensstil gesund ist und ihr Leben ein hohes Maß an Lebensqualität aufweist. Sie sollen sich dabei selbst im Gesundheitssystem zurechtfinden und Angebote zur Prävention aber auch schnelle und professionelle Hilfe im Krankheitsfall finden können (BMG, 2024b). Relevante Gesundheitsinformationen werden durch die zunehmende Digitalisierung des Gesundheitswesens auch im Internet angeboten. Digitale Gesundheitskompetenz entspricht also der Fähigkeit sich relevante Gesundheitsinformationen in digitaler Form zu beschaffen, sich diese nutzbar zu machen aber auch deren Eignung und Sicherheit einschätzen zu können (B A G Selbsthilfe, 2024).
Das beinhaltet auch die Auseinandersetzung mit digitalen Neuerungen im Gesundheitswesen wie beispielsweise die elektronische Patientenakte, das elektronische Rezept und digitale Gesundheits- oder auch Pflegeanwendungen (Roadmap Gesundheitskompetenz, 2024a).

Rechtlicher Rahmen in Deutschland

Die Regierung bestimmt durch das SGB V im § 20k, dass Krankenkassen für ihre Versicherten Leistungen zur Förderung des selbstbestimmten, gesundheitsorientierten Einsatzes digitaler oder telemedizinischer Anwendungen vorhalten müssen. Diese sollen den Versicherten Kompetenzen vermitteln die für die Nutzung digitaler Anwendungen nötig sind. Erfolgen soll das Ganze unter Miteinbeziehung unabhängiger, ärztlicher, psychologischer und sozialwissenschaftlicher Grundlangen. Die Methode und die Qualität der Vermittlung der Inhalte bleibt dabei den Krankenkassen überlassen. Alle zwei Jahre wird das Bundesministerium für Gesundheit durch den Spitzenverband Bund der Krankenkassen über den Umfang der Gewährung dieser Leistung informiert. In welcher Form oder Umfang die statischen Daten übermittelt werden, bestimmt der Spitzenverband Bund in eigener Sache (§ 20k SGB V, 2024). Um die digitale Gesundheitskompetenz zu fördern, haben Krankenkassen beispielsweise Online- Portale eingerichtet um die Bevölkerung über solche Themen aufzuklären und zu unterstützen. Ein Beispiel ist dieses Angebot des vdek und der Ersatzkrankenkassen https://gesund-digital.info (Verband der Ersatzkassen e.V., 2024).

Vorteile aber auch Barrieren

Grundsätzlich kann die Förderung von Gesundheitskompetenzen zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung führen. Gute und verständliche Informationen zu Gesundheit können dazu beitragen die Lebensqualität der Bürger*innen zum positiven zu beeinflussen.
Durch die Digitalisierung geschaffene neue Möglichkeiten gestatten es Bürger*innen und Patient*innen sich neue Möglichkeiten der Informationssuche zu erschließen, aber auch individuelle Präventionsmaßnahmen oder auch Therapiemöglichkeiten zu finden. Die Stärkung der Gesundheitskompetenz jedes Einzeln, kann die Bürger*innen zu mündigen Patienten*innen machen, die sich mit ihrer Behandlung und ihrer Gesundheit auseinandersetzen und sie in ihrer Selbstbestimmung stärken. Grundlegend dafür ist eine Medizin die die Bedürfnisse der Patient*innen in den Vordergrund stellt (Allianz für Gesundheitskompetenz, 2017). Doch laut einer Studie der Universität Bielefeld zeigt mehr als die Hälfte der Bevölkerung eher eine geringe Gesundheitskompetenz auf. Gerade Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und niedrigen sozialen Status sind davon Betroffen. Mitunter betroffen sind auch Menschen über 65 Jahren, Menschen mit chronischen Erkrankungen und Menschen mit Migrationshintergrund. Auch bei der digitalen Gesundheitskompetenz zeigt sich das Menschen über 65 und Menschen mit geringem Bildungstand im Nachteil sind. 68,5 Prozent nutzt keine digitalen Geräte. 79 Prozent keine Gesundheits- Apps. Internetseiten zum Thema Gesundheit werden von 35,6 Prozent der Befragten nie genutzt. Gerade bei der Informationsfindung und beim Verständnis der gefundenen Informationen werden Probleme angeben. Auch finden die Befragten es schwer, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden oder Fehl- und Falschinformationen, gerade in digitaler Form, von guten Gesundheitsinformationen zu unterscheiden (Schaeffer et al., 2021).

Fazit

Der Aufbau von individuellen Gesundheitskompetenzen ist wichtig um die Bevölkerung gesund zu erhalten, dennoch liegt diese Verantwortung vor allem bei jedem Einzelnen. Es ist nicht außeracht zu lassen, dass die Gestaltung der Förderung von Gesundheitskompetenzen in analoger aber auch in digitaler Form durch die Regierung und das Gesundheitssystem erfolgt. Die Verantwortlichen in diesem Fragen müssen also dafür Sorge tragen, dass jedem der sich um seine Gesundheit bemühen möchte, die Möglichkeit dazu offensteht.
Maßnahmen wie die Vereinfachung der Orientierung im Gesundheitssystem, die Vereinfachung des Verständnisses der Inhalte und die mit Miteinbeziehung vulnerabler Gruppen, wie Senioren aber auch Menschen mit Migrationshintergrund sind dafür nötig. Auch die frühzeitige Bildung in Kindertagesstätten und Schulen kann dafür Sorgen das sich ein Bewusstsein für die eigne Gesundheit etabliert. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert verschiedene Projekte wie beispielsweise das Projekt „Brückenbauer*innen Palliative Care“, dass es Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ermöglicht niederschwellig über palliative Versorgung informiert zu werden. Auch das Projekt „GeniAl“ zielt beispielsweise auf die Gesundheitsförderung von älteren Migrant*innen ab. Eine vollumfassende Liste dieser Projekte ist in der Roadmap Gesundheitskompetenz 2024 abrufbar (Roadmap Gesundheitskompetenz, 2024b). Digitale Gesundheitsinformationen und digitale Möglichkeiten der Gesunderhaltung können die Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen zwar erweitern, doch ob diese genutzt werden und ob sie jeden Menschen erreichen der sich dafür interessiert wird erst deutlich, wenn durch Studien und Untersuchungen Daten dazu erhoben werden. Wie die Datenlage zeigt ist in jedem Fall gerade bei der digitalen Teilhabe von Senior*innen, Menschen mit Migrationshintergrund und bei Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und sozialen Status weiterhin Handlungsbedarf.

Literaturverzeichnis

Allianz für Gesundheitskompetenz (2017). Gemeinsame Erklärung, Hintergrund, S.4. In https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/E/Erklaerungen/Allianz_fuer_Gesundheitskompetenz_Abschlusserklaerung.pdf, abgerufen am 03.11.2024.

B A G Selbsthilfe (2024). Digitale Gesundheitskompetenz. In https://www.bag-selbsthilfe.de/informationen-fuer-selbsthilfe-aktive/selbsthilfe-digital/digitalisierung-der-selbsthilfearbeit/digitale-gesundheitskompetenz, abgerufen am 02.11.2024.

Bundesministerium für Gesundheit (2024c). Digitalisierung im Gesundheitswesen. Schwerpunkte der digitalen Transformation. In https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/digitalisierung/digitalisierung-im-gesundheitswesen.html, abgerufen am 02.11.2024.

Bundesministerium für Gesundheit (2024d). Digitalisierung im Gesundheitswesen. Schwerpunkte der digitalen Transformation. In https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/digitalisierung/digitalisierung-im-gesundheitswesen.html, abgerufen am 02.11.2024.

Roadmap Gesundheitskompetenz (2024a), S.3. In https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/G/Gesundheitskompetenz/Roadmap_Gesundheitskompetenz_2024.pdf, abgerufen am 02.11.24.

Roadmap Gesundheitskompetenz (2024b), In https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/G/Gesundheitskompetenz/Roadmap_Gesundheitskompetenz_2024.pdf, abgerufen am 02.11.24.

Schaeffer et al. (2021). Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vor und während der Corona Pandemie. Ergebnisse des HLS- GER 2, Zusammenfassung. In https://pub.uni-bielefeld.de/download/2950305/2950403/HLS-GER%202_Ergebnisbericht.pdf, abgerufen am 03.11.2024.

Verband der Ersatzkassen e. V. (2024). In https://gesund-digital.info, abgerufen am 10.11.2024.

§ 20k SGB V. Sozialgesetzbuch (SGB V) Fünftes Buch Gesetzliche Krankenversicherung. Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz. In https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/20k.html, abgerufen am 02.11.2024.

Titelbildquelle

[cocoandwifi, 2020], home-office-4996834-1280.jpg unter Inhaltslizenz über https://pixabay.com/de/photos/heimbüro-person-arbeit-web-desing-4996834/, abgerufen am 10.11.2024.

Nutzungsbedingungen unter https://pixabay.com/service/terms, abgerufen am 10.11.2024.

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