By Published On: 22. April 2025Categories: Kommunikation, Psychologie

Einleitung

„Was du sagst, ist weniger wichtig als wie du es sagst.“ Dieses Zitat von Albert Mehrabian verdeutlicht, dass in der Kommunikation viel mehr als nur Worte zählen. Unser emotionaler Zustand und die Art und Weise, wie wir mit den Gefühlen anderer umgehen, beeinflussen die Qualität unserer Gespräche und Beziehungen. Die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu steuern, ist entscheidend für den Erfolg in jeder Kommunikation. Doch was genau bedeutet emotionale Intelligenz, und warum ist sie in der heutigen Welt so entscheidend?

Was ist emotionale Intelligenz?

Emotionale Intelligenz (EQ) umfasst mehrere Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, unsere eigenen Emotionen zu erkennen, zu steuern und die Emotionen anderer zu verstehen. Daniel Goleman (1995) prägte das Konzept der emotionalen Intelligenz und beschrieb fünf zentrale Komponenten: Selbstwahrnehmung, Selbstregulation, Emotionen in die Tat umsetzen, Empathie und soziale Fähigkeiten (Goleman, 1995, S. 65–66). Diese Fähigkeiten sind besonders wichtig, wenn es darum geht, interpersonelle Beziehungen erfolgreich zu gestalten. Dr. Elke Döring-Seipel, Psychologin an der Universität Kassel, erklärt, dass emotional intelligente Personen in der Lage sind, ihre Gefühle mit ihren Gedanken in Einklang zu bringen. Sie können ihre Emotionen genau wahrnehmen und ausdrücken, wodurch sie ihr Denken und ihre Entscheidungen gezielt beeinflussen können. Zudem verfügen sie über ein tiefgehendes Verständnis für emotionale Vorgänge, was ihnen hilft, ihre eigenen Gefühle zu kontrollieren (Kanitz, 2021, S. 27).

Emotionale Intelligenz hilft uns nicht nur, uns selbst besser zu verstehen, sondern auch, unsere Kommunikation so zu gestalten, dass wir die Bedürfnisse und Gefühle unseres Gesprächspartners berücksichtigen. Dies ist besonders in schwierigen oder konfliktreichen Gesprächen von Bedeutung, in denen emotionale Ausbrüche das Gespräch negativ beeinflussen können.

Emotionale Intelligenz in der Kommunikation

Emotionen sind ein zentraler Bestandteil der menschlichen Kommunikation. Laut Schulz von Thun (2013) spielen sie eine entscheidende Rolle auf der Beziehungsebene jeder Nachricht, die wir senden. Auch wenn wir glauben, dass wir in einem Gespräch nur Fakten austauschen, nehmen wir gleichzeitig immer auch die Emotionen des anderen wahr – und diese beeinflussen, wie wir die Nachricht verstehen und darauf reagieren (Schulz von Thun, 2010, S. 71).

Wenn wir mit anderen kommunizieren, müssen wir nicht nur die Worte hören, sondern auch die Gefühle und Bedürfnisse dahinter erkennen. Menschen, die emotional intelligent sind, haben ein besseres Gespür für diese nonverbalen Signale und können ihre Reaktionen entsprechend anpassen. Sie wissen, wann es wichtig ist, zu hören und zu verstehen, und wann es sinnvoll ist, einen Moment der Stille zuzulassen, um den emotionalen Zustand des Gesprächspartners zu respektieren.

Emotionale Intelligenz am Beispiel Change-Management

Emotionen sind oft der unsichtbare Treibstoff hinter dem Verhalten von Menschen – sei es in der persönlichen Interaktion oder im beruflichen Kontext. Insbesondere in Veränderungsprozessen spielen sie eine zentrale Rolle, auch wenn ihre Bedeutung häufig unterschätzt wird. Bei Veränderungsprojekten, die von Natur aus von Unsicherheit und Widerstand geprägt sind, erweist sich das Verständnis emotionaler Reaktionen als unverzichtbar. Dies ist besonders relevant, wenn man bedenkt, dass laut Kotter (1996) etwa 70% der Change-Projekte scheitern – eine Tatsache, die mit der Berücksichtigung emotionaler Aspekte deutlich gemildert werden könnte. Veränderungen sind selten linear und oft von unerwarteten emotionalen Hürden begleitet. Auch wenn die rationalen Argumente auf den ersten Blick überzeugend sind, schlagen Emotionen oftmals die bremsende Rolle. Diese können in Form von Widerstand auftreten, der schwer fassbar und nicht immer sofort erkennbar ist. Noch mehr rationale Erklärungen sind hier meist nicht die Lösung – sie wirken wie Tropfen auf einem heißen Stein. Stattdessen gilt es, die Emotionen als wertvolle Informationsquelle zu begreifen. Emotionen sind nicht nur ein Begleiter der menschlichen Erfahrung, sie sind ein echtes Datenreservoir.

Wenn wir Angst empfinden, etwa auf einer dunklen, verlassenen Straße, gibt uns diese Emotion wichtige Hinweise: „Achtung, Gefahr!“. Sie löst in uns den Impuls aus, zu fliehen, und versorgt uns gleichzeitig mit der nötigen Energie, dies schnell zu tun. Emotionen wie Angst oder Freude sind chemische Prozesse, die in unserem Gehirn ablaufen und das Verhalten unmittelbar beeinflussen – ob wir wollen oder nicht. In Veränderungsprozessen können wir diese emotionalen Reaktionen als wertvolle Daten nutzen, um unser Verhalten bewusst zu steuern. Die Herausforderung besteht darin, diese Emotionen nicht einfach zu ignorieren oder zu verdrängen, sondern sie aktiv zu reflektieren.

Was genau verursacht mein Unwohlsein? Wie kann dieses Gefühl meine Handlungsweise unterstützen, anstatt sie zu blockieren?

Diese Reflexion öffnet den Raum für bewusste Entscheidungen und hilft, die emotionale Energie in eine positive Richtung zu lenken. Für ein Change-Projekt bedeutet das, dass Aufgaben nicht nur aus der rationalen Perspektive angegangen werden, sondern auch aus der emotionalen. Wenn ein Teammitglied beispielsweise frustriert oder skeptisch ist, kann dieses Gefühl zur Quelle wertvoller Informationen werden. Es zeigt uns, ob der Widerstand auf rationaler oder emotionaler Ebene basiert, wie stark er ist und was notwendig wäre, um diesen Widerstand in Unterstützung umzuwandeln. Mit dieser Herangehensweise wird es möglich, Change-Prozesse nicht nur rational zu gestalten, sondern auch emotional zu verankern – und somit Veränderung nicht nur zu akzeptieren, sondern sie aktiv und mit Begeisterung zu gestalten. Denn letztlich steuern Emotionen unser Verhalten – und unser Verhalten bestimmt die Zukunft von Organisationen (Gölzner & Meyer, 2018, S. 20–21).

Fazit

Emotionale Intelligenz ist eine Schlüsselkompetenz in der Kommunikation. Sie hilft uns nicht nur, unsere eigenen Emotionen besser zu verstehen, sondern auch, wie wir mit anderen auf eine respektvolle und empathische Weise kommunizieren können. In einer Welt, in der zwischenmenschliche Kommunikation und Beziehungen immer wichtiger werden, ist es entscheidend, emotionale Intelligenz zu entwickeln und zu stärken.

Quellen:

Goleman, D. (1995). Emotionale Intelligenz (dtv, Bd. 36020, Ungek. Ausg). München: Dt. Taschenbuchverl.

Gölzner, H. & Meyer, P. (Hrsg.). (2018). Emotionale Intelligenz in Organisationen. Der Schlüssel zum Wissenstransfer von angewandter Forschung in die praktische Umsetzung (Research). Wiesbaden: Springer VS.

Kanitz, A. von. (2021). Emotionale Intelligenz (Best of-Edition, Bd. 222, 5. Auflage). Freiburg: Haufe.

Schulz von Thun, F. (2010). Miteinander reden. Allgemeine Psychologie der Kommunikation (49. Aufl.). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Titelbildquelle:

designed by freepik, Hidden woman behind the balloon, www.freepik.com, abgerufen am 30.03.2025 unter

https://www.freepik.com/free-photo/hidden-woman-balloon_1207445.htm#fromView=search&page=1&position=4&uuid=6b8b611c-4035-4c21-b3f7-c6a30d64a892&query=emotionale+intelligenz

Teile diesen Artikel