Seit der ersten internationalen Ernährungskonferenz 1992 in Rom haben über 100 Länder weltweit Empfehlungen und Richtlinien für eine gesunde Ernährung herausgegeben. Rund um den Globus erhalten Bürger von ihren Regierungen ausführliche Ratschläge, was sie essen sollen und was besser nicht. In einigen Länder gibt es dazu Essenspyramiden (z.B. in Deutschland), manche präsentieren den perfekt aufgeteilten Teller (z. B. Großbritannien) und wieder andere haben Ernährungsleitlinien in Form von Tabellen (z.B. Frankreich). Trotz der Fülle der Informationen hat sich die Zahl der Übergewichtigen in Europa seit 1980 verdreifacht und die Rate der Übergewichtigen steigt weiterhin schneller an als je zuvor.[1]
Anderes Land – andere Empfehlung
Etliche Studien und die meisten Regierungen (u.a. Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfehlen täglich fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen, eine britische Studie von 2014 dagegen meint, dass es doch besser 7 Portionen täglich sein sollten. In Deutschland entspricht eine Portion rund 130 Gramm, bei den Briten und in USA wird eine Portion mit 80 Gramm angegeben[2]. Noch deutlicher wird der Unterschied an der empfohlenen Obergrenze an Alkoholkonsum. Deutsche und österreichische Mediziner empfehlen nicht mehr als 20 Gramm Alkohol täglich zu trinken, wogegen die Obergrenze in Frankreich bei 30 Gramm und in Italien sogar bei 40 Gramm liegt[3]. Natürlich sind Richtlinien nicht mit Gesetzen nicht zu verwechseln und obwohl sich etliche Empfehlungen zur gesunden Ernährung länderübergreifend decken, sind auch deutliche Widersprüche erkennbar. Es stellt sich die Frage, wie fundiert diese wissenschaftlichen Empfehlungen sind oder ob und in wieweit diese kulturell geprägt, evtl. aber auch durch Lobbyaktivitäten beeinflusst werden.
Einige Bespiele die zum Nachdenken anregen:
So gibt es in Griechenland eine ganz besondere Empfehlung für den Verzehr von Speisefetten, in welcher ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass ausschließlich flüssige Fette gesund sind, Feste dagegen nicht. Dies könnte sowohl mit einer kulturellen Vorliebe für das heimische Olivenöl zusammenhängen aber auch ein Resultat der Lobbyarbeit der Olivenölindustrie sein.[4]
In den USA haben Ernährungsrichtlinien dazu geführt, dass manche Nahrungsmittel die allgemein als gesund gelten, nicht als solche vermarktet werden dürfen, wie Avocado oder Lachs, wegen des hohen Fettgehaltes. Dagegen können aufgrund derselben Bestimmung andere Lebensmittel die wenig Fett aber viel Zucker, z.B. gesüßte Cornflakes als gesund angepriesen werden. Hat sich die Wissenschaft da geirrt oder könnte die amerikanische Maisindustrie ihre Finger mit im Spiel haben.[5]
Wie sollen wir uns nun verhalten?
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erklärt dazu, dass viele Ernährungsrichtlinien in den allermeisten Punkten übereinstimmen und in diesen zu vermehrtem und vielseitigen Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln besonders von Obst und Gemüse geraten wird. Im Gegensatz dazu empfehlen die meisten Richtlinien den Konsum von Zucker, gehärteten Speisefetten und Salz zu reduzieren. Allerdings enthalte jeder Ernährungsleitfaden, angesichts der speziellen Ernährungsbedürfnisse der jeweiligen Bevölkerung, auch unterschiedliche Ausprägungen von Empfehlungen. Die Lebensmittelorientierten Leitlinien sollten lt. FAO einfache Botschaften über gesundes Essen für die allgemeine Bevölkerung vermitteln und ein Grundgerüst für eine gesunde Ernährung liefern.
Die dänischen Ernährungsratschläge für ihre Bevölkerung stellen beispielhaft eine gute und einfache Anleitung dar:[6]
- Essen Sie täglich 6 Portionen Obst oder Gemüse
- Essen Sie mehrmals in der Woche Fisch oder Fischprodukte
- Essen Sie jeden Tag Kartoffeln, Reis, Nudeln oder Vollkornprodukte
- Schränken Sie den Zuckerverzehr ein, vor allem bei Softdrinks , Süßwaren und Kuchen
- Essen Sie weniger Fett, besonders wenn es aus Fleisch oder Milchprodukten kommt
- Ernähren Sie sich abwechslungsreich und halten Sie ein Normalgewicht
- Trinken Sie Wasser, wenn Sie Durst haben
- Verschaffen Sie sich mindestens 30 Minuten Bewegung am Tag
Betrachtet man die Ernährung der Menschen in Okinawa, der Insel der Langlebigen in Japan, stellt man fest, dass diese doppelt so viel Gemüse, das
3-fache an Getreide und das 20-fache an Fisch pro Kopf verzehren wie ein
US-Bürger aber im Gegensatz zu diesen nur 10% des Fleisch- und Verzehr an Milchprodukten haben und der langlebige Beweis für gesunde, einfache Lebensführung sind.[7]
[1] Vgl. www.eufic.org, (22.10.2016).
[2] Vgl. www.spiegel.de, (22.10.2016).
[3] Vgl. www.welt.de, (22.10.2016).
[4] Vgl. www.eufic.org, (22.10.2016).
[5] Vgl. www.deutschlandfunk.de. (22.10.2016)
[6] Vgl. www.eufic.org, (22.10.2016).
[7] Vgl. Robbins, J.: 2012, 118f.