By Published On: 23. Juli 2017Categories: Gesundheit, Psychologie, Wiki, Wirtschaft

Die Arbeitswelten verändern sich. Nicht nur die Digitalisierung hat die Märkte ergriffen, sondern auch Themen wie Flexibilität, Motivation der Mitarbeiter oder auch die Gestaltung optimaler Bürokonzepte. Es ist an der Zeit, die Arbeitswelten neu zu gestalten, um sich den veränderten Rahmenbedingungen der Gesellschaft anzupassen – Stichwort „Change Management“. Doch neben den positiven Auswirkungen, wie höhere Produktivitäten oder mehr Entscheidungsspielräume für die Mitarbeiter, gehen auch negative Aspekte wie Überforderung oder Einschränkung der privaten Zeit einher. Auf welche Veränderungen müssen wir uns künftig einstellen und welche Opfer müssen wir dafür erbringen?

Arbeit 4.0 – was bedeutet das?

Arbeitswelten müssen sich anpassen. Egal ob an eine gesellschaftliche oder kulturelle Veränderung. Diese Anpassungen sind für Organisationen enorm wichtig, um langfristig am Markt bestehen und sich stetig mit den Veränderungen weiterentwickeln zu können. Solch ein Wandel lässt sich auch aktuell feststellen. Manch einer spricht von dem Begriff „Arbeit 4.0“. Hinter diesem Begriff verbergen sich gleich mehrere Entwicklungen und Trends, die die Gesellschaft und Arbeitswelt aktuell beschäftigen. Trends wie die Digitalisierung, der demographische Wandel oder die Entwicklung zu einer Wissens- und Innovationsgesellschaft sind in dem Begriff verankert und sollen künftig mit den Arbeitswelten verknüpft sein. [1] 

Vorreiter für den Begriff war das Zukunftsprojekt „Industrie 4.0“ der deutschen Bundesregierung, welches sich mit den industriellen Veränderungen beschäftigte.[2] Da nicht nur die Industrie mit Veränderung konfrontiert ist, wurde auch die zukünftige Entwicklung der Arbeitswelten unter dem Begriff „Arbeit 4.0“ gefasst.

Auf welche Veränderungen müssen wir uns einstellen?

Veränderungen sind nötig, um neuen Anforderungen am Markt entsprechend begegnen zu können. Diese Anforderungen beziehen sich aktuell auf Entwicklungen wie die zunehmende Digitalisierung, die Veränderung der Altersstrukur der Gesellschaft oder auch die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung.

  • Digitalisierung: Die Digitalisierung ist mitlerweile in fast jedem Lebensbereich angekommen. Ob Bücher, die elektronisch erfasst sind oder das Bankkonto, welches ausschließlich online einsehbar ist – vieles ist digital und somit meist sofort abrufbar. Je nach Berufsbranche kann sich das Maß an digitalen Einsatz zwar unterscheiden, jedoch wird spätestens beim checken des Mailpostkorb deutlich, dass fast jeder Arbeitnehmer täglich mit der Digitalisierung in Kontakt tritt. In Zukunft bestimmt das digitale Arbeiten auch immer mehr die Berufswelten. Insbesondere die Möglichkeit eines beschleunigten Austausches von Informationen zeigt das große Potenzial der Digitalisierung. Kunden erwarten eine schnellstmögliche Antwort auf eine Mail oder möchten bestimmte Informationen direkt abrufen. Dies ist positiv für Verbraucher, Arbeitnehmer und den Arbeitgeber. Doch genau diese fortschrittliche Entwicklung bringt auch negative Aspekte mit sich. Das Ersetzen von Menschen mit Maschinen gehört dazu. Die Arbeitnehmer werden zu reinen Ausführungsgehilfen in den Arbeitsprozessen reduziert, sodass ein hohes Maß an routinemäßiger Tätigkeit entsteht. [3] Arbeitslosigkeit und fehlende Motivation der Mitarbeiter können die Folge sein. Ein weiterer wichtiger Trend der Digitalisierung ist das sogenannte „Crowdsourcing“. Dabei werden bestimmte Zielgruppen über das Internet gesucht bzw. ausgewählt, um wahlweise Projekte oder Arbeitsprozesse eines Unternehmen für einen bestimmten Zeitraum zu begleiten. Vorteil für das Unternehmen ist die schnelle und günstige Beschaffung der geeigneten Fachkräfte. Großer Nachteil ist, das es sich bei den Personengruppen meist um Selbständige handelt, die weder sozialversicherungsrechtlich abgesichert sind, noch tarifvertraglich bezahlt werden. [4] Sollte der Großteil der Unternehmen diese Fachkräftebeschaffung in Zukunft anstreben, drohen den Beschäftigten Altersarmut und Arbeitslosigkeit.
  • demographischer Wandel: Der demographische Wandel beschreibt unter anderen die steigende Tendenz einer alternden Gesellschaft, ohne neue großen Geburtenraten. Für Arbeit 4.0 könnte dies enorme Folgen mit sich bringen. Mit steigenden Lebenserwartungen und dem zusätzlichen Problem der Altersarmut, wurde das Renteneintrittsalter bereits von 65 auf 67 Jahre angehoben. [5] In Folge müssen Arbeitnehmer immer länger arbeiten und ausscheidende Angestellte werde nicht durch neue ersetzt.  Hinzu kommt, dass immer mehr junge Menschen nach dem Abitur studieren und somit dem Arbeitsmarkt nicht sofort zur Verfügung stehen. Eine Lücke entsteht und geeignete Bewerber fehlen. Ein positiver Effekt ist jedoch in den gestiegenen Lebenserwartungen und der immer besseren Gesundheitsversorgung festzustellen. Der Mensch steht als Arbeitskraft zeitlich und auch gesundheitlich gesehen länger zur Verfügung.
  • Wandel der Gesellschaft: Eine Gesellschaft bleibt selten ohne Veränderungen. Immer wieder konnte in Deutschland, insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg, ein gesellschaftlicher Wandel verzeichnet werden. Diese Änderungen können viele Gesichter haben: politische Ausrichtungen, Bildung, Verständnis von Familie oder der eigenen Lebensform. In Bezug auf die künftige Arbeitswelt sind bereits jetzt einige Änderungen erkennbar. Am 06.03.2015 entschied der Bundestag über die Einführung der Frauenquote – eine prozentuale Zielvorgabe zur Besetzung von weiblichen Führungskräften in deutschen Unternehmen. [6] Ziel der Politik: die soziale Gleichstellung von Mann und Frau. Ein weiteres Thema ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Flexibilität ist eines der Merkmale, die der heutige Arbeitnehmer abdecken muss. Ob dabei die Arbeitszeit betroffen ist oder den Einsatz eines breiten Fachwissen spielt gleichermaßen eine Rolle. Um das Zusammenspiel von Beruf und Familie bewältigen zu können, sind flexible Arbeitszeitmodelle gefragt. Das sogenannte „mobile Arbeiten“ (z.B. „Home-Office“) könnte ein Modell sein, welches auch künftig häufiger von Unternehmen eingesetzt und von den Arbeitnehmern beansprucht wird. [7]

Fazit

Die aufgeführten Veränderungen bilden nur einige Aspekte ab, die mit Arbeit 4.0 einhergehen. Durch den stetigen und immer schnelleren Wandel werden auch künftige Änderungen der Arbeitswelten immer rasanter. Es werden alte Arbeitswelten abgeschafft und neue geschaffen. Außerdem wird die Grenzen zwischen Arbeit und Familie vermutlich immer mehr verschwimmen. Die Anforderungen zu den jeweiligen Berufsbildern und auch die Zusammensetzung der Belegschaft werden sich langfristig gesehen verändern. [8]

Arbeit 4.0 bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Vorteile als auch Nachteile. Wichtig ist eine gesunde Balance zwischen beidem  zu finden und als Unternehmen den Wandel zu begleiten und auch voranzutreiben. Dabei jedoch nicht den Mitarbeiter als Individuum und Mensch außer Acht zu lassen. Auch wenn vieles  bereits jetzt durch Maschinen ersetzt werden kann, kann eine gesunde Wirtschaft ganz ohne Menschen nicht funktionieren.

 

 

Quellenverzeichnis:

[1] Rump, J./ Eilers, S.: 2017, S.3f.

[2] Gabler Wirtschaftslexikon Online: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/-2080945382/industrie-4-0-v2.html (25.03.2017)

[3] Hoffmann, R./ Bogedan, C.: 2015, S.18

[4] Hoffmann, R./ Bogedan, C.: 2015, S.18f.

[5] Deutsche Rentenversicherung Bund Online: http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Inhalt/1_Lebenslagen/05_Kurz_vor_und_in_der_Rente/01_Kurz_vor_der_Rente/03_wann_sie_in_rente_gehen_koennen.html (25.03.2017)

[6] Deutscher Bundestag Online: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2015/kw10_de_frauenquote/363058 (28.03.2017)

[7] Hellert, U.: 2014, S.33ff.

[8] Rump, J./ Eilers, S.: 2017, S.20ff.

 

Literaturverzeichnis:

Hellert, U.: Arbeitszeitmodelle der Zukunft. Arbeitszeiten flexibel und attraktiv gestalten. Haufe Gruppe. Freiburg. 2014

Hoffmann, R./ Bogedan, C.: Arbeit der Zukunft. Möglichkeiten nutzen-Grenzen setzen. Campus Verlag. Frankfurt a.M.. 2015

Rump, J./ Eilers, S.: Auf dem Weg zur Arbeit 4.0. Innovationen in HR. Springer Gabler. Berlin. 2017

 

Internetquellenverzeichnis:

Deutscher Bundestag: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2015/kw10_de_frauenquote/363058. 28.03.2017

Deutsche Rentenversicherung Bund: http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Inhalt/1_Lebenslagen/05_Kurz_vor_und_in_der_Rente/01_Kurz_vor_der_Rente/03_wann_sie_in_rente_gehen_koennen.html. 25.03.2017

Gabler Wirtschaftslexikon: Stichwort Industrie 4.0. Springer Gabler Verlag (Hrsg.). http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/-2080945382/industrie-4-0-v2.html. 25.03.2017

 

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