By Published On: 5. Januar 2021Categories: Gesundheit, Management, Pädagogik

Als führende Ursache für vorzeitige Sterblichkeit gilt in Deutschland das Rauchen. Etwa fünf Millionen Todesfälle sind weltweit jährlich auf Tabakkonsum zurückzuführen.

Trotz einer Tabaksteuererhöhung und die Einführung von gesetzlichen Maßnahmen wie ein Verbot von Tabakabgabe an Personen unter 18 Jahren, einer Einschränkung von Tabakwerbung, Warnaufdrucken auf Zigarettenschachteln, sowie Gesetzen zum Nichtraucherschutz – auch am Arbeitsplatz – gibt es in Deutschland jedes Jahr rund 120.000 auf das Rauchen zurückzuführende Todesfälle. Das entspricht einem Anteil von 13,5% an allen Todesfällen. Zu den Krankheiten, die auf das Rauchen zurückzuführen sind, zählen u.a. Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen[1].

Tabakrauch gilt als der mit Abstand gefährlichste und am weitesten verbreitete Innenraumschadstoff. Ein Problem ist damit auch das Passivrauchen – hierdurch erkranken nach einer Schätzung des Deutschen Krebsforschungszentrum in Deutschland jährlich etwa 400 Nichtraucher an Lungenkrebs. Rechtliche Regelung zu rauchfreier Luft am Arbeitsplatz werden daher zu Recht vom Staat gefördert und durch das Arbeitsschutzgesetz und Arbeitsstättenverordnung eingefordert[2].

Mindestens 12 verschiedene Krebsarten – besonders Lungenkrebs – sind mit etwa 80 bis 90 Prozent aller Fälle bei Frauen und Männern auf Rauchen zurückführbar – und werden durch die Kanzerogene im Tabakrauch begünstigt. Diese binden an die Erbsubstanz der Zellen an, und wenn sie nicht durch die zelleigenen Reparaturmechanismen entfernt werden können, kann es zu dauerhaften Schäden (Mutationen) kommen. Diese Mutationen in den Genen (Onkogene) können die Entstehung von Krebs verursachen oder begünstigen[3].

Problematisch ist für Raucher, dass Nikotin physisch und psychisch abhängig macht.  Bei der physischen Abhängigkeit ist die Bindung des Nikotins an spezifische Rezeptoren (nAChR) im Gehirn verantwortlich. Durch Freisetzung mehrerer Botenstoffe und das damit verbundene Wohlgefühl wird weiterer Nikotinkonsum angeregt. Im Gehirn werden mit steigendem Tabakkonsum vermehrt nACh Rezeptoren gebildet, was Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Antriebslosigkeit, Bedrücktheit, innere Unruhe bewirkt. Ebenso problematisch ist aber auch die psychische Abhängigkeit: Das Rauchen wird mit bestimmten Situationen und Gefühlen als Konditionierung in Zusammenhang gesetzt. Diese Faktoren erschweren das Aufhören mit dem Rauchen. Die körperlichen Entzugserscheinungen verschwinden nach einigen Wochen – allerdings bleibt oft über Jahre die Konditionierung bestehen[4].

Es gibt verschiedenen Rauchertypen: der Identitäts- und Genussraucher, der Entlastungs- und Stressraucher sowie der Geselligkeitsraucher[5]. Der Gewohnheitsraucher greift bei vielen Gelegenheiten automatisch zur Zigarette: Das Rauchen ist fest mit Gewohnheiten verknüpft. Bestimmte Situationen sind somit reflexhaft mit dem Rauchen verbunden[6].

Welche Empfehlungen gibt es, um den Tabakkonsum zu beenden?

Die Evidenz für eine erfolgreiche Raucherentwöhnung spricht dafür, dass Raucher das Aufgeben allein ohne Hilfen meist nicht schaffen – es sind nur 3–7 %, die nach einem Jahr Rauchstopp noch immer nicht rauchen. Eine Erfolgsrate bis zu 40 % ergibt sich aber bei einer Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Unterstützung: beispielsweise durch Nikotin-Pflaster, -Kaugummis, -Tabletten, -Mundspray und -Inhaler[7]. Die Nikotinersatztherapie ist für Raucher mit starker Nikotinabhängigkeit sinnvoll, denn dem Körper wird hierdurch zwar Nikotin, aber nicht alle anderen Schadstoffe zugeführt. Der Nikotinpegel wird so zunächst gehalten und damit Entzugssymptome gemildert. Wichtigste Voraussetzung ist, dass der Raucher selbst den Rauchstopp ernsthaft herbeiführen und umsetzen will[8].

Gut belegt für den Erfolg ist hierzu auch eine motivierenden Gesprächsführung zur Erhöhung der kognitiven Dissonanz und Förderung der Abstinenzbereitschaft: Eine motivierende Intervention oder eine intensive ärztliche Beratung steigern die Abstinenzfähigkeit. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen mit Elementen des Problemlösetrainings, der sozialen Unterstützung und der Fertigkeiten im Umgang mit Versuchungssituationen haben noch stärkere Effekte[9]. Informationen zu Tabakentwöhnungskursen sind über das Raucherberatungstelefon der BZgA zu erhalten[10].

Die Vorteile einer Tabakentwöhnung durch den Arzt sind offensichtlich: Der Arzt ist zeitlich und örtlich leicht erreichbar, die ärztliche Beratung ist niedrigschwellig, auch für soziale Schichten, in denen Rauchende oft anzutreffen sind, und der Kontakt zwischen Arzt und Patienten ist in der Regel längerfristig.  Dennoch zeigen Studien, dass Ärzte die Entwöhnung zwar sehr wichtig finden, ihre rauchenden Patienten auch in Bezug auf ihre Gesundheit ansprechen, aber dann meist nicht umfassend mit einer gezielten Tabakentwöhnung behandeln. Als Gründe werden genannt, dass eine umfassende Therapie zu zeitintensiv und schlecht abzurechnen ist[11].

Eine positive Entwicklung ist, dass verschiedene Krankenkassen ihren Mitgliedern inzwischen gute Programme und Coachings zu Raucherentwöhnung anbieten: 

  • Mechanismen des eigenen Rauchverhaltens kennen lernen
  • Entwickeln von Gegenstrategien
  • Planung und Gestaltung des Rauchstopps
  • Umgang mit dem Rauchverlangen
  • Neue Aktivitäten für Entspannung, Genuss und Spaß finden
  • Lernen, mögliche Rückfälle zu meisten [12]

Fazit

Raucherentwöhnung hat aufgrund aller schweren damit verbundenen Risiken auch für Passivraucher eine hohe Bedeutung. Inzwischen werden auch schon im Rahmen des BGM bei Firmen Raucherprogramme angeboten. Empfehlenswert ist, zuerst Hilfe bei Ärzten und Krankenversicherungen zu suchen, da aufgrund des hohen Suchtpotentials die Entwöhnung aus eigener Kraft zumeist nicht funktioniert. Problematisch scheint aber die Tatsache, dass die hohen gesundheitlichen Folgekosten von Versicherungen getragen werden müssen aber die therapeutischen Maßnahmen zur Entwöhnung von Tabak meist von den betroffenen Personen selbst übernommen werden müssen. Prävention und Entwöhnung sind wichtige Maßnahmen, die für möglichst viele Betroffene gut zugänglich und finanzierbar sein sollten. Ebenso sind hier digitale Angebote zu Coachingkursen als Ergänzung interessant. 


[1] Vgl. Zeiher, J., Kuntz, B., Lang, C. (2017), S. 59, www.rki.de (28.11.2020)

[2] Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, (BzgA), (2008), S. 7

[3] Vgl. Schaller, K.: Tabakatlas Deutschland, in: Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) (2020), S. 22

[4] Vgl. Schaller, K.: Tabakatlas Deutschland, in: Deutsches Krebsforschungszentrum, (Hrsg.) (2020), S. 36

[5] Vgl. BzgA (Hrsg.) (o. J.), S. 15

[6] Vgl. BzgA (Hrsg.) (o. J), S. 19

[7] Vgl. Lenzen-Schulte: M. (2018), S. 1436 – 1437

[8] Vgl. BzgA (Hrsg.) (o. J.), S. 67

[9] Vgl. Deutsches Krebsforschungszentrum/ Bundesärztekammer (Hrsg.) (2005), S. 38

[10] Vgl. BzgA (Hrsg.) (o. J.), S. 67

[11] Vgl. Brösicke, K., Kunstmann, W. (2008), www.aerzteblatt.de (am 27.11.2020)

[12] Nach: TK (Hrsg.) (2020), www.tk.de (am 28.11.2020)

Quellen

Brösicke, K., Kunstmann, W.(2008), Nichtrauchen: Ärztlicher Rat wirkt 

motivierend, Dtsch Arzteblatt, 2008; 105(8): A-380 / B-341 / C-337

URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/59036/Nichtrauchen-Aerztlicher-Rat-wirkt-motivierend

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, (BzgA) (2008), Informationen 

für rauchende und nichtrauchende Arbeitnehmer, Köln

Deutsches Krebsforschungszentrum/ Bundesärztekammer (Hrsg.) (2005), 

Dem Tabakkonsum Einhalt gebieten – Ärzte in Prävention und Therapie der Tabakabhängigkeit Heidelberg und Berlin

Lenzen-Schulte: M. (2018), Tabakentwöhnung – Raucher schaffen es nicht 

allein – Deutsches Ärzteblatt | Jg. 115 | Heft 31–32 |, 

URL: https://cdn.aerzteblatt.de/pdf/115/31/a1436.pdf?ts=31%2E07%2E2018+18%3A54%3A50

Schaller, K. (2020), Tabakatlas Deutschland, Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) Heidelberg

Techniker Krankenkasse (TK) (Hrsg.) (2020), TK-Nicht­rau­cher ­Coa­ching, 

URL:  

https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/praevention-und-frueherkennung/tk-gesundheitscoach/nichtrauchercoaching-2011454

Zeiher, J., Kuntz, B., Lang, C. (2017), Rauchen bei Erwachsenen in 

Deutschland, in: 

Robert Koch-Institut (Hrsg.), Journal of Health Monitoring, 2017 2(2)DOI 10.17886/RKI-GBE-2017-030,Berlin,

URL: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JoHM_2017_02_Rauchen_Erwachsene.pdf;jsessionid=6AFD32C3FFC57C2A26DDE74DF670DF7F.internet092?__blob=publicationFile

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