Viele Hundehalter tun etwas, was für die meisten Menschen, die nicht regelmässig mit Hunden in Kontakt sind, kaum nachvollziehbar ist: Sie bezeichnen ihren Hund nicht nur als besten Freund und treuen Partner, sondern sprechen ihnen auch grosse Taten zu und versuchen ihnen menschliche Tugenden und Charakterzüge zuzuschreiben. Doch weshalb berichten Hundehalter über eine solch innige Beziehung?
Bereits seit der Domestizierung des Wolfes während der Eiszeit vor über 20’000 Jahren lebt der Hund zusammen mit dem Menschen. Sowohl Mensch als auch Hund haben sich über diese Zeitspanne weiterentwickelt. Zur Zeit der Jäger und Sammler begleitete der Hund den Menschen auf der Jagd und sie boten sich gegenseitig Schutz vor Gefahren. Als der Mensch sesshaft wurde und auch andere Tiere wie Ziegen oder Schafe domestizierte, änderte sich die Aufgabe des Hundes. Er wurde vom Jagdpartner zum Herden-, Wach- und Haushund. (Jung & Pörtl, 2015, S. 57) Heute haben die meisten Hunde (mit Ausnahme von bspw. Blinden- oder Bergungshunden) keine wirkliche Aufgabe mehr inne. Viel mehr sind sie heute Familienmitgliedern, die die psychische und physische Gesundheit fördern. Dies besagt zumindest eine Studie der Universität Uppsala in Schweden. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Mubanga (2017) haben während zwölf Jahren die gesundheitlichen Daten von 3,4 Millionen Schweden zwischen 40 und 80 Jahren analysiert und mit denen der nationalen Liste von Hundehaltern abgeglichen. Dabei ist herausgekommen, dass die Sterblichkeit der Hundehalter während der zwölfjährigen Untersuchung um 13 Prozent niedriger war als die der Nichthundehalter. Bei alleinstehenden Personen war der Unterschied sogar noch grösser. Während das Risiko für einen Herzinfarkt bei alleinstehenden Personen mit Hund um 11 Prozent sank, nahm die Sterblichkeit um 33 Prozent ab. Es wurden sowohl die regelmässige Bewegung als auch das gesteigerte Wohlbefinden mit dem Hund als mögliche Gründe für die tiefere Sterblichkeit angegeben. Das Leben mit Hund kämpft gegen zwei Hauptrisiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen an. Das tägliche Gassigehen fördert die körperliche Fitness. Gleichzeitig wird eine soziale Isolation verhindert, da an der frischen Luft auch andere Hundehalter getroffen werden. (Mubanga, Byberg, Nowak, Egenvall, Magnusson, Ingelsson & Fall, 2017)
In Momenten, in denen der Hund den Hundehalter zum Lachen bringt oder zuhause beim Kuscheln wird das stresslindernde Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Oxytocin wird in den Nervenzellen des Hypothalamus im Gehirn gebildet und wird durch die Blutbahn transportiert. Es sorgt für psychisches Wohlbefinden, Ruhe und wirkt gegen Stress. Freigesetzt wird es in verschiedensten sozialen Beziehungen und ist für ihre Tiefe mitverantwortlich. Es löst positive Gefühle gegenüber einer Person aus, welche dann mit Erinnerungen an diese Person verknüpft werden. (Jansen & Streit, 2016, S. 77) Oxytocin wird nicht nur in zwischenmenschlichen Beziehungen ausgeschüttet, sondern auch in Beziehungen zwischen Menschen und Tieren. Streichelt also der Halter seinen Hund oder schaut er ihm länger in die Augen, erhöht sich bei beiden der Oxytocinspiegel in der Blutbahn, was sich wiederum positiv auf das psychische Wohlbefinden auswirkt. (Jung & Pörtl, 2015, S. 14-15) Aus gesundheitlicher Sicht ist also klar, weshalb die meisten Hundehalter so positiv von ihren Beziehungen zu ihren Hunden erzählen. Durch das tägliche Gassigehen mit dem Hund verbessern oder halten sie ihre Fitness und wirken der sozialen Isolation entgegen. Doch gerade im Hinblick zu der aktuellen Hundeanschaffungsthematik darf nicht vergessen werden, dass ein Hund Geld kostet und vor allem viel Zeit beansprucht.
Literaturverzeichnis
Jansen, F. & Streit, U. (2016). Oxytocin, das Hormon der Nähe. Berlin Heidelberg: Springer.
Jung, C. & Pörtl, D. (2015). Tierisch beste Freunde: Mensch und Hund – von Streicheln, Stress und Oxytocin. Stuttgart: Schlattauer Verlag.
Mubanga, M., Byberg, L., Nowak, C., Egenvall, A., Magnusson, P., Ingelsson, E. & Fall, T. (2017). Dog ownership and the risk of cardiovascular disease and death – a nationwide cohort study. Scientific Reports, 7 (15821). DOI:10.1038/s41598-017-16118-6.
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