By Published On: 22. November 2021Categories: Gesundheit, Psychologie, Wirtschaft

Eine Gehaltserhöhung, ein schlanker Körper, ein neues Auto – viele Menschen suchen ihr Glück im Außen und doch fühlen sich die wenigsten wirklich glücklich. Oft wird das Glück auf die Zukunft verschoben, sodass Sätze entstehen wie: „Wenn ich erstmal im Lotto gewinne, dann kündige ich meinen Job“. Ein glückliches Leben ist weder ein Zufallsprodukt, noch lässt es sich kaufen. Aber glücklich zu leben ist lernbar!

Was ist Glück?

Eine einheitliche Definition für Glück gibt es in der Literatur nicht. Glück ist vielmehr subjektives Empfinden. Bereits in der Antike machten sich Philosophen Gedanken über die Bedeutung von Glück. Der Glückstheoretiker Aristoteles hielt Glück für das Ziel des Handelns. Platon hingegen hielt Menschen die Gutes tun für glücklich, während der größte Philosoph der griechischen Antike Demokrit meint, dass Glück nicht in äußeren Gütern, sondern in unserer Seele zu finden ist.[1] Die heutige Glücksforschung beschäftigt sich mit dem Glück als subjektives Wohlbefinden; nicht mit dem Glückhaben im Sinne des Zufallglücks, wie ein Lottogewinn. Zur Steigerung des Wohlbefindens wurden sogenannte Glücksfaktoren identifiziert, die uns mehr Energie geben, kreativer werden lassen, unser Immunsystem stärken, unsere Beziehungen festigen, uns produktiver arbeiten lassen und sogar unsere Lebenserwartung erhöht.[2]

Glück ist kein Dauerzustand, sondern temporär. Es wird durch Tätigkeiten mit positiven Konsequenzen ausgelöst, wodurch der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet wird, das in uns ein Lustgefühl erzeugt.[3] Diese Wirkung führt dazu, dass der Hippocampus, unsere Gedächtniszentrale, darüber informiert wird und nach einer Wiederholung verlangt. Dopamin aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn und dient als innerer Antreiber. Nach einiger Zeit passen sich die Rezeptoren jedoch an, sodass immer mehr benötigt wird, um das Gefühl zu aktivieren – die Ansprüche steigen. So lässt sich auch erklären, warum das Glücksgefühl bei einem Kauf nur kurzweilig ist und warum wir nach immer mehr streben.[4]

Was entfernt uns vom Glück?

Unsere schnelllebige Welt scheint immer mehr im Widerspruch zum Glück zu stehen. Die Lebensprozesse beschleunigen sich und wir sind viel mehr im Außen unterwegs als im Inneren, unserem Sein. Auch die ständige Erreichbarkeit entfernt uns vom Glück. Getriebenheit und Druck machen unzufrieden.[5] Glücksforscher fanden heraus, dass Menschen, die auf ihre Intuition hören, glücklicher sind. Durch die genannten Glückshemmer verlieren wir diesen Zustand und nehmen Signale aus unserem Unterbewusstsein nicht mehr (so schnell) wahr.[6]  Ein weiterer Glückshemmer unserer Zeit ist die ständige Verfügbarkeit und der damit einhergehende Verlust der Wertschätzung. Alles ist jederzeit verfügbar. Durch das Überangebot von Gütern und die „Qual der Wahl“ treten vermehrt negative Gefühle wie Verlustangst und Risikoaversion auf, da die Konsumenten sich mit der Entscheidung schwertun. Der vorhandene Wohlstand, der glücklich machen sollte, führt dann zum Gegenteil.[7]

Was macht uns glücklich?

Glück ist zu etwa 50 % genetisch bedingt, d. h., ob wir ein glückliches Leben führen und zufrieden sind, hängt entscheidend von unseren Genen ab.[8] Das ist auf den ersten Blick vielleicht etwas beunruhigend, vor allem für diejenigen, die nicht so gut aufgestellt sind. Doch immerhin zu ca. 40 % hängt unser Glück von unseren eigenen bewussten Verhaltensweisen ab und ist damit beeinflussbar. Die restlichen 10 % ergeben sich durch äußere Umstände wie Geld, Arbeit, Wohnraum und alles Materielle.[9]

In der Glücksforschung gibt es nicht das eine geltende Glücksrezept für alle Menschen. Um die 40 % voll auszuschöpfen, können wir uns an den Glücksfaktoren orientieren. Ein Schlüssel zum Glück ist die Achtsamkeit. Indem wir achtsam leben und in unser Sein kommen, bekommen wir einen Zugang zu uns selbst und tun das, was wir wirklich wollen. Zudem sollten wir Selbstverständlichkeit vermeiden und in Dankbarkeit leben. Wertschätzen was wir haben und uns zeitweilig daran zurückerinnern, wie es war als wir bestimmte Dinge noch nicht hatten. Zudem fokussieren wir uns damit auf das, was wir haben und nicht auf das, was uns fehlt. Abhilfe können wir durch Lustverzicht schaffen; regelmäßige strategische Reduktion auf die notwendigsten Bedürfnisse. Ein absoluter Glücksbooster sind soziale Kontakte. Menschen haben ein tief verwurzeltes Bedürfnis nach Anbindung und sozialen Kontakten. Das Gefühl der Verbundenheit stillt unser Bedürfnis und steigert unser Wohlbefinden enorm. Dabei kommt es jedoch nicht auf die Anzahl an, sondern auf die Intensität der Beziehungen.[10]

Ein glücklicher Mensch sucht nach neuen Wegen, während der unglückliche Mensch in seiner Krise stecken bleibt. Er schaut nicht auf andere, vergleicht sich nicht und ist dankbar für das, was er hat. Er weiß genau, was er braucht und beschäftigt sich mit seinen Stärken. Ein unglücklicher Mensch hängt in seinen negativen Gewohnheiten und seiner Komfortzone fest, wäre oft gerne jemand anderes, träumt viel und nörgelt, jammert eher anstatt etwas zu verändern.

Fazit

Nach Glück zu streben lohnt sich gleich doppelt: es bietet uns nicht nur mehr Zufriedenheit und Wohlbefinden, sondern lässt uns auch gesünder und länger leben.Ein glücklicher Mensch übernimmt Verantwortung und bemüht sich um seine Beziehungen. Wenn wir bereit sind unsere Komfortzone zu verlassen, Verantwortung zu übernehmen und uns bemühen, schaffen wir uns ein glückliches Leben.


[1] Vgl. (Thomä, Henning, & Mitscherlich-Schönherr, 2011, S. 117)

[2] Vgl. (Ruckriegel, Niklewski, & Haupt, 2015, S. 81)

[3] Vgl. (Preißmann, 2021)

[4] Vgl. (Smolka & Turecek, 2018, S. 61)

[5] Vgl. (Nussbaum, 2019, S. 48)

[6] Vgl. (Horbach, 2008, S. 80)

[7] Vgl. (Enste, Eyerund, Suling, & Tschörner, 2019, S. 68)

[8] Vgl. (Rehwaldt, 2017, S. 132)

[9] Vgl. (Heining, 2019, S. 14)

[10] Vgl. (Enste, Eyerund, Suling, & Tschörner, 2019, S. 92-93)

Literaturverzeichnis

Enste, D., Eyerund, T., Suling, L., & Tschörner, A.-C. (2019). Glück für Alle?: Eine interdisziplinäre Bilanz zur Lebenszufriedenheit. Berlin, Boston.

Fischer, A. (2019). Glücklich im Job mit Hygge: Die dänische Glücksphilosophie im Beruf. Berlin.

Heining, N. (2019). Glücksprinzipien: Mit dem fundierten Erkenntnisschatz der Positiven Psychologie zu mehr Lebensfreude, Erfolg und einem gelingenden Leben. Berlin.

Horbach, W. (2008). 77 Wege zum Glück. München.

Nussbaum, C. (2019). Lass mal alles aus! Wie du wirklich abschalten lernst. Offenbach.

Preißmann, C. (2021). Glück und Lebenszufriedenheit für Menschen mit Autismus (Bd. 2. Auflage). Stuttgart.

Rehwaldt, R. (2017). Die glückliche Organisation: Chancen und Hürden für positive Psychologie im Unternehmen. Wiesbaden.

Ruckriegel, K., Niklewski, G., & Haupt, A. (2015). Gesundes Führen mit Erkenntnissen der Glücksforschung. Freiburg.

Smolka, H.-M., & Turecek, K. (2018). Zum Glück mit Hirn: Ein verlockendes Angebot für Glücksskeptiker. Berlin.

Thomä, D., Henning, C., & Mitscherlich-Schönherr, O. (2011). Glück: Ein interdisziplinäres Handbuch. Berlin, Heidelberg.

Beitragsbild: Pixabay.com, Mitglied: Alexas_Fotos, 14.11.2021, URL: https://pixabay.com/de/photos/smiley-lachen-turnschuhe-lustig-1876329/

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