By Published On: 15. Oktober 2024Categories: Wirtschaft

„Start-ups sind als Teil der Existenzgründerszene ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenslandschaft in Deutschland, nicht zuletzt aufgrund ihrer starken Ausrichtung auf Innovationen und Digitalisierung.“ (Genders, 2023, S. 1). Start Ups haben einen großen Stellenwert in unserer Wirtschaft inne, und das aus vielerlei Gründen. Neben der beiden genannten Aspekte Innnovationsfreudigkeit und Digitalisierung stellen Start Ups eine Bereicherung bzgl. der internationalen Marktbearbeitung, Nachhaltigkeit und der Schaffung von Arbeitsplätzen dar. Start Ups sind zukunftsfähig aufgestellt und bieten einen Mehrwert für die Unternehmenskultur in Deutschland. Durch Charaktereigenschaften wie Agilität, Risikobereitschaft und Zukunftsfokussierung spielen sie eine entscheidende Rolle für Deutschland als Wirtschaftsstandort (Genders, 2023, S. 18).

Was ist ein Start Up?

Ein Start Up zu gründen bedeutet, sich beruflich selbstständig zu machen, sprich, das Einkommen in selbstständiger Art und Weise zu erwirtschaften. Selbstständigkeit kann definiert werden als eine Tätigkeit, die Gewinn erwirtschaften soll, indem eine bestimmte Leistung (Produkt oder Dienstleistung) angeboten wird und sowohl das wirtschaftliche Risiko als auch den Erfolg selbst zu tragen bzw. zu verantworten hat. Diese Tätigkeit wird dauerhaft ausgeübt (Genders, 2023, S. 5 & 6).

Gründungsaktivitäten in Deutschland 

Abb. 1:  Zahl der Existenzgründungen steigt im Vorjahresvergleich auf niedrigem Niveau

(KfW-Gründungsmonitor 2024, 2024, S. 1)

Gründung in Deutschland ist bei weitem kein gängiger Karriereweg mehr. Dies zeigt sich, wenn der Verlauf der Gründungsaktivitäten von 2002 bis 2023 betrachtet wird (s.h. Abb.4). Vergleicht man dagegen die Gründungsjahre 2022 und 2023, lässt sich ein leicht steigendes Niveau feststellen. Im Vorjahr nahmen die Gründungsaktivitäten in Deutschland leicht zu, was der KfW-Gründungsmonitor 2024, erschienen im Juni 2024 in Frankfurt am Main, zeigt. Im Jahr 2023 konnte eine leichte Steigerung von 3% gegenüber dem Vorjahr beobachtet werden. Allerdings gibt es hierbei Unterschiede, was die Existenzgründungen im Voll- und Nebenerwerb betreffen. So zeigte sich, dass die Nebenerwerbsgründungen ein Plus von 11% gegenüber dem Vorjahr verzeichnen konnten, während die Gründungen im Vollerwerb ein Minus von 8% erlitten. Da sich gesamtwirtschaftlich weder konjunkturell noch arbeitsmarktseitig nennenswerte Änderungen ergeben, wird erwartet, dass die Gründungsaktivitäten auf diesem Kurs bleiben werden. Problematisch wird demgegenüber gesehen, dass im Jahr 2023 die Planungen für Gründungsaktivitäten nicht unbedeutend gesunken sind, und sich dies auf die Gründungsaktivitäten im Jahr 2024 auswirken wird bzw. bereits auswirkt. Erfreulich ist dagegen die Tatsache, dass der Gründerinnenanteil im Jahr 2023 stolze 44% betrug und somit der bisherige Höchstwert verzeichnet werden konnte (Metzger, 2024, S. 1 & 3).

Das niedrige Niveau, auf dem die Gründeraktivitäten in den letzten Jahren mehr oder weniger stagnieren, ist laut KfW Gründungsmonitor 2024 zurückzuführen auf die Tatsache, dass von Seiten des Arbeitsmarktes Impulse zu verzeichnen waren, die sich negativ auf die Gründungsaktivitäten in Deutschland ausgewirkt haben. Ein nicht zu unterschätzender Anteil von 8% der Gründenden gründen aus der Arbeitslosigkeit heraus (Metzger, 2024, S. 2). Da die Arbeitslosenquote gesunken ist, ist die Schlussfolgerung daraus, dass der Anteil der Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus ebenfalls sinkt. Des weiteren bietet sich für Menschen, die eine Gründungsidee verfolgen, heute oftmals attraktivere Alternativen in abhängiger Beschäftigung. Einfluss auf das niedrige Niveau der Gründungsaktivitäten hat auch, dass 2023 rund 58% der Bevölkerung die wirtschaftliche Situation in Deutschland als unsicher wahrnehmen und es daher für viele nicht infrage kommt, sich selbstständig zu machen (Metzger, 2024, S. 2).

Start Ups werden auch definiert als jung, innovativ und wachstumsstark, mit einem skalierbaren Geschäftsmodell und unter Umständen sehr technologiegetrieben (Genders, 2023, S. 14). Beeinflusst werden Start Ups in ihren Rahmenbedingungen durch Politik und wirtschaftliche Situation, aber auch vom Wettbewerb sowie Gesellschaft und Kultur. Des weiteren sind die Aspekte Infrastruktur bzw. Netzwerke an der Beeinflussung eines Start Ups beteiligt, genauso wie die Unterstützung von Start Ups, Förderungen und die Allgemeine Akzeptanz von Selbstständigkeit. Des weiteren werden Gründende von ihrem (sozialen) Umfeld stark beeinflusst. Gerade für junge Gründende ist es oftmals entscheidend, ob familiäre Unterstützung vorhanden ist, ebenso wie die Unterstützung und Förderung ihrer Idee durch Förderprogramme o.ä.

Warum entscheiden sich Menschen in Deutschland für die Selbstständigkeit?

Ein Grund für Menschen, sich für die Selbstständigkeit zu entscheiden, ist der Mangel an besseren Erwerbsalternativen auf dem Arbeitsmarkt oder die mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis. Ganze 23% entschieden sich 2023 daher für eine sogenannte „Notgründung“. Dagegen sehen viele Menschen die Selbstständigkeit als die beste Erwerbsalternative, trotz möglicher anderen, abhängigen Erwerbsalternativen. Hier sprechen wir von einer Selbstständigkeit als „Bestlösung“. Ein weiterer Grund, der gerade für junge Gründende in Deutschland vorherrschend ist, ist die Überzeugung, dass eine Selbstständigkeit die besten Job-/ Karriereperspektiven für sie bereithält. Ein weiteres, bedeutendes Gründungsmotiv ist der Wunsch bzw. das Steben nach Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit. Im Durchschnitt ist dies das Gründungsmotiv von vier von zehn Gründenden. Für knapp ein Drittel der Gründenden steht hinter dem Gründungswunsch das Streben nach höherem oder zusätzlichem Einkommen oder sich den Lebensunterhalt zu verdienen (Metzger, 2024). Ein weiteres Motiv für den Weg in die Selbstständigkeit ist beispielsweise, ein Hobby zum Beruf machen zu wollen. Für einige ist die Selbstständigkeit ein langer Wunsch, den sie sich mit einer Geschäftsidee erfüllen wollen. Wie schon aufgezeigt, ist die Gründung für manche ein Weg aus der Arbeitslosigkeit heraus bzw. um diese zu vermeiden. Üblich ist auch die Unternehmensnachfolge bzw. -übernahme eines bestehenden Unternehmens oder die Durchführung eines Management- oder Employee-Buy-Outs (Schinnerl, 2021, S. 1).

Fazit

Das niedrige Niveau, auf dem die Gründungsaktivitäten in Deutschland stagnieren, kann durchaus als Warnsignal verstanden werden. Es hat sich bereits gezeigt, wie wichtig eine Gründungskultur für die Wirtschaft in Deutschland ist, weshalb dieses niedrige Niveau nicht zu einem dauerhaften Zustand werden darf. Die Autorin möchte an dieser Stelle aber nicht auf die Situation auf dem Arbeitsmarkt oder andere genannte Faktoren, die für dieses Niveau sprechen, eingehen. Viel eher sieht sie die Verantwortung in der Wirtschaft, Gründung und Selbstständigkeit wieder attraktiver zu machen. Menschen mit innovativen Gründungsideen müssen in ihrem Vorhaben bestärkt und gefördert werden. Die vorhandenen Förderprogramme sind ein guter erster Ansatz, reichen aber nicht aus. Vielmehr müssen Gründungswillige mehr unterstützt und bestärkt werden, sowie das Thema Selbstständigkeit mehr diskutiert und zugänglicher gemacht werden. Dass ganze 56% der Gründungswilligen das größte Hemmnis in der Bürokratie sehen, spricht für sich (Metzger, 2024, S. 9). 

Literaturverzeichnis

Genders, S. (2023), Mit Start-up-Mentalität zu nachhaltiger Verantwortung, Springer, Berlin

Metzger, G. (2024), KfW-Gründungsmonitor 2024, KfW Bank, Frankfurt am Main

Schinnerl, R. (2021), Erfolgreich in die Selbstständigkeit, 2. Aufl, Springer Gabler, Wiesbaden

Abbildungsverzeichnis

Titelbildquelle: https://www.freepik.com/free-photo/light-bulb-with-drawing-graph_1010172.htm#fromView=search&page=2&position=14&uuid=34b75fa2-a069-4b55-b951-68c10d50937f

Abbildung 1: Metzger, G. (2024), KfW-Gründungsmonitor 2024, KfW Bank, Frankfurt am Main, S.1

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