By Published On: 16. Oktober 2024Categories: Wirtschaft

„Hat meine Idee eine Zukunft?“ Diese Zweifel sind Gründenden eines Start Ups nicht unbekannt. Was die Zweifel wohl noch bestärkt, ist beispielsweise die Faustregel des KfW-Gründungsmonitors, dass etwa ein Drittel der Start Ups innerhalb der ersten drei Geschäftsjahre wieder beendet werden. Belegt wird dies bei der Betrachtung von Abb. 5 (Metzger, 2024, S. 8).

Abb. 1: Bestandsfestigkeit von Existenzgründungen steigt mit Kapitalausstattung

(Metzger, 2024, S. 8)

Warum scheitern Start Ups?

Abbruchgründe für Start Ups können vielfältig sein. Persönliche Gründe, beispielsweise Stress, Unzufriedenheit, Konflikte im Umfeld und andere Belastungen erreichen dabei ganze 45% gehören damit zu den häufigsten Faktoren für die Beendigung der Selbstständigkeit. 28% brechen ihr Vorhaben aufgrund einer besseren Jobalternative ab, wobei der Faktor der finanziellen Sicherheit eine bedeutende Rolle spielt. Ein weiterer Grund ist die Unwirtschaftlichkeit des Start Ups mit 12% (Metzger, 2024, S. 8). Dazu gehört auch die fehlende Nachfrage, was oftmals mit einer mangelhaften Markt- und/oder Bedarfsanalyse begründet ist. 

Im Falle einer Team-Gründung liegen die Probleme, die zu einer Beendigung führen, sehr häufig im Team selbst. Wenn schwerwiegende Hindernisse auftreten oder finanzielle Ressourcen fehlen, genau so aber auch, wenn das Team sich in verschiedene Richtungen entwickelt, kommt es häufig zum Abbruch des Vorhabens. Daher empfiehlt es sich, im Falle einer Teamgründung die Kernkompetenzen, Strategien und das Vertrauen zueinander sorgfältig zu analysieren (Minar, 2024, S. 58)

Ein weiterer Grund für den Abbruch eines Start Ups und damit der Selbstständigkeit ist eine zu geringe Finanzierung. Wie Abb. 5 zeigt, weisen Gründungen, bei denen kein Finanzkapital eingesetzt wurde, die höchste Abbruchsrate innerhalb der ersten 60 Monate auf (Metzger, 2024, S. 8). Dies ist darauf zurückzuführen, dass Finanzierungsquellen für Start Ups zunehmend weniger oder erschwerter zu beziehen sind. Ein weiteres Problem liegt hierbei in der mangelhaften Einschätzung der Investitionen und einer ungenügenden Finanzplanung. 

Hinzu kommt, dass Start Ups oft überfordert sind mit einer regelrechten Flut an Informationen, Dienstleistern und der Bürokratie. Oftmals führt das bereits zu einer Hemmnis, das Vorhaben überhaupt in die Tat umzusetzen. 

Faktoren für den Erfolg eines Start Ups

Anhand der vorausgegangenen, vielfältigen Aspekte, die zur Beendigung des Start Up-Traums führen können, lässt sich umgekehrt schließen, dass die Erfolgsfaktoren ebenso vielfältig sind und sich auf die Gründerperson, Ressourcen, Standort und wirtschaftliche Rahmenbedingungen und das Vorhaben bzw. die Zusammensetzung, Struktur und Geschäftsmodell beziehen. 

Betrachten wir die Gründerperson genauer, gibt es eine Reihe von Merkmalen, die ebendiese betreffen und sich erfolgsentscheidend auswirken können. In Kategorien eingeteilt geht es dabei um (Fritsch, Menter & Wyrwich, 2024, S. 140):

  • Die Qualifikation des Gründers, d.h. Schulabschluss und fachspezifische Ausbildung sowie Kenntnisse.
  • Persönlichkeitsmerkmale, unternehmerisches Denken und Handeln sowie die Risikoneigung der Gründerperson, aber auch Einstellungen und Motivation.
  • Berufs- und Branchenerfahrung.
  • Verfügbarkeit von Kapital und anderen Ressourcen (steht in direkter Verbindung zur Überlebenswahrscheinlickeit des Start Ups).
  • Die Einbindung in Unterstützungsnetzwerke, d.h. Unterstützung des unmittelbaren Umfelds der Gründerperson.

Das Vorhaben selbst als Erfolgsfaktor kann weiter untergliedert werden. Wie bereits angemerkt, geht es um die Struktur, Zusammensetzung und Geschäftsmodell, außerdem um (Fritsch, Menter & Wyrwich, 2024, S. 143):

  • Die Gründungsart, d.h. ob es sich um eine Einzel- oder Teamgründung handelt. Dies steht wiederum mit der Gründerpersona in Zusammenhang.
  • Die Größe der Gründung bzw. Startgröße, d.h. sind bereits Beschäftigte involviert? Wie hoch ist der Investitionsgrad bis zu diesem Zeitpunkt? Wurden Aufwendungen getätigt?
  • Externe Beteiligung mit Art und Umfang, d.h. ist Fremdkapital eingesetzt worden?
  • Die Marktstrategie, -orientierung und Exportorientierung
  • Die gewählte Rechtsform und die Passung dieser zum Start Up und den Zielen
  • Zusammensetzung und Innovationsgrad des Angebots, Produktes oder Dienstleistung

Hinzu kommen Faktoren, die den Standort betreffen. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Gründer-Szene und Gründungsaktivitäten vor Ort, die regionale Unterstützung und Aufgeschlossenheit gegenüber Start Ups, Wettbewerber, Kaufkraft, Infrastruktur sowie kulturelle und soziale Faktoren. Bezüglich des Standorts sei angemerkt, dass je nach Vorhaben priorisiert werden muss, welchen Einfluss diese Aspekte auf die Umsetzung des Vorhabens haben. 

Die Betrachtung des Marktes und der Branche spielt eine wichtige Rolle, weshalb eine genaue Markt- und Branchenanalyse unbedingt durchgeführt werden sollte. Erfolgsfaktoren, die in den Bereich des Marktes fallen, sind (Fritsch, Menter & Wyrwich, 2024, S. 147):

  • Kapitalintensität des Marktes
  • Marktdichte, d.h. die Anzahl der Wettbewerber auf dem Markt
  • Bestreitbarkeit des Marktes bzgl. Investitionen und Markteintrittsbarrieren
  • Marktanteile der größten Wettbewerber bzw. Wettbewebskonzentration
  • Innovations- und Technologiegrad und -dynamik des Marktes
  • Internationalität des Marktes
  • Entwicklung und Struktur des Marktes 

Fazit

Die genannten Faktoren, die über einen Erfolg oder Misserfolg entscheiden können, sind nicht allgemein gleich zu gewichten. Vielmehr geht es darum, sich mit diesen Aspekten auseinander zu setzen und zu definieren, wie wichtig die einzelnen Faktoren für das eigene Vorhaben und dessen Weiterentwicklung sind und werden könnten. Es gilt hier, abzuwägen und zu priorisieren, um eine Richtung zu finden und optimale Ergebnisse erzielen zu können.

Zusammenfassend lässt sich erkennen, wie wichtig es ist, sich als Gründerperson mit den eigenen Persönlichkeitsmerkmalen, Verhalten, Einstellung und Motiven frühzeitig auseinander zu setzen. Genauso wichtig ist die tiefgehende Analyse des Marktes, der Branche und des Standortes, um eine Strategie entwickeln zu können und den Zielbereich genau zu kennen. Zur Vorgründungsphase und der strategischen Weiterentwicklung gibt es einige Beratungsstellen, die untersetzend mitwirken können. Außerdem lohnt es sich, in der Förderdatenbank des Bundesministeriums nach Programmen und Angeboten zu suchen. Zu guter Letzt kann die Autorin die Veranstaltungen „Entrepreneurship – die eigene Idee realisieren“ von Prof. Bernhard Küppers für angehende Gründende empfehlen, um alle Facetten der Gründung kennen zu lernen.

Literaturverzeichnis

Metzger, G. (2024): KfW-Gründungsmonitor 2024, KfW Bank, Frankfurt am Main

Minar, E. (2024): Praxistipps für Nachwuchskräfte, Springer Gabler, Wiesbaden

Abbildungsverzeichnis

Titelbildquelle: https://www.freepik.com/free-photo/top-view-idea-written-black-notepad-keyboard-lupa-binder-clip-light-bulb-calculator-dark_17235217.htm#fromView=search&page=3&position=5&uuid=34b75fa2-a069-4b55-b951-68c10d50937f

Abbildung 1: Metzger, G. (2024): KfW-Gründungsmonitor 2024, KfW Bank, Frankfurt am Main, S.8

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