By Published On: 21. Februar 2023Categories: Psychologie, Wirtschaft

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist das Arbeiten im Homeoffice fast für jeden ein Begriff. Hierbei stellt sich die Frage, ob das Homeoffice, als Arbeitsmodell, nur ein vorübergehendes Phänomen oder eine langfristige Chance darstellt. Im Rahmen dieses Blogposts wird neben den Zahlen und Fakten des Homeoffice-Anteils auch auf die Chancen, aber auch Risiken, die das Homeoffice mit sich bringt, eingegangen. Außerdem werden Möglichkeiten aufgezeigt, um möglichen Risiken entgegenzuwirken.

Zahlen und Fakten zur Arbeit aus dem Homeoffice

Homeoffice als Alternative zum Arbeiten im Büro gab es auch bereits vor der Pandemie. Allerdings lag der Homeoffice-Anteil im Jahr 2019 lediglich bei 5 Prozent. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde dieser Anteil im April 2020 auf 75 Prozent katapultiert (Kohlert, 2021). Auch wenn klar war, dass nach der Corona-Pandemie der Anteil wieder sinken würde, wünschen sich dennoch viele Beschäftigte Homeoffice als eine weitere Möglichkeit des Arbeitens. Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurden 1000 Unternehmen befragt. Daraus geht hervor, dass sich die Zahl der angebotenen Arbeitsplätze im Homeoffice seit Corona mehr als verdoppelt hat. Im Jahr 2021 arbeiteten durchschnittlich 64 Prozent der Beschäftigten voll oder teilweise im Homeoffice (Neu, 2021).

Welche Chancen bietet das Homeoffice?

Aufgrund von Corona zeigte sich, dass viele Mitarbeitende, die im Homeoffice arbeiten, sich effizienter und wohler fühlen. Somit kann durch die Arbeit im Homeoffice die Arbeitszufriedenheit gesteigert werden. Laut Brenke (2016) zeigen Studien, dass der unerfüllte Wunsch nach Homeoffice eher Unzufriedenheit verursacht. Außerdem kann die empfundene Zufriedenheit noch weiter gesteigert werden, je länger eine Person bereits von zu Hause aus arbeitet. 

Außerdem kann die Work-Life-Balance durch die Arbeit im Homeoffice verbessert werden. Denn dies bietet den Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Weiterhin leistet das flexible Arbeitsmodell im Allgemeinen und das Homeoffice im Speziellen einen entscheidenden Beitrag zu gleichen Karrierechancen von Männern und Frauen. Denn aufgrund der flexiblen Zeitaufteilung und der höheren Zeitautonomie können Eltern, spezifisch Mütter, ihre Karriere weiterverfolgen und dennoch präsenter in der Familie sein (Landes et al., 2020). 

Welche Risiken können auftreten?

Die flexiblen Arbeitszeiten bürgen neben Chancen auch Risiken, da die hohe Flexibilität häufig zulasten der Beschäftigten geht. Denn aus einer Studie für mobiles Arbeiten und Flexibilisierung von Arbeit der Hans-Boeckler-Stiftung geht hervor, dass etwa 45 Prozent der Beschäftigten, die im Homeoffice arbeiten, abends häufig nicht abschalten können (Studien zu Homeoffice und mobiler Arbeit, 2021). Zudem gaben 60 Prozent der Mitarbeitenden an, dass sie den Eindruck haben, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr verschwimmen. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage (2021) gaben 32 Prozent der Befragten an länger oder an für sie unüblichen Arbeitszeiten (z. B. am Abend oder am Wochenende) zuarbeiten. Allerdings könnte dies auch auf den generellen Wandel der Arbeitswelt zurückzuführen sein (Landes et al., 2020; Neu, 2021). Außerdem kann die tradierte Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau verstärkt werden. Auch wenn das Arbeiten im Homeoffice für Eltern mehr Sorgearbeit ermöglicht, entsteht laut den Studien zu Homeoffice und mobiler Arbeit (2021) ein ungleicher Effekt. Wodurch Frauen durchschnittlich 1,7 Stunden und Männer 0,6 Stunden mehr Zeit pro Woche für ihre Kinder haben. Dieser ungleiche Effekt entsteht dadurch, dass Mütter häufig Homeoffice als Möglichkeit sehen, mehr Zeit für die Betreuung ihrer Kinder zu haben. Während Väter im Homeoffice mehr Überstunden machen und so sich weniger Zeit für ihre Kinder nehmen. 

Des Weiteren sollte die Gefahr der Isolation und das damit verbundene Risiko der Vereinsamung berücksichtigt werden. Dies lässt sich insbesondere durch die fehlenden sozialen Kontakte im Berufsleben erklären. Bei Mitarbeitenden, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten, besteht ein noch größeres Risiko (Landes et al., 2020). Zudem klagt laut der Forsa-Umfrage (2021) jeder dritte Beschäftigte über gesundheitliche Probleme als Folge der Arbeitsbedingungen im Homeoffice. Etwa 36 Prozent der Befragten gaben einen mangelhaften oder nicht-ergonomischen Arbeitsplatz als Grund für Verspannungen im Rücken und Kopfschmerzen an. Dies bestätigt auch eine DAK-Erhebung vom Februar 2020. Hierbei stiegen die Krankheitstage aufgrund von Rückenschmerzen um 7 Prozent zum Vorjahr (Neu, 2021).

Ausblick

In den letzten drei Jahren ist die Akzeptanz gegenüber modernen Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodellen deutlich gestiegen. Deswegen ist davon auszugehen, dass das Homeoffice als Arbeitsmodell weiterhin bestehen bleibt. Allerdings werden hierfür klare Regeln und Rahmenbedingungen benötigt, um den zuvor geschilderten Risiken entgegenwirken zu können. Unter anderem sollte eine Anpassung der Unternehmenskultur sowie eine vertragliche Regelung des Arbeitsmodells erfolgen. Zudem sind klare Regeln bezüglich der Arbeitszeiten sinnvoll, um die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit besser voneinander abzugrenzen. Zu diesen Regeln gehören z. B. die Festlegung zeitlicher Obergrenzen, die Zeiterfassung, realistische Vorgaben für das Arbeitspensum, genug Personal und Vertretungsregeln. Des Weiteren sollte sich mit der Frage auseinandergesetzt werden, ob Arbeitnehmenden generell das Recht auf Homeoffice eingeräumt werden sollte, dies würde vor allem Frauen helfen (Studien zu Homeoffice und mobiler Arbeit, 2021). Seitdem letzten Jahr hat die Präsenzkultur, also das Arbeiten im Büro, wieder an Bedeutung gewonnen. Nach den Jahren des „Social Distancing“ haben viele Arbeitnehmende den Wunsch nach persönlicher Interaktion mit ihren Arbeitskollegen. Aus diesem Grund sollte in Zukunft der Fokus zunehmend auf das hybride Arbeiten gelegt werden, dass das Homeoffice mit dem Arbeiten im Büro vereint. Hierbei sollte beachtet werden, dass die Arbeit im Homeoffice grundsätzlich von den Beschäftigten nur auf freiwilliger Basis erfolgt (Lindner, 2022).


Literaturverzeichnis

Kohlert, C. (Hrsg.). (2021). Das menschliche Büro—The human(e) office: Hilfe zur Selbsthilfe für eine gesunde Arbeitswelt—Helping people to a healthy working environment. Springer Vieweg.

Landes, M., Steiner, E., Wittmann, R., & Utz, T. (2020). Führung von Mitarbeitenden im Home Office: Umgang mit dem Heimarbeitsplatz aus psychologischer und ökonomischer Perspektive. Springer Gabler.

Lindner, D. (2022). Hybride Arbeitswelt: Empfehlungen für die Arbeit zwischen Home und Office. Springer Gabler.

Neu, D. (2021, April 15). Neue Studien zum Homeoffice: Boom mit Schattenseiten [Nachrichten]. zdf.de. https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/corona-homeoffice-gesundheit-it-sicherheit-studien-100.html

Studien zu Homeoffice und mobiler Arbeit (Auf einen Blick). (2021). [Studienzusammenfassung]. Hans-Böckler-Stiftung. https://www.boeckler.de/de/auf-einen-blick-17945-Auf-einen-Blick-Studien-zu-Homeoffice-und-mobiler-Arbeit-28040.htm


Bildquelle

Foto von Jessica Arends auf Unsplash, https://unsplash.com/de/fotos/UzPbvwqvKNE, abgerufen am 16.01.2023

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