Seit Beginn der Homöopathie, welche in ihrer ursprünglichen Form der Alternativmedizin zugeordnet werden kann, existieren verschiedenste Meinungen in Bezug auf die Wirksamkeit. Die Kritik gründet im Wesentlichen auf drei Kernelementen:
1. Verwendung von potenzierten Arzneien – keine nachweisbare molekulare Substanz
2. Verordnung nach dem Ähnlichkeitsgesetz und nicht nach Indikation und Diagnose
3. Homöopathische Arzneimittelprüfung (HAMP) am gesunden Probanden anstelle vom Kranken zur Untersuchung von Effekten und Nebenwirkungen (Möllinger & Schneider, 2007).
Was ist Homöopathie überhaupt?
Unter Homöopathie versteht man eine therapeutische Methode, welche vor ungefähr 200 Jahre von Samuel Hahnemann angebracht wurde. Er war der Überzeugung, dass er mit der eingesetzten Chinarinde malariaähnliche Symptome hervorgerufen habe (Grams, Oude-Aost, Harney, Aust, & Parsch, 2020, S. 150).
Die Homöopathie sieht die Grundlage für Erkrankungen nicht in den Körperfunktionen des Menschen, sondern in einer belebenen, „nicht-materiellen“ Kraft. Krankheit kann somit als ein Symptom der verstimmten Lebenskraft bezeichnet werden. Dahingehend sei die Genesung nur durch die Umstimmung der Lebenskraft erreichbar. Das Ziel der Genesung soll durch den Einsatz von Mitteln erreicht werden, die bei Gesunden dem Krankheitszustand ähnliche Symptome hervorrufen. Dies kann man als „Ähnlichkeitsregel“ – „Similia similibus curentur“, bezeichnen. Dieses Prinzip ist die Basis für die Arzneimittelprüfung an Gesunden (Becker, 2008, S. 12-13).
Viele als Ursubstanzen verwendete Stoffe sind gesundheitsschädlich, weswegen sie in entsprechend geringen Dosen oder Verdünnungen verwendet werden (Becker, 2008, S. 13).
Zahlreichen Wissenschaftlern zufolge tritt in Folge der Verabreichung von homöopathischen Mittel lediglich der Placeboeffekt ein.
Was ist denn dieser Placeboeffekt?
Ein Placeboeffekt tritt dann ein, wenn nach Verabreichung eines Medikaments oder einer Therapie die erwünschte psychische oder körperliche Reaktion eintritt, obwohl dies nicht auf die im Medikament enthaltenen Wirkstoffe oder ein spezifisches Wirkprinzip zurück geführt werden kann (Aok). Für die klinische Forschung sind Placebos zwingend notwendig. Sie werden in Form von Tabletten, Salben oder auch Infusionen benutzt, um die Wirksamkeit neuer Arzneimittel testen zu können (Fuchs, 2011). Die Erwartungen eines Patienten erhöhen die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens. Nicht nur in placebokontrollierten Studien, bei regelmäßiger Einnahme medikamentöser oder nichtmedikamentöser Scheinbehandlung, sondern auch bei jeder echten Behandlung tragen starke Placeboeffekte wesentlich bei. Für eine maximale Wirksamkeit sind somit begleitende, positive Worte notwendig (Hansen, Zech, & Meissner, 2017).
Was wirkt denn nun an der Homöopathie?
Ein spezifisches Merkmal der evidenzbasierten Medizin ist ihr pragmatischer Ansatz, welcher zunächst rein auf die Frage nach dem Nachweis einer spezifischen Wirksamkeit von Arznei oder Intervention. In über 200 Jahren ist es der Homöopathie nicht gelungen einen Nachweis ihrer Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus hervorzubringen (Grams, Oude-Aost, Harney, Aust, & Parsch, 2020, S. 150).
Aus wissenschaftlicher Evidenz heraus identifiziert sich die Homöopathie als ein Verfahren, welches mit ausführlichen und langen, oft sehr empathisch wahrgenommenen Patientengesprächen einhergeht. Die besonders intensive Betreuung, die durch ein größeres Zeitkontingent möglich ist, gibt dem Patienten das Gefühl, dass auf die Bedürfnisse eingegangen wird. Diese Anamnesegespräche können somit als eine entstigmatisierte Form einer Gesprächstherapie angesehen werden. Neurobiologisch fundierte Placeboforschung konnte zeigen, wie wirksam suggestive Worte bei Schmerzen, vegetativen Symptomen sowie affektiven Erkrankungen sind und somit einen wesentlichen Beitrag zur Symptomlinderung sein können. Doch dieser Placeboeffekt ersetzt keine wirksame Therapie. So kann es sein, dass es zu einer Verschlechterung der Krankheit kommt, obwohl sich die Betroffenen besser fühlen (Grams, Oude-Aost, Harney, Aust, & Parsch, 2020, S. 154).
Fazit
Abschließend kann auf wissenschaftlichem Hintergrund festgehalten werden, dass Homöopathie keinen Nutzen bringt, der nicht auch auf einem anderen sinnvolleren Weg erreicht werden könnte. Die fehlenden Wirkungsnachweise sollten zunehmend mehr in die Öffentlichkeit geraten. Auch die Unterstützung der Krankenkassen verleitet viele Menschen dazu zu denken, dass homöopathische Mittel eine echte Wirkung zeigen und zum Beispiel notwendige Antibiotika ersetzten können. Es sollte ein besonderes Gewicht darauf gelegt werden, den Stellenwert von Methoden ohne Evidenznachweis, gezielt aufzuklären (Grams, Oude-Aost, Harney, Aust, & Parsch, 2020, S. 156-157).
Literaturverzeichnis
Aok. Placeboeffekt: Wie wirken Medikamente ohne Wirkstoff? Aufgerufen am: 20.09.2022 Verfügbar unter: https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/placeboeffekt-so-wirkt-er/: AOK-Bundesverband GbR.
Becker, C. (2008). Lage zur Evidenz der Wirksamkeit homöopathischer Medikamente bei Kindern. Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes.
Fuchs, C. (2011). Placebo in der Medizin. Aufgerufen am: 18.09.2022 Verfügbar unter: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/_old-files/downloads/PK_Placebo_Statement_Fuchs.pdf: Bundesaerztekammer.
Grams, N., Oude-Aost, J., Harney, O., Aust, N., & Parsch, U. (2020). Homöopathi in der Pädiatrie – eine kritische Analyse. Monatsschrift Kinderheilkunde: Springer.
Hansen, E., Zech, N., & Meissner, K. (2017). Placebi und Nocebo. Aufgerufen am: 18.09.2022 Verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00108-017-0294-0: Springer.
Möllinger, H., & Schneider, R. (2007). Homöopathie: mehr als nur Placeboeffekt. Aufgerufen am: 18.09.2022 Verfügbar unter: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2007-968064: thieme.
Pieper, M. (2019). Globuli und Glaubuli.
Bildquelle:
https://pixabay.com/de/photos/globuli-hom%c3%b6opathie-naturheilkunde-3163133/