By Published On: 25. April 2023Categories: Literaturempfehlungen

Wie kann ein Mensch unter den grausamsten Gegebenheiten immer noch Hoffnung empfinden? Und was passiert nach dem Trauma? Im Buch „In der Hölle tanzen“ erzählt die berüchtigte Psychologin Dr. Edith Eva Eger wie sie Ausschwitz überlebte und im Laufe ihres weiteren Lebens ihre Freiheit fand.

Über den Autor

Die Ungarin Dr. Edith Eva Eger wurde als Teenager mit ihrer Familie in ein Todeslager der Nationalsozialisten deportiert. Als Ausschwitz-Überlebende und klinische Psychologin mit einer Praxis in Kalifornien, macht sie es sich zur Aufgabe aus ihrer Vergangenheit und ihrem Fachwissen Gutes zu schaffen, indem sie unter anderem als Beraterin für Soldaten zum Resilienztraining und zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen dient (Eger & Weigand, 2019, S. 479).

Inhalt

Das Buch besteht aus vier Teilen und 23 Kapiteln. Dr. Edith Eger erzählt ihre Lebensgeschichte und beschreibt, was sie aus ihren Erfahrungen gelernt hat.

In dem ersten Teil „Gefängnis“ erzählt Dr. Eger zuerst von ihrer Kindheit und ihrem Teenageralter. Als die kleinste von drei Schwestern fühlt sie sich oft als „die Unsichtbare“, doch findet bald ihre Leidenschaft, das Kunstturnen und Tanzen. In ihrer Jugend finden bereits die ersten antisemitischen Aktionen der Nazis statt. Eines Nachts wird Edith von Soldaten aufgeweckt, welche sie in eine Bahn in Richtung eines Konzentrationslagers bringen. Wenn sie ankommen, werden sie und ihre Schwester von ihren Eltern getrennt, welche kurz danach vergast werden. Im weiteren Verlauf des ersten Teiles wird ihr grausames Leben in mehreren Arbeitslagern beschrieben. Sie schafft es stehts mit ihrer Schwester zusammenzubleiben und verliert nie ihre Hoffnung. Am Ende des Teils wird sie von amerikanischen Soldaten gerettet (Eger & Weigand, 2019, S. 19-64).

Der zweite Teil des Buches „Flucht“ erzählt zuerst von ihrer körperlichen Genesung. Als Edith befreit wird, ist sie so abgemagert und schwach, dass sie weder laufen noch sprechen kann. Im Laufe ihrer langsamen Genesung findet sie ihre ältere Schwester wieder, welche Ausschwitz entgehen konnte. Ebenso lernt sie ihren späteren Ehemann kennen und sie bekommen ihr erstes Kind. Als Ihr Ehemann aus politischen Gründen verhaftet wird, befreit ihn Edith aus dem Gefängnis und sie fliehen nach Amerika, um ihrer Tochter dort ein Leben jenseits von Krieg zu ermöglichen (Eger & Weigand, 2019, S. 65-224).

Teil drei des Buches „Freiheit“ erzählt von Dr. Egers Leben in Amerika. Zuerst haben sie und ihre Familie es nicht leicht, doch mit der Zeit, können sie sich ein gutes Leben mit ihren nun drei Kindern aufbauen. Dr. Eger beschließt Psychologie zu studieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sie weder von ihrer Zeit in Ausschwitz gesprochen, noch hat sie sich selbst mit den traumatischen Ereignissen auseinandergesetzt. Als sie dann auf den Neurologen Viktor Frankl und seinem Buch „…trotzdem ja zum Leben sagen“, welches ebenfalls von seiner Zeit in Auschwitz handelt, aufmerksam wird, fängt sie an, sich mit Ihrer Vergangenheit mehr auseinanderzusetzen. Edith macht ihren Master in pädagogischer Psychologie und ihren Doktor in klinischer Psychologie. Als sie eine Rede in Hitlers alten Rückzugsort halten soll und sein Haus besucht, kann sie den Schmerz von ihrer Zeit in Ausschwitz an sich ranlassen und fühlt sich endlich freier. Durch diese Erfahrung entscheidet sie sich in das Konzentrationslager in Ungarn zurückzukehren, da sie sich in ihrer Heilung noch unvollkommen fühlt. Dort angekommen, merkt sie, dass sie sich all die Jahre selbst die Schuld für den Tod ihrer Mutter gab. Sie schafft es, sich zu verzeihen (Eger & Weigand, 2019, S. 225-404).

Der letzte Teil des Buches heißt „Heilen“. Hier beschreibt sie mehrere Schritte, die ihrer Meinung nach zur Heilung führen. Sie nennt sie „Schritte im Tanz der Freiheit“ (Eger & Weigand, 2019, S. 408). Anhand von Patientengeschichten erläutert sie die drei Schritte des Tanzes:

-Verantwortung übernehmen: Wenn wir nicht anfangen die Verantwortung für uns selbst und unser Leben zu übernehmen und sie immer jemand oder etwas anderem zuteilen, werden wir nie richtig leben.

-Risiken eingehen: Um seiner Selbstverwirklichung nicht im Weg zu stehen, sollte man lernen gezielte und wichtige Risiken einzugehen, auch wenn man Angst davor hat.

-Kummer und Trauer freigeben: Es ist wichtig, den Schmerz und die Schuld, welche man nach traumatischen Ereignissen empfindet, nach einer Zeit freizugeben. Es liegt jedem Menschen offen die Freiheit zu wählen, indem man sich selbst als Mensch und somit auch seine Fehler akzeptiert und sie sich vergibt (Eger & Weigand, 2019, S. 405-466).

Das Buch endet mit einem an den Leser gerichteten Satz: „Meine hoch geschätzten Leser, Sie können wählen, frei zu sein.“ (Eger & Weigand, 2019, S. 465).

Fazit

Das Buch „In der Hölle tanzen“ zeigt, wie man trotz grausamer Dinge, die einem widerfahren sind, immer ein Licht am Ende des Tunnels sehen kann. Dr. Eger schaffte es selbst in dunkelsten Zeiten auch ihre Hilfe anzubieten und zumindest in ihrem Geist frei zu sein. Die hier dargestellte Zusammenfassung des Inhaltes des Buches, kann dessen Einfluss nicht einmal ansatzweise wiedergeben, da vor allem die kleinen Erzählungen und Anekdoten hier die meiste Bedeutung haben. Auch wenn die meisten Menschen bereits die Fakten des Holocaust kennen, zeigt das Buch die unvorstellbaren Qualen, welche diese Menschen erleben mussten, hautnah.

Für mich als Psychologiestudentin war dieses Buch sehr bereichernd. Die verschiedenen Patientengeschichten waren sehr aufschlussreich und zeigten Dr. Egers Mitgefühl und ihre Expertise. Ihre Lebensgeschichte zeigte mir, dass für viele Überlebende nicht nur das traumatische Ereignis selbst das schlimmste sein muss, sondern das Leben danach noch schwieriger sein kann. Menschen, welche Traumata erlitten, müssen ihren Platz im neuen Leben finden und sich nicht nur mit dem Trauma auseinandersetzen, sondern auch mit dem, was sie verpasst haben und dem Wissen, dass sie nicht mehr die gleiche Person sind, welche sie waren.

Ihre Erläuterungen am Ende des Buches zeigen anhand von nachvollziehbaren und teils auch sehr ergreifenden Beispielen, wie sehr wir uns selbst oft aufhalten und beschränken. Durch die Schritte zur Freiheit erklärt sie dem Leser jedoch, dass wir alle in der Lage sind unser Leben in die Hand zu nehmen, wenn wir unsere Denkweise anpassen. Ebenso lehrt sie uns durch ihren eigenen Lebensweg, wie wichtig es ist, uns und andere zu akzeptieren und wertzuschätzen. Eine klare Literaturempfehlung meinerseits!


Literaturverzeichnis

Eger, E. E. & Weigand, E. S. (2019). In der Hölle tanzen: Wie ich Auschwitz überlebte und meine Freiheit fand (aus dem Englischen von L. Prugger) (1. Auflage, genehmigte Taschenbuchausgabe). München: btb.

Bildquelle

Titelbild: eigene Fotografie

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